welcomehome
Mitglied
- Beiträge
- 429
Gestern kam mein heiß erwartetes Carbonext Gyuto via Blitzversand (gerade mal eine Woche) aus Japan an. Nun folgend meine ersten Eindrücke (die miese Fotoqualität bitte ich aufgrund der fehlenden Kamera zu entschuldigen):
Zu den Grunddaten: Kagayagi ist die Hausmarke von Japanese Chef Knives, es handelt sich um keinen eigentlichen Hersteller, sondern von unterschiedlichen Lieferanten eingekaufte und unter eigenem Label vermarktete Messer. Carbonext ist der Name deren jüngster Messerserie, die momentan noch zum günstigen Einstiegspreis von 115$ für das 24er Gyuto verkauft wird. Gerüchten zufolge handelt es sich bei den Carbonext um die gleichen Klingen wie bei der deutlich teureren Kikuichi Performance TKC-Serie (die wiederum exklusiv über Chefknives To Go vertrieben wird). Ob das nun stimmt oder nicht, Fakt ist wohl, dass sich beide Serien stark ähneln und von der Performance kaum unterscheiden dürften. Der Clou dieser Messer ist ein relativ neuer semi-rostfreier Stahl, der von den Schärfeigenschaften und der Standzeit mit Carbonstahl vergleichbar ist, sich jedoch kaum reaktiv zeigt. Gehärtet ist der Stahl auf etwa 60° Rockwell. Die Zukunft wird zeigen, ob dieser Stahl eventuell DIE Lösung einer ewigen Kochmesserfrage (rostend oder nicht?) darstellt. Für den jetzigen Preis dürfte es sich bei den Carbonext aber in jedem Fall um ein echtes Schnäppchen handeln.
Als Vergleich habe ich mein Tojiro DP HQ 24cm Gyuto herangezogen. Dieses Messer aus einem dreilagigem Laminat mit VG-10-Kernlage galt lange Zeit als absoluter Preisleistungskracher, wird hierzulande aber mittlerweile für leicht überzogene 125€ vertrieben. Wer etwas sucht, kann sich das Messer jedoch auch für rund die Hälfte des hiesigen Preises aus Japan importieren.
Nun aber zum eigentlichen Review:
Das Carbonext kam in einer recht edel wirkenden Pappschachtel verpackt. Optisch ist das Messer reinstes Understatement (manche würden langweilig dazu sagen) und von ähnlichen "verwestlichten" Japanern wie dem Tojiro kaum zu unterscheiden. Wie auf den Bildern zu sehen hat die 24er Version drei Griffnieten, anstelle der gelinde gesagt optisch gewöhnungsbedürftigen zwei Nieten des 21er Gyutos auf der JCK-Homepage. Der Griff ist etwas kleiner, das Messer dadurch etwas leichter und kopflastiger als das nahezu perfekt ausbalancierte Tojiro. Das Klingenprofil ist marginal "runder", die Klingenspitze ein kleines bisschen weiter hochgezogen. Auch in der Verarbeitungsqualität geben sich beide Messer wenig. Beide sind ok, aber nicht erstklassig. Insgesamt würde ich das Tojiro leicht vorne sehen. Zu nennen wären da vor allem der abgerundete Messerrücken, sowie etwas glattere Übergänge von Plastik zu Stahl.
Die Out Of The Box-Schärfe des Carbonext war eine echte Überraschung. Ich hatte es ohne die verfügbare Extra Sharp-Option bestellt und mich nach diversen Berichten in anderen Foren schon auf eine ausgiebige Banksteinsession eingestellt. Das Messer kam allerdings rasurscharf an, OOTB vielleicht sogar eines der schärfsten Messer, das mir bis jetzt untergekommen ist. Dieses Problem scheinen sie bei JCK anscheinend behoben zu haben.
Oben Carbonext; unten Tojiro
Ich konnte die Messer nicht abmessen, aber in Sachen Klingengeometrie scheinen sie sich ebenfalls recht wenig zu schenken. Das Carbonext ist am Rücken deutlich dicker. Zur Schneide hin verlaufen beide Klingen jedoch ähnlich dünn. Mit bloßem Augenmaß liegt auch hier das Tojiro um Haaresbreite vorne, ich will mich da aber wirklich nicht festlegen.
