Higonokami WIP

Beiträge
282
Hallo,

ich baue gerade ein neues Higonokami und möchte die Entstehung hier mit Euch teilen.

Aus was die Klinge sein soll und welche Form bzw. welchen Anschliff sie bekommen soll weiß ich heute noch nicht.
Ich fange immer mit dem Teil an der mir mehr Freude bereitet - und das ist die Griffschale.
Sie soll hier wieder aus Mokume Gane sein - dreifarbig, grobes Muster in grau, braun/rot und ein wenig gelb.
Das heißt ich werde das Mokume Gane aus Shibuichi, Kupfer und Messing machen.

Zuerst legier ich das Shibuichi. Dazu verarbeite ich Reste von Kupfer, Silber und Shibuichi zu einer neuen Legierung.
Wie genau die Legierung sich zusammensetzt weiß ich so natürlich nicht. Da ich aber kein bestimmte Farbe im Kopf habe ist das hier auch nicht wichtig. Wie immer gieße ich das flüßige Metall in ein im Wasser schwebendes Baumwolltuch.
Da ich alleine in der Werkstatt war gibt es davon nur alte Fotos:
Shibuichi%203.jpg

Shibuichi%204.jpg

Wie gesagt sind alte Fotos. Heute gehe ich näher an die Wasseroberfläche und gieße das flüßige Shibuichi durch die Flamme. Das soll Sauerstoff zutritt verhindern.

Ab jetzt sind die Fotos aktuell:
Der Barren wie er nach dem gießen aussieht.
Higonokami%2018%2001.JPG

Dieser wird dann von allen Seiten geschmiedet bis er flach ist.
Dannach wird die Oberfläche sauber geschliffen.
Higonokami%2018%2002.JPG

Und ab jetzt wird der Barren nur noch gewaltzt. Ein rechteckiger Barren hätte den Vorteil dass wenn man ein rechteckiges Stück Blech benötigt (so wie ich) man weniger verschnitt hat. Da ich aber ohnehin beim walzen immer an die Grenzen des Materials gehe bevor ich es wieder weichglühe entstehen hier sehr oft Risse an den Kanten die ich sowieso wegschneiden muß.
Der Verschnitt ist aber nicht verloren, beim nächsten mal ist er wieder dabei.
Das Blech:
Higonokami%2018%2003.JPG

Und hier die zwei Stücke (noch mit Übermaß) die ich für das Higonokami benötige:
Higonokami%2018%2004.JPG


to be continued...
 
Zuletzt bearbeitet:
Da ich bekennender Fan von Friction-Foldern bin, freue ich mich das hier zu sehen! Bin schon gespannt, wie es weitergeht! Viel Erfolg!

Der Aufwand mit dem Mokume ist enorm. (Ich bin ja schon glücklich über mein Peasant, das ich in Olive gekleidet habe.:rolleyes:) rocco26
 
Danke!

Der Mokume Gane Barren wird aus 2 Schichten Shibuichi, 5 Schichten Messing und aus 8 Schichten Kupfer bestehen.
Da ich den Barren in einer offenen Flamme schweißen werde, kann ich das nicht auf einmal machen.
Grund ist dass sich zwischen Kupfer und Shibuichi eine neue Legierung bildet die schon längst weggelaufen ist bis das Messing sich mit dem Kupfer verbunden hat. Deshalb verschweiße ich zuerst Kupfer und Messing.

Es ist leichter dünne Mesingbleche mit dicken Kupferblechen zu verschweißen als andersrum.
Man hat dadurch einfach mehr Zeit.
Unten: Kupfer & Messing in der Klammer aus 1.4301
Higonokami%2018%2005.JPG

Higonokami%2018%2006.JPG

Oben: nach dem schweißen, noch sehr heiß.

Wenn das ganze nur noch eine sehr dunkelrote Farbe hat schrecke ich den Barren samt Klammer in Wasser ab.
Dem Mokume Gane macht das nichts und für die Klammer samt Schrauben und Muttern ist es sehr gut weil dadurch der ganze Zunder abgesprengt wird. Ich kann die Mutter dann ganz leicht mit nur zwei Fingern öffnen. Die Klammer samt Schrauben habe ich schon so 150 mal verwendet. Nur die Muttern mußte ich drei mal tauschen da die Schlüßelweite abgenudelt war (nicht das Gewinde).

