pebe
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Herr der Klinge - Mathias Maresch Damast Linerlock
Messermacher Mathias Maresch wohnt nur 15km von mir entfernt. Lässt sich locker mit dem Rad während einer entspannten Eisdielenrunde nach Staufen verbinden. Eigentlich. Nur hab‘ ich schon lange keine Eisdielenrunde mehr gedreht.
Mein Custom Bunka mit rostendem Damast zum Ausdünnen mit anschließendem Nachätzen, wartet auch schon länger auf diesen Abstecher. Und das tut es immer noch.
Es sollte und wollte nicht klappen - mit einem Besuch in Mathias‘ Werkstatt.
Aber. Letzte Woche war Messermesse in Münster. Lächerliche 550km von der Heimat entfernt und Mathias dort mit Stand vertreten.
Daniel aka Bukowski, nebenberuflich Consigliere, der wiederum dorten um die Ecke wohnt, war Besucher dieser Messe und konnte mir Livebilder und fundierte Einschätzungen übersenden - speziell von den Maresch Messern.
Geht doch. 😆
Aber von vorne. Ein finales Masterpiece in Damast mit Phacochere Griffschalen, also Warzenschweinzahn, stand auf der Wunschliste. Eigentlich.
Nach einiger Zeit der Ruhe und Überlegung kam ich jedoch zum Entschluss, dass bereits genügend leichtgewichtige Zahnhelden auf der Burg waren - siehe Phacochere Joël Grandjean & Co.
Auch formenmäßig war damit am Ende reichlich in der klassisch schlichten Bauweise vorhanden - so wie es ein MOKI Fishowl lehrbuchmäßig vorgibt.
Insofern ging es wieder in Richtung der ursprünglichen Idee, einen eher kräftigen Damastklapper in der Machart von Froberg, Boll oder auch Schmoll, jedoch mit Klingenlänge unter 9cm und tragbarem Gewicht. Und mit einem eigenständigen Gesicht.
Here we go.
Gleich vorne weg. Der Maresch hat einige Leckerbissen aufzuweisen, bei denen ich mich frage, weshalb davon bislang im MesserForum keiner wusste und berichtete.
Aber, der Reihe nach.
Wem dieses Messer bekannt vorkommt, der hat wahrscheinlich das Meisterstück von @Virgil4 in Erinnerung. Jenes hat zwar einige Veränderungen und vor allem mehrere Komplikationen (wie der Uhrmacher sagen würde) von Virgil erfahren, aber der Ursprung stammt erkennbar aus der Staufener Werkstatt.
Eine amtliche Messung der Klinge ergibt 8,5 cm bis zum mittigen spitzen Stoß der Griffschale, unterhalb gemessen ergeben sich volle 9 cm bei gemessenen 2,89mm Stärke. Das ist schlicht das Idealmaß für einen erwachsenen Jäger als EDC.
Es kommt noch besser. Hatte ich in diesem Format mit einem Sebenza Gewicht gerechnet, zeigte die Waage erfreulich leichte 114g.
Klar, nicht ganz das Virgilweight von 100g, aber es bleibt in Rufweite und ist in jedem Fall ein handliches Gewicht für einen derart stabilen Klapper.
Die Klinge ist hausgemacht und ein Zungenschnalzer erster Güte.
Da ist er wieder, dieser herrliche dunkel metallische Schimmer, wie ihn auch ein rostender Balbach hat. Hier kommt jedoch ein weniger regelmäßiges Muster hinzu, das die händische Fertigung offenbart und zelebriert.
Zwar formal rostend, aber meiner Erfahrung nach deutlich weniger problematisch als Monoroster, selbst in der Küche.
Wir haben ca. 480 Lagen Damaststahl ( 75Ni8, 1.2842 und 145Cr6) mit 63-64HRc, fast Perceval fein ausgeschliffen!
Das Maß der Klinge. Chapeau!
Weiter geht‘s. Die Griffschalen sind aus Giraffenknochen, wunderbar gleichmäßig, sodass die leichte Patina ungestört wirken kann. Mit der eintretende Verfärbung erinnert es ein bisschen an Westinghouse Micarta.
Der gelbliche Ton harmoniert bestens mit dem dunklen Damast, reines Weiß wäre hier zu hart.
