Immer wieder dasselbe Messer?

painless potter

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Hallo,

Ich greife hier mal eine Äußerung eines Forumiten auf, der mich zum Nachdenken angeregt hat: "Wird es nicht langweilig, immer wieder das mehr oder weniger gleiche Messer zu bauen?"

Auch mir ist aufgefallen, dass einiger der Messermacher, Hobbybauer und auch Profis, sich diesen Vorwurf gefallen lassen sollten. Ich glaube vor einiger Zeit gab es schon einmal so einen ähnlichen thread von Uli Hennicke wo es um die mangelnde Kreativität in der Szene ging, ich finde ihn nicht mehr bzw. weiß nicht nach welchem Wort ich suchen soll. (Liebe Mods, wenn das Thema dort in gleicher wie von mir angesprochenen Weise schon zur Genüge durchgekaut wurde, macht das hier einfach wieder zu bitte)

Natürlich entwickelt jeder Messermacher irgendwann seinen eigenen Stil. Das ist ja auch erwünscht und gerade deshalb haben sie ja ihren Kundenstamm. Ich glaube auch, dass es je länger jemand dabei ist umso schwieriger wird, völlig neue Wege zu gehen. Selbst ich (ohne mich hier mit etablierten Messermachern auch nur annähernd auf eine Stufe stellen zu wollen) ertappe mich jetzt schon dabei, die gleiche Form in mittlerweile der 3. Variante zu bauen.

Ist es wirklich so schwierig, neue Formen oder Materialkombinationen zu finden? Wie empfindet Ihr das? Ist der Vorwurf gerechtfertigt?

Mich macht er jedenfalls nachdenklich….

Nichtsdestotrotz finde ich, dass es hier im Forum wahnsinnig viele unterschiedliche Messer zu bewundern gibt, und es wird immer schwieriger, nicht dieses oder jenes abzukupfern!

Viele Grüße

Painless
 
Hallo,

Ist ein interessanter Punkt. Das Hauptproblem hierbei wird sein, dass das Konzept "Messer" an und für sich "ausdesignt" ist. Das soll heissen, das es für jeden irgendwann in der Geschichte vorgekommenen Verwendungszweck ein Messer erdacht wurde und in gebrauch ist. Dabei sollte man nicht außer Acht lassen, dass es sich hierbei ja um das wohl älteste werkzeug der Menschheit handelt. Was also noch neues schaffen? Wo und wie neue Ideen einbringen, die gleichzeitig auch noch einen sinnvollen Nutzen haben? Hat ja alles schonmal gegeben... Ein ganz ähnliches Problem haben Musiker genauso: Im Prinzip ist jede Melodie eine Variation von 12 Tönen - und sie schaffen dennoch immer neue Musik, wenn auch selten nur was wirklich Neues.

In diesem speziellen fall darf man aber, meines Erachtens, nicht aus den Augen verlieren was ein Messer sein soll: Ein Messer soll schneiden, nicht mehr und nicht weniger! Das nebenbei auch noch toll aussieht, gut in der Hand liegt, pflegeleicht und was sonst noch alles sein soll gibt schon wieder viel Raum für Vielfalt - die Galerie hier im Forum beweist es.

Allerdings bleibt das Problem bestehen, dass man sich gefallen lassen muss von anderen abzukupfern. Dem ist jedoch zu entgegnen: Gleiche Fragestellung ergibt zwangsläufig ähnliche Ergebnisse - quasi: sieht zwar ähnlich aus, ist aber trotzdem meines! im endeffekt kann man da glaub ich recht wenig machen, weil es eben neue Ideen bei Messern nicht (besser: kaum) mehr geben wird.

Darum denk ich mir: Achselzucken und einfach weiter basteln und sich daran erfreuen, dass man schöne Messer hat.


lg,
Rainer
 
Wenn jmd seinen Stil hat finde ich das in Ordnung.

Schwierig wird es bei traditionellen Sachen, wie Puukko, Khukuri, etc - wenn man da zu viel experimentiert, verfälscht man das Original. Moderne Interpretationen wie die Khukuri von Extrema Ratio sehen auch cool aus, werden aber jmd, der nach dem Original sucht, nicht zwangsläufig begeistern.

Was mich ein wenig stört, sind die geschätzt 107.563 Messermacher, die im Loveless Stil arbeiten. Das Loveless Design ist gut, aber man sollte doch irgendwann von der Imitation zur Innovation fortschreiten.

