Hilfe Sorocabana Altersbestimmung

Fladung · 27 April 2016

Hallo zusammen,

ich bin neu hier im Forum und leider (noch) kein Messerexperte.

Ich hoffe hier Hilfe zu einem alten Messer zu finden.

Das Messer befindet sich seit ca. 70-80 Jahren in Familienbesitz (Laut Aussage meines Opas)
Mitgebracht hat es ein damaliger Gastarbeiter aus Frankreich der bei uns auf dem Hof gearbeitet hat.

Ob er das Messer direkt aus Südamerika hatte oder woher es stammt ist mir leider nicht bekannt.

Über den Schriftzug Sorocabana konnte ich herausfinden, dass das Messer aus Südamerika stammen müsste und als Erntemesser zum Einsatz kam.

Die Klinge ist ca. 27cm der Griff ca. 11cm lang. Es sieht so aus als ob der Griff nicht original sondern nachträglich montiert wurde.

Kann mir jemand aus dem Forum bei der Altersbestimmung helfen?
Wie reinigt man eine solche Klinge am besten und sollte man den Griff wieder abmontieren um das gute Stück komplett zu reinigen?
[...]

Vielen Dank an alle die hier helfen können.

Lg Fadung

Bodo · 27 April 2016

Hi Flandung

Ja... das kommt immer darauf an, welche Einstellung zu der bestehenden "Alterspatina" hast.
Manche Leute werden es gerade so wie es ist, toll finden!

Solltest du ein "neuwertiges Finish" bevorzugen, wirst du wohl um eine Zerlegung nicht herum kommen.
Schleifen der Klinge... vielleicht neue Griffschalen aus Perlmutt oder Holz?(oder sonst was)
In diesem Fall kann ich dir nur empfehlen, es in die Hände eines Profis zu geben.(zumal du dich selbst nicht als Experte bezeichnest)

Als Kompromiss bieten sich eine Unzahl von Bearbeitungsmöglichkeiten an......(zB:Mico-Mesh/Rostradierer/Polierpasten usw.usw)

Über Herkunft/Alter kann ich dir leider auch nichts neues mitteilen (außer bereits bekannter Internet-infos) sry.

Geschärft... wird sich das Teil aber sicher gut als Schinkenmesser eignen.(ist sicher Carbon-Stahl)

Grüße, Bodo

Fladung · 27 April 2016

Hallo Bodo,

schonmal vielen Dank für die Hilfe.

Ich werde mir hier nochmal Gedanken machen wie es nachher ausschauen soll, Schinken passt auf jeden Fall

Kannst du zufällig etwas zum Handstück sagen? Ich glaube nicht das es original zu diesem Messer gehört.

Vielleicht findet sich ja hier noch jemand der sich näher mit diesem Typ Messer auskennt.

Viele Grüße
Fladung

ingoweimar · 28 April 2016

Warum sollte der Griff nicht dazu passen? Die Bilder im Net zeigen alle eine ähnliche Form.
Ist das Perlmutt, es glänzt so auf den Bildern.
Ich würde nicht viel damit machen, maximal mit einem weichem Schwamm mit Öl
abreiben, das löst etwas Rost. Das habe ich auch mit dem Brotmesser meines Opas gemacht, als
wir es wieder gefunden haben. Jetzt ist es in meiner Küche.

Bodo · 28 April 2016

Fladung schrieb:
Kannst du zufällig etwas zum Handstück sagen? Ich glaube nicht das es original zu diesem Messer gehört.

Vielleicht findet sich ja hier noch jemand der sich näher mit diesem Typ Messer auskennt.

Fladung

Ja da hoffen wir auf deine Mithilfe.
Deine Fotos sind zwar sehr gut, aber das Griffschalen-Material lässt sich von mir nicht sicher identifizieren.
Sag uns doch mal was über das "Anfass-Gefühl" (ist es gäsern /hart)? Kratz mal - ganz vorsichtig- dran.

