Klappmesser als Wegbegleiter für eine Fernwanderung

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woka

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Hallo liebes Forum,

ich möchte hier und heute mal meine erste Kaufberatung an die Leserin bzw. den Leser bringen und hoffe dass Ihr mir mit ein paar Ideen weiterhelfen könnt.

Zunächst kurz der Hintergrund meiner Anfrage, mein alter Herr hat sich für die Sommer eine größere Wanderung heraus gesucht und ist schon fleißig am trainieren. Konkret soll es aus dem schönen Bayern entlang der, und über die Alpen nach Santiago de Compostela gehen, sozusagen den Jakobsweg ab der eigenen Haustür.

Ein wichtiges Utensiel auf einem solchen Weg ist (dass kann ich aus eigener Erfahrung sagen) ein gutes Messer. Nicht zu groß und nicht zu klein.
Seine eigenen Messer sind, naja wie soll ich sagen, aus meiner Sicht entweder der Aufgabe nicht gewachsen oder Erbstücke seines Vaters (meines Opas) um die es sehr schade wäre, wenn diese irgendwann verschwinden, verlorengehen oder einfach nur den Dienst quittieren würden.

Somit möchte ich ihm einen nützlichen und würdigen Begleiter mit auf den Weg geben, welcher ihn zum einen an die zu Hause geblieben erinnert und gleichzeitig wertvolle Dienste leisten wird.

Genug des Vorgeplänkels, hier der Fragenkatalog:

* Hast Du Dich über die aktuelle Gesetzgebung zu Messern informiert?
Ja (für Deutschland). Wahrscheinlich noch nicht ausreichend für alle anderen Länder, auch wenn ich hier keine größeren Probleme vermute.


* Geht es um ein feststehendes Messer oder ein Klappmesser?
Klappmessern, beidhändig zu öffnen, evtl. feststellbar (kein muss)


* Wofür soll das Messer verwendet werden?
Alle Aufgaben, welche auf einer mehrwöchigen Wanderung zu erwarten sind, wahrscheinlich primär kleine Schneideaufgaben wie Äpfel schälen, Brot, Käse und Wurst schneiden, ggf. mal irgendetwas schnitzen.


* Von welcher Preisspanne reden wir?
Vom Ansatz her möchte ich nicht mehr als 200€ ausgeben, falls das perfekte Messer 249€ kosten würde, stellt dies auch kein Hindernis dar.


* Wie groß soll das Messer sein? (Klingen-/Gesamtlänge)
Meine Vorstellung ist etwas um die 9 bis 10cm Klingenlänge, hier bin ich aber komplett offen. Die Anforderungen sollten mit der Klingenlänge erfüllbar sein.


* Welche Materialien und welchen Stil soll das Messer aufweisen?
Stil sollte einem klassischen Gentelman-Folder entsprechen, also nix taktisches. Bzgl. der Materialien sollte es beim Stahl etwas praktikables sein, d.h. rostfrei (ggf. rostträge) und nach Möglichkeit mit einer langen Schnitthaltigkeit. Bei den Schalen tendiere ich zu einem natürlichen Material wie Holz (Ebenholz, Wüsteneisenholz, etc.), Knochen oder Horn, nicht zu aufdringlich. Es sollte auch mal etwas Feuchtigkeit abkönnen.


*Bei feststehenden Messern stellt sich hier auch die Frage nach der Scheide: Leder, Kydex oder ein anderes Material?
Ich möchte diesen Teil nicht auslassen, es wäre aus meiner Sicht wünschenswert, wenn das Messer ein geeignetes Zuhause hätte, hier aber eher aus Leder, auf keinen Fall Kydex oder ähnliches. Das Zuhause muss aber nicht serienmäßig beiliegen, ggf. werde ich mich anderweitig umsehen.


* Welcher Stahl darf es sein?
Der Stahl sollte rostfrei, max. rostträge sein. Schärfbarkeit ist aus meiner Sicht nachrangig. Schnitthaltigkeit wäre für mich hier ganz klar im Vordergrund.
Kein Damast, zumindest mal keine Tapete. Gegen echten Schweißverbundstahl habe ich nichts, bei der Preisspanne glaube ich da aber nicht dran und mit pulvermetalurgischen Damasteel habe ich persönlich meine Schwierigkeiten, dieser scheidet aus.

* Klinge und Schliff?
Drop Point oder Clip Point, kein Recurve, nicht zu dick, Flachschliff würde ich persönlich bevorzugen, bin aber hier für viele Optionen offen.


* Linkshänder?
Rechtshänder


* Bei Klappmessern: Welche Verschlusssysteme kommen in Frage?
Bevorzugen würde ich entweder keinen lock oder einen liner-lock, andere Verschlusssysteme sind aber auch möglich.


