Härtung / Anlassen mit 1.2842 fehlgeschlagen

Besucher123

Mitglied
Beiträge
353
Hallo zusammen,

Vielleicht kann mir jemand einen Tipp geben was ich falsch gemacht habe. Besagten Stahl habe ich in einer Kohlenesse auf die gewünschte Temperatur gebracht. Ich hab mich nach der Glühfarbentabelle gerichtet. Danach wie beschrieben in Öl abgeschreckt und bei 200 Grad in den Ofen für eine Stunden zum anlassen, dann kurz in Wasser abgeschreckt und wieder für eine Stunde in den Ofen.
Nach dem säubern der Klinge habe ich den Schneidenanschliff gemacht ( per Hand ) und festgestellt das die Klingenschneide bestenfalls Blechqualität hat. Sprich zwei Möhren geschnitten, Schneide verbogen, nicht umgelegt sonder eingedellt durch die Krafteinwirkung auf das Holzschneidebrett. Stahldicke war einmal 3 mm einmal 1,5mm.

Meine Frage daher, wie lange muss die Klinge in dem kirschroten Farbton glühen bevor ich sie abschrecke?

Hat die Aufwärmphase zu lange gedauert?

Wäre dankbar für den Hinweis da ich den "Anfängerstahl" gerne mal selber richtig hinbekommen würde.

Danke vorab.

Gruß B123
 
Hi,

Dich nach den Glühfarben zu richten würde ich dir nicht empfehlen! Das ist - zumindest für Leute mit wenig Erfahrung sehr schwierig.

Besser ist es den Magnettest zu machen, sprich du schnappst dir einen Magneten und testest damit, ob die glühende Klinge magnetisch ist. Wenn nein, dann ist die richtige Temperatur erreicht, und du kannst abkühlen. Ist meiner Erfahrung nach die einfachste Methode und du musst dich nicht mit den Glühfarben herumplagen, da man sich da ja wegen der Lichtverhältnisse leicht täuschen kann.

lg,
Rainer
 
Hmm das hatte ich auch schonmal überlegt, aber damit weiß ich doch nur das die Temperatur über 763 Grad liegt aber nicht wieviel darüber. Ich dachte bisher das die Härtetemperatur entscheidend für das gelingen ist?

Gruß B123
 
Hallo B123

Ich hab hier in meinem Datenblatt eine Temperatur von ca 820Grad .
Bin zwar nicht der Stahlexperte ,aber ich vermute du warst etwas zu vorsichtig .Meist versuch ich bei Verdunkelung auf Hellkirschrot zu kommen...hmm.
bei 760 rum ist der Stahl noch Dunkelkirschrot und vermutlich noch unter dem Härtepunkt.

Hoffe das hilft etwas weiter -oder eben die Magnetprobe.
freundl.Grüße
Marcus
 
Wichtig beim Härten ist IMHO:

das untereutektischer C-Stahl vollständig austenitisiert (umgeklappt) ist bevor die Abkühlung beginnt.

Bei übereutektischen C-Stahl (z.B. 1.2842) liegt die Sache etwas anders.
Da liegt die Härtetemperatur normalerweise ca. 50°C oberhalb von 723°C (also ~773°C ;) ).
Ev. kann jedoch erforderlich sein den Stahl vorher weichzuglühen (irgendwas mit Zementitnetz auflösen und einkugeln ???) um ein optimales Ergebnis zu erreichen. Auch zu kurzes halten oder *1 Nichterreichen der Härtetemperatur bewirkt Restperlit (weich).

Legierungsbestandteile verschieben diese Temeraturen dann noch etwas.
Die Härtetemperatur liegt lt. Stahlschlüssel mit 790-820°C vermutlich auf der sicheren Seite. ;)

Der Merksatz müsste als heißen:
Solange der Stahl noch magnetisch ist, hat man die Härtetemperatur nicht erreicht!

*1 keine Sonderkabide, kein halten erforderlich gem. U.Gerfin
 
Zuletzt bearbeitet:
Danke für die Tipps an alle.

Okay, ich werde es mit einem neuen Rohling probieren und wenn es klappt werde ich hier berichten, ansonsten schick ich die Rohlinge einfach zum härten ein :irre:


Grüße B123
 
Hmm, ev. erst mal einen Härteversuch mit einem kleinen Stück machen, nicht das eine Materialverwechselung vorliegt und es nur Baustahl ist.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo
hast du direkt nach dem härten geprüft ob die Klinge hart geworden ist?
Geht am besten mit einer Feile oder du versuchst Glas damit zu ritzen sollte gehen.
Nach meiner Meinung sind zwei Stunden auch viel zu lange. Ich lasse 30 Min dann abschrecken und dann nochmal 20 Min an. Jeweils bei 200 Grad.

