Härtungsprobleme

XorX

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Servus!

Ich hab grad ein Problem beim härten einer Klinge aus Ck 75 und weiß mir keinen Rat mehr... Vielleicht jemand hier?

Die klinge gehört zu einem sog. Viertelmondmesser nach einem mittelalterlichen Fund. Länge ca. 90 mm, Breite 70 mm, Dicke am Rücken/ Angelansatz 3 mm, keilig geschliffen auf ca. 2/ 10 mm an der Schneide ( leicht gebogen); Beim erwärmen im Schmiedefeuer auf Härtetemperatur wellt sich die Schneide ziemlich heftig, und zwar sowohl beim erwärmen nur der Schneide als auch der ganzen KLinge...
Hab dann probiert, das Teil statt in öl abzuschrecken, mit der warmen Schneide im Schraubstock eizuspannen zum gleichzeitigen Richten / abkühlen; das führte aber zu Rißbildung.

hat jemand noch ne Idee, wie man bei so einem Querschnitt zu einem guten Ergebnis kommen kann?

gruß

XorX

p.s. alle tippfehler gehen grad zu lasten meiner kleinen tochter, die bei mir auf dem arm sitzt und mittippen will:lach:
 
Hallo Xorx

Die Frage kann man Dir ohne weitere Details nur schlecht beantworten. Diese mußt Du Dir also quasi selbst beantworten. Mach Dir folgende Gedanken

Ein Verzug kommt immer durch ungleichmäßige Spannungen. Jetzt gibt es 2 grundlegende Möglichkeiten.

1. Du hast die Spannungen in der Klinge vor dem Härten drin. Das kann vielfältige Ursachen haben. Unterschiedlich geschmiedet, nicht ausreichend normalisiert und weichgeglüht, Spannungen durch Zerspanung etc. Die Klinge ist also gerade bzw. wird sogar durch die ungleichmäßigen, inneren Spannungen im Augenblick gerade gehalten. Bringst Du jetzt eine ( gleichmäßige ) Wärme ein können sich die unterschiedlichen Spannungen abbauen und die Klinge wird krumm.

2. Die Klinge ist gerade und weitgehend ohne Spannungen bzw. mit gleichmäßigen Spannungen. Jetzt kannst Du auch beim Härten auf vielfälltige Weise unterschiedliche Spannungen reinbringen. Ungleichmäßige Hitze, ungleichmäßiges Abschrecken, unterschiedliche Wärmedehnung bei Mehrlagenstählen usw. Dann wird die Klinge durch die eingebrachten Spannungen krumm.

Da der cK 75 eigendlich recht gutmütig ist, kann die Wahrheit bei Dir auch irgendwo in der Mitte oder bei einer Mehrzahl dieser Faktoren liegen.

Also gleichmäßig schmieden, nach dem Schmieden richtig mehrfach normalisieren und weichglühen. Wenn Du viel schleifst nochmal Spannungsarmglühen. Gleichmäßig auf Härtetemp. bringen und gleichmäßig abschrecken. Also immer alles schön gleichmäßig und das schon von Anfang an. Bei einem Monostahl sollte dann nichts passieren. Ich hoffe ich konnte Dir trotzdem helfen.

Gruß Thomas
 
Lieber Xorx,

es könnte auch an der extrem dünn ausgeschliffenen Schneide liegen. Die wird beim Abschrecken augenblicklich kalt, während die dickeren Teile (0,2 mm auf 3 mm - 15 mal so dick!) viel länger brauchen. Das gibt zwangsläufig Spannungen.

Es könnte helfen, die Klinge vor dem Härten noch etwas stärker zu lassen und erst nach danach dünn zu schleifen.

Um die Abkühlungsspannungen zu verringern kannst Du auch auf nur 150-200°C abschrecken und dann langsam abkühlen lassen. Allerdings lässt sich das nur mit Salz- oder Metallbädern vernünftig machen, ist also eher kompliziert.

Lie Grü,
Norbert
 
Bei kleinen Massen und guten Nerven kann man das auch mit heißem Öl-z. B. in der Friteuse machen. Die Abschreckspannungen und Umwandlungsspannungen werden dadurch voneinander getrennt und in ihrer Auswirkung gemildert.
Mit dem Problem des Fragestellers hat das aber wohl nichts zu tun. Ich habe ihn so verstanden, daß die Wellen in der Schneide nicht nach dem Abschrecken, sondern schon beim Erwärmen aufgetreten sind.
Fall 1 ist eine häufige Erscheinung bei zu dünn ausgeschmiedeten Schneiden, Fall 2 ist für mich unerklärlich.
MfG U. Gerfin
 
Servus!

