güNef
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Servus,
Herder K5 C-Stahl in Walnuss
nachdem eine leichte Tendenz zu immer kostspieligeren japanischen Edelschmieden zu bemerken ist und mir schon lange klar geworden ist, das kein einziges neu gekauftes Serienmesser von der Schneidfähigkeit her unter meinem Bestand für eine Überraschung sorgt, lasse ich das mit leichter Hand an mir vorüberziehen und freue mich mit den Besitzern mit, die ihre neuesten Errungenschaften hier präsentieren.
Da die Standzeit eines Messers bei mir als Privatier eine wirklich untergeordnete Rolle spielt, muss diese Eigenschaft nicht ganz vorne gereit sein und auch für Pflege und Reinigung ist gut Zeit vorhanden, so darf es jetzt wieder C-Stahl und Naturhölzer als Griff und Klingenmaterial sein.
Auf einen Dünnschliff möchte ich nicht verzichten, der muss jetzt aber nicht neue Massstäbe setzten. Wenn eine durchschnittliche dicke Möhre nicht knackt, weder im hinteren noch einem anderen Bereich der Schneide/Klinge dann passt das schon. Noch dazu wenn als Gegengewicht eine ordentlich stabile Schneide vorhanden ist, die kaum etwas krumm nimmt. Solche Messer machen einen guten Job, ich erinnere da nur mal an mein Hohenmoorer Yvo.
Da nach wie vor die Schneidfähigkeit, gefolgt von einer für meine Anwendungen brauchbaren Schneidkantenstabilität die primären Ansprüche an eine Klinge sind, dazu noch eine leichte Schärfbarkeit und ein ausreichend feines Stahlgefüge um eine schön scharfe Schneide hinzubekommen, also nix wirklich ausgefallenes, so hab ich mir mal wieder ein Herder Carbon gegönnt. Wieder zu einfachen und schmucklosen Messern zurückzufinden ergibt sich wohl nach geraumer Zeit bei manchen Kochesserfreaks von selber.
Der Test eines Nakiris von einem anerkannt begabten und talentierten Hobbymessermacher hier aus dem Forum hat mich wirklich zum Grübeln gebracht.
Was hier an Qualität und liebe zum Detail machbar ist braucht sich nicht vor großen Namen zu verstecken und das Finish ist so sauber, das einem die Spucke wegbleibt. Davon aber zu einem anderen Zeitpunkt mehr.
Das wesentliche an dieser Erkentniss ist, dass ich mir hochpreisige Kochmesser nur mehr kaufen werde, wenn ich sie aussergewöhnlich schön finde und sie überdurchschnittlich sauber verarbeitet sind. Was die praktischen Qualitäten betrifft, bin ich umfangreich ausgestattet, diese sind in solch einem Fall also nicht mehr Kaufgrund.
Diesmal habe ich mich aus dem Herder-Sortiment bedient und aus der K-Serie ein K5 mit Walnussgriffschalen und Messingpins mit Carbonstahlklinge ausgesucht. Es ist das größte Modell dieser Reihe. Der „Deal of the Day“ vom Messerkontor Anfang August ausgerufen hat mich zugreifen lassen. Gewollt habe ich das K5 ja irgendwie schon immer, einfach weil mir das Profil, die Länge und das Design in die Hände spielt. Ich finde das Messer trotz der einfachen Konstruktion sehr hübsch.
Zur Schneidfähigkeit.....
es ist ein Herder und die ist gut. Es ist weder über Gebühr dünngeschliffen, noch leicht nagelgängig, aber eine durchschnittlich dicke Möhre lässt sich leicht und knackfrei schneiden, daran scheitern bereits viele andere Messer oft kläglich, auch solche die preislich Löcher in eine Kreditkarte schiessen können.
Will heißen nur die vordere Hälfte der Klinge ist kräftig gegen die Brettkante gedrückt als nagelgängig zu bezeichen, dahinter zeigt sich kein Stahlbläschen mehr.
Das will aber nichts heißen, andere Exemplare könnten auch durchgängig leicht nagelgängig sein, vor allem ältere....