Es ist auf der anderen Seite auch schwer sich komplett neue Konzepte zu überlegen. Die Goldene Mitte werden sicherlich Messer sein, die vorhandene Merkmale sinnvoll neu kombinieren und auf dieser Basis weiterentwickeln.

Beispiel Spyderco:
- einhändiges Öffnen
- Clip
- Wellenschliff
War alles schon vorhanden, bloß nicht in der Kombination und Durchdachtheit (Spyderedge).


Ookami
 
Ich gehe mal davon aus, dass manche Kombinationen von "Funktionsdetails mehr als nur eine Schneide" für einen Hobbymacher technisch/handwerklich nicht immer mit einfachen Mitteln zu machen und zu reproduzieren sind, und dass solche experimentellen Kombinationen Profis einfach zu lang aufhalten, um sich eingehender damit zu befassen.

Wenn sie dann doch für den Hobbyisten machbar sind, sehen sie evtl. wie gewollt und nicht gekonnt aus, und bleiben liegen, sehen sie vom Profi gut aus, will sie evtl. keiner kaufen, weil es niemand wirklich mit dem Macher verbinden kann.
Zum Experimentieren ausserhalb des "normalen Alltagsgeschäfts" hat dann kaum einer die Zeit, Lust oder Möglichkeiten, irgendwas ist da immer störend, es sei denn, dass die/derjenige das Experimentieren mit Designs/Funktionsmerkmalen zeit- und kostengünstig mit seinen normalen Tätigkeiten verbinden kann.

- Ist nur (m)eine (unvollständige) Theorie -

Gruß Andreas
 
Mir wird nicht langweilig, daß gleiche Messer wieder zu bauen ... da ich erst eins gebaut habe.;) In das Design habe ich meine Erfahrungen aus 30 Jahren outdoor und Messer(an)sammeln investiert. Da ich von dem Design voll überzeugt bin und sich einige Leute aus meinem persönlichen Umfeld dazu sehr positiv geäußert haben (... so ein´s möcht´ich auch gern ...) werde ich es noch ein paar mal bauen. Ich habe mir jedoch zum Ziel gesetzt, daß ich keine Duplikate machen werden. D.h. sie werden sich in Material, Griffgestaltung, Filework, Finish, Tragesystem usw. immer unterscheiden, lediglich die Außenform/Umrisse werden gleich bleiben.

Ich persönlich schaue mir gerne einfache, durchdachte Messer an, und finde es eher anstrengend, wenn jemand ständig zu jedem Preis etwas anders machen will. Oft sieht man diesen Messer regelrecht das "erzwungene" Design auch an. Und mit neuen "Formen" ist´s sowieso schwierig, da es gerade bei Messern so ziemlich alles schon einmal gab. Der Verwendungszweck bzw die Erfordernis nach Funktionalität setzt halt gewisse Grenzen. Wo sich meiner Einschätzung nach sicher noch einiges tun wird sind die Materialien .... wobei die Suche nach neuem auch Blüten treibt, die mich persönlich nicht interessieren, zB diese ganzen unruhigen Damastmuster, wo man beim Betrachten schon Augenzucken bekommt ... aber: jeder, wie er will!

Neues: grundsätzlich ja, wenn es nicht zu Lasten der Funktionalität geht ... :super:


Gruß, C.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo !

Ich denke es gibt eine grundform eines Messers die einfach für den normalen gebrauch am besten ist. Ein rundes Rad rollt halt auch am besten. Jedes handgemachte Messer hat seine kleinen eigenheiten und auch Fehler die es interesant machen. Jedes holz ist wie eine Fingerabdruck einzigartig. Wenn ich mir die Bilder von Messern auf Ausstellungen, Bildern oder hier im Fohrum ansehe finde ich nicht das es Langweilig wird.

MfG Sascha
 
Ich finde es soll jeder machen was er gerne macht, wenn jemand gerne dasselbe Messer immer und immer wieder macht ist das ok so wie es ok ist wenn jemand Freude daran hat Messer im Loveless Stil zu machen. Entwicklung ist gut aber sie darf nicht erzwungen sein, sie wird ihren weg schon finden.
 
Hallo,

Auch mir ist aufgefallen, dass einiger der Messermacher, Hobbybauer und auch Profis, sich diesen Vorwurf gefallen lassen sollten. Ich glaube vor einiger Zeit gab es schon einmal so einen ähnlichen thread von Uli Hennicke wo es um die mangelnde Kreativität in der Szene ging, ich finde ihn nicht mehr bzw. weiß nicht nach welchem Wort ich suchen soll.

