Härten nur nach Gefühl

hpkb

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Ich lese gerade Romans Buch und versuche Theorie und Praxis zu verbinden.
Früher habe ich das Härten immer so gemacht. Eingedenk der Tatsache das die japanischen Schmiede jedes vierte Schwert beim Härten ruinieren, war der ganze Vorgang der bedeutungsvollste beim Messermachen und wurde von mir entsprechend feierlich und hochkonzentriert durchgeführt. Die Kohlen mussten langsam aber gründlich entgast werden. War das Feuer soweit, wurde das Messer behutsam in das sehr kalte Feuer gelegt und ganz langsam erhitzt. Sobald es einen Hauch von Rot zeigte wurde es herausgenommen und begutachtet ob es auch überall gleich warm war. Nachdem eine bessere Stelle im Feuer gefunden war, wurde es wieder hineingelegt. Danach noch ein zweimal genauestens kontrolliert ob es auch wirklich gleichmäßig leuchtet, meistens war das Feuer noch nicht zufriedenstellend und wurde etwas verändert und die Klinge konnte derweil etwas abkühlen und sich bei der Pause entspannen. Alles schien optimal zu sein. Die Klinge wurde jetzt weiter erhitzt und immer wieder kurz herausgenommen um die Farbe zu kontrollieren. Die Temperatur stieg so schlangenlinienartig oder auch pendelförmig an. Die innere Spannung nahm zu, die Bewegungen mussten genau koordiniert erfolgen damit beim Eintauchen exakt die richtige Farbe da war. Mehrere Probeläufe und der blitzschnelle Entscheid "Jetzt".
Bei dieser Vorgehensweise ist mir nie eine Klinge ruiniert worden. Unter Zeitdruck oder mal so nebenbei habe ich durchaus öfters Edelschrott produziert.
Roman lieferte mir das Verstehen der Vorgänge, andere Fachbücher waren da nicht hilfreich.
Ich habe immer reine Kohlenstoffstähle benutzt, meistens als Damast aber auch als Monostahl 1 Prozent und höher.
Welche Vorgänge liefen da ab? Durch das langsame Aufwärmen und die Zeit die das Hantieren am Feuer benötigte, Zeitintervall ca. zwanzig bis dreizig Minuten, müsstees ev. ausgereicht haben um den Stahl weichzuglühen. Dadurch dass ich immer wieder die Klinge aus dem Feuer genommen habe um zu kontrollieren könnte der Stahl sowohl normalisiert als auch eingeformt worden sein. Durch das langsame Herantasten an die richtige Temperatur dürfte auch kein Kornwachstum entstanden sein.
War ich in Zeitdruck liefen die Vorgänge wie Weichglühen, Normalisieren und auch Einformen viel zu schnell ab um Wirkung zu zeigen. Auch passierte es leichter das durch zu hohe Temperaturen Kornwachstum stattfand.

Ob diese Vorgehensweise wirklich optimal war könnte aber nur eine metallurgische Untersuchung beweisen.

Die technische Seite mit Härteofen und Tabellen ist sehr ausführlich bei Roman und anderen Fachbüchern beschrieben und sicher der bessere Weg um reproduzierbare Ergebnisse zu erzielen.

Wenn noch mehr Beschreibungen kämen wie ihr das ohne Hilfsmittel gemacht habt, fände ich das sehr gut

Gruß Hans-Peter
 
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