HSS Drehzahn

Egbert

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Hallo Ich brauchte mal Eure Hilfe.
Ich habe eine ganze Kiste voll HSS Drehzähne wo ich gern wüßte welcher Stahl da verwendet wurde. Googl habe ich schon ausgiebig befragt.
Es steht drauf:
HSS-Drehzahn
Klasse E 18 Oo5
KZ-Nr. 9970
TGL 29-4964

Ist noch DDR-Erzeugnis. Es ist auf jeden Fall ein Lufthärter. Die Feile rutscht ab direkt nach dem Schmieden, ohne zu Härten.
Ich habe daraus schon mal ne Klinge geschmiedet. Das Zeug ist unglaublich zäh, schon beim Schmieden, als fertige Klinge sowieso.
Ich hätte aber gern mehr über den Stahl gewusst. Vielleicht kann noch jemand was mit der Bezeichnung anfangen.
Gruß Egbert
 
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E 18 Co 5 sagt eigentlich schon alles über den Stahl. Es handelt sich um den Stahl 1.3255- im Stahlschlüssel leicht zu finden.
Die dort angegebene Härtetemperatur ist ohne entsprechende Salzbäder schwer einzuhalten. Sie ist auch für die Erzielung der höchstmöglichen Warmfestigkeit gedacht, sodaß der Stahl hohe Schnittgeschwindigkeiten beim Drehen aushalten kann.

Für den Einsatz als Messer ist das nicht erforderlich.
Die höchste Ansprunghärte erreicht der Stahl schon bei einer Härtung von knapp unter 1200 Grad mit ca 67 HRC. Bei einer Härtung von dieser-für Schnellarbeitsstähle niedrigen-Temperatur ist die Anlaßbeständigkeitt geringer als bei höheren Temperaturen. Entsprechend ist das Sekundärhärtemaximum weniger ausgeprägt. Auch das spielt für Messer keine wirkliche Rolle, weil über 60 HRC allemal übrigbleiben.

Die Zähigkeit ist dann gar nicht mal so schlecht-sie ist deutlich besser als bei den 12 %- igen Chromschnittstählen- bei ähnlicher Verschleißfestigkeit.
Extrem feine Schneiden sind wegen der vielen und großen Karbide nicht auf Dauer möglich. Für robuste Geometrien im Zugschnitt bietet der Stahl aber einiges.

Die Freude, die er beim Schmieden bereitet, hast Du schon erlebt.

Ob die brauchbaren Eigenschaften des Stahls-enorme Verschleißfestigkeit bei noch ordentlicher Zähigkeit, aber schlechter Schärfbarkeit- den Aufwand lohnen, mußt Du selbst für Dich entscheiden.
Ich habe gegen 40 kg 16mm Fräser aus noch höher legierten Schnellarbeitsstählen in PM Qualität. Messer werde ich daraus nicht machen.

Freundliche Grüße

U. Gerfin
 
Hallo Ullrich,
vielen Dank für Deine ausführliche Antwort.
Ich hatte schon vermutet dass es der 1.3255 ist, aber auf dem Stahl steht nicht Co5 sondern tatsächlich Oo5. Wurde auch mit der Lupe nicht anders.
Deshalb konnte ich ihn nicht zuordnen.
Was die Tauglichkeit als Klinge angeht, solltes Du das trotzdem mal versuchen. Ich habe schon mehrere Klingen aus HSS-Stahl geschmiedet.
Ich musste sie bisher noch nicht Nachschleifen. Und das obwohl man auch ohne weiteres Rasierschärfe erreichen kann.
Lediglich der Feinschliff und das Polieren macht ein wenig Probleme.
Ich habe aus diesem Stahl eine große Klinge (300mm ges.Länge) für ein Champingmesser geschmiedet. Und da ich nicht Krokdiel-Dandy heiße muss ich mich ja auch nicht damit rasieren.:D Ich denke dafür ist der Stahl bestimmt geeignet.
Auf eine Härtung werde ich wohl ganz verzichten. 58 - 60HRC sind vollkommen ausreichend und ich habe dann noch sehr viel Zähikeit übrig wenn es mal zum Hebeln missbraucht werden soll.
Gruß Egbert
 
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