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gast
Gast
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Bildliche Vorschmecker
Warum dieser Kauf
Für mich ein Ausprobieren, was man von einer Handarbeit erwarten kann, ungeachtet der großen Bandbreite an Messerherstellern, Schmieden, Verarbeitungsqualitäten bezogen auf Preisniveaus. Einfach in Hineinschmecken abseits von Fertigmessern vom Band bzw. großen Massenherstellern.
Ich plane einen Auftrag an einen Messerhersteller, das hier vorgestellte Messer war relativ günstig, es hat grob die Ausmaße die mein Wunschmesser haben sollte, es hat mich gereizt. Weil der Hintergrund der Geschichte ein echtes Arbeitsmesser belegt, für den täglichen Gebrauch, weil die Scheide keine Gürtelbefestigung bietet, weil ich den Klingenform als zweckbestimmend einschätze.
Auf die Harzer Messerschmiede bin ich über den Thread Hirschkrone Pilotenmesser - Kohlenstoffstahl.
Was ist ein "Tscherper" Messer ?
Hinweise im Forum z.B. hier: Welche Art Messer ?.
Der Hersteller (Link zur Quelle, edit: vom Hersteller dankenswerterweise ergänzt ) gibt an:
Wikipedia beschreibt beim Tscherperessen (Quelle für Zitat unten) das Tscherper-Messer als ein Berufsmesser mit kurzer, gerader und starker Klinge, zum Zwecke des Ausbesserns von Holzsprossen, falls anderes Werkzeug nicht zur Hand war.
Maße und Gewichtsangaben zum vorliegendem Exemplar
Einen Einblick in die besondere Holzstruktur findet man auf den sehenswerten Bildern des Messerherstellers Warrick Edmonds, sie zeigen die jeweiligen Baumstämme in Gänze aufgeschnitten.
Ersteindruck und Handgefühl
Mir war der Stahl beim Kauf unbekannt, spielte für mich keine Rolle, aus einer Schmiedewerkstatt kann kein untauglicher Stahl kommen. Rostend habe ich vermutet, hat sich später bestätigt, zum Glück wie im Grunde fast eine Selbstverständlichkeit, insbesondere bei der Preislage.
Das Tscherper kam in Zeitungspapier gewickelt (um wohl den Wertigkeitsabstand zu vergrößern) in einem viel zu großen Karton, aber sicher geschützt.
Wupps liegt es in Händen und ist ... klein. Logisch, die Maße wusste ich, der große Karton trügt das Kleinhirn ob eines verhältnisgemäß volumigen Inhalts. Ich wollte ein Tscherper, ich hielt es nun in Händen. Feine Arbeit, die Scheide ist ... wow, Scheide an Nase, riecht nach Leder, schmeckt nach Leder, man will reinbeißen !
Der Griff ist glatt, das Holz dunkel-rötlich (auf den Fotos dunkler als in Realität), Griff geht zur Nase ...o.k. nur Ledergeruch, wie Australien schmeckt werde ich wohl nie erfahren. Die Bändel am Griffende sind kurz, wirken leicht geölt, alles trocken natürlich, das Messer sitzt fest in der Scheide, kein Bewegungsspiel. Meine Finger suchen die Öffnung des BHs --- äh .. der Lederschlaufe ... zum Angrapschen .. ich meine zum Herausnehmen. Benimm dich.
Vor dem Herausziehen: die Klinge sitzt sauber in der Scheide, da steht nichts vor, ca. 2 mm im Inneren blitzt der Stahl auf. Der Anstoß zwischen Griff und Scheide ist gerundet geschnitten für die Aufnahme, zwar nicht perfekt, aber schön gemacht und wertig. Kein Wackeln der Klinge in der Scheide nach oben, unten, vorne. Drucktest vorne bei der Klingenspitze (wie beim Schuhe Passtest für die Zehen), das Material ist fest, die Klinge biegt sich nirgends seitlich durch o.ä. Respekt.