Zu der nicht durchgehenden Nagelgängigkeit habe ich eine Vermutung. Die für ein Herder hohe Härte dieser Serie von 61,5° kombiniert mit einem konsequenten Dünnschliff erhöht natürlich das Risiko von Ausbrüchen und um hier effektiv gegenzusteuern wird vermutlich der Anschliff nicht mehr mit letzter Disziplin ausgeführt. Ausreichende Schneidfähigkeit ist aber immer noch gegeben. Trotzdem könnte man dem K5 noch einen Schubs nach vorne verpassen, wenn man nachhilft!
Ich habe die Klinge mit Lineal und Messschieber abgearbeitet und mit Daten meiner anderen dünngeschliffenen Messern verglichen.
Der Herdersche Dünnschliff wie hier schematisch dargestellt ist auf die Klinge übertragen und deutlich durch auflegen eines Lineals zu sehen. Knapp zwei Zentimeter vor der Wate geht's los, ab da ist die Klinge auf beiden Seiten konvex runtergeschliffen. Diese Klingengeometrie macht das Herder gut schneidfähig.
Der „Kesselsche Walkschlliff“, hier schematisch dargestellt lässt sich nicht nachweisen, weder mit einem Lineal gefluchtet noch mit einer Schiebelehre vermessen.
Daten und Fakten:
Verarbeitung.....
der Klinge......
erstaunlich gut gearbeitet, der Klingenspiegel ist sauber und gleichmässig geschliffen, der Rücken poliert, aber nicht gebrochen, der Kehl sauber bearbeitet, das Klingenende entschärft. Das der Klingenrücken weder verundet noch gebrochen ist, stört angesichts der Tatsache das dieses Messer so überhaupt nicht Pinch-Grip geeignet ist, nicht die Bohne.
Die Klinge zeigt keinen Verzug, der Schliff ist gleichmässig mit kaum sichtbarer Schneidfase und Klinge und Griff waren waren gut geölt.
Die Werksschärfe ist eher dürftig, hier wird viel Potential verschenkt. Wer die Grundzüge des Schleifens beherrscht kann aus dem C-Stahl eine hohe Schärfe rauskitzeln, dann beginnt das K5 zu zeigen was es eigentlich drauf hat.
Griff......
für ein Herder überragend würde ich sagen. Claudia hat mir Bilder der am besten verarbeiteten Griffe zukommen lassen und ich durfte dann auch noch meine Wunschmaserung aussuchen. Ich habe mir für die kontrastreiche hell-dunkel Variante entschieden, das ist natürlich reine Geschackssache, ob’s einem gefällt oder nicht.
Herder über seine Walnusshölzer:
"Für die Walnussgriffe werden Stücke aus der Wurzel oder aus dem Stamm nahe der Wurzel verarbeitet. Das Holz kommt aus dem Badischen und aus Frankreich. Es ist hart, von elegantem Schwarzbraun und wunderschön verwirbelt gemasert – rar, edel und sehr haltbar, ein wirkliches Kleinod unter den europäischen Hölzern."
Der geringe Spalt der sich am Übergang zur Klinge zeigt, liegt noch locker in meinem Toleranzbereich, auch weil die Schalen nicht zusätzlich verklebt sind und es geöltes Naturholz ist, das gewissen Schwankungen unterliegt und nicht „stillgelegt“ wurde.
Der Griff ist schön füllig, weit mehr als es auf den Produktbildern den Anschein macht, formidabel konturiert und gerundet. Der ganze Griff ist über 360° gründlich „ausgemacht“, dass heißt versäubert und poliert, keine Kanten und keine Messingniet spürbar. Herder nennt diesen Prozess der Griffmontage „Reiden“
Es ist aber immer zu empfehlen entweder sein Herder selbst in einem Laden auszuwählen oder seinen Händler des Vertrauens darum zu bitten, damit sichergestellt ist einen schön gemaserten und gut veräuberten Griff zu bekommen.
