Holzgriffe behandeln

jochenf

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Hallo,
kürzlich habe ich ein Besteck der Kirschbaum-Serie von Herder bekommen. Die Messer sind an sich sehr gut (Carbonstahl), aber die Oberflächenbehandlung des Kirschbaumholzes lässt sehr zu wünschen übrig. Nach dem ersten abspülen (von Hand natürlich) fühlte sich das Holz ganz rauh und unbehandelt an, wirkt nun richtig billig. Dabei waren sie nur ganz kurz im Wasser.
Daran muss ich irgendwas ändern. Wie würdet ihr die Holzgriffe behandeln?
Ich dachte daran, sie erstmal mit 320er Schleifpapier zu glätten und anschliessend mit Leinöl Firnis zu behandeln.
Oder hat jemand eine bessere Idee?

Wie werden Holzgriffe normalerweise vom Hersteller behandelt? Ich habe hier uralte Messer von SMF mit Rosenholzgriff, die sehen noch aus wie am ersten Tag, obwohl noch nie was daran gepflegt wurde.
 
Hallo jochenf.

...Ich dachte daran, sie erstmal mit 320er Schleifpapier zu glätten und anschliessend mit Leinöl Firnis zu behandeln.
Oder hat jemand eine bessere Idee?
320er ist schon etwas zu grob für ein Endfinish. Ich schleife immer mit 400er vor, und bringe mit 800er das Endfinish auf.
Leinölfirnis ist zwar etwas aufwändig, aber für Messer, die regelmäßig gespült werden, durchaus empfehlenswert.

...Wie werden Holzgriffe normalerweise vom Hersteller behandelt?
Oftmals gar nicht, häufig sind sie lackiert.
 
Alternative zu Schleifpapier: Griff mit ganz feiner Stahlwolle 000 oder Scotch-Vlies abziehen, (legt sich nicht so schnell zu wie Schleifpapier) dann ganz leicht mit einem Schwamm anfeuchten, die Fasern stellen sich auf, trocknen lassen dann abziehen. Du kannst das mehrmals wiederholen, ergibt eine Oberfläche glatt wie ein Babypopo, danach ölen etc.

liebe Grüße Hans
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo,

aus meiner Erfahrung mit Holzbehandlung (arbeite regelm. privat in einer Schreinerei) heraus möchte ich vom Leinöl-Firnes abraten.

Der würde mit zu stark riechen und hält auch nur begrenzt.

Ich tendiere zu rohem und gekochtem Leinöl. Zuerst die Griffe (nach dem Schliff) mit rohem Leinöl gründlich und vielleicht sogar 2x einstreichen. Nach dem Einziehen (2-3 Tage) abtrocknen und fein nachschleifen. Dann nochmals mit gekochtem Leinöl einstreichen und 24h einwirken lassen. Abwischen und Polieren - fertig.

Rohes Leinöl zieht tief ins Holz ein - gibt aber kein schönes finish.
Gekochtes Leinöl zieht nur oberflächlich ein - gibt aber ein tolles finish.

Eine gute Kombi.

Die Sachen von Auro sind qualitativ sehr hochwertig und zu empfehlen.

Liebe Grüße

erny :super:
 
Hallo erny!
Wie du an der Antwort von Smallmagnum erkennen kannst
besteht Interesse an der Behandlung mit Öl.
Klär uns doch mal genauer auf,wie lang kochst du das Leinöl zB.
Wie gut ist Tungöl im Vergleich etc etc.(benutze ich meist.)
Ebenfalls Grüße aus Regensburg: Hermann
 
Hallo jochenf,

ich hatte mir 3 Herder Messer Kirschbaum (Carbonstahl) vor ungefähr einem Jahr kommen lassen. Das Holz war (und ist immer noch) wunderbar glatt. Ich behandle es ungefähr alle 4 Wochen abwechselnd mit etwas Balistol und mit dem Windmuehlen Holzpflege Öl. Natürlich vermeide ich den Kontakt mit Wasser.
Dann habe ich auf Intervention meiner derzeitigen Gattin nochmals 3 dieser Messer gekauft, allerdings in der rostfreien Version. Das Holz ist nicht vergleichbar mit den alten Messern; ist wohl eine andere Charge gewesen. Es ist rauh und rissig und die Ölbehandlung frischt zwar die Farbe auf, aber glatt werden sie nicht. Ich bin deshalb für die Tipps mit dem abziehen dankbar und werde dies gerne einmal ausprobieren. Ansonsten sind die Messer klasse.

Viele Grüße
Rübenrüssel
 
....aus meiner Erfahrung mit Holzbehandlung (arbeite regelm. privat in einer Schreinerei) heraus möchte ich vom Leinöl-Firnis abraten.