Links Carbonext, rechts Tojiro
Nun zum Schneiden:Ich habe mich sogleich mal an ein bisschen Gemüse versucht. Durch Tomaten und Kartoffeln glitt das Carbonext wie bisher kein anderes Messer, das ich bis dato in der Hand hielt. Auch Zwiebeln und Knoblauch in hauchdünne Scheiben zu schneiden, war ein Traum. Bei Karotten war zwischen dem Carbonext und dem im derzeitigen Zustand etwas weniger scharfen Tojiro kein Unterschied auszumachen. Ich nehme das mal als weiteren Hinweis auf die vergleichbare Geometrie. Zur Standzeit kann ich bis jetzt natürlich noch nichts sagen, aber nach allem, was ich über den Stahl gehört habe, liegt hier die eigentliche Stärke des Carbonext. Beim Kontakt mit Gemüse machte das Messer bis jetzt übrigens keine Anstalten, sich irgendwie zu verfärben. (Edit: Auch Zitrusfrüchte sind kein Problem und nach zwei, drei Polierzügen über den 6000er Stein performt das Messer nochmal deutlich besser. Das Tojro habe ich mit meinen bescheidenen Schleifkünsten nie so scharf bekommen.)
Fazit: Von der Verarbeitung und der Geometrie sollte man sich keine Wunder erwarten, diese sind dem Preis angemessen. Ich könnte mir vorstellen, dass ein vergleichbar teures Suisin Western Inox diesbezüglich noch etwas mehr zu bieten hat. Die eigentliche Stärke des Messers liegt jedoch im Stahl. Ein nahezu rostfreies Messer mit besseren Schärfeigenschaften wird man auch für deutlich mehr Geld nicht finden. Das Preisleistungsverhältnis des Carbonext ist gerade für den Einführungspreis exzellent, das Messer eine unbedingte Empfehulng. Im direkten Vergleich muss ich aber erwähnen, dass auch das Tojiro DP sich ausgezeichnet schlägt. Abgesehen davon, wie einer zu VG10 steht, erhält man hier eine Geometrie und Verarbeitung, die (geht man vom Importpreis von etwa 75€ inklusive Versand und Steuern aus) mit deutlich teureren Messern mithalten kann. Bei einem Budget bis 100€ würde ich das Carbonext aufgrund des Stahls jedoch eindeutig vorziehen. Ein Vergleich mit höherpreisigen rostfreien Gyutos (wie etwa MAC Professional, Misono UX10 oder Masamoto VG) wäre sicherlich interessant.
Zu den Grunddaten: Kagayagi ist die Hausmarke von Japanese Chef Knives, es handelt sich um keinen eigentlichen Hersteller, sondern von unterschiedlichen Lieferanten eingekaufte und unter eigenem Label vermarktete Messer. Carbonext ist der Name deren jüngster Messerserie, die momentan noch zum günstigen Einstiegspreis von 115$ für das 24er Gyuto verkauft wird. Gerüchten zufolge handelt es sich bei den Carbonext um die gleichen Klingen wie bei der deutlich teureren Kikuichi Performance TKC-Serie (die wiederum exklusiv über Chefknives To Go vertrieben wird). Ob das nun stimmt oder nicht, Fakt ist wohl, dass sich beide Serien stark ähneln und von der Performance kaum unterscheiden dürften. Der Clou dieser Messer ist ein relativ neuer semi-rostfreier Stahl, der von den Schärfeigenschaften und der Standzeit mit Carbonstahl vergleichbar ist, sich jedoch kaum reaktiv zeigt. Gehärtet ist der Stahl auf etwa 60° Rockwell. Die Zukunft wird zeigen, ob dieser Stahl eventuell DIE Lösung einer ewigen Kochmesserfrage (rostend oder nicht?) darstellt. Für den jetzigen Preis dürfte es sich bei den Carbonext aber in jedem Fall um ein echtes Schnäppchen handeln.
Als Vergleich habe ich mein Tojiro DP HQ 24cm Gyuto herangezogen. Dieses Messer aus einem dreilagigem Laminat mit VG-10-Kernlage galt lange Zeit als absoluter Preisleistungskracher, wird hierzulande aber mittlerweile für leicht überzogene 125€ vertrieben. Wer etwas sucht, kann sich das Messer jedoch auch für rund die Hälfte des hiesigen Preises aus Japan importieren.