Und! Auch Mathias verzichtet auf eine Ausbuchtung zum Lösen des Lock in der Griffschale. Klar, mit dem zusätzlichen Überstand der Schalen, wird das Lösen noch kniffliger als beim Grösche.
Aber. Wie ich finde, kein großes Thema für ein Zweihandmesser im Etui und mir die cleane Optik allemal wert.
Unbedingt erwähnenswert. Die Klinge ist oben wie unten exakt auf dem Niveau der Titanliner. Ebenso schließt die Klinge geschlossenen exakt mit den Griffschalen ab und steht perfekt mittig.
Das sind die Leckereien aus der Delikatessenabteilung, die man leider viel zu selten auf den Burgtisch bekommt.
Den Überstand der Griffschalen kannte ich nur von Daniel Boll. Es wird eigentlich zum Schutz vor Shrinking gemacht, also dem Verzug der Griffschalen wg Feuchtigkeitsschwankungen in der Umgebung bzw im Material.
Meine früheren Bedenken, dass dadurch einschneidende Kanten entstehen können, sind bei der sauber verrundeten Arbeit von Mathias komplett unbegründet. Selbst bei zupackendem Griff ist nix zu spüren.
Das dabei die Titanliner weniger deutlich in Erscheinung treten, bewirkt durchaus einen etwas eleganteren Auftritt.
Alle Titanteile sind dunkel in bronze anodisiert, deutlich dunkler als bei Froberg, bei dem ein Goldschimmer vorrangig ist. Passt hier, zusammen mit den dunklen Edelstahlschrauben perfekt zu dieser Klinge.
Das Messer ist in jedem Detail sehr sauber und präzise gebaut. Optisch wie haptisch ein Genuss. Bestnote.
Die Klinge läuft geschmeidig gleichmäßig, aber auch nicht zu leicht. Der Detent ist optimal eingestellt, das minimale Ruckeln über die Damaststruktur wahrnehmbar. Genau so muss das.
Ich wäre nicht der, den ihr kennt, gäbe es nix anzumerken.
Yup. Die flache Greifmulde im vorderen Teil ist auch hier etwas zu klein für meine Zeige- und Mittelfingerablage. Handschuhgröße 10 und viele Jahre Eisenbiegen ergeben halt kräftige Hände.
Auch spüre ich zuweilen leicht die spitze Ecke am Griffende in meiner Handfläche.
Geschenkt. Weder das Eine noch das Andere ist tatsächlich störend, wenn man nicht stundenlang ein Dutzend Wildschweine ausnimmt und so verspüre ich keinen Änderungswunsch und gebe hier ohne Zögern dem stimmigen Design den Vorrang. Für kleinere Hände vermutlich ohnehin kein Thema.
Am Ende kommt es ja immer erstens anders, zweitens als man denkt.
Ich wollte mir ursprünglich von Mathias ein Messer nach Vorlage bauen lassen. Weil, es fehlte ein echtes Meisterstück mit Damast und hellem Zahn oder Knochen auf der Burg.
Nachdem mir Daniel von der Messe signalisiert hatte, dass der Maresch Klapper passen würde, war ich drauf und dran, die verfügbare Seekuh mit Damast mal wieder im Blindflug zu nehmen.
Dann fiel mir jedoch ein, dass ein anderer, mir bekannter Messerverrückter, gleich 3 von den Maresch Damastklapper im letzten Jahr erstanden hatte und bereit war, meinen Weißen abzugeben.
Die Gäule mal wieder.
Ich hatte oft Glück mit meinen spontanen Zugriffen, aber beileibe nicht immer. Heute jedoch sitze ich mit tiefer Zufriedenheit an der Tafel und schreibe diesen Bericht.
Mathias hat hier ein Meisterstück kreiert, wie es auf der Burg definiert wird. Optimale Maße, edelste Zutaten, clean und reduziertes Design, perfekte Verarbeitung bis ins Detail, konzentriert auf das Notwendigste bei hervorragender Funktion.
Eine lange Reise ist zu Ende.
Mein Maresch ist wie gemacht für die Burg. An der Tafel sitzen einige hervorragende Messer, die ich nicht missen möchte. Aber. Das Messer der Burg ist genau dieses.