Der würde mir zu stark riechen und hält auch nur begrenzt.

Ich tendiere zu rohem und gekochtem Leinöl. .....Rohes Leinöl zieht tief ins Holz ein - gibt aber kein schönes Finish. Gekochtes Leinöl zieht nur oberflächlich ein - gibt aber ein tolles Finish......
Wir hatten dieses Thema bereits mehrfach behandelt.

Anmerken möchte ich, dass gekochtes Leinöl ursprünglich dasselbe wie Leinölfirnis ist. Leider wird aber der reine Firnis, der doch einige Zeit zur Aushärtung benötigt, durch Zugabe von Sikkativen (Schwermetallzusätze als Aushärtungsbeschleuniger) "verbessert". Ausschließlich solchen Firnis erhält man im traditionellen Farbenhandel und in Baumärkten.

Leinölfirnis wird durch Aufkochen von Leinöl bis zum Aufschäumen hergestellt - keine "Haltezeit" erforderlich! Diese Erhitzung startet den Polymerisationsprozess (Aushärtung/ Ranzigwerden), der fortschreitet, sobald ausreichend Sauerstoff zur Verfügung steht. Den Sauerstoffverbrauch erkennt man z.B. auch daran, dass Leinölfirnis, in Kunststoffflaschen aufbewahrt, diese nach längerem Stehen nach innen einbeult.

Im Bio-Farbenhandel heißt dieser natürliche Firnis 'Lackleinöl'. Er riecht nicht wesentlich anders als Leinöl; nach dem Aushärten verringert sich der Duft schnell.

Behandelt man Holz mit reinem Leinöl vor, dann muss man sich auf eine sehr lange (wochenlange) Aushärtung einstellen - schnelles Nachschleifen ist da nicht möglich, wenn man nicht alles Leinöl vollständig von der Oberfläche entfernt.

Während Leinölfirnis die Maserung sehr schön 'anfeuert', verändert er die Farbe des Holzes ein wenig und macht es etwas dunkler. Bei Verwendung des chinesischen TUNG-Öls ist die farbliche Veränderung geringer; auch der Geruch ist dezenter. Dafür härtet TUNG-Öl an der Luft schnell aus und gibt eine sehr glatte, belastbare Oberfläche.

Unbehandelte Holzgriffe sollten niemals mit Wasser in Berührung kommen - selbst ein Abwischen mit einem feuchten Tuch kann schon soviel Feuchtigkeit ins Holz bringen, dass sich die Fasern aufstellen (Ausnahme: dichte, harzreiche Tropenhölzer)! Selbst sekundenschnelles Eintauchen in Wasser - zumal warmes, womöglich noch mit Spülmittel darin! - kann nicht verhindern, dass es in feinste Risse und Fugen eindringt. Das sorgt schnell dafür, dass Griffe unansehnlich werden. Aus genau diesem Grund macht sich der sorgfältig arbeitende Messermacher soviel Mühe mit dem fugenfreien Verbinden von Messerangel und Griffmaterial.

Gruß

sanjuro
 
Zuletzt bearbeitet:
Im Wasserbad oder mit direkter Hitze?

Zitat WIKIPEDIA: ....Mit einem Flammpunkt von ca. 315 °C (Marcusson) und einem Siedepunkt oberhalb von 350 °C ist Leinöl ansonsten eher schwer entzündlich.....

Ich hoffe, das beantwortet Deine Frage und weist auch gleichzeitig darauf hin, dass man bei der Herstellung eine gewisse Vorsicht walten lassen sollte! Bei grober Fahrlässigkeit zahlt die Versicherung das abgefackelte Häuschen nämlich nicht!

Gruß

sanjuro
 
Um Gottes Willen NICHT KOCHEN!

Leute Leute - :glgl:

Das sogenannte (gekochte) Leinöl entsteht in grossen Stahltanks, die man schwarz anstreicht und dann voll mit rohem Leinöl so ca. 4-8 Jahre in der Sonne stehenlässt. Es reduziert sich dadurch um etwa die Hälfte und ist danach auch kräftig gelb und viel zäher als rohes Leinöl.

Bitte bei Arbeiten mit Leinöl immer an den Brandschutz denken!!!

Mit Leinöl getränkte Pinsel oder Lappen niemals achtlos liegenlassen. Durch die Aushärtung des Öles entsteht Hitze und so ein ölgetränkter Lappen brennt lang und heiß wie eine Fackel.

erny
 
ich hatte mir 3 Herder Messer Kirschbaum (Carbonstahl) vor ungefähr einem Jahr kommen lassen. Das Holz war (und ist immer noch) wunderbar glatt.