Gruß
 
Du wirst zunächst um den empfohlenen Magnettest nicht herumkommen.
Besorge dir also einen wirklich starken Magneten, verlängere einen Pol mit einem Stahlstift und zwar so, daß am Ende des Stifts noch deutlich magnetische Wirkung zu spüren ist.
Mit diesem am Magneten hängenden und selbst magnetischen Stift prüfst Du, ob Dein Werkstück noch magnetisch ist.
Den Stahlstift als Verlängerung empfehle ich, damit der Magnet durch die Hitzeeinwirkung nicht beschädigt wird.
Sobald der Magnetismus völlig verschwunden ist, kannst du sofort ins Härteöl gehen.
Die Vorstellung, daß Du dann exakt 768 Grad hättest, für das korrekte Härten aber 780 Grad vorgeschrieben seien, ist rührend, aber falsch.
Wenn der Magnetismus völlig verschwunden ist, ist die am wenigsten heiße Stelle der Klinge über 768 Grad, der Rest wird eher deutlich heißer sein.
Und auf exakt 780-820 Grad kommt es wahrhaftig nicht an.
Werkzeugstähle ohne Sonderkarbide härten befriedigend, wenn sie den Ac 1 Punkt überschritten haben. Für die reinen Kohlenstoffstähle mit hohem C-Gehalt werden in Amerika mit gutem Grund Härtetemperaturen um 740 Grad empfohlen.
Geht man deutlich über diese Temperatur hinaus, wird der Stahl nicht etwa härter, sondern wegen erhöhter Restaustenitbildung weicher.
1.2842 ist ein sehr gutmütiger Stahl und kann in einem weiten Temperaturbereich gehärtet werden. Die Angaben im Stahlschlüssel geben einen vernünftigen Rahmen, der Stahl würde aber auch von 750 Grad schon glashart.

Haltezeiten sind auch nicht zu beachten, wenn keine Sonderkarbide gelöst werden müssen. Das Umklappen vom Perlit = Ferrit/Zementitgemisch zum Austenit mit gelöstem Kohlenstoff geht schnell.

Für Deinen Fall heißt das:
Du hast möglicherweise die Härtetemperatur nicht erreicht oder sie auf dem Weg vom Feuer zum Öl so langsam durchschreiten lassen, daß Du schon in die Perlitnase gekommen bist.
Das wäre nicht schlimm, Du hättest dann halt noch einmal gut weichgeglüht. Dafür könnte das Umlegen der dicken Schneide sprechen.

Umgekehrt ist es auch möglich, daß Du erheblich überhitzt hast, was wegen des Restaustenits zu einer unbefriedigenden Härte führen würde.
Das ist eher unwahrscheinlich, weil einige Härte jedenfalls resultieren würde.

Die dritte Möglichkeit besteht, wie schon angedeutet, in einer Materialverwechselung. Beim Anschliff mit Schleifscheibe oder Flex sollte der Stahl eine lebhaft sprühende Funkengarbe mit vielen Sternchen zeigen.

Wenn Du ein paar mal mit der Magnetkontrolle gehärtet hast, hast Du auch einen Blick für die Glühfarben und kannst dann nach Farbe vorgehen.
Dabei ist aber immer darauf zu achten, daß die Lichtverhältnisse gleich sind. Alte Praktiker haben zum Härten die Schmiede verdunkelt, um garantiert immer die gleichen Bedingungen zu haben. Man sagt von ganz erfahrenen alten Füchsen, daß sie exakt den Ac 1 Punkt sehen konnten. Ich halte das für möglich, weil das ja ein Haltepunkt ist, bei dem trotz weiterer Temperaturzufuhr zunächst keine weitere Erwärmung des Härteguts stattfindet, weil die zusätzliche Energie für die Umwandlung verbraucht wird.
Wenn man das kann, ist es schön- es geht aber- wie oben beschrieben, auch einfacher.

Viel Erfolg beim nächsten Mal

Freundliche Grüße
U. Gerfin
 
Hallo Herr Gerfin,

Danke nochmal für die ausführliche Ausführung. Ich habe noch eine Frage diesmal zum anlassen.

Angenommen die Anlasstemperatur im Ofen beträgt nicht 200 Grad sondern 290 Grad. Hätte das auch negative Auswirkungen auf die Härte? Im Datenblatt steht dann eine Härte von 54 HRC, das ist aber nicht weich genug für die beschriebenen Probleme mit der Schneide?!

Beim Material habe ich mich auf die Angaben des Stahlhändlers verlassen, eine Funkenprobe habe ich nicht gemacht, werde dies aber nachholen. Im Buch von Herr Landes sind ja schöne Fotos enthalten.