* Bezugsquelle?
Entweder Ladengeschäft oder Internet (Inland)

* Verschiedenes?
Vielleicht noch ein paar Gedanken worauf es mir ankommt:
1.) Das Messer sollte relativ klassisch daherkommen, Stichwort Gentelman-Folder
2.) Das Messer sollte den anstehenden Aufgaben gewachsen sein und nach Möglichkeit eine sehr schnitthaltige Klinge besitzen (ich weiß, wie lange die klinge scharf bleibt hängt auch noch von vielen anderen Faktoren ab)
3.) Das Messer sollte nicht zu schwer werden (ich persönlich habe lieber ein 100g leichteres Messer dabei und nehme dafür noch eine Tafel Schokolade mit)
4.) Das Messer sollte so robust sein, dass es auch mit evtl. mal ein wenig Feuchtigkeit und ggf. auch ein wenig Verunreinigung keine Probleme gibt
edit 1: 5.) Das Messer eher ohne Clip
edit 2: 6.) Das Messer soll nicht mehr als 90g wiegen

Jetzt noch drei Beispiele, welche ich mir persönlich vorstellen könnte:
Atelier Perceval: le francais (mein persönlicher Favorit als edc, insbesondere im Büro, deswegen steht hier für mich aber auch ein Fragezeichen dahinter)
Laguiole: hier habe ich eines von Laguiole en Aubrac mit rostendem Stahl, so etwas könnte ich mir sehr gut vorstellen
Al Mar: Eagle Classic (um mal eine weitere Richtung und eine dritte Lockvariante ins Spiel zu bringen)

So, ich hoffe ich habe alles soweit wie möglich und umfänglich geklärt, falls ich etwas vergessen habe oder noch Fragen offen sind, zögert bitte nicht mich darauf hinzuweisen.

Ich freue mich schon auf Eure Antworten und bedanke mich schon mal vorweg!

Liebe Grüße,
woka
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo zusammen,

schon mal ein herzliches Danke!

Beide Messer finde ich sehr spannend!

Bei dem EKA bin ich mir nicht sicher ob meinem Vater nicht der Griff zu unruhig erscheinen würde. (Auch wenn ich diesen ziemlich schick finde.)
Das Maserin könnte ihm ziemlich gut gefallen (glaube ich).

Wichtig ist mir halt, dass es funktioniert und praktikabel ist. Schließlich wird er ja ein paar Wochen damit unterwegs sein und da soll er sich (und ich möchte das auch) schon drauf verlassen können.

Liebe Grüße,
woka


P.S.:
Gewicht ( und sei es auch im "Grammbereich" ) ist eine wichtiger Faktor bei so einer Wanderung
Hier stimme ich Dir vollkommen zu (kenne ich von einem Teilstück des Camino und vom Hochtouren gehen). :super:
 
Wie wäre es mit einem Böker Exskelibur? HIER mal die verschiedenen Varianten.

Tschau
Tim

ps: als ich deine Anforderungen gelesen habe ist mir sofort das Spyderco Paramilitary 2 eingefallen, welches ich mitnehmen würde, aber das ist halt Einhändig und nicht klassisch. Du kannst es dir ja trotzdem mal anschauen :)
 
OHA!

Jetzt fang ich an nicht nur nach einem Messer für meinen Vater zu suchen ;)
Bei dem Moki könnte ich wirklich schwach werden!

Danke Rock'n'Roll :super:
 
Ich weiss, ich bin fett am Thema vorbei.

Trotzdem: Auf einer der längsten möglichen Wanderungen, entlang der kompletten Chinesischen Mauer, hatte ich ein Leatherman Charge XTi dabei. Und ich würde wieder nichts anderes mitnehmen. Ein brauchbares Messer und dann noch all die Tools, die ich alle irgendwann benötigte, wenn auch keines wirklich oft. Wenn man eine Zange benötigt, dann tut es auch nur die Zange. Die Schere war wohl das am Häufigsten eingesetzte Werkzeug.


-chinoook
 
Hallo Tim,

das Paramilitary 2 könnte ich mir für mich auch vorstellen, für meinen Papa ist das aber nix.
Das Exskelibur ist auch eine Alternative, mit dem Clip bin ich mir aber nicht sicher. Da hatte ich noch nicht drüber nachgedacht, generell glaube ich, das mein Papa ein Messer ohne Clip bevorzugen würde.
edit: Ich werde das mal im Startbeitrag ergänzen.

Auf jeden Fall vielen Dank!

Liebe Grüße,
woka
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Chinoook,

danke für Deinen Beitrag, auch wenn ich diese Variante nicht weiter verfolgen werde.

