Hilfe bei Herkunft und Restaurierung

binaerstoff

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Liebes Forum,

ich wende mich heute quasi im Auftrag an Euch. Ein von mir äußerst geschätzter Freund, selbst Messerinfizierter und Werkstatt-zu-Verfügung-Steller hat mich um Hilfe gebeten. Sollte das Thema andererorts besser platziert sein, bitte ich die Mods um Verschiebung, ich war mir unsicher...

Zunächst geht es darum, dass ihm die Klinge dieses Messers von einem Tisch heruntergefallen und gebrochen ist.

klingenbruch.JPG


Das Messer hat er von seinem Onkel geerbt, der selbst Messersammler war und leider vor einigen Jahren verstorben ist. Daher hat das Messer einen sehr hohen ideellen Wert. Nun gibt es zwei Punkte, bei denen ich Euch im Hilfe bitten möchte:

1. Die Herkunft
Leider ist nichts weiter über die Herkunft des Messers bekannt, außer, dass es wohl ein Einzelstück eines Messermachers sein soll. Hinweise auf der Klinge finden sich (wie auch auf den Bildern zu sehen) folgende:

Gravur auf der Klinge: "FvE Maker - Amsterdam"
gravur2.JPG


Gravur auf der Endkappe des Griffes: E.VOS
gravur.JPG


Prägung auf der Rückseite der Scheide: siehe Foto
scheide3.JPG


Die Daten des Messers:
Länge gesamt: 24,1cm
Länge Klinge: 11cm
Dicke der Klinge: 5mm
Material: unbekannt, rostend

Nach langer erfolgloser Recherche unsererseits stellt sich nun die Frage, ob jemand von Euch etwas zur Herkunft des Messers sagen kann?

2. Reparatur
Hier und da wurden im Forum ja bereits ähnliche Problemfälle diskutiert, ich hab schon einiges auch gelesen, zum Teil mit unterschiedlichen Vorschlägen. Den Zahn, dass das Messer vollends wieder belastbar sein wird/werden kann hab ich meinem Freund schon größtenteils gezogen. Das heißt sofern sich mittlerweile nicht mehr technologisch sonstwas getan hat soll es eher darum gehen, den optischen Zustand soweit wie möglich wieder herstellen zu lassen. Eine sichtbare Verstiftung oder Anschweißen von Verbindungen auf der Rückseite o.ä. sollte daher nicht unbedingt das Ergebnis sein. Optisch wieder vertretbar wär das Ziel. Ich hab etwas von WIG-Schweißen gelesen, vielleicht ist das eine Option? Wie gesagt, der ideelle Wert ist sehr hoch.

Zum dem Punkt also die Frage, was würdet ihr hier raten? Gibt es jemanden, an den man sich am besten wenden sollte? Und zuletzt, auch wenn das derzeit noch eher eine sekundäre Rolle spielt, mit welchen Kosten wäre ggf. grob zu rechnen.

Wäre toll, wenn ihr hier helfen könntet.
Besten Dank und einen schönen Abend.
Ralf
 
....Zunächst geht es darum, dass ihm die Klinge dieses Messers von einem Tisch heruntergefallen und gebrochen ist.....
2. Reparatur
.... soll es eher darum gehen, den optischen Zustand soweit wie möglich wieder herstellen zu lassen......
Ich verstehe das Problem, aber ich fürchte, ich kann nicht viel Aufbauendes antworten.

Zuerst einmal war es sicher ein hübsches und gewiss kein billiges Messer. Dass die Klinge abbricht beim Herunterfallen vom Tisch kann ich mir nur dann vorstellen, wenn der Tisch eine Höhe von mindestens 10 m hatte. Da war - eine ordentliche WB vorausgesetzt - sicher mehr Gewalt im Spiel, aber sei's drum, das ist nicht das Thema.