Das Messer wirkt auf Bildern sehr leicht und fragil, was es keineswegs ist. In der Hand gewogen ist das K5 ein erwachsenes Messer. Der Balancepunkt liegt unmittelbar hinter den Kehl. Also nicht vorderlastig und der Griff fühlt sich dadurch schön satt an.
Die Reaktivität......
Herder typisch bildet sich eine rasche Patina aus, riecht kaum und färbt keine Lebensmittel an. Keine Geschmacksbeeiträchtigung
Der Stahl......
Ich nehme an das K5 ist aus dem selben C-Stahl (W75C1) wie die 1922er Serie, genauere Angaben dazu hab ich nicht gefunden, jeder der eine belegbare Quelle nennen kann, die anderes angibt, bitte nur her damit. Herder selbst nennt einfach C80 als universellen Kohlenstoffstahl für alle seine rostenden Klingen.
Der Stahl ist auf ca. 60° HRC gehärtet und lässt für den Hausgebrauch eigentlich keine Wünsche offen, sofern einem die etwas aufwendigere Pflege von Klinge und Griff nicht stört. Ein ungeliebtes Herder sieht auch bald so aus.
Herder über die K5 Reihe:
"Je höher der Kohlenstoffanteil (Kohlenstoffstahl C80 mit einem Kohlenstoffanteil von 0,75%) im Stahl, desto höher kann er gehärtet werden. Die Härte der meisten Messer beträgt HRC 58. Manche Klingen weisen eine Härte von HRC 60 auf, die Kochmesser der K-Serie sogar von 61,5. Ihre hohe Schnittstärke verdanken diese Messer also dem Material, ihre hohe Schnitthaltigkeit einem materialbedingten Selbstschärf-Effekt: In ständigem Gebrauch nutzt die Klinge sich gleichmäßig ab, und der spitze Schneidwinkel bleibt so immer erhalten. Durch ihre Korrosionsanfälligkeit, sie verfärben sich durch den Kontakt mit Feuchtigkeit, wie Obst- und Gemüsesäften, bläulich bis schwarz, und in ständigem Gebrauch nutzen sich beide Klingenseiten gleichmäßig ab. Dadurch bleibt der spitze Schneidwinkel immer erhalten. Das Messer wird kleiner und schmaler, aber es wird nicht stumpf. Legt man eine solche Klinge unter das Mikroskop, kann man sehen, daß dieses Material eine erheblich grobkörnigere Oberfläche hat als das rostfreie. Diese grobere Oberfläche packt natürlich besser am Schneidgut an als ein glatte, also ein weiterer Grund, warum diese Messer besser schneiden"
Fazit......
Es gibt nicht viele europäische Messer mit solch einer Geometrie und Schneidfähigkeit ab Werk, noch dazu in leicht schärfbarer C-Stahlvariante.
Wer partout kein japanisches Messer möchte und ein ausgewogenenes Verhältnis zwischen Schneidfähigkeit, Schneidkantenstabilität und leichter Schärfbarkeit zu einem akzeptablen Preis kaufen möchte ist hier richtig.
Die Schneidhaltigkeit im Hausgebrauch wird ohnehin überbewertet und mit einem Keramikstab lässt sich der Stahl lange auf einem vernünftigen und gut brauchbaren Niveau halten bis ein frischer Grundschliff nötig ist. Aufgrund der von Herder genannten Härte von 61,5° bin ich mir über das Anwenden eines Wetzstahls mit Feinzug/Mikrozug nicht sicher ob das gut geht. Ich benütze keinen, kann dazu also auch kein Urteil abgeben. Sollte jemand ein K5 mit Wetzstahl scharfhalten und das klappt gut, möge er das bitte hier ergänzen.
Ich sehe und finde keinen Grund das Herder K5 nicht zu empfehlen!
Mein persönlicher Zugang.......
Verglichen mit meinen dünnsten japanischen Messern kann das Herder nicht mit, aber unter rationalen Gesichtspunkten ist das ein sehr gut schneidfähiges Messer.