Euch allen schöne Pfingsten.
grüsse, pebe
Messermacher Mathias Maresch wohnt nur 15km von mir entfernt. Lässt sich locker mit dem Rad während einer entspannten Eisdielenrunde nach Staufen verbinden. Eigentlich. Nur hab‘ ich schon lange keine Eisdielenrunde mehr gedreht.
Mein Custom Bunka mit rostendem Damast zum Ausdünnen mit anschließendem Nachätzen, wartet auch schon länger auf diesen Abstecher. Und das tut es immer noch.
Es sollte und wollte nicht klappen - mit einem Besuch in Mathias‘ Werkstatt.
Aber. Letzte Woche war Messermesse in Münster. Lächerliche 550km von der Heimat entfernt und Mathias dort mit Stand vertreten.
Daniel aka Bukowski, nebenberuflich Consigliere, der wiederum dorten um die Ecke wohnt, war Besucher dieser Messe und konnte mir Livebilder und fundierte Einschätzungen übersenden - speziell von den Maresch Messern.
Geht doch. 😆
Aber von vorne. Ein finales Masterpiece in Damast mit Phacochere Griffschalen, also Warzenschweinzahn, stand auf der Wunschliste. Eigentlich.
Nach einiger Zeit der Ruhe und Überlegung kam ich jedoch zum Entschluss, dass bereits genügend leichtgewichtige Zahnhelden auf der Burg waren - siehe Phacochere Joël Grandjean & Co.
Auch formenmäßig war damit am Ende reichlich in der klassisch schlichten Bauweise vorhanden - so wie es ein MOKI Fishowl lehrbuchmäßig vorgibt.
Insofern ging es wieder in Richtung der ursprünglichen Idee, einen eher kräftigen Damastklapper in der Machart von Froberg, Boll oder auch Schmoll, jedoch mit Klingenlänge unter 9cm und tragbarem Gewicht. Und mit einem eigenständigen Gesicht.
Here we go.
Gleich vorne weg. Der Maresch hat einige Leckerbissen aufzuweisen, bei denen ich mich frage, weshalb davon bislang im MesserForum keiner wusste und berichtete.
Aber, der Reihe nach.
Wem dieses Messer bekannt vorkommt, der hat wahrscheinlich das Meisterstück von @Virgil4 in Erinnerung. Jenes hat zwar einige Veränderungen und vor allem mehrere Komplikationen (wie der Uhrmacher sagen würde) von Virgil erfahren, aber der Ursprung stammt erkennbar aus der Staufener Werkstatt.
Eine amtliche Messung der Klinge ergibt 8,5 cm bis zum mittigen spitzen Stoß der Griffschale, unterhalb gemessen ergeben sich volle 9 cm bei gemessenen 2,89mm Stärke. Das ist schlicht das Idealmaß für einen erwachsenen Jäger als EDC.
Es kommt noch besser. Hatte ich in diesem Format mit einem Sebenza Gewicht gerechnet, zeigte die Waage erfreulich leichte 114g.
Klar, nicht ganz das Virgilweight von 100g, aber es bleibt in Rufweite und ist in jedem Fall ein handliches Gewicht für einen derart stabilen Klapper.
Die Klinge ist hausgemacht und ein Zungenschnalzer erster Güte.
Da ist er wieder, dieser herrliche dunkel metallische Schimmer, wie ihn auch ein rostender Balbach hat. Hier kommt jedoch ein weniger regelmäßiges Muster hinzu, das die händische Fertigung offenbart und zelebriert.
Zwar formal rostend, aber meiner Erfahrung nach deutlich weniger problematisch als Monoroster, selbst in der Küche.
Wir haben ca. 480 Lagen Damaststahl ( 75Ni8, 1.2842 und 145Cr6) mit 63-64HRc, fast Perceval fein ausgeschliffen!
Das Maß der Klinge. Chapeau!
Weiter geht‘s. Die Griffschalen sind aus Giraffenknochen, wunderbar gleichmäßig, sodass die leichte Patina ungestört wirken kann. Mit der eintretende Verfärbung erinnert es ein bisschen an Westinghouse Micarta.
Der gelbliche Ton harmoniert bestens mit dem dunklen Damast, reines Weiß wäre hier zu hart.