Wo bleiben die Innovationen?
 
Ich finde nicht das auf dem deutschen Messermarkt an Neuem mangelt. Paradebeispiel ist der Shapeshifter. Im Gegensatz zu ausländischen Messerproduzenten ist der deutsche Markt echt innovativ.

Kleine Anmerkungen am Rande:
"Wird es nicht langweilig, immer wieder das mehr oder weniger gleiche Messer zu bauen?"
Du hast es ja selbst gesagt, aber ich musste grad schmunzeln:
Threadtitel schrieb:
"Immer dasselbe Messer"
Ein Messer muss man eigentlich nur einmal bauen ;)
 
Ob man will oder nicht, irgendwo wird jeder mal abkupfern, weil wir das schon unterbewußt machen...ist auch OK.
Letztendlich kommt es darauf an was man denn haben will?
Will ich ein Messer das genau so aussieht wie vom macher A-Z, kann es mir aber nicht leisten von ihm zu Kaufen, dann mach ich es eben selber.
Werde ich von einem Film, Buch, Ausstellung im Museum inspiriert, dann werde ich versuchen das was ich dort sehe nachzuahmen... genau das ist, finde ich, doch der Reitz für den Hoppy macher.
Letztendlich wird man dann seine eigenen Ideen entwickeln und dann irgendwann "das Messer" machen das genau den eigenen gewünschten ansprüchen entspricht. Da hat man dann die Form und Art der Klinge und des Griffes gefunden die einen wirklich befriedigt...ha aber da hört es meist nicht auf, denn im "normal Fall" wandeln sich mit der Zeit der eigene geschmack und auch die Anwendererfahrung und nach ein paar jahren findent man eine neues messer für die neuen ansprüche besser und schon gehts wieder weiter...

Wenn ich nur endlich eine geschmack finden würde :steirer:
Aber ich finde ständig neue Ideen und Inspirationen und die kommen von überall. Und dann gibt es noch soviele materialien die ich nie ausprobiert habe,,, soviel feiner Stahl,,, soviel schönes Holz und Knochen...neee ich werde wohl nie meine ruhe finden :( :lach:
 
ich denke, dass es unter anderem immer auf den eigenen Entwicklungsstand ankommt. Ich bin derzeit an meinem ersten Messer und ich habe jetzt schon einige Fehler entdeckt, die ich bei meinem nächsten vermeiden möchte. Daher denke ich, dass gerade in der Anfangsphase Wiederholungen im Design und Material natürlich sind. Man will sein Messer und Fertigkeiten stetig verbessern. Desweiteren sind gerade in der Anfangsphase Maschinen, Werkzeuge und Material noch relativ knapp, was verschiedene Verarbeitungsmöglichkeiten einfach nicht ermöglicht.
 
An erster Stelle sollte immer der Wunsch stehen, perfekte Messer zu bauen. Das alleine ist Herausforderung genug, da dieser Anspruch kein Limit kennt und den sich jeder selber definieren muß.
Als Hobbymessermacher versuche ich neben obigen Anspruch mit meinen bescheidenen Mitteln Messer für den zum Teil sehr unterschiedlichen Bedarf meiner Freunde zu machen, das führt automatisch zu unterschiedlichen Designs und Materialien. Im Idealfall sagt Freund/Freundin, das Messer ist drückt einen Teil meiner Identität aus und gehört zu mir. Besser kann ich es leider nicht ausdrücken.
eagle
 
Ich denke, das Messer kann nicht wirklich neu erfunden werden.
Große, kleine, schlanke oder breite. Für diesen, oder einen anderen Zweck. Ähnlich sind sich viele, aber gleiche findet man bei den handgemachten eigentlich nicht. Selbst der gedanke an Zwillinge lässt einen doch feststellen das sie nicht wirklich "Gleich" sind.

Meine Motivation Messer zu machen (hobby/laienmäßig) liegt auch darin das selbst meine Stücke "einzigartig" wenn auch nicht unbedingt "großartig" sind. Mit steigendem Können steigt auch der Anspruch. Deshalb sage ich auch immer: "Das nächste wird besser". Es wäre heute leicht für mich, meine frühen Versuche zu überarbeiten, aber es ist auch schön zu sehen wie ich mich entwickelt habe.