Im Zuge des K5-Kaufes hab ich mal meinen Bestand an deutschen Messern zusammengelegt und mir so wieder mal vor Augen geführt. Nüchtern betrachtet wird für mein Verständnis damit alles abgedeckt, vom leichten, rostträgen Schnitt des Schanz Lucidus I, über die goldene Mitte vom Hennicke Yvo und den Herdern aus C-Stahl bis zu den beiden mit Bedacht gewählten Stücken von Güde. Messer aus Japan werden eigentlich gar nicht gebraucht um selbst gehobene Ansprüche zufrieden zu stellen.
Aber es gibt ja zum Glück auch ein Leben jenseits der Vernunft!
Hier noch ein Klingenfinish-Vergleich mit einem K-Sabatier 200/8 + Hohenmoorer Yvo
Ein mit Kaffee vorpatinierter 1.3505 trifft auf 14C28N und die natürliche Herder C-Stahl Patina
Ich pflege Stahl und Griff mit manischer Sorgfalt, ich probiere zur Zeit auch ein kleines 10.000er Erdblatt aus, dass ich zum Auffrischen für mein AS-Caly 3 und Artelier Perceval gekauft habe. Wenn die Leistung dann spürbar abnimmt, folgen in der Regel ein paar Züge über einen Honyama Bruchstein oder einen Arkansas Keramikstab.
Den Griff öle ich mit Orangenöl jeden Abend nach Gebrauch, bis das Holz gesättigt und gut damit durchtränkt ist. Eine vollständige und dauerhafte Imprägnierung mit Leinöl/Paraffin incl. gut einwöchiger Trocknung an einem hellen Platz habe ich meinem 1922er angedeihen lassen nebst einer Löskaffeepatina und halte das für ein gute Variante, diese Messer so für einen längeren Zeitraum gut präpariert und koserviert zu haben. Das gilt natürlich für das K5 genauso, kann man so machen muss man aber nicht.
Vergleich mit einem Herder 1922 mit Leinölgrifffinish und Löskaffeepatina:
Ich hoffe der Bericht über ein olles Herder war kurzweilig und informativ genug um bis zum Ende durchzuhalten!
Gruß, güNef
Herder K5 C-Stahl in Walnuss
nachdem eine leichte Tendenz zu immer kostspieligeren japanischen Edelschmieden zu bemerken ist und mir schon lange klar geworden ist, das kein einziges neu gekauftes Serienmesser von der Schneidfähigkeit her unter meinem Bestand für eine Überraschung sorgt, lasse ich das mit leichter Hand an mir vorüberziehen und freue mich mit den Besitzern mit, die ihre neuesten Errungenschaften hier präsentieren.
Da die Standzeit eines Messers bei mir als Privatier eine wirklich untergeordnete Rolle spielt, muss diese Eigenschaft nicht ganz vorne gereit sein und auch für Pflege und Reinigung ist gut Zeit vorhanden, so darf es jetzt wieder C-Stahl und Naturhölzer als Griff und Klingenmaterial sein.
Auf einen Dünnschliff möchte ich nicht verzichten, der muss jetzt aber nicht neue Massstäbe setzten. Wenn eine durchschnittliche dicke Möhre nicht knackt, weder im hinteren noch einem anderen Bereich der Schneide/Klinge dann passt das schon. Noch dazu wenn als Gegengewicht eine ordentlich stabile Schneide vorhanden ist, die kaum etwas krumm nimmt. Solche Messer machen einen guten Job, ich erinnere da nur mal an mein Hohenmoorer Yvo.
Da nach wie vor die Schneidfähigkeit, gefolgt von einer für meine Anwendungen brauchbaren Schneidkantenstabilität die primären Ansprüche an eine Klinge sind, dazu noch eine leichte Schärfbarkeit und ein ausreichend feines Stahlgefüge um eine schön scharfe Schneide hinzubekommen, also nix wirklich ausgefallenes, so hab ich mir mal wieder ein Herder Carbon gegönnt. Wieder zu einfachen und schmucklosen Messern zurückzufinden ergibt sich wohl nach geraumer Zeit bei manchen Kochesserfreaks von selber.