Den Messermacher in Amsterdam (Frans van E...) habe ich nicht gefunden, aber das wäre mit etwas Aufwand machbar. Allerdings könnte man das Messer ohnehin nicht zerstörungsfrei in seine Bestandteile zerlegen, um es mit einer neuen Klinge wieder zu montieren. Im Backofen (um die Verklebungen zu lösen) bei 150°C würden wenigstens die Griffschalen Schaden nehmen.

Ein normales WIG-Schweißen kommt wegen der Nähe zum gravierten Parierstück nicht in Frage. Eine andere Verbindungstechnik an dieser Stelle als Schweißen kann ich mir (nach entsprechender Nacharbeit) unsichtbar nicht vorstellen.

Wenn ich es unbedingt, aber lediglich optisch zu restaurieren hätte, würde ich damit einen befreundeten (oder bestechlichen) Zahntechniker mit guter Laborausstattung aufsuchen. Den würde ich fragen, ob er das Messer bis zum Parierstück in einen Eisblock einfrieren und dann die Klinge mit seinem speziellen Schweißgerät reparaturschweißen könnte. Diese Schweißgeräte haben eine winzige Flamme, aber hohe Energie, vielleicht geht das.

Da die Klinge offenbar hart und spröde ist, könnte sie nur mit Diamant gebohrt und verstiftet werden, wobei man aber die Bruchlinie sehen würde. Auch das könnte ein Zahntechniker vielleicht machen.

Vielleicht ist ja etwas von meinen Ideen umsetzbar - ich würde Verfahren 1 wählen und neue Griffschalen spendieren. Dann wäre das Messer wieder benutzbar.

Gruß

sanjuro
 
AW: Hilfe bei Herkunft und Restauration

Danke Euch beiden schonmal! :super:

Nach dem Hinweis mit Frans van E... hab ich gestern Abend noch genau das gleich Bild gefunden. Das wars dann aber alles in allem auch mit Informationen zu ihm. In einer Liste der DMG wird er auch geführt, auf der Homepage konnt ich aber auch nicht finden.

Weiß jemand mehr dazu, ansonsten frag ich aber auch gern z.B. einfach Jürgen Schanz nochmal selbst.

Weitere Ideen zu Restauration sind natürlich immernoch willkommen :D

VG
Ralf
 
Hallo Ralf,

anbei ein bearbeitetes Bild mit einem anderen Lösungsansatz.
Das Rote wäre eine von oben aufgesteckte "Zwinge".
Die würde den Riss fast zur Gänze verdecken. Daruntert könnte man alles verkleben und anschließend mit einem Hartmetallbohrer vor und hinter dem Riss durchbohren und das ganze nochmal verschrauben/vernieten.


mfg
Ulrik
 

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    reparatur.JPG
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Hallo Ralf,
ich kann dir leider zum Thema nicht weiterhelfen.

Mich würde aber eine Makroaufnahme der Bruchstelle interessieren bzw. das Gefüge dort.

Ansonsten fand ich folgenden Thread zum Thema reperaturschweißen ganz interessant, gerade wenn es nur um die Optik geht, und das Ding dann in der Vitrine liegt:
http://www.messerforum.net/showthread.php?t=100239

Grüße,
Eisenbrenner
 
Das Messer ist sicher von Frans van Eldik. Der ist zwar in der DMG und war auch jahrelang immer Teilnehmer an der Messe in Solingen. Aber soweit ich von meinen niederländischen Freunden gehört habe, hat er wohl das Messermachen aus Altersgründen weitgehend drangegeben. Was ihn nicht davon abhielt, auch auf der Messe in Gembloux im November 2011 zumindest als Besucher vorbeizukommen, wo ich ihn zuletzt gesehen habe.

Eine Aufnahme des Gefüges am Bruch würde auch mich interessieren. Zu einen, weil das sicher auch auf die Reparaturmöglichkeiten Einfluss hätte. Zum Anderen, weil so ein Bruch durch blosses Herunterfallen eigentlich nicht passieren kann.
 
