Japanische Messer: Yo vs Wa Griff

Edelbims

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Moin allerseits,

ich fuchse mich gerade in die Materie japanischer Messer und stehe im Moment vor der grundlegenden Entscheidung, ob es eher ein traditionell japanischer oder westlicher Griff werden soll.

Von meiner Erfahrung her bin ich nur westliche Griffe gewöhnt und habe daher erst mal nur dahingehend Ausschau gehalten. Bestellt habe ich dann kürzlich ein Fujiwara FKM Petty und musste leider feststellen, dass der Griff im Vergleich zu westlichen Petties recht kurz geraten ist. So kurz sogar, dass ich nicht alle Finger vor die untere Ausformung am Knauf am Ende bekommen hab, was bei so ziemlich all meinen westlichen Küchenmessern problemlos möglich ist. Habe danach mal querbeet geschaut und festgestellt, dass sehr viele westliche Griffe an japanischen Messern so kurz sind. Auch bei größeren Messern wie Santokus, Bunkas oder Nakiris sehe ich in den Produktbildern häufig, dass die Finger so gut wie immer auf und nicht vor der Ausformung am Ende liegen.

Wird auch bei japanischen Messern mit westlichem Griff erwartet, dass man sie etwas weiter vorne am Ende des Rückens bzw. am Überganz zw. Griff und Klinge greift?
Beim Petty zumindest erscheint mir das nämlich wirklich unhandlich. Ich muss mal schauen, ob ich da überhaupt was Passendes finde. Ansonsten werde ich wohl bei westlichen Petties bleiben.

Bei den größeren überlege ich noch. Wollte die Tage mal in ein Fachgeschäft fahren und mal ein Nakiri oder Bunka mit traditionellem Griff in die Hand nehmen. Auch da gibt es ja etliche Varianten (rund, oval, oktagonal, Fließform, verjüngend oder nicht). Bin mir noch nicht sicher, wie gut ich damit formtechnisch zurecht komme. Gerade bei längeren, höheren Messern soll ja auch der zur Klinge hin verlagerte Griff durchaus Sinn machen, um die Kraft direkt auf die Klinge zu bekommen. Ich fürchte nur, dass meine Hand an ihren Gewohnheiten festhalten möchte. 😅

Soweit erst mal meine Gedanken zu dem Thema. Habt ihr dazu spontane Anregungen? Bin ich da vom Verständnis auf dem falschen Dampfer? Was würdet ihr einem Einsteiger beim Umstieg empfehlen?

Viele Grüße und danke vorab für eure Zeit!
Edelbims
 
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Habt ihr dazu spontane Anregungen? Bin ich da vom Verständnis auf dem falschen Dampfer? Was würdet ihr einem Einsteiger beim Umstieg empfehlen?
Hallo und guten Abend.

Anhand von der Produkt-Beschreibung Grifflänge kann man grob ausschließen, was noch OK wäre für einen selbst an vorhandenen Messern verglichen und was nicht geht. Paradebeispiel hier wäre Takamura R2. Der Yo-Griff ist nichts für größere Hände und verleitet zum Pinchgrip, selbst beim 21cm Gyuto.
Bei Wa-Griffen muss einem die Form liegen und er darf nicht zu dick sein. Das muss man zwangsläufig selbst mal in der Hand haben, hier hilft kein Tip. Ich hab letztes Jahr zum ersten Mal Wa-Griffe in der Hand gehabt und mache seitdem die Griffe selbst für mich, finde aber ein schöner Yo-Griff kann ebenfalls toll in der Hand liegen. Rokkaku Hanmaru hatte ich mal ausprobiert zu machen, lag mir überraschend weniger gut in der Hand als getapered Oktagonal welche meine Lieblingsform ist seitdem.

Im Endeffekt muss es passen für dich, egal welche Form, sonst nutzt man das Messer nicht. Kleiner als 13cm bei einem Gyuto halte ich schon für zu kurz als Wa, beim Yo-Griff kommt's drauf an wie das Ende geformt ist.
 
Ich glaube, das ist zum guten Teil persönliches Empfinden. Ich hatte bisher nur westliche Messer und dieses Jahr ein paar japanische angeschafft. Gut in der Hand liegen sie mir alle, aber ich mag manche Formen trotzdem lieber als andere 🤷🏻‍♀️
 
Danke für eure Einschätzungen. 🙂

Ich habe heute mal ein paar Wa in den Händen gehabt. Waren ein paar oktagonale, die auch nicht ganz so dick waren. Hat mir tatsächlich ganz gut gefallen, muss ich sagen! Im Vergleich zu Yo-Messern merklich leichter und nicht so hecklastig. Erschienen mir insgesamt auch relativ handlich. Pinchgrip ist natürlich eine Gewöhnungssache. Die Modelle konnte ich jetzt aber auch erst mal problemlos "westlich" halten.

Mit der Erfahrung wird sich mein Beuteschema jetzt deutlich ausweiten. Mist ... 😅

Eine Frage noch:
Ist der Großteil der Messer mit westlichem Griff so schwer bzw. hecklastig? Oder gibt es da generell große Streuungen?

Danke euch und ein schönes Wochenende!
 
Eine Frage noch:
Ist der Großteil der Messer mit westlichem Griff so schwer bzw. hecklastig? Oder gibt es da generell große Streuungen?
Das kommt ganz auf das verwendete Material und die Erl-Konstruktion an. Üblicherweise haben europäische Griffe einen vollen Erl, die Klinge geht bis zum Schluss des Griffs durchgehend und hat zwei Griffschalen, nicht ganz unüblich auch relativ dick und aus robustem, dichtem Material welches wasserfest ist. Das bringt einiges an Gewicht mit und verlagert den Schwerpunkt auf die Zwinge oder bis in den Griff rein.
Traditionell sind japanische Griffe mit Steckerl und entweder eingebrannt oder mit Wachs eingeklebt. Das spart schon einiges an Gewicht. Griffholz ist häufig Walnuss, das liegt gewichtsmäßig im Mittelfeld. Gewicht mit Steckerl liegt hierbei am geringsten.
Es gibt aber durchaus (wohl aber eher die Minderheit) auch europäische Griffe mit Steckerl, die Gewichtsangaben würden dort Aufschluss geben oder der Blick auf den Griff. Falls ein Erl außen am Griff oder Nieten zu sehen sind wird's sicherlich auch schwerer..
 
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