Der Test eines Nakiris von einem anerkannt begabten und talentierten Hobbymessermacher hier aus dem Forum hat mich wirklich zum Grübeln gebracht.
Was hier an Qualität und liebe zum Detail machbar ist braucht sich nicht vor großen Namen zu verstecken und das Finish ist so sauber, das einem die Spucke wegbleibt. Davon aber zu einem anderen Zeitpunkt mehr.
Das wesentliche an dieser Erkentniss ist, dass ich mir hochpreisige Kochmesser nur mehr kaufen werde, wenn ich sie aussergewöhnlich schön finde und sie überdurchschnittlich sauber verarbeitet sind. Was die praktischen Qualitäten betrifft, bin ich umfangreich ausgestattet, diese sind in solch einem Fall also nicht mehr Kaufgrund.
Diesmal habe ich mich aus dem Herder-Sortiment bedient und aus der K-Serie ein K5 mit Walnussgriffschalen und Messingpins mit Carbonstahlklinge ausgesucht. Es ist das größte Modell dieser Reihe. Der „Deal of the Day“ vom Messerkontor Anfang August ausgerufen hat mich zugreifen lassen. Gewollt habe ich das K5 ja irgendwie schon immer, einfach weil mir das Profil, die Länge und das Design in die Hände spielt. Ich finde das Messer trotz der einfachen Konstruktion sehr hübsch.
Zur Schneidfähigkeit.....
es ist ein Herder und die ist gut. Es ist weder über Gebühr dünngeschliffen, noch leicht nagelgängig, aber eine durchschnittlich dicke Möhre lässt sich leicht und knackfrei schneiden, daran scheitern bereits viele andere Messer oft kläglich, auch solche die preislich Löcher in eine Kreditkarte schiessen können.
Will heißen nur die vordere Hälfte der Klinge ist kräftig gegen die Brettkante gedrückt als nagelgängig zu bezeichen, dahinter zeigt sich kein Stahlbläschen mehr.
Das will aber nichts heißen, andere Exemplare könnten auch durchgängig leicht nagelgängig sein, vor allem ältere....
Zu der nicht durchgehenden Nagelgängigkeit habe ich eine Vermutung. Die für ein Herder hohe Härte dieser Serie von 61,5° kombiniert mit einem konsequenten Dünnschliff erhöht natürlich das Risiko von Ausbrüchen und um hier effektiv gegenzusteuern wird vermutlich der Anschliff nicht mehr mit letzter Disziplin ausgeführt. Ausreichende Schneidfähigkeit ist aber immer noch gegeben. Trotzdem könnte man dem K5 noch einen Schubs nach vorne verpassen, wenn man nachhilft!
Ich habe die Klinge mit Lineal und Messschieber abgearbeitet und mit Daten meiner anderen dünngeschliffenen Messern verglichen.
Der Herdersche Dünnschliff wie hier schematisch dargestellt ist auf die Klinge übertragen und deutlich durch auflegen eines Lineals zu sehen. Knapp zwei Zentimeter vor der Wate geht's los, ab da ist die Klinge auf beiden Seiten konvex runtergeschliffen. Diese Klingengeometrie macht das Herder gut schneidfähig.
Der „Kesselsche Walkschlliff“, hier schematisch dargestellt lässt sich nicht nachweisen, weder mit einem Lineal gefluchtet noch mit einer Schiebelehre vermessen.
Daten und Fakten:
Verarbeitung.....
der Klinge......
erstaunlich gut gearbeitet, der Klingenspiegel ist sauber und gleichmässig geschliffen, der Rücken poliert, aber nicht gebrochen, der Kehl sauber bearbeitet, das Klingenende entschärft. Das der Klingenrücken weder verundet noch gebrochen ist, stört angesichts der Tatsache das dieses Messer so überhaupt nicht Pinch-Grip geeignet ist, nicht die Bohne.
Die Klinge zeigt keinen Verzug, der Schliff ist gleichmässig mit kaum sichtbarer Schneidfase und Klinge und Griff waren waren gut geölt.