Hallo Ralf, das ist wirklich ein Alptraum! Jede Menge Arbeit und dann abgebrochen weils vom Tisch gefallen ist!
Ich tippe mal ganz stark auf Grobkorn oder jemand hat gerade ganz dringend eine Brechstange gebraucht...
Aber zum Thema: Da scheint ja ein Vollintegral zu sein.Die Griffschalen sind ja nicht graviert, nur der Stahl am Griff. Ich würde die Schalen abnehmen (kochendes Wasser). Dann den Griff nochmal wärmebehandeln, (Weichglühen, vieleicht kann die Gravur irgendwie erhaltenbleiben? Härteschutzlack?Das habe ich aber noch nicht gemacht und auch keine Erfahrung dazu).
Dann würde ich einen Schlitz oder eine Bohrung an der Vorderseite des Griffstückes machen und dort eine neue gute Klinge hart einlöten.Die Klinge natürlich kühlen, direkt am Übergang wird die Härte wohl nachlassen. Dann die Griffschalen wieder einsetzen (wahrscheinlich neue).
Ob das dann mit dem alten Messer vergleichbar sein wird?
Und ist es den Aufwand mit ungewissem Ausgang wert?

Trotz des Desasters zwei Gedanken zum Trost:
Jetzt kann es nur noch besser werden.
Und:Neues Messer, neues Glück!

Grüße aus Heidelberg
 
Ich habe mich wohl verhört in Sachen Aufgabe des Messermachens: Frans van Eldik hat auf der DKE (Dutch Knife Exposition) am 21.04.2012 in Tiel/NL einen Ausstellungstisch. Das wäre ja z.B. eine Möglichkeit, einmal bei ihm vorzusprechen und nach einer Reparaturmöglichkeit zu fragen.

Ich nehme da übrigens auch teil.
 
Danke für die vielen Infos und Ratschläge. Wie gesagt, es is Gott sei Dank nicht mein Messer :rolleyes:

Ich geb die Infos im Laufe der Woche mal an meinen Freund weiter und dann seh ich, was er sagt. Im Moment geht die TEndenz würd ich sagen in Richtung Kontaktaufnahme mit Herrn van Eldik. Bisher konnte ich dazu leider noch keine Daten ermitteln. Ein Besuch in Thiel wäre mit Sicherheit reizvoll, ich glaub aber derzeit nicht, dass einer von uns hinfahren können wird.

@AchimW: Sollte ich bis dahin nichts weiter rausgefunden haben würde ich Dich evtl. bitten, falls möglich Kontakdaten mitzubringen, falls ihr Euch über den Weg laufen solltet.

Besten Dank und viele Grüße
Ralf
 
N'Abend allerseits,

Ich wollte nur kurz rückmelden, wie es in der Sache weiterging.
Nach der tatkräftigen Unterstützung hier und einiger Mails quer durch Europa konnte ich einen Kontakt zu Herrn van Eldik in Erfahrung bringen und ihm die Kontaktdaten des Messerbesitzers übermitteln. Danke auch nochmal an Jürgen Schanz und Hillknifes an der Stelle, die den Kontakt schließlich hergestellt haben. Keine drei Stunden nach Übermittlung der Daten (ich konnte meinen Freund nichtmal mehr vorwarnen) klingelte bei ihm das Telefon und Herr van Eldik meldete sich. Er konnte sich sogar noch an das Messer erinnern, es wurde von ca. 25 Jahren gefertigt. Er bot sofort seine Hilfe an und nun dürfte das Messer bereits auf dem Weg nach Holland zu seiner Geburtsstätte sein. :super:

Ich halte Euch auf jedem Fall auf dem Laufenden wie die Geschichte ausgeht.
Jedenfalls nochmal vielen Dank allen auch im Namen meines Freundes, der die ganze Nummer schon abgeschrieben hatte und seitdem garnicht mehr aus dem Grinsen rauskommt :steirer:

Gruß
Ralf
 
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