Und so sieht der Barren direkt nach dem schweißen aus:
Higonokami%2018%2007.JPG


Den ersten Test den man direkt nach dem schweißen machen kann um zu schauen ob der Barren auch gut verschweißt ist, ist eine Klangprobe.
Ich glaube ich bin hier der erste der das erwähnt aber tatsächlich kann man es oft hören bevor man es sehen kann wenn sich Risse oder Blasen bilden.
Man muß den Barren dazu nur aus geringer Höhe auf den Amboss fallen lassen.
Ist der Klang hell dann ist es gut, ist er dumpf ist es nicht so gut.
Wenn sich also während des schmiedens der Klang verändert, vorallem wenn er dumpfer wird, ist was faul.
Man kann sogar hören ob das Material weichgeglüht oder verfestigt ist, sollte man es von einem auf dem nächsten Tag vergessen haben.
Da bei mir bei solchen Arbeiten, auf die eh keiner wartet, oft Wochen von einem zum nächsten Arbeitsschritt dazwischen liegen ist das ein guter Test für mich.
Denn zu viel oder zu wenig glühen ist ganz schlecht.


Weiter geht es dann erst übernächste Woche.

Grüße,
Christoph
 
Zuletzt bearbeitet:
Sieht gut aus!
Da schau ich doch nächste Woche gern nochmal rein :super:
So Schritt für Schritt die Entstehung zu begleiten find ich immer toller als nur das Endprodukt zu sehen.
 
Als nächstes habe ich die zwei Schichten Shibuichi mit noch zwei Lagen Kupfer auf den schon vorhandenen Cu/Ms Barren geschweißt.
Unten: der fertige Barren mit beschnittenen Rändern
Higonokami%2018%2008.JPG


Das ist jetzt eine nicht ganz leicht zu verarbeitende Kombination, weil sich der Shibuichi-Kupfer Block anders verhält als der Messing-Kupfer Bereich. Das Shibuichi ist um einiges härter als das Messing und was das bedeutet seht Ihr auf den kommenden Fotos.

Durch die unterschiedliche härte der zwei Bereiche bildet sich eine Stufe und hier können sich die Schichten lösen.
Ist mir gleich am Anfang passiert:teuflisch
Ich habe den Barren in einer warmen Vertex Lösung gebeizt und ihn nochmals vorsichtig erhitzt bis das Shibuichi den Spalt geschloßen hat.
Unten: der defekte Barren
Higonokami%2018%2009.JPG


Die Reparatur hat funktioniert, den Barren habe ich dannach trapezförmig beschnitten um den überquellen etwas engegen zu wirken.
Higonokami%2018%2010.JPG


Etwas später hat sich wieder ein Spalt aufgetan.
Die Klangprobe hat aber gesagt das dieser nicht weiter schlimm ist und so habe ich ihn gelassen wie er ist.
Higonokami%2018%2011.JPG


Bei einer Stärke von 6 mm habe ich begonnen mit dem strukturieren.
Higonokami%2018%2012.JPG

Die Bohrung geht durch drei Schichten.
Higonokami%2018%2013.JPG

Das habe ich drei mal gemacht und dann noch mit dem Einhandschleifer diagonale Linien gezogen
Higonokami%2018%2015.JPG

Dabei habe ich aufgepasst das ich nicht mehr als eine Schicht Messing freilege.
Unten: das fertig geschmiedete 3 mm starke Mokume Gane Blech.
Higonokami%2018%2016.JPG
 
Ein 3 mm starkes Blech zu walzen ist etwas riskant.
Da beim walzen sich Ober,- & Unterseite mehr ausdehnen als die Mitte.
Wenn das Blech hier nicht einwandfrei ist, zerlegt es sich.