Die Werksschärfe ist eher dürftig, hier wird viel Potential verschenkt. Wer die Grundzüge des Schleifens beherrscht kann aus dem C-Stahl eine hohe Schärfe rauskitzeln, dann beginnt das K5 zu zeigen was es eigentlich drauf hat.
Griff......
für ein Herder überragend würde ich sagen. Claudia hat mir Bilder der am besten verarbeiteten Griffe zukommen lassen und ich durfte dann auch noch meine Wunschmaserung aussuchen. Ich habe mir für die kontrastreiche hell-dunkel Variante entschieden, das ist natürlich reine Geschackssache, ob’s einem gefällt oder nicht.
Herder über seine Walnusshölzer:
"Für die Walnussgriffe werden Stücke aus der Wurzel oder aus dem Stamm nahe der Wurzel verarbeitet. Das Holz kommt aus dem Badischen und aus Frankreich. Es ist hart, von elegantem Schwarzbraun und wunderschön verwirbelt gemasert – rar, edel und sehr haltbar, ein wirkliches Kleinod unter den europäischen Hölzern."
Der geringe Spalt der sich am Übergang zur Klinge zeigt, liegt noch locker in meinem Toleranzbereich, auch weil die Schalen nicht zusätzlich verklebt sind und es geöltes Naturholz ist, das gewissen Schwankungen unterliegt und nicht „stillgelegt“ wurde.
Der Griff ist schön füllig, weit mehr als es auf den Produktbildern den Anschein macht, formidabel konturiert und gerundet. Der ganze Griff ist über 360° gründlich „ausgemacht“, dass heißt versäubert und poliert, keine Kanten und keine Messingniet spürbar. Herder nennt diesen Prozess der Griffmontage „Reiden“
Es ist aber immer zu empfehlen entweder sein Herder selbst in einem Laden auszuwählen oder seinen Händler des Vertrauens darum zu bitten, damit sichergestellt ist einen schön gemaserten und gut veräuberten Griff zu bekommen.
Das Messer wirkt auf Bildern sehr leicht und fragil, was es keineswegs ist. In der Hand gewogen ist das K5 ein erwachsenes Messer. Der Balancepunkt liegt unmittelbar hinter den Kehl. Also nicht vorderlastig und der Griff fühlt sich dadurch schön satt an.
Die Reaktivität......
Herder typisch bildet sich eine rasche Patina aus, riecht kaum und färbt keine Lebensmittel an. Keine Geschmacksbeeiträchtigung
Der Stahl......
Ich nehme an das K5 ist aus dem selben C-Stahl (W75C1) wie die 1922er Serie, genauere Angaben dazu hab ich nicht gefunden, jeder der eine belegbare Quelle nennen kann, die anderes angibt, bitte nur her damit. Herder selbst nennt einfach C80 als universellen Kohlenstoffstahl für alle seine rostenden Klingen.
Der Stahl ist auf ca. 60° HRC gehärtet und lässt für den Hausgebrauch eigentlich keine Wünsche offen, sofern einem die etwas aufwendigere Pflege von Klinge und Griff nicht stört. Ein ungeliebtes Herder sieht auch bald so aus.
Herder über die K5 Reihe:
"Je höher der Kohlenstoffanteil (Kohlenstoffstahl C80 mit einem Kohlenstoffanteil von 0,75%) im Stahl, desto höher kann er gehärtet werden. Die Härte der meisten Messer beträgt HRC 58. Manche Klingen weisen eine Härte von HRC 60 auf, die Kochmesser der K-Serie sogar von 61,5. Ihre hohe Schnittstärke verdanken diese Messer also dem Material, ihre hohe Schnitthaltigkeit einem materialbedingten Selbstschärf-Effekt: In ständigem Gebrauch nutzt die Klinge sich gleichmäßig ab, und der spitze Schneidwinkel bleibt so immer erhalten. Durch ihre Korrosionsanfälligkeit, sie verfärben sich durch den Kontakt mit Feuchtigkeit, wie Obst- und Gemüsesäften, bläulich bis schwarz, und in ständigem Gebrauch nutzen sich beide Klingenseiten gleichmäßig ab. Dadurch bleibt der spitze Schneidwinkel immer erhalten. Das Messer wird kleiner und schmaler, aber es wird nicht stumpf. Legt man eine solche Klinge unter das Mikroskop, kann man sehen, daß dieses Material eine erheblich grobkörnigere Oberfläche hat als das rostfreie. Diese grobere Oberfläche packt natürlich besser am Schneidgut an als ein glatte, also ein weiterer Grund, warum diese Messer besser schneiden"
Fazit......
