Härteservice deiner Härterei

lazedress

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Hallo,

ich habe vor, ein Messer aus 1.4034 zu fertigen (Stahl ist schon da), um auszutesten, ob der Stahl wirklich unterschätzt wird. Im Forum habe ich die Angaben von Günther zum Härten von 1.4034 gefunden:

Vorwärmen 600- 800°
Hoch auf Härtetemperatur 1045° 12 Minuten halten
abschrecken in Heißem Öl (60°)
sofort tiefkühlen ich mach das zwischen zwei und drei Stunden in flüssigem Stickstoff
danach anlassen bei 150°
nach einer Stunde in Wasser abschrecken
sofort wieder Tiefkühlen
und ncoh einmal eine Stunde anlassen bei 150 bis 190 °C

Wie macht das denn die Härterei, an die du deine Klingen (und vielleicht auch bald meine) schickst? Gibt es schon Erfahrungen mit 1.4034 und dieser Härterei?
 
@lazedress,
soweit mir bekannt wird per stickstoff abgeschreckt - nicht im öl.
tiefkühlen ist klar - das lass ich grundsätzlich machen.
4034 bekomme ich immer mit ca. 58hrc vom härten zurück.

die frage ist ob das ölhärten gegenüber dem vakuum mit stickstoff abschrecken den großen unterschied macht?

herbert?????? , roman ?????? ulrich???? - antwort gesucht ;-)..
 
Danke für die schnelle Antwort!

58° hrc wären eigentlich für meinen Zweck genau richtig, da es so eine Art Campknife werden soll...
 
Bei dem meist unterschätzten 4034 kommts auf die Abkühlgeschwindigkeit nicht soooo sehr an. Aber der wird meist lieblos behandelt, wenn man nicht zu Härtereien geht, die das alles kennen und entsprechend handeln. Denn die Endhärte sagt nicht alles.

Meist sind mit Messermachern zusammenarbeitende Härtereien gut auf die Werkstoffe eingestellt, aber wenn man das das erste Mal mit einer Härterei macht, würde ich den Empfehlungen von Günther folgen. Eher mit der Temperatur noch etwas höher gehen, so auf knappe 1100°C. Dann hat man eigentlich keine Karbide mehr drin! Und vollen Cr-Gehalt in der Matrix bei hinreichend hoher Härte. Ich mag diesen Stahl.

Aber 1100°C ist schon so eine heiße Sache. Da empfiehlt sich auch das Abschrecken in heißem Öl, sonst ists zu schnell.

Ach so, die Endhärte stellst Du übers Anlassen ein.

Berichte mal, was Du gemacht hast, und ob Du zufrieden warst.

Ich werde nächste Woche einen kleinen Aufsatz zu diesem Thema im Rahmen des '"Lehrgangs kleiner Stahlschlüssel" hier einstellen, darin sieht man, wie in Abhängigkeit von Cr und C bei Anwesenheit von Mo oder ohne bei unterschiedlichen Temperaturen die Rostträgheit und Härte abgeschätzt werden können.
 
:super: Vielen Dank für die Antwort!

@ Jürgen Schanz:

Kann man denn "deine" Härterei auch ganz lieb fragen, ob die genau nach dem empfohlenen Schema vorgehen könnten? :) Also mit Stickstoff an Stelle des Öls, denn das ist laut Herbert ja egal...
 
bis jetzt waren die immer für versuche offen ;-).
kostet dann halt ne flasche bier extra - oder so....
 
Das hört sich ja vielversprechend an! Sobald die Klinge fertig ist schreibe ich dir eine Mail! Danke für deine "Offenheit für Neues" :super:

@ Herbert:

Du schreibst, 1100°C sind noch besser, wären aber ne heiße Sache...
Meinst du damit Verzugs- oder Rissgefahr? Lohnt sich dieses Risiko? Die Klinge ist 4mm stark und der Flahschliff geht bis 27mm hoch. Die Klingenlänge beträgt ca. 17,3cm.

Könnte man mit der Klinge die 1100° wagen? Kann man andere Dinge der WB auch noch ändern, um das Ergebnis zu steigern?
 
