Hunter 1.2695, Edelstahl und Santos Palisander

Taperedtang

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Hallo,

ich wünsche allen einen schönen zweiten Advent! Pünktlich hierzu, ist mein erstes von zwei Jagdmesser Projekten fertig geworden.

Ich habe zwei identische Jagdmesserklingen gefertigt. Die erste Klinge aus 1.2695 und die zweite Klinge aus K110, um feststellen zu können wie sich die unterschiedlichen Stähle im praktischen Gebrauch im Vergleich bewähren werden. Heute zeige ich das Messer aus 1.2695 Stahl.

Mein Schwerpunkt war auf Funktionalität gerichtet. Die Klinge habe ich ballig auf Null geschliffen, längs satiniert und dann eine sehr feine Microphase (siehe Bild) angelegt (Winkel geschätzt 30° - 35°). Über die erreichbare Schärfe bei diesem Stahl war ich überrascht. Ich wollte ja eigentlich nicht, hab mich aber doch wieder hinreisen lassen und ein Haar zweimal gespalten (siehe Foto). Ich bin gespannt wie die Schnitthaltigkeit sein wird.

Die Bearbeitung des Stahls ist in weichgeglühtem Zustand unproblematisch. Das Feilen geht überraschend leicht, das Schleifen ist anspruchsvoller aber nicht schwierig. Ganz anders stellt sich das nach der Wärmebehandlung dar. Die Bearbeitung, insbesondere beim Finishen, ist echt mühsam. Da spielen sicherlich auch die 2,4 % Wolfram im Stahl eine wesentliche Rolle.

Als Griffholz habe ich Santos Palisander gewählt. Es ist ausreichend hart, sehr angenehm in der Bearbeitung, dauerhaft und gefällt mir einfach gut.

Zu den Daten:

Gesamtlänge: 23 cm
Klingenlänge: 11,1 cm
Klingenbreite: max. 32 mm
Klingenstärke: 3,2 mm 0,3 mm 1 mm hinter der Wate
Stahl: 1.2695 ca. 62° - 63° HRc
Griff: Santos Palisander
Gewicht: 191 g


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Grüße

Matthias
 
Zuletzt bearbeitet:
Das kommt unaufgeregt, aber sehr wertig daher. Gefällt mir gut!
Das mit den Haarspaltereien ist auch sehr nett.

Gruß Th.
 
solche Haarspaltereien liebe ich. Ein tolles Messer, und ein prima Stahl. Ich bin einmal gespannt auf den Vergleich mit dem anderen Stahl. Wie gewohnt von Dir, Mattias, eine excellente Arbeit.
Ich nehme an, Du hast den Stahl im Sekundärhärtemaximum angelassen? das ist bei dem Stahl ja sehr ausgeprägt und liegt dort deutlich über der normalen Härte nach dem Abschrecken.
 
@virus3
Freut mich, wenn es dir gefällt. :)

@herbert
Danke herbert, ja ich gehe davon aus, dass der Stahl im Sekundärhärtemaximum angelassen wurde.

Ich habe die Wärmebehandlung über AchimW machen lassen, von dem ich auch den Stahl bekommen habe. In einem Gespräch im Vorfeld sagte er mir, dass der Stahl mit einer Temperatur von deutlich über 500° C angelassen wird und das müsste ja dann im Bereich des Sekundärhärtemaximums liegen.

Mein Wunsch war der beste Kompromiss zwischen Zähigkeit und Schnitthaltigkeit. Das Ergebnis liegt nun wohl so zwischen 62° und 63° HRc. Ich bin auch gespannt wie sich der 1.2695 im Vergleich zum K110 (D2) schlägt. Beide Stähle funktionieren im ziehenden Schnitt bestimmt sehr gut. Den D2, der von Einigen hier im Forum schlecht geredet wird, nutze ich schon seit vielen Jahren im Rahmen der Jagd. Ich würde bisher nie enttäuscht, er behält sehr lange eine jagdlich brauchbare Schärfe.