Hier kann ich (für Vitrinenbenutzer) enden. Der Kauf hat sich gelohnt, die Erwartungen erfüllt. Das Messer in der Hand, in der Scheide steckend, ein stimmige Anmutung, das Lederbändchen an der Scheide, per farblich passender Niete drehbar gehalten, lässt die längs der Scheidenrichtung vom Finger wegdrehen, auf diese Weise dient die Scheide - auf einem Schreibtisch etwa - dem zügigen Wegstecken, ohne störende Gebammel der Fixierung. Zwar einfach aber klasse gemacht.
[Der Erstkäufer eines handgemachten Messers hält inne, ja, so hab ich das erwartet. Die mit Messer harmonisch passende Scheidenfertigung ist eines meiner Kriterien für den custom Auftrag.]
Ich ziehe langsam und vorsichtig die Klinge heraus ... Aha. Der full tang Klingenbereich oben am Rücken hat eine rauhe Oberfläche, gestrahlt ist das nicht, oder ? Schön, wieviele Millimeter sind das - nur 3,5 ? Wirkt zunächst breiter durch den glatten Klingenrücken, die Gewichtsmessung hält später objektive Daten bereit, das Tscherper ist insgesamt leicht, die Klingenstärke fast überdimensioniert, das Dilemma zwischen historisch stabilem Werkzeugmesser und praktikablem Brotzeitmesser wird im Schneidetest zur Sprache kommen.
Bildliche Vorschmecker
Warum dieser Kauf
Für mich ein Ausprobieren, was man von einer Handarbeit erwarten kann, ungeachtet der großen Bandbreite an Messerherstellern, Schmieden, Verarbeitungsqualitäten bezogen auf Preisniveaus. Einfach in Hineinschmecken abseits von Fertigmessern vom Band bzw. großen Massenherstellern.
Ich plane einen Auftrag an einen Messerhersteller, das hier vorgestellte Messer war relativ günstig, es hat grob die Ausmaße die mein Wunschmesser haben sollte, es hat mich gereizt. Weil der Hintergrund der Geschichte ein echtes Arbeitsmesser belegt, für den täglichen Gebrauch, weil die Scheide keine Gürtelbefestigung bietet, weil ich den Klingenform als zweckbestimmend einschätze.
Auf die Harzer Messerschmiede bin ich über den Thread Hirschkrone Pilotenmesser - Kohlenstoffstahl.
Was ist ein "Tscherper" Messer ?
Hinweise im Forum z.B. hier: Welche Art Messer ?.
Der Hersteller (Link zur Quelle, edit: vom Hersteller dankenswerterweise ergänzt ) gibt an:
- "Das Tscherper-Messer war vom 16. bis Anfang des 20. Jahrhunderts als Messer mit gerader Schneide ein unentbehrliches Werkzeug der Bergleute. Die Bergleute nutzten es aber auch um damit "über den Daumen" ihr Brot zu essen, woraus die Tradition des Tscherper-Frühstücks entstand."
Wikipedia beschreibt beim Tscherperessen (Quelle für Zitat unten) das Tscherper-Messer als ein Berufsmesser mit kurzer, gerader und starker Klinge, zum Zwecke des Ausbesserns von Holzsprossen, falls anderes Werkzeug nicht zur Hand war.
- "Es diente in den früheren Jahren dem Bergmann als Werkzeug und einziges Essbesteck, mit dem er sein Brot „über den Daumen“ aß. Hiermit schnitt er, wie es kam, Tauwerk, Gezimmer und auch seine Mahlzeiten in den Pausen."
Maße und Gewichtsangaben zum vorliegendem Exemplar
- 162 g - Gesamtgewicht
- 131g - Gewicht Messer
- 30 g - Gewicht Scheide
- Stahlnummer 1.2510 - Material Klinge (Stahlbezeichnung ergänzt am 13.10.2013)
- Sattelleder - Material Scheide (laut Hersteller)
- Australisches Red Mallee - Material Griff (laut Hersteller)
- Lederschnüre an Scheide (Messerfixierung) und an Grifföse - Besonderheiten
- 11,5 cm ab Griff, 10,9 cm angeschliffen - Klingenlänge
- 21,5 cm - Gesamtlänge Messer
- 23,7 cm - Gesamtlänge inkl. Scheide
- 3,5 mm (full tang, bis 1,8 cm vor Klingenspitze) - Klingenstärke
- 2,7 cm (zulaufend) - Klingenbreite
- 10 cm - Grifflänge
- 1,8 cm (ab 1cm vorn und 1,5 cm hinten zulaufend) - Griffbreite
- 1,85 bis 2,5 cm (vorne bis Griffende) - Griffhöhe
- 0,95 mm (bis 1,9 cm an den Nietpunkten) - Scheidenstärke aussen
Einen Einblick in die besondere Holzstruktur findet man auf den sehenswerten Bildern des Messerherstellers Warrick Edmonds, sie zeigen die jeweiligen Baumstämme in Gänze aufgeschnitten.
