Hallo Marcus,
messerfreund schrieb:
Dann ist es quasi nur noch eine Sache der Balance und der Einbildung, sehe ich das richtig?
Ganz so einfach ist es dann wohl doch nicht, aber ich muß sagen, dass dieser Thread beginnt mir die Augen über einige Zusammenhänge zu öffnen.
So bin ich doch einigermaßen überrascht, dass die Rohlinge laut Herrn Bahns „fertig gehärtet“ angeliefert werden. Somit fällt die Wärme-/Kältebehandlung als ein qualitätsbeeinflussender Verarbeitungsschritt nicht in den Arbeitsbereich des Messerherstellers. Ich gehe davon aus, dass dies bei den anderen „üblichen Verdächtigen“ nicht anders ist.
Mangels besseren Wissens bin ich auch deshalb durch diesen Sachverhalt irritiert, da ich davon ausging, dass das schliefen und pließten mit einer die Härtung beeinflussenden Wärmeentwicklung einhergeht und frage mich nun, ob die immer wieder als unabdingbar herausgestellte Kühlung durch das beim schleifen auf Banksteinen eingesetzte Wasser tatsächlich relevant ist.
Für mich stellt sich die Situation im Moment so dar, dass die Materialeigenschaften der Klingen geschmiedeter Solinger Messer ausschließlich in der Hand der Firma Julius Kirschner liegen - natürlich nach den Maßgaben der beauftragenden Messerhersteller.
Somit wären die bei letztgenannten verbleibenden qualitätsrelevanten Faktoren: Klingen- und Griff-Design, Klingengeometrie, Oberflächenbehandlung und Abzug.
Ich wäre dankbar, wenn jemand dies bestätigen bzw. Irrtümer korrigieren könnte.
Die gleiche Bitte gilt für das schmieden:
1) Kann jemand noch mal auf den Unterschied von gesenk- und stauch-schmieden eingehen, denn meine Vorstellungskraft reicht weder für die Erklärung von Liamax noch für die von Wikipedia aus.
2) Ist stauchgeschmiedeter Klingenstahl schlechter als gesenkgeschmiedeter?
3) Welche Schmiedearten gibt es noch für Klingenstahl? Welche Vor-/Nachteile haben sie?
4) Nochmal die Frage: Bringt das schmieden bei modernen Stahlsorten tatsächlich einen nennenswerten Qualitätsvorteil, oder geht es hierbei eher um Nostalgie? In einem Video auf der HP von Güde ist davon die Rede, dass sowohl die geschmiedeten, wie auch die gestanzten Klingen eine Härte von 56 Rockwell aufweisen. Die höhere Härte spricht also nicht für geschmiedete Klingen. Was dann?
5) Soweit ich dies bisher gesehen habe, wird der Stahl beim gesenkschmieden mit 2-4 Schlägen bearbeitet. Wie schmiedet im Vergleich dazu z.B. ein Herr Watanabe? Wirklich vor dem Ofen auf dem Boden kauernd und den immer wieder erhitzten Stahl mit unzähligen Hammerschlägen von Hand bearbeitend? Wenn ja - ist das a) besser, b) aufgrund der verschiedenen Stahlsorten einfach nur ebenso materialgerecht wie das gesenkschmieden, c) Folklore oder d) etwas, das mir nicht einfällt?
Ich wäre wirklich dankbar für sachgerechte Antworten, denn beim Thema schmieden bzw. Schmieden scheint es ja nicht nur bei mir einige Verwirrung zu geben.
Besten Dank im Voraus
Bernd
P.S. Ich habe folgende Hersteller angemailt mit der Frage, ob sie selber schmieden bzw. wer für sie schmiedet: Güde, Solicut, Wüsthof, Zwilling und als Nicht-Solinger Hersteller noch Dick. Meine Vorstellung von Kundennähe beinhaltet, dass a) solche Anfragen auf jeden Fall beantwortet werden und b) das dies i.d.R. innerhalb von 24h passiert.
Bisher hat Herr Dr. Born von Güde geantwortet: Sie beziehen ihre Rohlinge von Kirschner.