Mir ist aber aufgefallen, dass der 1.2695 viel schneller eine viel bessere Schärfe annimmt. Ich erwarte auch, dass er noch schnitthaltiger als der D2 sein wird, aber das wird sich zeigen. Beim D2 habe ich auch schon beobachtet (mein persönliches Erleben, keine wissenschaftliche Untersuchung), dass er bei zu großer Härte (ab ca. 62° HRc) keine Rasurschärfe mehr annimmt, da die Schneidkante "wegbröselt". Möglicherweise resultierte dieses Erlebnis aber auch aus einer schlechten Wärmebehandlung.

Gruß

Matthias
 
Zuletzt bearbeitet:
ja ok, das deckt sich gut mit meinen Kenntnissen von dem Stahl, und AchimW weiß genau, was er tut.
 
Die Vergleichsklinge aus K110 ist aus der Härterei zurück, die Klinge hat die gewünschten 60° HRc. Heute habe ich angefangen das Griffmaterial und die Backen vorzubereiten.

Der beabsichtigte Vergleichstest wird nicht darauf abzielen unter exakt identischen, wissenschaftlichen Bedingungen Schnitttests zu machen. Damit meine ich, gleiche Härte der Klinge, exakt gleicher Schneidenwinkel, etc.... Das macht, aus meiner Sicht, im praktischen Einsatz wenig Sinn (K110 wird bei gleicher Härte wie 1.2695 z. B. 63° HRc viel zu spröde für einen belastenden Einsatz sein und mit 60° HRc ist das Leistungspotential eines 1.2695 bei weitem nicht ausgereizt).

Ich werde versuchen, aus meiner Sicht, für den jeweiligen Stahl günstige Parameter auszuwählen, um ihn möglichst leistungsfähig zu machen. Bei der Härte ist das bereits erledigt: 1.2695 ca. 62°-63° HRc, K110 60° HRc. Wie die Klinge aus 1.2695 werde ich auch die aus K110 ballig schleifen. Habe ich bei K110 noch nie gemacht, falls ich feststellen sollte, dass sich das nicht günstig auswirken sollte, schleife ich die Klinge wieder flach.

Bei diesem subjektiven Test werde ich u. a. für mich feststellen: Wieviele Schnitte kann man ohne nachzuschärfen durch identisch breite Lederstreifen machen (hab noch jede Menge Restleder vom Scheidenbau). Ich denke das ist bei jagdlichem Einsatz praxisnäher als Kartons zu zerschnippeln. Wie verhält sich die Klinge bei Knochenkontakt? Wie aufwändig ist das Nachschärfen?

Ich werde nicht testen, ob man Nägel durchtrennen kann oder Autotüren durchstoßen kann, kommt im jagdlichen Einsatz eher selten vor. :)

Falls jemand noch Hinweise oder gute Vorschläge hat, immer her damit.


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Grüße

Matthias
 
Damit der "Rückstau" beim bauen von Lederscheiden nicht zu groß wird, habe ich die Lederscheide für den Hunter 1.2695 heute fertiggestellt. Ich habe ca. 2,8 mm starkes Walkleder, das äußerst stabil ist, verwendet. Ich habe auch wieder eine "Verlustsicherung" integriert. Das Messer rastet fühl- und hörbar ein, die Lederscheide passt wie ein Handschuh.

Parallel habe ich am Hunter K110 weitergearbeitet. Die V2A Backen sind verklebt, vernietet und grob geschliffen. Die Griffschalen aus schwarzem Papiermicarta sind verklebt, mit drei 5 mm V2A Pins verstiftet und noch weitgehend unbearbeitet.

Wenn nichts dazwischen kommt wird das Messer in den nächsten Tagen fertig, so dass ich dann auch mit dem Vergleichstest 1.2695 vs. K110 beginnen kann.

Hier noch ein paar Bilder zur Lederscheide und ein Bild zum Zwischenstand Hunter K110:


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Grüße

Matthias
 
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