Den Barren habe ich bisher immer heiß geschmiedet und dann kalt gewaltzt.
Ich habe mich heute aber dazu entschlossen das Blech auch heiß zu walzen - war mein erster Versuch & hat funktioniert:steirer:

Higonokami%2018%2017.JPG

Oben: das fertig gewaltzte Blech, 1,2 mm stark

Schaut auf den ersten Blick schlimm aus.
Higonokami%2018%2018.JPG

Ist aber nicht schlimm denn das war mit ein gerechnet.
Das war die Seite wo ich den Spalt (siehe etwas weiter oben) gelassen habe.

Ich habe ein Mokume Gane Blech mit ausreichend Übermaß bekommen und ich glaube das Muster ist auch recht schön und ziemlich so wie ich es wollte. Das Muster kann sich aber bei der Oberflächenbearbeitung noch ungünstig verändern und das Blech beim biegen kaputt gehen.
Higonokami%2018%2019.JPG
 
So, etwas Arbeitszeit ist schon vergangen und jetzt habe ich alle Teile um mit dem Higonokami anfangen zu können.
Higonokami%2018%2020.JPG

Das Higonokami bekommt eine 3 mm starke Klinge aus Böhler Feilenstahl.
Aus dem kleinen Stück Blech fertige ich noch die Beilagscheiben.
Das Biegen des Bleches geht ganz einfach, dazu nehme ich ein 3 mm dicken Flachstahl, verunde die Kante, spanne das ganze in den Schraubstock und schlage das Blech mit einem weichen Hammer um den Flachstahl. In einem geht das aber nicht, ich habe drei mal weichgeglüht.
Higonokami%2018%2021.JPG

Higonokami%2018%2022.JPG

Die vorhandenen unebenheiten glätte ich soweit wie möglich mit einen polierten Hammer auf den Amboss und dannach schleife ich beide Seiten bis sie plan und sauber sind. Dabei kann sich das Muster noch verändern, da neue Schichten freigelegt werden und andere verloren gehen.
Higonokami%2018%2023.JPG
 
Gestern hatte ich wieder Zeit ein klein wenig weiter zu arbeiten.
Ich habe die Beilagscheiben gedreht und das restliche Stück Blech mal gefärbt.
Dazu habe ich die Oberfläche satiniert und den Dämpfen von heißen Ammoniak mit Tafelsalz ausgesetzt.
Das Ergebnis:
Higonokami%2018%2025.JPG

Ich werde mir auch noch ansehen wie die Kombination mit einer natürlichen Patina wirkt.
Dazu muß man das Blech nur regelmäßig anfassen, der Handschweiß färbt dann das Blech.
Damit man keine Fingeabtrücke sieht reibe ich das Blech mit einem Tropfen Kamelienöl ein, so bekomme ich eine gleichmäßigere Oberfläche.
Das braucht aber etwas Zeit...
 
Ein schönes "Camo" Muster

Danke Uli.


So, mit dem Griff bin ich soweit fertig:p
Ich hätte ihn auch noch breiter lassen können, gefällt mir aber nicht ganz so.
Die Klinge kommt als nächstes und ist jetzt das einfachere, sie wird nicht so viel Zeit in Anspruch nehmen.

Higonokami%2018%2026.JPG


Higonokami%2018%2027.JPG

Eine Bohrung (rechts D-3 mm) ist für die Achse, die andere um die Möglichkeit zu haben auch ein Klappetui zu verwenden.
Die kleine Ausbuchtung für die Finger um die Klinge fassen zu können ist fast nur Deko.
Um sie wirklich benutzen zu können müßte sie tiefer sein - aber man verwendet sie eh nicht und ganz weg lassen möchte ich sie aus ästhetischen Gründen auch nicht.
 
Hallo,

und so schaut die natürliche Patina aus.
Gefällt mir richtig gut, so werde ich es machen.
Die Oberfläche an den Kanten gehört aber noch verbessert, was heißt das ist noch lange nicht fertig auch wenn es schon mal so aussieht.
Und ja die Klinge muß ich auch noch machen. Vor ein paar Wochen hätte ich sie schon fast gemacht aber dann, na ja, halt doch nicht.
Ich habe Zeit:steirer:

Higonokami%2018%2028.JPG

Higonokami%2018%2029.JPG


Grüße,
Christoph
 
Zurück