So hätte ich das eigentlich auch erwartet.

nochmals 3 dieser Messer gekauft, allerdings in der rostfreien Version. Das Holz ist nicht vergleichbar mit den alten Messern; Es ist rauh und rissig
Da hat Herder wohl aktuell ein Qualitätsproblem. :mad:
Bei mir sind es 4 Messer aus Carbonstahl und 4 rostfreie Gabeln dazu. Beide mit dem gleichen schlechten Holz.
 
Um Gottes Willen NICHT KOCHEN!....

Das sogenannte (gekochte) Leinöl entsteht in großen Stahltanks, die man schwarz anstreicht und dann voll mit rohem Leinöl so ca. 4-8 Jahre in der Sonne stehenlässt. Es reduziert sich dadurch um etwa die Hälfte und ist danach auch kräftig gelb und viel zäher als rohes Leinöl.....
Der liebe Gott ist da meist nicht beteiligt.

Infos zum Thema kann man doch nachlesen, da muss man doch nicht fantasieren!

Zitat WIKI: ....Für spezielle Einsatzzwecke wird sonneneingedicktes Leinöl erzeugt. Es wird der Sonne über mehrere Monate ausgesetzt und dabei immer wieder umgerührt, damit sich kein Film bildet. Um für die Oxidation eine große Oberfläche zu haben, werden flache Wannen benutzt.
Bei geblasenem Leinöl wird ein Belüfter eingesetzt, wie er für Aquarien Verwendung findet, der durch das ständige Umwälzen auch die Filmbildung verhindert.

Diese Behandlungen haben vier Ziele: Erstens wird die Konsistenz dadurch zähflüssiger, zweitens wird das Leinöl dabei gebleicht (also heller), drittens die Aushärtezeit verkürzt und viertens die Volumenzunahme beim Aushärten verringert, was die Gefahr der Runzel- und Rissbildung vermindert.

Verwendung findet das sonneneingedickte Leinöl in erster Linie im Geigenbau und in der Malerei, besonders der flämischen Barock-Malerei. Beim Geigenbau wird das Leinöl so stark eingedickt, dass die Masse zur Homogenisierung durch einen Fleischwolf gedreht werden muss......Zitatende.

Zitat Heiko Rech:... Grundlage für die Herstellung von Leinölfirnis ist zunächst einmal einfaches Leinöl. Dies wird aus Leinsamen, dem Samenkorn der Flachs-Pflanze gewonnen. Leinöl ist zunächst einmal ein Lebensmittel wie Sonnenblumenöl.

Durch mehrmaliges Kochen und dem Ausfiltrieren von Verunreinigungen entsteht gekochtes Leinöl, das dicker ist als unbehandeltes Leinöl. Reines Leinöl, ungekocht, braucht sehr lange zum Trocknen, gekochtes Leinöl härtet hingegen schneller, aber immer noch sehr langsam..... Zitatende

Wenn man weiß, was man tut, kann man sehr vieles selbst machen, wie unsere Vorfahren das ja auch gemacht haben. Da gab es weder Versandhandel noch Baumarkt, aber Erfahrung und überliefertes Wissen. Das reicht, wie wir an vielen Beispielen in Museen sehen, für recht ordentliche Resultate....

Gruß

sanjuro
 
Tungöl finde ich auch besser wie Leinöl.

Wie wärs es mit Danish Oil ?!

Hat noch keiner erwähnt.

Und so grob ist 320 nun auch nicht.
Kommt halt drauf an in welchem Zustand die Griffe sind.

Wenn sich nur die Fasern bissche aufgestellt haben dann ist aber mit Schleifvlies fine od sehr fein bzw Stahlwolle genauso gut zu arbeiten.

Am besten wäre wohl sowieso die Griff mittels ner Vakuumdose zu imprägnieren.
Nur son Teil wirst du dir wegen n paar Messern wohl kaum extra bauen wollen

Was auch ginge wäre n Superkleber finish
Alles Geschmacksache ... :haemisch:

Ich würde, nachdem schön fein abgeschmirgelt wurde, einfach 2 Schichten Danish Oil draufgeben und gut

Lg
Fred
 
Hallo jochenf, hallo Alle!
Ich hatte an anderer Stelle bereits von meinen positiven Erfahrungen mit Walnussöl zur Behandlung von Holzgriffen geschrieben.
Vorteile:
lebensmittelecht bzw. gesundheitlich unbedenklich
keine Gefahr der Verwechselung mit Leinölfirniss (nicht gesund)
trocknet (wie Leinöl)
stinkt nicht
wird nicht glitschig oder ranzig (wie Olivenöl)
überall zu bekommen
billig
polierbar
keine Selbstentzündung der Lappen
......