Ersteindruck und Handgefühl
Mir war der Stahl beim Kauf unbekannt, spielte für mich keine Rolle, aus einer Schmiedewerkstatt kann kein untauglicher Stahl kommen. Rostend habe ich vermutet, hat sich später bestätigt, zum Glück wie im Grunde fast eine Selbstverständlichkeit, insbesondere bei der Preislage.
Das Tscherper kam in Zeitungspapier gewickelt (um wohl den Wertigkeitsabstand zu vergrößern) in einem viel zu großen Karton, aber sicher geschützt.
Wupps liegt es in Händen und ist ... klein. Logisch, die Maße wusste ich, der große Karton trügt das Kleinhirn ob eines verhältnisgemäß volumigen Inhalts. Ich wollte ein Tscherper, ich hielt es nun in Händen. Feine Arbeit, die Scheide ist ... wow, Scheide an Nase, riecht nach Leder, schmeckt nach Leder, man will reinbeißen !
Der Griff ist glatt, das Holz dunkel-rötlich (auf den Fotos dunkler als in Realität), Griff geht zur Nase ...o.k. nur Ledergeruch, wie Australien schmeckt werde ich wohl nie erfahren. Die Bändel am Griffende sind kurz, wirken leicht geölt, alles trocken natürlich, das Messer sitzt fest in der Scheide, kein Bewegungsspiel. Meine Finger suchen die Öffnung des BHs --- äh .. der Lederschlaufe ... zum Angrapschen .. ich meine zum Herausnehmen. Benimm dich.
Vor dem Herausziehen: die Klinge sitzt sauber in der Scheide, da steht nichts vor, ca. 2 mm im Inneren blitzt der Stahl auf. Der Anstoß zwischen Griff und Scheide ist gerundet geschnitten für die Aufnahme, zwar nicht perfekt, aber schön gemacht und wertig. Kein Wackeln der Klinge in der Scheide nach oben, unten, vorne. Drucktest vorne bei der Klingenspitze (wie beim Schuhe Passtest für die Zehen), das Material ist fest, die Klinge biegt sich nirgends seitlich durch o.ä. Respekt.
Hier kann ich (für Vitrinenbenutzer) enden. Der Kauf hat sich gelohnt, die Erwartungen erfüllt. Das Messer in der Hand, in der Scheide steckend, ein stimmige Anmutung, das Lederbändchen an der Scheide, per farblich passender Niete drehbar gehalten, lässt die längs der Scheidenrichtung vom Finger wegdrehen, auf diese Weise dient die Scheide - auf einem Schreibtisch etwa - dem zügigen Wegstecken, ohne störende Gebammel der Fixierung. Zwar einfach aber klasse gemacht.
[Der Erstkäufer eines handgemachten Messers hält inne, ja, so hab ich das erwartet. Die mit Messer harmonisch passende Scheidenfertigung ist eines meiner Kriterien für den custom Auftrag.]
Ich ziehe langsam und vorsichtig die Klinge heraus ... Aha. Der full tang Klingenbereich oben am Rücken hat eine rauhe Oberfläche, gestrahlt ist das nicht, oder ? Schön, wieviele Millimeter sind das - nur 3,5 ? Wirkt zunächst breiter durch den glatten Klingenrücken, die Gewichtsmessung hält später objektive Daten bereit, das Tscherper ist insgesamt leicht, die Klingenstärke fast überdimensioniert, das Dilemma zwischen historisch stabilem Werkzeugmesser und praktikablem Brotzeitmesser wird im Schneidetest zur Sprache kommen.
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