Hamburger Morgenpost/GdP zu Hamburger Messerverbot

polaris1977

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Es geht auch mal anders ...

NACH DER NEUEN KIEZATTACKE

Messerverbot! "Alles nur ein Wahlkampf-Gag"
Polizeigewerkschaft: "Gesetz nicht umsetzbar, weil genügend Personal fehlt"
WIEBKE STREHLOW

Nach der tödlichen Messer-Attacke auf dem Kiez übt der Geschäftsführer der Gewerkschaft der Polizei (GdP) nun scharfe Kritik an dem Waffenverbot auf St. Pauli. Jan-Ontjes Güldenzoph (34): "Das alles ist ein Wahlkampf-Gag."

Kim A. (26) und sein Bruder Danny (27) waren in der Nacht zu Sonnabend an der Silbersackstraße von einem Messerstecher angegriffen worden. Kim starb, Danny überlebte schwer verletzt (MOPO berichtete).

Weil es immer wieder zu Gewalt auf dem Kiez kommt, hat der Senat Mitte Dezember 2007 das Waffenverbot eingeführt. "Die Umsetzung ist jedoch nur möglich, wenn es genug Personal gibt. Aber das ist nicht der Fall. Im Moment bleibt das Ganze ein Wahlkampf-Gag", sagt Jan-Ontjes Güldenzoph. Er fordert, dass mehr Beamte auf dem Kiez eingesetzt werden. "Nur mit starken Kontrollen und Polizeipräsenz lässt sich das Waffenverbot umsetzen", sagt der Geschäftsführer der GdP und fügt hinzu, dass er nicht verstehe, warum voll ausgebildete Polizisten im Objektschutz tätig sind, anstatt sie auf dem Kiez einzusetzen. "Das Waffenverbot scheint nur zu Zeiten des Wahlkampfs einen Effekt gehabt zu haben", so Güldenzoph.

Unterdessen steht noch nicht fest, wann der Tatverdächtige Leon M. (20) nach Hamburg ausgeliefert wird. Montagmorgen hatten Beamte den Mann aus St. Georg am Londoner Flughafen Gatwick bei der Einreise aus Amsterdam gefasst. Mehrere Bekannte des 20-Jährigen hatten ihn als Täter identifiziert. Er wollte zu seinem Vater nach Jamaika flüchten.

Auch die Auswertung der im Taxi gesicherten Blutspuren ist noch nicht abgeschlossen. Unklar ist zudem, wie sich Leon M., der bereits wegen gefährlicher Körperverletzung polizeibekannt ist, äußern wird. Er wurde noch nicht vernommen. Dass der junge Mann jedoch in Notwehr gehandelt haben könnte, wird mittlerweile ausgeschlossen.

(MOPO vom 14.05.2008 / SEITE 17)
 
Irgendwie kann das meine Stimmung in Richtung GdP nicht heben.

Klingt für mich ein bisschen wie : "Wir würden es gern umsetzen, so ein Verbot von Waffen, nur brauchen wir personell einen Polizeistaat. Gebt uns den, dann ziehen wir das ganz brav durch."

Ich könnte mir gut vorstellen, dass die GdP prinzipiell jedes Messerverbot, auch ein noch weiterführenderes, unterstützen würde.
 
Wie bekommt das Land mehr Polizisten....?
Vielleicht ist das Teil 2 der Strategie....:argw:
 
Ich schließe mich an, das ist leider nur auf den ersten Blick eine positive Berichterstattung.

Es wird aber darauf eingegangen daß das Messerverbot wirksam wäre wenn mehr kontrolliert werden könnte.

Das erreicht man entweder durch mehr Polizeibeamte oder durch mehr Befugnisse bei den schon gemachten Kontrollen.
Also verdachtsunabhängige Durchsuchungen etc.
Tja, ich denke das wird alles noch ganz böse enden.
Orwell lässt grüßen.


Gruß K.
 
Ich bin selber Polizist und habe zu den Verlautbarungen der GdP meine ganz persönliche Meinung!

Grundsätzlich ist es keine neue Argumentation, dass mehr Personal gefordert wird. Das wird in so ziemlich jedem zweiten Statement der GdP gefordert. Als Interressenvertretung eines Teiles der gewerkschaftlich organisierten Polizisten ist dieses ja eine nachvollziehbare Forderung.

Die in der Hamburger Morgenpost getätigten Äußerungen der GdP darf man aber keineswegs als einen sinnvollen Beitrag zur Diskussion um ein handwerklich schlecht gemachtes Gesetz sehen. Hier werden nur eigene Interessen verfolgt!

Ich hätte auch (aufgrund meiner bisherigen Erfahrungen mit öffentlichen Statements der GdP) keine anderen Schwafeleien erwartet!
 
