Ist eine brünierte Klinge nach dem Trocknen noch giftig?

Taperedtang

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Hallo,

nachdem ich mit den Ergebnissen beim Schwärzen von Klingen mit den "üblichen" auch hier im Forum beschriebenen Methoden (Kaffee, Senf, Essig, Säure, etc.) nicht zufrieden bin, habe ich mir überlegt mal eine Klinge mit Streich-/Tauchbrünierung zu brünieren.

Beim Brünieren entstehen wohl ziemlich giftige Stoffe.

Nun zu meiner Frage:

Gibt eine brünierte Klinge nachdem die Brünierung getrocknet ist, die Klinge gereinigt wurde und mit Öl behandelt wurde noch giftige Stoffe ab? Dies interessiert mich besonders im Zusammenhang mit der Nutzung des Messers zur Lebensmittelzubereitung.

Über Antworten hierzu würde ich mich sehr freuen.

Grüße

Matthias
 
Also die Streich- oder Kalt-Brünierung, die Du so als Endkunde kaufen kannst, enthält Selendioxid und Wasser. Ist eine Säure und giftig, wenn auch nicht gerade super-gefährlich. Brünierungen in der Industrie sind wesentlich agressiver und werden auch bei hohen Temperaturen angewandt, dafür wird die Oberfläche dann auch abriebfester.

In allen Fällen wird der brünierte Stahl nach der Behandlung mit heissem Wasser gewaschen, dann sind die Wirkstoffe vollständig entfernt. Zurück bleibt letztlich Eisenoxid oder 'Edelrost'. Mit dem Gebrauch gibt diese Oberfläche Eisen- und möglicherweise in geringsten Mengen auch Selen-Ionen ab. Dabei handelt es sich um Verdünnungen im homöopathischen Bereich, das reicht nicht mal als Nahrungsergänzung (Selen ist ein 'Spurenelement', Tabletten enthalten so etwa 200 Mikrogramm und sind frei erhältlich). Und Eisen hast Du auch schon reichlich in den roten Blutkörperchen.

Wenn du also an Homöopathie glaubst, dann kannst Du mit einer heilenden Wirkung auf das zentrale Nervensystem, auf Leber, Haut und männliche Geschlechtsorgane rechnen. Wenn du nicht daran glaubst, wirst Du wie ich keinerlei positive oder negative Wirkung spüren (ich habe mehrere Messerklingen und andere Stahlteile brüniert).
 
Hallo daenou,

vielen Dank für deinen wirklich hilfreichen Beitrag. Du hast meine Frage umfassend und vollständig beantwortet.

Ich werde das Brünieren auf jedem Fall ausprobieren. Wie ist deine Erfahrung bezgl. der Haltbarkeit der Brünierung bei Nutzung des Messers?

Gruß

Matthias
 
Servus,
ich habe mal in einem französischen Beitrag irgendwo was gelesen,
in dem das Brünieren von Opinel XC 75 Klingen mit deren natürlicher Patina
gleich gesetzt wurde, finde den aber nicht wieder.

Unser südlicher Wohnort liegt am Atlantik, und jegliches ungeschütztes
Eisen/Nicht - Edelstahlmaterial rostet beim Zuschauen weg. Ich habe da etliches mit den
Ballistol Brüniersets brüniert, und eigentlich nur gute Erfahrungen gemacht.
https://www.ballistol-shop.de/Technische-Produkte/Bruenierung_B_S_42_65.html
Messerklingen habe ich allerdings bisher nicht versucht, bei den Opinels schützt die Patina.
Gruß
Rudi
 
Danke Rudi.

Ballistol hat ja einen guten Namen, das kommt auf jeden Fall in die engere Auswahl.

Gruß

Matthias
 
Wie ist deine Erfahrung bezgl. der Haltbarkeit der Brünierung bei Nutzung des Messers?
Die Haltbarkeit der Brünierung ist geringer als die einer industriell erfolgten Oberflächenbehandlung. Nach einiger Zeit zeigen sich Flecken durch Abrieb, zuerst z.B. an der Klingenwurzel von Klappmessern, wo die Klinge gegen die Platine reibt, später auch an der Klinge, Hängt natürlich stark vom Gebrauch ab: Holz schnitzen und Brot schneiden wirkt anders als Obst schneiden oder Butter aufs Brötchen schmieren.
Ich entfette die Klinge alle paar Monate mit Aceton und streiche einfach neue Brünierung drauf. So ein Fläschchen hält ja ewig. Ich benutze auch die Klever Brünierung von Ballistol.
 
Alle Behandlungen haben gemeinsam, dass die Oberfläche sehr sauber sein muss. Ich möchte hier noch das cold rust blueing einwerfen. Da lässte man eine Klinge kontrolliert rosten, kocht sie in destilliertem Wasser ab, putzt sie und wiederholt den Vorgang bis zum gewünschten Ergebnis. Hier im Forum kann man sich dazu Klingen vom Mitglied "tueri" anschauen, der dieses Verfahren wohl auch immer noch anwendet.

Zum Kaffee: hier kommt es sehr auf den Stahl an. Mangan(wie beim 1.2842) hilft sehr, Cr/Ni-Zusätze bremsen. 1.2482 wird sofort schwarz, 1.3505 braucht viel länger...

alx
 
Ich habe mir einige Messer von tueri angesehen und bin begeistert, da sind einige wirklich tolle Stücke dabei.

Das cold rust blueing sieht zwar fantastisch aus, ist aber nicht ganz einfach in der Umsetzung da man, wenn ich den englischen Text richtig verstanden habe, auch noch Chemikalien benötigt (acid solution?) und das Ganze muss sehr häufig wiederholt werden bis sich der gewünschte Erfolg einstellt.

Der 1.2842 wird mit Kaffee schön schwarz, die Stähle die ich gerne schwärzen möchte sind 1.2442 und 1.2419.05. Ich habe an Reststücken Versuche mit Kaffee durchgeführt und musste feststellen, dass selbst bei 12-stündigem einlegen in löslichem Kaffee nur ein helles bis mittleres Grau entstanden ist.

Gruß

Matthias
 
Hallo

Ich hab die Ballistol Schnellbrünierung schon auf 75Cr1 Stahl getestet sowie auf einem Damastmesser aus 75Cr1 & 1.2842 - damals hat der Damast nicht gezeichnet, warum auch immer. Nach der Brünierung war zwar immer noch nichts zu sehen, aber es war ansehnlicher.

Das Messer aus 75Cr1 hatte ich 2 Jahre in Verwendung, hatte keine Probleme mit der Haltbarkeit - im Zweifel und wenn man demontierbare Griffschalen verwendet kann man ja erneut brünieren oder auf der Klinge punktuell (wie das dann aussieht ist eine andere Sache, da hab ich keine Erfahrungen - bei Pistolen und Gewehrläufen wird es allerdings genau dafür verwendet, sollte also eigentlich passen)

MfG FunkyyStYyleD :irre:
 
@FunkY

Du bestägtist das was schon einige geschrieben haben. Grundsätzlich ist das Brünieren eine gute Möglichkeit Klingen zu schwärzen. Es geht schnell, ist unkompliziert und insbesondere ist auch das Preis-/Leistungsverhältnis gut.

Natürlich sind industrielle Beschichtungen haltbarer aber dann muss ich auch bereit sein 40 € und mehr zu investieren (z.B. bei einer DLC-Beschichtung).

Gruß

Matthias
 
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