Die Absplitterungen um die "pelzig aufgerosteten Nieten" sowie die Beschädigungen an der Griffschale deuten auf eine gewisse Härte/Sprödheit hin.
Auf Grund der "Durchsichtigkeit" könnte es irgend ein mir unbekanntes Muschelmaterial sein. Herkömmliches Perlmutt; eher nicht... das ist "farbiger".
Auf jeden Fall ist es kein modernes, heute noch verwendetes Griffmaterial.
Es gabt allerdings früher auch diverse "Kunststoffe der Anfangszeit" die so halbdurchsichtig waren.(greift sich weicher/wärmer)

Aber wenn ich ehrlich bin.... so recht verbindlich weis ich leider nichts genaues!!!!
Vielleicht gibt es Mitglieder die hier verlässlicher helfen können.

Wenn du Banksteine besitzt, schleif dir eine saubere Schneidfase (scharf wird es sicher, diese alten C-Stähle haben gutes Potenzial)
und verwende das gute Stück in deiner Küche.
Bei 27 cm Klingenlänge dürfte es für Brot/Schinken ua gut geeignet sein.

Grüße, Bodo

Fladung · 30 April 2016

Hallo zusammen,

vielen Dak für eure Mithilfe.

Nochmal zum Griffteil, von der haptik ist er eher weich und warm.
Ich habe festgestellt das es unter Lichteinfall leicht gelblich bis orange schimmert.

Kennt ihr denn Messerspezialisten im Raum Frankfurt a.M.?
Würde einem solchen gerne das Messer zeigen und je nach Kosten auch aufbereiten lassen.

Vielen Dank an alle für die Mithilfe

Lg André

ingelred · 3 Mai 2016

Hallo,

die Bezeichnung Sorocabana deutet auf die ursprüngliche Herkunft dieser Messer hin, Sorocaba in Brasilien.
Diese Messer wurden als Vielzweckmesser bzw. eine Art Machete in Brasilien hergestellt.
Bei den echten Sorocabanas sind Griff und Klinge zwei getrennte Bauteile, die vernietet und verlötet wurden, der Klingenansatz vor dem Griff ist dementsprechend dick.
Dabei besteht der Griff aus preiswerterem Eisen und nur die Klinge ist aus Stahl.
Nur nebenbei, früher war Arbeit billig und das Material vergleichsweise teuer, daher hat sich das früher gelohnt.
Diese echten Sorocabanas stammen aus der Zeit ca. Mitte des 19. Jh.
Später wurden diese Messer bzw. Messerform dann auch in Europa, vermutlich Solingen, eventuell auch Sheffield, hergestellt und dann nach Brasilien exportiert.
Bei Deinem Stück handelt es sich eindeutig um ein späteres aus Europa exportiertes Stück.
Hinweise sind insbesondere die eingeschlagenen Bezeichnung Sorocabana sowie die über die volle Länge gleichmäßig dicke Klinge, d.h. die integral geschmiedete Form.
Der Griff ist vermutich helles Rinderhorn.
Zeitlich würde ich Dein Stück auf die Zeit vor WK1 datieren.

Was die Überarbeitung angeht, ich bin ein Verfechter davon, die Patina zu erhalten.
Aus sammlerischer Sicht ist eine vollständige Überarbeitung wertmindernd, zumal dann keine Rückschlüsse mehr auf das tatsächliche Alter mehr gezogen werden können.
Außerdem muss teileise viel Material abgenommen werden, was die Originalkontur nachhaltig beeinflussen kann.

Gruß, Helge

EvaK · 15 Mai 2016

Fladung schrieb:
Kennt ihr denn Messerspezialisten im Raum Frankfurt a.M.?
Würde einem solchen gerne das Messer zeigen und je nach Kosten auch aufbereiten lassen.

Versuchs mal beim Waffen-Abel in der Bolongarostraße 162 in Frankfurt-Höchst, Öffnungszeiten Mo, Mi und Fr 0900-1300 und 1500-1800, Telefon 069 316177. Vorher anrufen schadet nicht.

Viiel würde ich allerdings an dem Teil nicht machen lassen, denn das würde ihm seinen Charakter nehmen, den es über die Jahrzehte erlangt hat. Es ist nun mal ein altes Gebrauchsmesser, was man ihm auch ansehen sollte.