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Im Beitrag von Rock'n'Roll wurde - auch von mir - über Konstruktion und Stabilität von Framelock-Konstruktionen diskutiert. Darufhin hat mir Hasenfuss ein SHBBS geschickt. Mit der klaren Ansage, ich solle offen meine Meinung schreiben. Alle Achtung. Dass offene Worte gewünscht werden, wird immer seltener, auch hier im Forum.
Normalerweise gibts bei mir Händchenbilder eher am Schluss, hier zieh ich sie mal vor, weil ...
... mir beim Rumspielen mit dem SHBBS sofort aufgefallen ist, wie gut mir das Messer in der Hand liegt. Der Griff ist relativ schmal, nicht zu dick, nicht zu dünn. Die recht fette Klinge (knapp 4mm dick, 63mm lang, Böhler N690) macht das Messer etwas klingenlastig. Ich mag das.
Die Rillen in den Griffschalen geben guten Halt (außerdem siehts gut aus), der Daumen liegt fest auf der leicht ansteigenden Klingenrampe. Riffelungen vermisse ich nicht. Die Fingermulden passen in meine Hand wie angegossen; Zeigefinger vorne, zwei Finger in der Mitte, der kleine Finger hinten. Weil die Mulden recht weit sind und keine fixe Griffposition erzwingen, passt das SHBBS sicher auch in größere Hände.
Durch die Fingermulde in der Klinge wird zwar etwas Schneidenlänge verschenkt (es bleiben noch 83mm). Dafür gibts eine Griffposition mehr, mit dem Zeigefinger direkt hinter der Schneide.
Im Reverse-Grip liegt der Daumen auf der Schräge hinten am Griff. Riffelungen im G10 Backspacer verhindern Rutschen. Bildchen spare ich mir, Reverse-Grip verwende ich nie. Aber wir haben mal darüber gesprochen
Jetzt ohne Hände Droppoint Klinge, hohl geschliffen, Griff hintendran. Nichts extravagantes, aber gefällig. Mit einer Droppointklinge bekommt man zwar keinen Innovationspreis - aber das ist wie Kloß mit Schweinebraten. Muss ich nicht immer haben, schmeckt aber immer wieder Und bevor wieder die "praktisch Fraktion" schreibt, ja, die Klingenform ist sicher auch praktisch.
Besonders gut gefällt mir die falsche Schneide am Klingenrücken. Ist ein Arbeitsschritt mehr, der sich meiner Meinung nach rentiert. Das Messer sieht dadurch "schnittiger" und moderner aus. Auch schön, dass der Griff ein paar Ecken hat und eben nicht alles rund gelutscht ist.
Zugeklappt. Was mir nicht gefällt ist, dass die Klingenrampe so weit aus dem Rahmen schaut. Sieht nicht hübsch aus. Und bei einem Messer, das auch mal neben Taschenlampe, Schlüssel oder sonstwas in der Tasche rumfliegt, will ich auch keine frei liegende Stahlkante haben.
Hier mal ein Vergleich (Spyderco Southard), damit klar ist, was ich meine.
Das ist so ein Merkmal, das mich im Lauf der Jahre immer mehr stört. Gilt natürlich nicht nur für diesen Folder. Auch bei Messer von teilweise sehr bekannten Messermachern schaut zugeklappt ein Teil der Rampe aus dem Griff. So einfach ists halt offenbar doch nicht, ein Messer zu entwerfen, das auf- und zugeklappt gut ausschaut. Wird auch seinen Grund haben, dass Messer oft nur aufgeklappt zu sehen sind.
Rückseite. Der Clip ist umsetzbar, die Spannung recht hoch, aber nicht zu hoch. Eine Tasche im Griff wär noch der Kick, muss aber nicht sein, wackeln tut da nichts. Durch seine Position wirkt der Clip auch als Überdehnschutz für den Liner. Die Rückseite des SHBBS sieht recht "technisch" aus, gefällt mir. Ob zum technischen Aussehen auch die Frässpuren in der Aussparung hinten an Lock gehören müssen ist Ansichtssache Stört mich zumindest nicht besonders.
Jetzt wird das Messer natürlich auch mal zerlegt. Dicke Achse, Bronzewasher. Gewindeschraube Innensechskant, Griffschrauben Torx. Eine Schraube (gleicher Typ, gleiche Größe) wäre praktisch. Die beiden Schraubhülsen hinten im Griff reichen durch den Backspacer noch ein Stück in die G10 Schale und positionieren die Schalen zueinander.
Achse/Stoppin/Schraubhülsen liegen auf der einen Seite in der 3mm starken Titanplatine. Auf der anderen aber nur im G10.
Womit wir zum Lock kommen.
Im Neuzustand hat der Lock bei einfachen auf- und zuklappen wunderbar funktioniert. Sitzt richtig, kein horizontales Spiel, lässt sich problemlos bedienen. Sieht dann so aus.
Sobald man aber Druck auf die Klinge bringt, rutscht der Lock ein Stück weiter nach innen. Das wird noch dadurch unterstützt, dass man mit dem Zeigefinger den Lock automatisch nach innen drückt, sobald man das Messer richtig fest in die Hand nimmt.
Der Lock ist nur ein sehr kleines Stück nach innen gerutscht. Das reicht aber schon, dass sich der Liner mit der Rampe verklemmt und man Schwierigkeiten hat, das Messer wieder zu entriegeln. Da muss man schon sehr kräftig gegen den Liner drücken.
Nachdem ich das Messer zerlegt und wieder zusammengebaut hatte - also im Jetzt-Zustand - verbeißt sich der Liner nicht mehr. Egal was ich mit dem SHBBS anstelle, der Liner sitzt sauber und lässt sich problemlos von der Klinge schieben. Vorher konnte ich auch den Liner mit dem Daumen nach innen drücken. Jetzt bewegt der sich keinen Millimeter mehr.
So soll das eigentlich von vornherein sein.
Da ist also Spiel in der Konstruktion und meiner Meinung nach liegt das primär daran, dass die linke Platine nur aus G10 besteht. Die verbiegt sich eventuell mehr, als eine Titanplatine. Vor allem aber ist die Fixierung von Achse, Stoppin und den beiden Hülsen nicht so stabil, wie bei einer Platine aus Metall.
Viel muss sich ja in so einem Griff gar nicht tun; ein hundertstel (oder weniger) Bewegung an der falschen Stelle und schon funktioniert der Lock nicht, wie er soll.
Weil der Griff des SHBBS sehr knapp um die Klinge gebaut ist (logisch, bei dem schlanken Griff), gibts wenig Platz um einen längeren Backspacer mit mehr Schrauben, Passstiften usw einzubauen. Wenn das Messer nicht deutlich dicker werden soll, ist eine dünne Titanplatine unter dem G10 vermutlich die beste Variante.
Unabhängig ob verbeißen oder nicht, der Lock hat beim Spinewhack immer gehalten. Ja, ich klopf wieder mit Messerücken auf Holzkanten rum. Bis mir was besseres eingefallen ist
Zur Verarbeitung: Der Klingenschliff ist exakt symmetrisch, die Schneide sauber in der Mitte, das Finish sieht sehr sauber aus. Die Klinge sitzt mittig im Rahmen, Detentball/Loch sind sauber abgestimmt, so dass die Klinge geschlossen kein Spiel hat.
Apropos Spiel. Grundsätzlich lässt sich das Klingenspiel so einstellen, dass sich die Klinge leicht ausklappen lässt und aufgeklappt keinerlei Spiel hat. Da die Achsschraube aber auf einem Kragen im nachgiebigem G10 aufliegt, ist es schwer, den richtigen Punkt zu treffen. Mit Sicherungslack fixieren wäre eine Möglichkeit (hat Hasenfuss nicht gemacht, ich wollts ja zerlegen).
Fazit:
Die überstehende Klingenrampe stört mich.
Was den Lock angeht, da würde sich meiner Meinung nach eine Überarbeitung der Konstruktion lohnen, um mehr Stabilität in den Griff zu bekommen.
Das SHBBS bleibt ist ein Messer, das mir einfach gefällt - ist schon die halbe Miete. Dass die Messer hier im Forum ankommen, wundert mich nicht. Die Wertungen sind aber manchmal doch etwas überschwänglich - ums mal freundlich auszudrücken. Ist natürlich die Frage, womit man vergleichen kann. Womit sich die Aussagekraft mancher Beiträge relativiert.
Die Sache ist: Das SHBBS ist ordentlich gemacht. Ordentlicher, als manch andere Messer von bekannteren Messermachern, die zehn Jahre und länger Folder bauen. Aber da ist sicher Luft nach oben. Wäre auch komisch wenn nicht - Hasenfuss baut seit nicht mal einem Jahr Klappmesser. Ich möchte nicht wissen, wie die ersten Messer heutiger Top-Messermacher ausgesehen haben. Deswegen: Respekt, viel Glück und verdienten Erfolg.
Pitter
Eins geht noch
Normalerweise gibts bei mir Händchenbilder eher am Schluss, hier zieh ich sie mal vor, weil ...
... mir beim Rumspielen mit dem SHBBS sofort aufgefallen ist, wie gut mir das Messer in der Hand liegt. Der Griff ist relativ schmal, nicht zu dick, nicht zu dünn. Die recht fette Klinge (knapp 4mm dick, 63mm lang, Böhler N690) macht das Messer etwas klingenlastig. Ich mag das.
Die Rillen in den Griffschalen geben guten Halt (außerdem siehts gut aus), der Daumen liegt fest auf der leicht ansteigenden Klingenrampe. Riffelungen vermisse ich nicht. Die Fingermulden passen in meine Hand wie angegossen; Zeigefinger vorne, zwei Finger in der Mitte, der kleine Finger hinten. Weil die Mulden recht weit sind und keine fixe Griffposition erzwingen, passt das SHBBS sicher auch in größere Hände.
Durch die Fingermulde in der Klinge wird zwar etwas Schneidenlänge verschenkt (es bleiben noch 83mm). Dafür gibts eine Griffposition mehr, mit dem Zeigefinger direkt hinter der Schneide.
Im Reverse-Grip liegt der Daumen auf der Schräge hinten am Griff. Riffelungen im G10 Backspacer verhindern Rutschen. Bildchen spare ich mir, Reverse-Grip verwende ich nie. Aber wir haben mal darüber gesprochen
Jetzt ohne Hände Droppoint Klinge, hohl geschliffen, Griff hintendran. Nichts extravagantes, aber gefällig. Mit einer Droppointklinge bekommt man zwar keinen Innovationspreis - aber das ist wie Kloß mit Schweinebraten. Muss ich nicht immer haben, schmeckt aber immer wieder Und bevor wieder die "praktisch Fraktion" schreibt, ja, die Klingenform ist sicher auch praktisch.
Besonders gut gefällt mir die falsche Schneide am Klingenrücken. Ist ein Arbeitsschritt mehr, der sich meiner Meinung nach rentiert. Das Messer sieht dadurch "schnittiger" und moderner aus. Auch schön, dass der Griff ein paar Ecken hat und eben nicht alles rund gelutscht ist.
Zugeklappt. Was mir nicht gefällt ist, dass die Klingenrampe so weit aus dem Rahmen schaut. Sieht nicht hübsch aus. Und bei einem Messer, das auch mal neben Taschenlampe, Schlüssel oder sonstwas in der Tasche rumfliegt, will ich auch keine frei liegende Stahlkante haben.
Hier mal ein Vergleich (Spyderco Southard), damit klar ist, was ich meine.
Das ist so ein Merkmal, das mich im Lauf der Jahre immer mehr stört. Gilt natürlich nicht nur für diesen Folder. Auch bei Messer von teilweise sehr bekannten Messermachern schaut zugeklappt ein Teil der Rampe aus dem Griff. So einfach ists halt offenbar doch nicht, ein Messer zu entwerfen, das auf- und zugeklappt gut ausschaut. Wird auch seinen Grund haben, dass Messer oft nur aufgeklappt zu sehen sind.
Rückseite. Der Clip ist umsetzbar, die Spannung recht hoch, aber nicht zu hoch. Eine Tasche im Griff wär noch der Kick, muss aber nicht sein, wackeln tut da nichts. Durch seine Position wirkt der Clip auch als Überdehnschutz für den Liner. Die Rückseite des SHBBS sieht recht "technisch" aus, gefällt mir. Ob zum technischen Aussehen auch die Frässpuren in der Aussparung hinten an Lock gehören müssen ist Ansichtssache Stört mich zumindest nicht besonders.
Jetzt wird das Messer natürlich auch mal zerlegt. Dicke Achse, Bronzewasher. Gewindeschraube Innensechskant, Griffschrauben Torx. Eine Schraube (gleicher Typ, gleiche Größe) wäre praktisch. Die beiden Schraubhülsen hinten im Griff reichen durch den Backspacer noch ein Stück in die G10 Schale und positionieren die Schalen zueinander.
Achse/Stoppin/Schraubhülsen liegen auf der einen Seite in der 3mm starken Titanplatine. Auf der anderen aber nur im G10.
Womit wir zum Lock kommen.
Im Neuzustand hat der Lock bei einfachen auf- und zuklappen wunderbar funktioniert. Sitzt richtig, kein horizontales Spiel, lässt sich problemlos bedienen. Sieht dann so aus.
Sobald man aber Druck auf die Klinge bringt, rutscht der Lock ein Stück weiter nach innen. Das wird noch dadurch unterstützt, dass man mit dem Zeigefinger den Lock automatisch nach innen drückt, sobald man das Messer richtig fest in die Hand nimmt.
Der Lock ist nur ein sehr kleines Stück nach innen gerutscht. Das reicht aber schon, dass sich der Liner mit der Rampe verklemmt und man Schwierigkeiten hat, das Messer wieder zu entriegeln. Da muss man schon sehr kräftig gegen den Liner drücken.
Nachdem ich das Messer zerlegt und wieder zusammengebaut hatte - also im Jetzt-Zustand - verbeißt sich der Liner nicht mehr. Egal was ich mit dem SHBBS anstelle, der Liner sitzt sauber und lässt sich problemlos von der Klinge schieben. Vorher konnte ich auch den Liner mit dem Daumen nach innen drücken. Jetzt bewegt der sich keinen Millimeter mehr.
So soll das eigentlich von vornherein sein.
Da ist also Spiel in der Konstruktion und meiner Meinung nach liegt das primär daran, dass die linke Platine nur aus G10 besteht. Die verbiegt sich eventuell mehr, als eine Titanplatine. Vor allem aber ist die Fixierung von Achse, Stoppin und den beiden Hülsen nicht so stabil, wie bei einer Platine aus Metall.
Viel muss sich ja in so einem Griff gar nicht tun; ein hundertstel (oder weniger) Bewegung an der falschen Stelle und schon funktioniert der Lock nicht, wie er soll.
Weil der Griff des SHBBS sehr knapp um die Klinge gebaut ist (logisch, bei dem schlanken Griff), gibts wenig Platz um einen längeren Backspacer mit mehr Schrauben, Passstiften usw einzubauen. Wenn das Messer nicht deutlich dicker werden soll, ist eine dünne Titanplatine unter dem G10 vermutlich die beste Variante.
Unabhängig ob verbeißen oder nicht, der Lock hat beim Spinewhack immer gehalten. Ja, ich klopf wieder mit Messerücken auf Holzkanten rum. Bis mir was besseres eingefallen ist
Zur Verarbeitung: Der Klingenschliff ist exakt symmetrisch, die Schneide sauber in der Mitte, das Finish sieht sehr sauber aus. Die Klinge sitzt mittig im Rahmen, Detentball/Loch sind sauber abgestimmt, so dass die Klinge geschlossen kein Spiel hat.
Apropos Spiel. Grundsätzlich lässt sich das Klingenspiel so einstellen, dass sich die Klinge leicht ausklappen lässt und aufgeklappt keinerlei Spiel hat. Da die Achsschraube aber auf einem Kragen im nachgiebigem G10 aufliegt, ist es schwer, den richtigen Punkt zu treffen. Mit Sicherungslack fixieren wäre eine Möglichkeit (hat Hasenfuss nicht gemacht, ich wollts ja zerlegen).
Fazit:
Die überstehende Klingenrampe stört mich.
Was den Lock angeht, da würde sich meiner Meinung nach eine Überarbeitung der Konstruktion lohnen, um mehr Stabilität in den Griff zu bekommen.
Das SHBBS bleibt ist ein Messer, das mir einfach gefällt - ist schon die halbe Miete. Dass die Messer hier im Forum ankommen, wundert mich nicht. Die Wertungen sind aber manchmal doch etwas überschwänglich - ums mal freundlich auszudrücken. Ist natürlich die Frage, womit man vergleichen kann. Womit sich die Aussagekraft mancher Beiträge relativiert.
Die Sache ist: Das SHBBS ist ordentlich gemacht. Ordentlicher, als manch andere Messer von bekannteren Messermachern, die zehn Jahre und länger Folder bauen. Aber da ist sicher Luft nach oben. Wäre auch komisch wenn nicht - Hasenfuss baut seit nicht mal einem Jahr Klappmesser. Ich möchte nicht wissen, wie die ersten Messer heutiger Top-Messermacher ausgesehen haben. Deswegen: Respekt, viel Glück und verdienten Erfolg.
Pitter
Eins geht noch