Härten Unterschied selektiv/differentiell

Enzo

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hallo!

ich habe gestern nen ganzen abend danach gesucht, (habe auch das ganze Forum durchsucht) und einfach keine schlüssige Antwort darauf gefunden was genau der Unterschied von selektiv- und differentiell Härten ist.
da kann mir doch sicher einer von euch weiterhelfen! oder?

E.
 
Hi,
ich kann dir auch nicht antworten, aber ich unterstütze nohmal die Frage.
Ich habe bisher geglaubt, dass das dasselbe ist, aber insbesondere nach dieser Fragestellung würde mich auch interessieren, wo der Unterschied liegt, wenn einer besteht.
Sebastian
 
Meine Erklärung wäre:

Selektiv härten: Nur die Schneide wird abgeschreckt, während der Klingenrücken langsamer abgekühlt wird und sich damit nur im Schneidenbereich Martensit bildet. Der Klingenrücken bleibt weich.

Differentiell anlassen: Der Klingenrücken wird bei einer höheren Temperatur angelassen als die Schneide und wird dadurch weicher und zäher.

Korrigiert mich, wenn ich da falsch liege.

Grüße Willy
 
Tja, da haben wir wieder so einen Fall, wo eigentlich jeder weiß, was gemeint ist, und dennoch die Worte nicht genau definiert sind. Ich bin mir da auch nicht schlüssig.

Gemeint ist - so wie ich es interpretiere - dass man im Endergebnis eine harte Schneide und einen zähen Rückenbereich hat, auf Klingen bezogen. Ohne dass man zunächst weiß, wie man das genau erreicht.

Was ist der Wortsinn?

Selektiv=etwa: ausgewählt. Könnte passen. Ausgewählte Bereiche werden gehärtet.

differentiell: machen wir eine Anleihe in der Mathematik/Physik: längs eines definierten Weges (z.B. die Entfernung von der Schneide) gibt es Unterschiede, meist derart, dass die Härte z.B. kontinuierlich zum Rücken abnimmt.

Es wird, so wie ich meine, hier eigentlich nicht unterschieden. Würde man es unterscheiden wollen, so böte sich an, es in oben genanntem Sinne zu machen.

Aber mal ehrlich: wie kompliziert wollen wir es haben?

Nehmen wir die gute alte Meisselhärtung: Schneide im flüssigen Medium abschrecken (partiell, selektiv, differentiell???) härten, dann aus der Hitze des Restmaterials anlassen, die einströmende Restwärme führt in der Tat zu einem örtlich unterschiedlichen Anlassen.

Hier hat man beides, örtlich unterschiedliches Abschrecken (ziemlich scharf begrenzt durch die Eintauchhöhe) und sofort anschließendes Anlassen, wobei das Aufwärmen auch noch dazugehört. Ein äußerst komplexer Vorgang.

wie WiCon schon sagte, man kann aber auch nach dem Härten differentiell anlassen, da erzeugt man erst einen homogenen Härtungszustand überall, und erwärmt lokal unterschiedlich.

Die dritte Möglichkeit wäre, selektiv zu härten wie beim Meissel (eine Axt härtet man übrigens auch so, geht über die Anlassfarben, man muß mit einem Stein die Schneide dann anpolieren, um die Farben zu sehen nach dem Abschrecken), abkühlen lassen, dann Anlassen und dabei die Anlassbehandlung für beide Partien in der Klinge gleich zu halten.

Also zwei einfache und ein komplexer Vorgang, wobei man durch Kunstgriffe die Wärmeführung in den einzelnen Partien noch gezielt führen kann.

Ich kann im Moment nicht klar erkennen, ob die oben getroffenen Unterscheidungen durch die beiden Ausdrücke, ergänzt noch um "partiell", sinnvoll getrennt erfasst werden.

Ich meine, das könnten wir einmal diskutieren und einen geeigneten Sprachgebrauch herstellen.

Was meint Ihr?
Insofern sind oben nur meine Vorstellungen dargelegt.
 
herbert schrieb:
...
Was ist der Wortsinn?

Selektiv=etwa: ausgewählt. Könnte passen. Ausgewählte Bereiche werden gehärtet.

differentiell: ... gibt es Unterschiede, meist derart, dass die Härte z.B. kontinuierlich zum Rücken abnimmt.

Aber mal ehrlich: wie kompliziert wollen wir es haben?
...

Was meint Ihr?

Hast Du doch schon gemacht, soweit es sinnvoll und praktikabel ist.

selektiv = ausgewählter oder ausgesuchter Bereich
differentiell = unterschiedliche Bereiche und/oder Werte - ganz unwissenschaftlich im Wortsinn.

edit:
also im Prinzip egal, welchen der beiden Begriffe man verwendet, weil es letztlich den gleichen Effekt harte Schneide und weicheren Rückenbereich beschreibt, man sollte vielleicht unterscheiden, mit welchem Verfahren man das erzeugt, direkt beim Härten, oder erst später beim Anlassen, selbst dann wäre es in Prinzip egal, ob man "differentiell" oder "selektiv" davor setzt

um es beispielhaft zu steigern:
progressiv - habe ich auch mal in einer Messerbeschreibung gelesen, dürfte aber aus der Fahrzeug-/Fahrwerkstechnik für Federn bekannt sein.
Darin ist selektiv und differentiell "technologisch" enthalten, weil je nach spezieller Bauart der Feder unterschiedliche Federraten in ausgewählten Bereichen einer Feder erzeugt werden - allerdings war das vor Jahren auch ein Begriff, um den "Marktwert" mittels wichtig klingender Bezeichnung zu steigern :steirer:

Gruß Andreas
 
Zuletzt bearbeitet:
warum einfach wenns auch kompliziert geht! logisch!

vielen Dank! jetzt is es mir klar!

Lustig...! Hat man doch all die Zeit etwas gemacht, und nie gewusst wie es technisch heisst... (Habe dann halt immer "teilweise Härten" oder "nur die Schneide gehärtet" verwendet.)
Aber stimmt schon, eigentlich ganz logisch!

tja, warum einfach, wenns auch kompliziert geht...

Enzo

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Und der Haifisch, der hat Zähne
Und die trägt er im Gesicht
Und Macheath, der hat ein Messer
Doch das Messer sieht man nicht.
...
 
Zitat von Herbert:
Ich meine, das könnten wir einmal diskutieren und einen geeigneten Sprachgebrauch herstellen.

Vielleicht ergeben sich dadurch ja auch Empfehlungen, wie welche Messer gehärtet werden sollten. Na gut, dass ich meine Schnitzmesser weder differentiell noch selektiv noch depressiv :hmpf: , sondern einfach durchhärte, ist klar, aber welche WB ist für ein größeres (Hau-)Messer sinnvoller, partiell härten, oder progressiv anlassen :glgl: .
Dabei fällt mir zum Beispiel AchimW´s Aussage beim ABS-Test bei Markus Balbach ein. Nachdem er sein Messer um 90° gebogen, und danach wieder gerade gebogen hatte, sagte er, dass er das mit dem Messer schon ein paar Mal gemacht habe.
Aber: Macht ein Lauri-PT mit 63mm Klingenlänge überhaupt Sinn (normale Nutzung vorausgesetzt)?

Grüße Willy
 
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