J. J. Martinez 1821 Sevillana

Weyersberg

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Beim Thema spanische Messer dachte ich immer an Riesennavajas mit schwungvoll geschwungenen Klingen. Zum Posen ganz ok, aber Geld ausgeben würd ich dafür nicht.

Beim Inspizieren eines Schaufensterchens in Sevilla stach mir jedoch eine mir völlig unbekannte Klingenform auf:
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Super, denk ich, die gerade Schneide lässt sich einfach schärfen!

Der freundliche Inhaber hatte nicht nur jeden Kubizentimeter seines Ladens voll mit Klingen aller Art, sondern strahlte auch Kompetenz aus und konnte trotz meiner rudimentären Spanischkenntnisse erfreulich umfangreich Auskunft geben.

Diese Messerform nenne sich Sevillana und sei in der Tat die traditionelle für Sevilla und Umland. Der Mechanismus der Navajas (was nichts als Klappmesser bedeutet) sei gleich, aber jede Gegend in Spanien habe ihre typische Klingenform.


Für 80€ war es dann meins.

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Im Detail:
Die Klinge ist sehr dünn, wie bei einem Küchenmesser. Dadurch ist das Messer sehr leicht für die Größe. Und es schneidet auch wie ein Küchenmesser, ideal für Salami oder auch Brot.

Das Aufregendste für mich war die Verriegelung. So ne Art Backlock mit Hebel.
Es ist gewöhnungsbedürftig, aber durchdacht und robust.
Wenn die Klinge arretiert ist, dann steht sie. Kein Wackeln, als wäre es feststehend. Küchenmesser halt.
Aber das wird mit einer riesigen Kontaktfläche an den Seiten erkauft. Ergo ist das Aufklappen nicht ganz leicht. Es läuft weich, aber man muss schon beherzt ziehen. Von allein in der Tasche geht da nix auf.
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Die Arretierung besteht aus einer Blattfeder im Rücken, die einer Art Öse bildet. Diese greift in eine hakenförmige Ausfräsung in der Klinge. Klack. Hält.
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Hoffentlich kann man es erkennen, der Autofokus wollte nicht so wie ich.
Zum Lösen kommt der ominöse Hebel ins Spiel. Er wird nach vorn geklappt und hebt die Feder an. Durch die geschickte Form drückt er dabei die Klinge ein wenig nach unten um das Einklappen zu erleichtern.
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Es fehlt auch an Nagelhau oder naderem unspanischen Gedöns. Man greift einfach die Klinge. Geht auch. Und, alle Versuche der einhändigen Öffnung scheitern kolossal. Dafür ist der Klingengang zu stramm, ist der Griff zu leicht. Mit Masseträgheit tut sich da nüscht.
Überhaupt, der Griff:
Messing und Horn, verziert mit sogenannten Augen, also kreisrunden Einlagen. Die Ausführung könnte ordentlicher sein, stelleweise sieht es recht gequetscht aus. Aber vor der Auslieferung wurde alles überschliffen, sodaß keine Kanten stören.
Anhang anzeigen 217518 DSC_0105.jpg
Die Rückenfeder formschön gefeilt. Sieht schick aus. Die Audführung ist eher rustikal. Durchaus kleinere Ungenauigkeiten, aber keine scharfen Kanten. Und die Funktionalität ist 1A. Die Burschen im schönen Santa Cruz wissen worauf es ankommt.
Und Perfektion macht ja auch unsympathisch.
 
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