Nun aber zum eigentlichen Review:
Das Carbonext kam in einer recht edel wirkenden Pappschachtel verpackt. Optisch ist das Messer reinstes Understatement (manche würden langweilig dazu sagen) und von ähnlichen "verwestlichten" Japanern wie dem Tojiro kaum zu unterscheiden. Wie auf den Bildern zu sehen hat die 24er Version drei Griffnieten, anstelle der gelinde gesagt optisch gewöhnungsbedürftigen zwei Nieten des 21er Gyutos auf der JCK-Homepage. Der Griff ist etwas kleiner, das Messer dadurch etwas leichter und kopflastiger als das nahezu perfekt ausbalancierte Tojiro. Das Klingenprofil ist marginal "runder", die Klingenspitze ein kleines bisschen weiter hochgezogen. Auch in der Verarbeitungsqualität geben sich beide Messer wenig. Beide sind ok, aber nicht erstklassig. Insgesamt würde ich das Tojiro leicht vorne sehen. Zu nennen wären da vor allem der abgerundete Messerrücken, sowie etwas glattere Übergänge von Plastik zu Stahl.
Die Out Of The Box-Schärfe des Carbonext war eine echte Überraschung. Ich hatte es ohne die verfügbare Extra Sharp-Option bestellt und mich nach diversen Berichten in anderen Foren schon auf eine ausgiebige Banksteinsession eingestellt. Das Messer kam allerdings rasurscharf an, OOTB vielleicht sogar eines der schärfsten Messer, das mir bis jetzt untergekommen ist. Dieses Problem scheinen sie bei JCK anscheinend behoben zu haben.
Oben Carbonext; unten Tojiro
Ich konnte die Messer nicht abmessen, aber in Sachen Klingengeometrie scheinen sie sich ebenfalls recht wenig zu schenken. Das Carbonext ist am Rücken deutlich dicker. Zur Schneide hin verlaufen beide Klingen jedoch ähnlich dünn. Mit bloßem Augenmaß liegt auch hier das Tojiro um Haaresbreite vorne, ich will mich da aber wirklich nicht festlegen.
Links Carbonext, rechts Tojiro
Nun zum Schneiden:Ich habe mich sogleich mal an ein bisschen Gemüse versucht. Durch Tomaten und Kartoffeln glitt das Carbonext wie bisher kein anderes Messer, das ich bis dato in der Hand hielt. Auch Zwiebeln und Knoblauch in hauchdünne Scheiben zu schneiden, war ein Traum. Bei Karotten war zwischen dem Carbonext und dem im derzeitigen Zustand etwas weniger scharfen Tojiro kein Unterschied auszumachen. Ich nehme das mal als weiteren Hinweis auf die vergleichbare Geometrie. Zur Standzeit kann ich bis jetzt natürlich noch nichts sagen, aber nach allem, was ich über den Stahl gehört habe, liegt hier die eigentliche Stärke des Carbonext. Beim Kontakt mit Gemüse machte das Messer bis jetzt übrigens keine Anstalten, sich irgendwie zu verfärben. (Edit: Auch Zitrusfrüchte sind kein Problem und nach zwei, drei Polierzügen über den 6000er Stein performt das Messer nochmal deutlich besser. Das Tojro habe ich mit meinen bescheidenen Schleifkünsten nie so scharf bekommen.)
Fazit: Von der Verarbeitung und der Geometrie sollte man sich keine Wunder erwarten, diese sind dem Preis angemessen. Ich könnte mir vorstellen, dass ein vergleichbar teures Suisin Western Inox diesbezüglich noch etwas mehr zu bieten hat. Die eigentliche Stärke des Messers liegt jedoch im Stahl. Ein nahezu rostfreies Messer mit besseren Schärfeigenschaften wird man auch für deutlich mehr Geld nicht finden. Das Preisleistungsverhältnis des Carbonext ist gerade für den Einführungspreis exzellent, das Messer eine unbedingte Empfehulng. Im direkten Vergleich muss ich aber erwähnen, dass auch das Tojiro DP sich ausgezeichnet schlägt. Abgesehen davon, wie einer zu VG10 steht, erhält man hier eine Geometrie und Verarbeitung, die (geht man vom Importpreis von etwa 75€ inklusive Versand und Steuern aus) mit deutlich teureren Messern mithalten kann. Bei einem Budget bis 100€ würde ich das Carbonext aufgrund des Stahls jedoch eindeutig vorziehen. Ein Vergleich mit höherpreisigen rostfreien Gyutos (wie etwa MAC Professional, Misono UX10 oder Masamoto VG) wäre sicherlich interessant.
Zuletzt bearbeitet: