Herder 1922 23cm schanzen?

SofaKing

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Hallo Zusammen,

ich besitze seit knapp 10 Jahren ein Herder 1922.
Benutzen tue ich es recht wenig sondern Schneide und schärfe meistens den fiesen WMF-Prügel. Warum?
Das Herder ist mir für meine bevorzugte Schnitttechniken (Wiege- & Schubschnitt) etwas zu fragil.
Gleichzeitig ist es aber für "Genussschneiden" zu fett geraten.
Bei Sellerie, Möhren und Ähnlichem ist es doch mehr "spalten" als "schneiden" wenn ihr versteht was ich meine.

Daher meine eigentliche Frage:
Macht ein Ausdünnen/schanzen zum ordentlichen Laser bei einem 1922er Sinn? Hat das schonmal jemand gemacht?
Ein robustes Workhorse, um es als mein Standardmesser für den Alltag zu nutzen, wäre vmtl. eine Vergewaltigung des Messers, oder? Wenn es überhaupt vernünftig machbar ist.
 
Mal ganz vorsichtig:
Mir tut die Idee fast weh, aus einem 1922er einen Laser machen zu wollen.
Wozu ?
Um dann weiterhin im Schubschnitt etwas leichter damit schneiden zu können ?
Das widerspricht sich rein geometrisch: Nach vorne wird die Klinge schlanker, nach hinten breiter.
Im Schubschnitt verstärkt sich diese Geometrie, auch wenn die Wate beim Herder auch in Griffnähe relativ dünn ist. Daher die Spaltwirkung.
Erst im Zugschnitt kann ich diese Geometrie einer Klinge richtig ausnutzen !

Ich würd daher deine "Challenge" verändern, anstatt das Messer:
Benutze das 1922er als Übungsobjekt, um den Zugschnitt sauber und leichtlaufend zu lernen.
Ruhig abwechselnd mit deinem gewohnten WMF.
Und ich vermute, daß sich das 1922er in der Wahrnehmung völlig verändern wird. :unsure:
Beim "Genussschneiden" wird die Herausforderung dann sein, den Zugschnitt sauber und relativ weit vorne an der Klinge anzusetzen und dann locker durchzuziehen.
Dann hast du zwar immer noch keinen Ultra-"Laser", aber fast automatisch ein zumindest Laser-ähnliches Schneiderlebnis, vorausgesetzt das 1922er ist sauber geschärft.

Gruß vom Schorsch
 
Die Verwandlung in einen richtigen Laser sehe ich auch eher skeptisch.

Ein bisschen dünner geht aber auf jeden Fall - vor nicht allzu langer Zeit habe ich die Schneidflanken des 1922er meines Sohnes überschliffen, weil da ein Mitnutzer mit dem pfleglichen Umgang nicht so begabt war.
Dabei istnatürlich (allerdings moderat) Material weggekommen. Ich habe aber nur so weit wie nötig abgenommen und würde das nicht übertreiben.

BTW: mein beruflich kochender Sohn nimmt das Messer wie alle anderen auch für den Schnitt mit aufgelegter Spitze und nach hinten dann abrollend. Er hat da keine Probleme bei seiner Technik und seinen Fertigkeiten.

Viele Grüße,
Torsten
 
Das 1922er ist der Meister des Wiegeschnitts und dann kommt Schub. Dünn rein, kräftiger raus.

Nicht ausgeschlossen, wenngleich unwahrscheinlich, dass es unten zu fett ballig geblieben ist und dennoch nagegängig dünn geworden ist.

Es ist kein Laser, aber ein eindeutig leicht schneidendes Messer.

Von allen meinen Leichtschneidern, das am wenigsten empfindliche.

grüsse, pebe
 
Zuletzt bearbeitet:
OK gut, ich habe mit einem Feedback in der Richtung gerechnet, und wollte es auch ein bisschen provozieren :D.
Ich bin an der Stelle auch nicht der Experte.
Dann ist die Frage warum bin ich mit dem Messer so nicht zufrieden? Es ist zwar nagelgängig, aber da muss ich schon fest drücken.
Ich habe auch schon mal das Messer bei einem Bekannten mit einem geführten System grund- & feingeschliffen, aber auch das hat es nicht viel besser gemacht, so dass es im Vergleich zum WMF nur minimal besser schneidet. Das sollte mMn so nicht sein.

Würdet ihr das auf einen Versuch bei Jürgen Schanz ankommen lassen, oder damit leben bzw. an den eigenen Schleifergebnissen arbeiten?
Und wenn ja, was sag ich ihm da? Auch das übliche ballig auf 0 schleifen?
 
Miss doch einmal die Stärke der Schneidkanten (also da, wo der Anschliff der eigentlichen Schneide aufgört und die Flanken anfangen - die Ware eben).
Das ist ein Eckpunkt.
Dann ist die Frage, was in dem nächsten cm oberhalb der Schneide passiert. Ein konsequenter Laser ist auch da noch sehr dünn und empfindlich (was ich für das Herder nicht empfehlen würde).
Und dann vergleich das einmal mit Deinem WMF.

Es wundert mich, dass Dein Herder sich nicht wirklich merklich von Deinem WMF absetzen kann. Entweder ist Dein WMF sehr ungewöhnlich fein gehalten, das Herder zu stark, oder Deine Erwartungen gehen in Richtung eines wirklichen Lasers.

Unser Herder liegt von der Geometrie gefühlt auf halber Strecke zwischen einem Laser und dem europäischen Küchenstandard aus rostträgem Material - und da ist es auch gut aufgehoben.

Das balling auf Null unten ist nicht das Problem. Die Frage ist, wie mehr oder weniger ballig, ballig ist. Und wie genau Dein Messer unten von der Geometrie aussieht.
Das ist per Ferndiagnose schwierig.
Ich würde das Messer sehen wollen, um da etwas zu zu sagen.
Das wäre auch mein Vorgehen, wenn ich sowas in Auftrag geben wollte - Kontakt aufnehmen, Erwartungen schildern (feiner schleifen aber nicht zu empfindlich), hinschicken ggf. und um Einschätzung bitten, ob da noch was geht und sich das lohnt. Ein erfahrener Schleifer kann das eigentlich am besten beurteilen, wenn er weiß, was gefordert wird - und ggf. dann auch sagen, wenn es keinen Sinn ergibt.

Viele Grüße,
Torsten

Nochmal anders: da Jürgen das ja nicht umsonst macht, könntest Du Dir auch einmal Messer in Laserrichtung anschauen (ein Takamura Migaki z.B.).
Ein Herder dünner schleifen ist so in etwa wie ein Serienfahrzeug sportlicher zu machen - da geht sehr wahrscheinlich noch merklich was, aber ein Ferrari wird da nicht draus werden (dafür sind die Härte der Klinge und das Material meiner Meinung nach nicht ausgelegt/ nicht optimal gewählt).
 
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