Danke erstmal für die Antworten.

Ich denke, daß die 1. Version zutreffen wird... Der Querschnitt der Klinge ist schon extrem. Das Problem hier ist halt, daß besagte Verformung auch beim Normalisieren auftritt. Beim anschließenden Richten baue ich aber wieder Spannungen auf..

Is irgendwie ein Dilemma:confused:

XorX
 
Hallo Xorx,
was ich dir anbieten könnte, wäre eine Ofenhärtung im Salz.
Bei sehr langsamen aufheizen - unter Schutzgas - und abhärten im
200°C warmen Salz , sollten sich die Spannungen in Grenzen halten.
Hart wird die Schneide auch,da sehr dünn.
Wenn dir was dran liegt kontaktier mich einfach, das Ganze ist kostenneutral. (Lerneffekt )
Als Gutachter würde ich dir den Kollegen U. Gerfin empfehlen.
M.F.G
fritz
 
Servus!

Danke für das Angebot!

Wenn mein 2. Versuch nicht funzt ( hab diesmal nicht so weit geschmiedet und mehr stehen lassen ( Schneide ca. 6/10 mm)zum nach - dem - härten - wegschleifen ), dann meld ich mich wegen der salzgeschichte. Heut ist erstmal normalisieren angesagt, dann seh ich ja, obs wieder wellt...

XorX
 
Hallo Xorx,hat mir keine Ruhe gelassen dein Problem.
Noch 2 Ideen.
Erstens gkz glühen auf kugeligen Perlit , das zeug wird butterweich und ist
praktisch mit Streicheln verformbar, Vorteil es kommen keine grossen Spannungen auf.
Zweite Idee, Ledermesser die ähnlich aussehen sind nur an der Schneide gehärtet, ginge das bei dir nicht auch ?
(kann man induktiv versuchen oder partielles eintauchen in Salz und
dann abhärten im Öl)
Trotzdem wünsche ich dir viel Glück bei deinem Versuch
gruss fritz
 
Jippiejeiyeah!

Es hat funktioniert! 4 x geglüht und nachgerichtet, dann von der Schneide her erwärmt und nur die Schneide abgeschreckt. Nach dem Anlassen die leichten Wellen, die dann noch da waren, konnt ich beim fertig- und scharfschleifen egalisieren.


danke für die tps!

XorX
 
Hallo Xorx,

ich schmiede zur Zeit häufig dünne Küchenmesser aus Ck75, die zumindest ähnliche Querschnittsverhälnisse aufweisen.
Dabei haben sich 3 Tips ergeben:

1. Beim Schmieden ein Gefühl dafür entwickeln wann ein Zwischen-Normalisieren nötig ist. Oft fühlt sich die Klinge nach einigen Hitzen verspannt und ein wenig verdreht an, dann normalisieren.

2. Richten und Normalisieren gehen in einander über, sprich: auf dunkelrot bringen, richten, abkühlen auf dunkel. Das ganze ca. 3-4 mal bis die Klinge gerade ist. Dann normalisieren. Beim letzten Normalisieren dunkelrot in Holzasche ablegen (>>Weichglühen lowtech-style).

3. Bei verdrehten Klingen (vieleicht klappt das auch bei welligen?) schmiede ich mit einem balligen 500g-800g Hammer eine Reihe schneller Schläge zwischen Schneide und Rücken, näher an der Schneide (ca. 1/3, 2/3).

so:
RRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRR Rücken
RRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRR
RRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRR
000000000000000000000000000000000000 Schläge in Reihe
sssssssssssssssssssssssssssssssssssssssss
sssssssssssssssssssssssssssssssssssssssss Schneide



Hintergrund: Wenn die Schneide wellig oder die Klinge verdreht ist kommt das oft vom Dünnschmieden der Schneide. Sie ist dann "länger" als Rücken Mitte der Klinge und weicht dann in die Wellenform aus.
Das wieder "plattkloppen" ist schier unmöglich, Du müsstest ja die Schneide in Längsrichtung stauchen (wenn auch nur indirekt).

Beim Schmieden der Klingenmitte streckt sich diese in Längsrichtung und die Klinge wird ganz von selbst gerade!

einfach mal ausprobieren

Grüsse
Martin
 
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