...
Klingt für mich ein bisschen wie : "Wir würden es gern umsetzen, so ein Verbot von Waffen, nur brauchen wir personell einen Polizeistaat. Gebt uns den, dann ziehen wir das ganz brav durch."
Seltsame Sichtweise...
Das würde anders formuliert so klingen:
"Wir hatten personell einen Polizeistaat, aber da die Politik das Personal stetig abgebaut hat, waren die Folgen absehbar, und wir wurden wider besseres Wissen handlungsunfähig gemacht"
 
Nur wenn generell mehr Polizei Präsents auf dem Kiez wäre würde wohl auch ohne Messerverbot die Kriminalität sinken

Cornelius
 
Ganz deiner Meinung.
Nur das kostet mehr Geld als ein neues Gesetz bzw. so ein Gesetz ist medienwirksamer.
Der nächste Wahlkamf kommt bestimmt.
Nur ist jetzt nicht mehr viel übrig was man noch verbieten könnte. Langsam wirs eng.


Gruß K.
 
Doch, absolutes Halteverbot vor Banken und Sparkassen, damit die Bankräuber wenigstens noch ein Knöllchen kriegen.

Immer dieses "mehr Polizei", wenn ich mir einerseits anschaue, wieviel Tausend Beamte einen Castortransport sichern können und andererseits auch hier bei uns ganz lapidar gesagt wird: Ruft nur an, wir kommen nicht, denn wir haben hier nur zwei Streifen!", da braucht es doch eine andere Verteilung der Kräfte.
 
"Nur mit starken Kontrollen und Polizeipräsenz lässt sich das Waffenverbot umsetzen", sagt der Geschäftsführer der GdP ...

Offenbar ist dem Geschäftsführer der GdP entgangen, dass die gesetzliche Grundlage zu den Waffenverbotszonen KEINE verdachtsunabhängige Personenkontrollen zulassen.
Das angestrebte "Waffenverbot" kann somit NICHT umfassend umgesetzt werden.
cut
 
Im Verhältnis zur Gewalt von Jugendlichen oder Heranwachsenden.

Scheinbar speziell derer aus Kulturräumen, in denen "Ehrverletzung" schnell mit Messern geklärt werden kann.

Null Bildungsperspektiven bedeuten null Perspektive.
Kaum oder kurze Knaststrafen bedeuten null Abschreckung.
 
Nur wenn generell mehr Polizeipräsenz auf dem Kiez wäre, würde wohl auch ohne Messerverbot die Kriminalität sinken

Cornelius

Da gebe ich dir zu 100 % Recht!

Das Problem ist doch, dass Personal einer der kostenintesivsten Faktoren ist. Mehr Polizeibeamte kosten auch mehr Geld - und das zahlt am Ende der Steuerzahler. Die öffentlichen Haushalte sind in der Regel am Limit. Insbesondere im Hinblick auf viele soziale Probleme die seitens der Kommunen, der Länder und des Bundes bewältigt werden müssen, wird es wohl kaum dazu kommen, dass wesentlich mehr Personal bei den Polizeibehörden eingestellt wird.

Schließlich stellt sich ja auch die Frage, ob ein gesellschaftlicher Wunsch nach mehr Polizeipräsenz besteht. Den "netten Schutzmann an der Ecke" wünschen sich sicher viele Teile der Bevölkerung. Wenn aber zum Beispiel die Verkehrsüberwachungsmaßnahmen der Polizei flächendeckender durchgeführt werden und man hinter jeder Ecke mit einer Geschwindigkeitskontrolle rechnen muss oder wenn man in großstädtischen Ballungszentren an tyischen Orten in der Innenstadt Abends und Nachts von einer Kontrolle in die nächste kommt, dann ist der Bogen deutlich überspannt!

Es wäre ein Trugschluss zu glauben, dass mehr Polizeipräsenz nur positive Auswirkungen hat!

Und was sagt uns das:

Ein schlechtes Gesetz ist schnell gemacht - die angestrebten Ziele wird das Gesetz trotzdem nicht erreichen können!
 
@Kwisatz,

es wird im Zusammenhang mit der Integration immer Probleme geben und noch einige mehr und wichtigere als das Halbstarkengebahren.

Dieses tolle Gesetz, wäre es von der CDU mit der Begründung der GRÜNEN vorgetragen worden, wäre als "Ausländerfeindlich" gebrannmarkt im Mülleimer gelandet. (Ehrenmord im Zusammenhang mit staatlichem Gewaltmonopol, ich dachte, jetzt knallen die durch. Ehrenmorde sind alleinige Sache des Staates. Ach so.) Naja, ein Scheitern der Initiative konnte man der Niete im Berliner Senat nicht antun.

Messerstecherei wird immer wieder auftauchen und problematisiert werden völlig unabhängig von Kulturräumen oder Ehrbegriffen, zu jeder Zeit an jedem Ort.

"The two drovers" von Sir Walter Scott siebzehnhundertebbes geschrieben hat auch einen Totschlag aus Ehrverletzung zum Thema, in dem ein schottischer Hochländer eine erlittene Beleidigung mit dem Dolch rächt. Die Angelsachsen hatten da auch kein Verständnis mehr für.