Ich sehe bisher keine Nachteile bei der Verwendung von Walnussöl für Holzgriffe. Es braucht natürlich auch ein wenig, bis es trocken ist und evtl. muss die Behandlung auch mal wiederholt werden, dies ist aber selbst in der Küche kein Problem.
Also ich finds gut und eine Empfehlung wert.
LG
espresso
 
Was sich bei mir bewährt hat, gerade bei den Windmühlen:

Ich ziehe die Hölzer erstmal mit 400er Schleifpapier ab (vorher werden noch evtl. vorhandene Spalten mit 2K Kleber verschlossen).

Dann trage ich Hartwachsöl von Lumberjack auf (gibts auch von anderen
Marken, ich werd demnächst mal das von Osmo testen).
Das entspricht von der Zusammensetzung her so ziemlich den ganzen
Hausrezepten, die hier gern verwendet werden. Also Leinöl, Distelöl, Carnaubawachs etc. Speichel- und schweißfest, und härtet sehr strapazierbar aus, wird wohl auch für Fußböden hergenommen.

Nach 20min abwischen, einen Tag trocknen lassen, nochmal anschleifen,
einpinseln etc.

Die Maserung des Holzes kommt schön raus, die Farbe wird satt,
das Finish schwach seidenglänzend, und das Holz ist nach wie vor griffig.
So hab ichs am liebsten.

Olivenhölzgriffe bekommen von mir einfach nur Öl verpasst, was
gerade da ist. Meistens Distelöl. Einfach mit öliger Hand einmal abgrabbeln, einziehen und trocknen lassen, fertig. =)
 
Ich hatte an anderer Stelle bereits von meinen positiven Erfahrungen mit Walnussöl zur Behandlung von Holzgriffen geschrieben.
Hört sich auch gut an. Werde ich beim nächsten Mal probieren.
Diesmal habe ich es mit den bereits vorhandenen Mitteln versucht. Also 320er Schleifpapier (war grad da) und Leinölfirnis (war auch noch im Keller). Die Griffe hatte ich 1 Woche zuvor (gleich nach dem Kauf, als sie nach dem Abwasch so rauh wurden) mit Olivenöl behandelt. Nun also noch mit 320er Papier geschliffen und mit Leinölfirnis eingerieben (nur ganz leicht). Dann 2 Tage trocknen lassen. Ergebnis bisher ganz ok. Die Griffe sind jetzt glatt und haben eine schöne Oberfläche. Allerdings habe ich sie noch nicht abgespült, damit wollte ich noch warten bis das Öl richtig ausgehärtet ist.
Sollten sie wieder rauh werden, schleife ich nochmal und teste mit Walnussöl.
 
Hallo,

was haltet Ihr eigentlich vom Herder Windmühlen Holzpflegeöl für die Behandlung von Messergriffen? Laut Hersteller besteht es aus Macadamianussöl und Zitronenöl. Darüber konnte ich im Forum nichts finden.

Genauer: Ist das Eurer Meinung nach auch gut zur Pflege von Griffen aus Maserbirke geeignet? Hat es irgendeinen negativen Effekt auf Neusilber (Fingerschutz/Griffabschluss)? Von diesem Öl hätte ich nämlich noch ein Fläschchen zuhause. Oder doch besser Leinölfirnis kaufen?

Danke und Grüße,
Klaus0
 
Na ja, das ist schon ein grosser Unterschied: Zitronenöl ist flüchtig und verdampft nach einigen Stunden. Dient nur zum Verdünnen des Nussöls. Riecht besser als Terpentin, hat aber dieselbe Wirkung, eben Verdünnung zu sein.
Nussöl wird mit der Zeit ranzig, wenn es feucht bleibt. Dünn aufgetragen trocknet es mit der Zeit ein und verharzt etwas.

Leinöl verharzt sehr kräftig und bildet deshalb eine wesentlich stabilere Schutzschicht als Olivenöl, Nussöl, Palmöl etc.

Rohes Leinöl braucht einige Wochen, bis es fertig verharzt ist, gekochtes einige Tage, und wenn es noch mit Sikkativen versetzt ist, dauert es nur wenige Stunden. Natürlich abhängig von der Temperatur, der Luftfeuchtigkeit und der Schichtdicke!
 
Danke für die Antwort. Bedeutet die Gefahr des Ranzigwerdens, dass es für die Griffbehandlung also eher nicht zu empfehlen ist? Oder sollte man lediglich auf eine komplette Aushärtung achten?
 
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