Also bei allem Respekt Herbert,

aber bei 1100°C Austenitisieren in einem komerziellen Härtereibetrieb ist die Klinge mit größter warscheinlichkeit Tot.
Vielleicht hat man ja Glück und die machen es im Salzbad uns der Typ der da steht hat das wort feinster Martensit auf seinem Armen eintätowiert. Denn dann müssen alle Vorwärmstufen angepasst sein und die Haltezeit wird dann so ca. 1 min betragen damit das Korn noch feinkörnig bleibt.
Bei einer Härterei muss man heute davon ausgehen, dass die alle Vakuumöfen haben die feste Programme für fachunkundiges Personal haben und da wird sicherlich nicht nach 1 min. abgeschreckt .
Also last das mal mit 1100°C da ist die Warscheinlichkeit riesig dass hier was in die hose geht.
Der 1.4034 ist nach vielen Versuchen durch Stüdemann mit 60HRC machbar und das hatte ich auch als ich noch rostfrei gemacht hab.

Aber das bedeutet auch, dass mann auch unmittelbar nach dem Härten TK anwendet und nicht das Zeug einen halben Tag uns mehr rumliegen lässt wie es oft in der industrie geschiet. Zudem mach ich dann nur ein Anlassen mit 160-180°C und alles ist glücklich...

Für eine schlagende Anwendung in richtung hoher austenitisierungsgrad zu gehen ist an sich sowiso der Falsche Weg, denn die Zähigkeit sink nachweislich und stark mit härtetemperaturen über 1020°C bei diesem Stahl.
Die 1045°C sind gewählt weil es sich um den besten Kompromiss zwischen Sinnvollen Eigenschaften und Beherrschbarer Prozessparameter handelt.

lazedress genau richtig ist feister Martensit und nicht 58HRC den der bring die Zähigkeit
 
roman, ich dachte auch mehr ans selbermachen.

Wenn die Rede von optimaler Wärmebehandlung ist, dann muß man ja erst mal definieren, was man darunter versteht im Hinblick auf die eigenen Anforderungen an die Schneide.

Dann muß man prüfen, welche Möglichkeiten der praktischen Durchführung einem bleiben.
Und fällt dann gleich in Ohnmacht.

Das ist ja die Crux, man hat einen Stahl mit viel Potential, und man muß sich mit mangelhafter Durchführung begnügen, da man sich an andere anlehnen muß.

Wenn man wirklich allen Aufwand treiben will, um seinen 4034 richtig zu behandeln, dann muß man entweder selbst ran oder sich jemand suchen, der bereit ist, das Messer einzeln zu behandeln.

Vielleicht mal an einem Hochschulinstitut? Oder mal bei Härterei Hauk persönlich vorstellig werden? Oder bei Otto Fuchs in Meinerzhagen, die sind auf Sonderwünsche eingestellt.

Ist schon richtig, wenn man den Aufwand sieht, den Günther vorschlägt, dann verschlägt es dem braven Lohnhärter glatt die Sprache.
 
Danke für eure Beiträge!

Da stellt sich aber nur noch die Frage, welche Privatperson einem so was härtet für einen "normalen" Preis. Ich selber kann es nicht, gibt es vielleicht Leute im Forum die sowas für einen machen?
 
Nur eine Ergänzung am Rande noch. Einem Härteversuch mit einer 1050° heißen Klinge, die in flüssigem Stickstoff abgeschreckt wird, würde ich gerne mal (aus der Ferne) zusehen. DAS geht ab! :D

Die erste Abkühlung erfolgt sicher mit Öl oder Luft. Erst wenn das Werkstück einigermaßen bei Zimmertemperatur angekommen ist, kommt der flüssige Stickstoff zum Einsatz.
 
Danke nochmals für die vielen fachkundigen Antworten :super:

Wäre es dann nicht gut (und frech:p), die Stahlnummer geheim zu halten, damit die nicht sorglos mit dem "normalen" 1.4034 umgehen?

Wenn man einfach sagt, die Stahlnummer sei nicht nennbar aber man habe die genauen Härteangaben (siehe mein erster Post) dann sollte man doch die besten Ergebnisse bei 1.4034 erzielen können, wenn man nicht gerade selber einen Ofen hat...

@ Jürgen: Könnte man da was deichseln? :hehe:
 
Find ich lustich, echt!

In ner Härterei wird täglich tonnenweise Material durchgeschleusst. Da hat wirklich niemand Interesse an deinem einzelnen Klingenrohling. Und dann kommst du mit lustigen Spielchen. Da sag ich doch als Betriebsleiter entweder: "Nimm dein Zeugs wieder mit heim und lass mich in Ruhe!" oder ich schmeiss das Ding in irgendne Charge mit rein.