Es gibt nicht viele europäische Messer mit solch einer Geometrie und Schneidfähigkeit ab Werk, noch dazu in leicht schärfbarer C-Stahlvariante.
Wer partout kein japanisches Messer möchte und ein ausgewogenenes Verhältnis zwischen Schneidfähigkeit, Schneidkantenstabilität und leichter Schärfbarkeit zu einem akzeptablen Preis kaufen möchte ist hier richtig.
Die Schneidhaltigkeit im Hausgebrauch wird ohnehin überbewertet und mit einem Keramikstab lässt sich der Stahl lange auf einem vernünftigen und gut brauchbaren Niveau halten bis ein frischer Grundschliff nötig ist. Aufgrund der von Herder genannten Härte von 61,5° bin ich mir über das Anwenden eines Wetzstahls mit Feinzug/Mikrozug nicht sicher ob das gut geht. Ich benütze keinen, kann dazu also auch kein Urteil abgeben. Sollte jemand ein K5 mit Wetzstahl scharfhalten und das klappt gut, möge er das bitte hier ergänzen.
Ich sehe und finde keinen Grund das Herder K5 nicht zu empfehlen!
Mein persönlicher Zugang.......
Verglichen mit meinen dünnsten japanischen Messern kann das Herder nicht mit, aber unter rationalen Gesichtspunkten ist das ein sehr gut schneidfähiges Messer.
Im Zuge des K5-Kaufes hab ich mal meinen Bestand an deutschen Messern zusammengelegt und mir so wieder mal vor Augen geführt. Nüchtern betrachtet wird für mein Verständnis damit alles abgedeckt, vom leichten, rostträgen Schnitt des Schanz Lucidus I, über die goldene Mitte vom Hennicke Yvo und den Herdern aus C-Stahl bis zu den beiden mit Bedacht gewählten Stücken von Güde. Messer aus Japan werden eigentlich gar nicht gebraucht um selbst gehobene Ansprüche zufrieden zu stellen.
Aber es gibt ja zum Glück auch ein Leben jenseits der Vernunft!
Hier noch ein Klingenfinish-Vergleich mit einem K-Sabatier 200/8 + Hohenmoorer Yvo
Ein mit Kaffee vorpatinierter 1.3505 trifft auf 14C28N und die natürliche Herder C-Stahl Patina
Ich pflege Stahl und Griff mit manischer Sorgfalt, ich probiere zur Zeit auch ein kleines 10.000er Erdblatt aus, dass ich zum Auffrischen für mein AS-Caly 3 und Artelier Perceval gekauft habe. Wenn die Leistung dann spürbar abnimmt, folgen in der Regel ein paar Züge über einen Honyama Bruchstein oder einen Arkansas Keramikstab.
Den Griff öle ich mit Orangenöl jeden Abend nach Gebrauch, bis das Holz gesättigt und gut damit durchtränkt ist. Eine vollständige und dauerhafte Imprägnierung mit Leinöl/Paraffin incl. gut einwöchiger Trocknung an einem hellen Platz habe ich meinem 1922er angedeihen lassen nebst einer Löskaffeepatina und halte das für ein gute Variante, diese Messer so für einen längeren Zeitraum gut präpariert und koserviert zu haben. Das gilt natürlich für das K5 genauso, kann man so machen muss man aber nicht.
Vergleich mit einem Herder 1922 mit Leinölgrifffinish und Löskaffeepatina:
Ich hoffe der Bericht über ein olles Herder war kurzweilig und informativ genug um bis zum Ende durchzuhalten!
Gruß, güNef
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