Ganz sicher setzt sich jeder heranwachsende deutsche Mann irgendwann einmal auch mit der Frage der persönlichen Bewaffnung auseinander und auch da gibt es "Exoten".

Dieses Ehrentralala ist kein direktes Problem. Wie Du selbst sagst, mit Perspektiven in dieser Gesellschaft löst sich das Abgrenzungsverhalten nach und nach auf bzw. reduziert sich auf sozial adäquate Aspekte.

Die Frage ist, ob die Gesellschaft diese Sachen im Griff hat und da gibt es eben große Defizite auf Seiten des staatlichen Handelns, die mit solchen Gesetzen kaschiert werden. Daraus erwachsen dann echte Probleme, wenn der Staat aus struktureller und politischer Schwäche den Bürger nur noch gängelt.

In dieser Tiefe würde ich jetzt graben.
 
Das Problem liegt nicht in der Personalmasse. Das Problem liegt tiefer.

*Wenn* man schon nur die Symptome bekämpft, dann ist die Effizienz ganz klar an die Personalmasse verknüpft. Denn wenn ich mehr Polizisten auf den Strassen habe, wird weniger passieren. Dafür brauchts keinen Polizeistaat oder mehr Befugnisse oder sonstigen medienwirksame Geistesblähungen, sondern einfach mehr gut ausgebildete und gut ausgerüstete Leute. Man kann nicht jede Ecke 24/7 überwachen, ich würde das auch nicht wollen. Aber wenn bei der Strafverfolgung und den Rechtsbehörden an allen Ecken und Enden stellen fehlen, kann das ja wohl nicht sinnvoll sein.

@smeagolvomloh: Polizisten müssen nicht zwingend in blau oder grün rumlaufen. Es muss auch nicht ihre einzige Aufgabe sein, erst bei konkreten Gewaltsituationen einzugreifen. Ich kenne die Berliner Zustände nicht. Aber man kann Polizeiarbeit mit der der Sozialarbeiter verknüpfen, die Leute entsprechend ausbilden und vor allem auch unterstützen. Nicht wie hier in Nürnberg, wo man einen Polizisten als Pausenhofwache (!) eingesetzt hat, der dann von Schülern krankenhausreif geschlagen wird. Sowas ist doch eine Alibiaktion, und der Jung steht da einsam und verlassen rum, wie ein Depp. Und nein, ich möchte keinen MEK Zug auf dem Pausenhof. Sondern die Kommunalpolitiker und vor allem die Steuersäckelverwahrer könnten ja endlich mal auf das hören, was ihnen an Forderungen von denen entgegenschlägt, die jeden Tag an der Front arbeiten. Die Schule ist bei mir um die Ecke, die Jugendlichen sehe ich jetzt im Sommer wieder jeden Abend und jede Nacht gelangweilt und ziellos durch meine Strasse schleichen. Da werden dann eben mal schnell um die 50 Autos verkratzt, unsere Klingelschilder abgefackelt, oder in der mir nächsten U Bahnhaltestelle jemand mit dem Messer angegriffen. Ja, was solln sie sonst machen, ist halt arschlangweilig und frustrierend, jeden Tag ohne Ziel und Beschäftigung rumzuhocken.

Pitter
 
Hallo!

Eine Bekannte ist Geschäftsführerin im Gewaltpräventionsrat unserer Stadt. Sie meint das mit oder ohne Messer Schäden anrichten nicht vom Messer, Schraubenzieher etc. abhängt, sondern einzig und allein vom Benutzer des einzelnen.Wenn dieser sich wie es oft heute üblich ist abends in Gesellschaft gleich spinnender loszieht ist es nahezu vorprogrammiert das etwas beschädigt oder angegriffen wird. Alkohol oder Drugs tun ein übriges. Die allgemeine Ausbildungslage oder das Freizeitangebot sind nicht Schuld daran meiner Meinung nach. 1979 als ich aus der Schule kam war die Joblage in meiner Heimatstadt auch bescheiden. Wir hingen als Clique in Kneipen rum, und ich hatte auch ein Messer. Trotzdem waren wir nicht so gewaltverrückt. Ich möchte einen Teil der Schuld den Gruppen geben, die mit fünf Brüdern und zehn Cousins auftreten und Ihre Ehre verteidigen müssen. Einen anderen Teil den Eltern die die kids mit Geld füttern und sonst kein Interesse mehr zeigen. Es liegt an jedem selber.
 
Das ändert aber alles nix daran, dass jemand, der andere mit Messern oder (!) Waffen bedroht, ohne einen sehr konkreten SV-Grund zu haben, für eine geräumige (!) Zeit in den Bau gehört. Nix mit Erlebnisurlaub in den USA und Berichterstattung seitens RTL. Wer andere Menschen körperlich bedroht, gehört lange Zeit weg. Dazu braucht es Gerichte und Richter, die entsprechend stringent handeln. Keinerlei neuer Gesetze.
 
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