Und da rede ich jetzt aus eigener Erfahrung, hatte während der Semesterferien mal etliche Wochen in ner Härterei gejobt, 200 Tonnen am Tag ist da z.T. normal.
 
Zuletzt bearbeitet:
Aber ich sehe genau so wenig ein, ein nicht optimales Ergebnis zu erhalten...

Irgendeine Möglichkeit muss es doch geben, ein gutes Ergebnis zu erzielen!

Aber du hast recht, ich glaub ich geb der Härterei von Jürgen einfach die Härteangeben und hoffe darauf dass die sich dann auch Mühe geben (warum auch nicht?).
 
Nun als ehemaliger technischer Leiter einer Härterei im Lohnbetrieb, kann ich den Ausführungen von Armin2 nur zustimmen. Leider
:glgl:
 
warum in großbetrieben experimente machen? die haben andere aufgaben und kunden. ich denke da sind wir kleine messerbastler/messermacher bei weitem nicht so gut aufgehoben wie bei den abels, armins und anderen verdächtigten hier aus dem forum
(-:
 
Nun, um wieder mal den nur zu wahren Slogan von roman zu bemühen: es kommt nicht nur auf die Härte an, sondern auch auf das Gefüge, von dem sie bereitgestellt wird.
Der HRC-Wert ist ein ziemlich grober, will sagen: globaler. Wert.
Unsere Anforderungen an Klingen gehen aber über das normale Mass der üblichen Anwendungen oft hinaus.

Wenn man eine richtig rostfreie Klinge haben will mit dem vollen Potential für feine Schneiden, dann muß man den Aufwand entsprechend planen.
Meist kennen das die Härtereien, nicht alle wollen sich auf so etwas einlassen.

Das Ärgernis ist, dass man um den Vorteil der Rostfreiheit willen die WB ziemlich genau machen muß.

Roman hat darauf oft hingewiesen, und wers lesen mag, im Lehrgang zum kleinen Stahlschlüssel ist es im letzten Artikel begründet. OK, schwer verdaulich, aber wer das liest, weiss zum einen, was man mit solchen unterschätzten Stählen machen kann, und warum so super duper Stähle bei weitem nicht mithalten können, wenn man nicht aufpasst, und warum andererseits die WB so ungleich viel mehr Aufwand fordert.

Das ist unser Problem geworden. Hier im Forum wissen wir zuviel.

Man hat mir mal gesagt, warum das Optimum, wenn man mit weniger Aufwand ein für den Normaluser zufriedenstellendes Ergebnis erzielen kann.

Ja schon, aber mich würds auch stören, zu wissen, dass ich einen Ferrari fahre, aber jemand hat die Hälfte der Zündkerzen ausgeschraubt.

Ist ein saublödes Gefühl.
Red mal mit den üblichen Verdächtigen.
Oder geh zu einer der genannten Adressen.
Ich selbst kann es mit meinen Mitteln nicht, oder noch nicht, demnächst habe ich eine bessere Ausrüstung, dann können wir mal ein paar Versuche machen.

Idealerweise finden wir einen messerbegeisterten reichen Mann, der sich die nötige Ausrüstung anschafft, und Spezialservice für uns pingelige Messerfreaks anbietet.

Was würde der brauchen:

Härteöfen mit und ohne Inertgas, Vakuum, Salzbad oder alles
Vorrichtung zum Kühlen unter Stickstoff
Anlassequipment
Härtemesser für HRC und HV
Discotom
Ausrüstung für metallographische Schliffe
 
ich denke da sind wir kleine messerbastler/messermacher bei weitem nicht so gut aufgehoben wie bei den abels, armins und anderen verdächtigten hier aus dem forum
(-:

Ich habe gerade mal nachgeschaut:

Claymore: Härtet nicht mehr...
ArminII : Härtet nur Kohlenstoffstähle und niedriglegierte Werkzeugstähle
Andere Verdächtige: Da benötige ich eure Hilfe, ich finde niemanden mehr! Ich suche halt wirkliche jemanden der auch tiefkühlt und sich an die Härteangaben von oben hält...
 
Zuletzt bearbeitet:
mail mir mal die daten zu und ich frage nach.
kenne da auch noch eine kleine härterei die ab und zu auch mal interessiert ist an solchen sachen, aus privatem interesse - evtl. machen die mit....
 
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