Schön sind auch die Anregungen die ich mir hier im Forum hole. Dieses oder jenes Detail an einem Messer das ich auch mal an meinem haben möchte. Ist das schon abkupfern? Für mich nicht! Deshalb mache ich auch gerne weiter so wie bisher. Immer wieder was neues, vielleicht ähnlich und doch wieder anders. Wenn es was wird zeig ich es euch in der Galerie. Geteilte Freude ist doppelte Freude. Falls es einen von euch anregt oder inspiriert? Da freu ich mich auch drüber, schließlich endsteht wieder was "ähnlich" neues!!!
Also zeigt her eure "fast gleichen" , ich schaue gern!!!!

Gruß Ulli
 
Höchst interessant,dass meine Aussage zur 5er Band zu diesem thread geführt zu haben scheint.

Wollte damit aber keine Kritik üben! War nur ein Gedanke..........

Jedoch ein äusserst anspruchsvolles Thema

Meines Erachtens ist sehr oft nicht nur die Form eines Messer ausschlaggebend um es einem Macher zuordnen zu können.

Ich habe als Nutzer gemerkt,dass man sehr oft auf Grund der Bauweise und des Schliffes,Messer einem Macher zuordnen kann.

Da ist egal welche Form es hat.

Abel schleift anders wie Haas,Haas anders wie Schanz...

Darum kann man Mangel an Innovation daran sicher nicht festmachen.

Macher wären jedoch dumm,wenn sie gut gehende Modelle nicht als fixen Bestandteil ihres Sortiments anbieten würden.

Das sich andere neue innovative Messerdesigns nicht verkaufen, sollte jedoch nicht als Ausrede herangezogen werden.

Neu erfunden kann das Schneidwerkzeug Messer natürlich nicht werden und auch gegen das besagte abkupfern kann man wenig tun, trotzdem beweisen viele Macher Ideenreichtum andere machen was sie immer gemacht haben.

Macht jemand aber gerne ein und das selbe Messer 100 mal warum nicht

Es steht keinem zu ihn deswegen als langweilig od Ideenlos zu bezeichnen.
 
Natürlich entwickelt jeder Messermacher irgendwann seinen eigenen Stil. Das ist ja auch erwünscht und gerade deshalb haben sie ja ihren Kundenstamm. Ich glaube auch, dass es je länger jemand dabei ist umso schwieriger wird, völlig neue Wege zu gehen. Selbst ich (ohne mich hier mit etablierten Messermachern auch nur annähernd auf eine Stufe stellen zu wollen) ertappe mich jetzt schon dabei, die gleiche Form in mittlerweile der 3. Variante zu bauen.

Hallo,
also ich wiederhole mich immer wieder in meinen Arbeiten und finde das völlig in Ordnung - nur wenn ich etwas wiederhole sammle ich wichtige Erfahrungen über das, was ich da tue - und in der Variation kann ich entscheiden, was mir selber besser gefällt, oder was für eine Form für welchen Zweck gut ist - oder sie anderen zum ausprobieren geben und deren Rückmeldung (zB von einem Jäger) mit einbauen und berücksichtigen
ansonsten mache ich doch das, was mir Spass macht und das möglichst so, dass es auch so bleibt
so gefallen mir immer noch die finnisch angehauchten Lederscheiden, am liebsten aus Walkleder mit Spiess
oder einfache Jagdmesser (da sind auch zwei aus Wootz dabei, andere Klingenform und ganz selber hergestellt),
liebe Grüße
Jokke

PS: die oberen der beiden Klingen sind die aus Wootzstahl, die anderen aus umgeschmiedetem UHC Material von Roselli, alle Griffe sind noch nicht poliert und unbehandelt, von oben - Pockholz, dreimal Mooreiche aus der Elbaue, Purpleheart und das letzte aus Zwetschgenholz, jeweils mit einem Stück Elchhorn, Zwingen aus Messing oder Damastresten (Von Markus Balbach!)
das schwarze Messer ist mit einer Roselli UHC Klinge versehen, die Mooreiche ist zusätzlich geschwärzt. Darunter ein älteres Damastmesser, mit neuer Scheide, 3,5mm Walk mit Spiess, geölt und gewachst, das letzte eine umgeschmiedete Pferd-Feile, Klinge 15,4cm, Griff mitElchhorn, Fieber, Madagaskarebenholz, Maserbirke aus dem Hickengrund (sauerland!) und einem kleinen Spektroliten darin, selbstgeschliffen.
 

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