Und! Auch Mathias verzichtet auf eine Ausbuchtung zum Lösen des Lock in der Griffschale. Klar, mit dem zusätzlichen Überstand der Schalen, wird das Lösen noch kniffliger als beim Grösche.
Aber. Wie ich finde, kein großes Thema für ein Zweihandmesser im Etui und mir die cleane Optik allemal wert.
Unbedingt erwähnenswert. Die Klinge ist oben wie unten exakt auf dem Niveau der Titanliner. Ebenso schließt die Klinge geschlossenen exakt mit den Griffschalen ab und steht perfekt mittig.
Das sind die Leckereien aus der Delikatessenabteilung, die man leider viel zu selten auf den Burgtisch bekommt.
Den Überstand der Griffschalen kannte ich nur von Daniel Boll. Es wird eigentlich zum Schutz vor Shrinking gemacht, also dem Verzug der Griffschalen wg Feuchtigkeitsschwankungen in der Umgebung bzw im Material.
Meine früheren Bedenken, dass dadurch einschneidende Kanten entstehen können, sind bei der sauber verrundeten Arbeit von Mathias komplett unbegründet. Selbst bei zupackendem Griff ist nix zu spüren.
Das dabei die Titanliner weniger deutlich in Erscheinung treten, bewirkt durchaus einen etwas eleganteren Auftritt.
Alle Titanteile sind dunkel in bronze anodisiert, deutlich dunkler als bei Froberg, bei dem ein Goldschimmer vorrangig ist. Passt hier, zusammen mit den dunklen Edelstahlschrauben perfekt zu dieser Klinge.
Das Messer ist in jedem Detail sehr sauber und präzise gebaut. Optisch wie haptisch ein Genuss. Bestnote.
Die Klinge läuft geschmeidig gleichmäßig, aber auch nicht zu leicht. Der Detent ist optimal eingestellt, das minimale Ruckeln über die Damaststruktur wahrnehmbar. Genau so muss das.
Ich wäre nicht der, den ihr kennt, gäbe es nix anzumerken.
Yup. Die flache Greifmulde im vorderen Teil ist auch hier etwas zu klein für meine Zeige- und Mittelfingerablage. Handschuhgröße 10 und viele Jahre Eisenbiegen ergeben halt kräftige Hände.
Auch spüre ich zuweilen leicht die spitze Ecke am Griffende in meiner Handfläche.
Geschenkt. Weder das Eine noch das Andere ist tatsächlich störend, wenn man nicht stundenlang ein Dutzend Wildschweine ausnimmt und so verspüre ich keinen Änderungswunsch und gebe hier ohne Zögern dem stimmigen Design den Vorrang. Für kleinere Hände vermutlich ohnehin kein Thema.
Am Ende kommt es ja immer erstens anders, zweitens als man denkt.
Ich wollte mir ursprünglich von Mathias ein Messer nach Vorlage bauen lassen. Weil, es fehlte ein echtes Meisterstück mit Damast und hellem Zahn oder Knochen auf der Burg.
Nachdem mir Daniel von der Messe signalisiert hatte, dass der Maresch Klapper passen würde, war ich drauf und dran, die verfügbare Seekuh mit Damast mal wieder im Blindflug zu nehmen.
Dann fiel mir jedoch ein, dass ein anderer, mir bekannter Messerverrückter, gleich 3 von den Maresch Damastklapper im letzten Jahr erstanden hatte und bereit war, meinen Weißen abzugeben.
Die Gäule mal wieder.
Ich hatte oft Glück mit meinen spontanen Zugriffen, aber beileibe nicht immer. Heute jedoch sitze ich mit tiefer Zufriedenheit an der Tafel und schreibe diesen Bericht.
Mathias hat hier ein Meisterstück kreiert, wie es auf der Burg definiert wird. Optimale Maße, edelste Zutaten, clean und reduziertes Design, perfekte Verarbeitung bis ins Detail, konzentriert auf das Notwendigste bei hervorragender Funktion.
Eine lange Reise ist zu Ende.
Mein Maresch ist wie gemacht für die Burg. An der Tafel sitzen einige hervorragende Messer, die ich nicht missen möchte. Aber. Das Messer der Burg ist genau dieses.
Euch allen schöne Pfingsten.
grüsse, pebe
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