Danke und Grüße

B123
 
Völlig richtig - auch bei 54 HRC würde sich eine Schneide auf dem Schneidbrett nicht umlegen.
Viele Messer aus dem Handel sind nicht härter und tun durchaus ihren Dienst. Sie sind fast unzerbrechlich, wenn man nicht gerade in Tiefgefrorenem schneidet, halten die Schärfe nicht wirklich, sind aber ruck-zuck wieder nachgeschärft.
Ich finde diese Messer auch durchaus in Ordnung. Für die kleinen Haushaltsarbeiten wie Kartoffelschälen braucht man eine ordentliche Gebrauchsschärfe und kein Rasiermesser.
Bei Kräutern, Gemüse und Fleisch gelten schon wieder andere Anforderungen. Da ist mehr Schärfe und Schneidhaltigkeit erwünscht und daran arbeiten wir ja.

Freundliche Grüße
U. Gerfin
 
ich hab das härten des selben stahls auch vergeigt. mein magnet war einfach zu klein und ich hab nicht ansatzweise gemerkt, wann das gute stück nicht mehr magnetisch ist. eh ich dann eine glühfarbe realisiert habe (ja, ich hab das am tag gemacht und ihr dürft mich steinigen), war ich bei geschätzten 900 grad und hab trotzdem ölhärtung und anlassen durchgezogen. gefühlt, ist der stahl jetzt weicher als vorher. kann ich das härten nochmal probieren? oder hab ich das stück jetzt total versaut, weil ich zu hoch mit der temperatur war?

gruß marko
 
Magnet kann eigentlich nicht zu klein sein,wie hast du eigentlich erhitzt?
Über Orange bei kurzer bis keine Haltezeit solltest du nicht gehen.
Wie hast du die Härte festgestellt,hast du vielleicht schon eine Weichhaut drauf,mit der Schneidkante solltest du Glas ritzen können.

PS.Hatte der Stahl noch eine Zunderschicht?dann könnte er wie mein 2510 eine leichte Randentkohlung um -0,2% haben.
 
hm - ich habe im grill den primitiv-härteversuch gestartet. ich habe den magneten dabei mit einer dicken wasserpumpenzange geführt. mit handschuhen und der wasserpumpenkeule in der hand merkt man da nicht wirklich viel, wenn der magnet so schwach ist. ich hab den magnet dann aus lauter verzweiflung auf den rohling fallen lassen, aber er war auch nicht stark genug, um zu erkennen, ob er richtig greift, oder nicht. ist halt nicht so einfach in der glühenden kohle :confused:

nach dem anlassen habe ich weder mit schneide, noch mit spitze ansatzweise glas ritzen können. ich bin mit einer feile dann nur dezent ("wie ein mädchen") über die schneide gegangen und konnte sofort minimalsten abtrag sehen.

zur zunderschicht. ich denke schon, dass eine minimale zunderschicht vorhanden war. da ich aber noch nie geschmiedet habe, kann es auch alles andere wie z.b. verbrutzeltes rapsöl sein. ich werd heute das stück nochmal schleifen und mir die oberfläche genauestens ins auge nehmen. strukturveränderungen der oberfläche sollte mir dann genaueres mitteilen, oder?

danke marko
 
geschätzte 900° anhand der glühfarbe (viel zu hell). kirschrot oder so konnte ich vorher gar nicht erkennen. da es zur tatzeit auch noch hell war, ist eher sogar noch von etwas mehr temperatur auszugehen :mad: ja, war mein fehler. ich bin anfangs davon ausgegangen, dass ich kaum auf die glühfarbe achten muss, da ja der magnet den härtezeitpunkt angibt.

gruß marko
 
Zuletzt bearbeitet:
Dann verstehe ich nicht das "nicht Hart"geworden,oder hast du es Tot geglüht?
Was ist bei dir viel zu Hell,über Orange hinaus?bei Orange brauchst du auch keinen Magneten mehr,wenn keine Dunkelzonen mehr sind.
 
ich gehe davon aus, dass ich es tot geglüht habe, da (für mich) keine härte erreicht wurde. im nachhinein würde ich die glühfarbe gut hellrot bis gelbrot definieren, was laut anlassfarben 900-950 ° entsprechen würde. ein unsicherheitsfaktor betreffend der farben ist, da bei tageslicht geschehen, natürlich immer noch vorhanden.

wenn ich es tot geglüht habe, sollte das gefüge im eimer sein. richtig? ich hab mich zwar versucht mich einzulesen, aber es waren für mein spatzenhirn wohl etwas zu viele informationen....

gruß marko
 
Das hört sich für mich wie Orange-Hellkirschrot an?wenn schnell genug und nicht zulange,müßte es trotzdem noch eine Härte angenommen haben.
Hast du eine Flex,dann mach mal eine Funkenprobe,am besten mit einen Reststück wenn noch da als Vergleich,wenn aber Rote Funken erscheinen,dann hast du den 2510
 
ich hab noch ein reststück und werde heute nachmittag mal die flex dran halten. werde auch den härteversuch dann abschleifen und sehen, wie die oberfläche aussieht.

gruß marko
 
Zurück