Hier kurz etwas OT:
[...] hatte ich ein Leatherman Charge XTi dabei. Und ich würde wieder nichts anderes mitnehmen. [...] Die Schere war wohl das am Häufigsten eingesetzte Werkzeug. [...]
Ich finde nicht dass Du so fett am Thema vorbei bist, Danke für Deinen Input!
Vom Ansatz her hast Du auch Recht, es wird immer mal wieder die ein oder andere Situation geben, in der man gerne auf andere Werkzeuge zurück greifen würde, aus meiner Erfahrung (auch wenn ich noch nicht an der Chinesischen Mauer entlang gewandert bin wo die Situation ggf. etwas anders ist) ist jedoch das Messer, das am meisten verwendete Werkzeug welches ich bei meinen Reisen dabei hatte. Eine Schere ist eine sinnvolle Ergänzung, IMHO aber nicht wirklich notwendig (ausser die Nagelschere die mein Papa wahrscheinlich eh mitnehmen wird). Andere Werkzeuge wie Zangen, Hämmer, etc. kann man sich auf dem Weg eigentlich überall ausleihen, zumindest habe ich das im Baskenland geschafft, ohne dass ich mich auch nur ansatzweise hätte verbal verständigen können.
OT-Ende

Liebe Grüße,
woka
 
Jungs Ihr macht mich fertig, immer wenn ich auf einen Beitrag geantwortet habe, ist in der Zwischenzeit schon wieder was neues da :super:

@Rock'n'Roll:
Das Moki gefällt mir wirklich sehr gut! Bei dem CRKT bin ich mir aufgrund des unterschiedlich gefärbten Mikartas nicht ganz sicher. Auf jeden Fall danke für den Hinweis.

Liebe Grüße,
woka
 
Moin,

als erstes kam mir das Compagnon von Chambriard in den Sinn. Das passt zu den Aufgaben, hat einen trditionellen, aber recht starken Slipjoint, auch eine kleine Steckscheide aus Leder gehört dazu.

Ich bin ansonsten geneigt, im Sinne dieses ursprünglichen, bodenständigen Weges, den Dein Vater da bewältigen möchte, ein ebensolches Messer zu empfeheln.

Von EKA würde ich einen Blick auf das Swede 8 werfen. Das ist zu diesem Preis super verarbeitet und hat einen hohen Nutzwert, mir reicht die Klingenlänge voll aus, ansonsten gibt es auch das größere, aber schwerere EKA Swede 10.

Von Böker passt für mich z.B das Lockback Bubinga

Etwas moderner wäre so etwas wie das große Exskelimoor
 
Servus,

weil's so schön zum Thema passt, für Pilger ein Pilgermesser.

Vielleicht gefällt es ja, auch wenn's nicht ganz genau in den Fragenkatalog passt.

Gruß güNef
 
Laguiole eignen sich dafür m.E. schon sehr gut.

Aus meiner Erfahrung solltest Du folgende allgemeine Anforderungen berücksichtigen.

Apfel, Brot, Salami usw. lassen sich allesamt erheblich besser mit Messern schneiden die keine oder aber eine sehr kleine Fase haben.
Gerade harte Salami aber auch Brot ohne Unterlage mit einem Messer mit Fase schneiden ist m.E. sogar scheiss gefährlich, weil sich häufig die Klinge erst fest beißt um dann bei ein wenig mehr Druck nur so durch zu flutschen.

Die Klingelgeometrie sollte auch zum Stulle Schmieren geeignet sein, sprich am besten durchgehend flach.

Darauf lege ich meine Schwerpunkte bei solchen Messern, denn ich benutze die auf Wanderschaft zu 9o% als Speisemesser.

Ich bevorzuge auch die feine Spitze der Laguiole, weil man damit dann auch gut alle Feine Arbeiten machen kann wie Verpackungen öffnen, Reparaturen an Kleidung usw. und einen Gabelersatz hat man auch.

Gruß
El
 
Ich geh mal von aus, du hast die diversen Victorinoxe schon in Betracht gezogen? aber kennst du die "Umbauten" vom propaghandi?
z.b. http://www.messerforum.net/showthre...ictorinox-Plus-Mechanic&highlight=propaghandi
oder dann bei ihm in der Signatur seine Homepage.

Da kannste dir die Schale quasi aussuchen und es wären noch diverse Helferlein dabei.

Ansonsten Atelier Perceval superschöne Messer, leicht, klein elegant, gehen auch nach dem Jakobsweg für die meisten Anlässe :)
 
Hallo zusammen,

zunächst einmal auch vielen Dank für die Beiträge an [Nick], güNef, El Dirko und DaDavid, bitte verzeiht mir wenn ich nicht mehr auf jeden im Einzelnen eingehe.

Ich möchte hier mal den aktuellen Zwischenstand (ergänzt um das ein oder andere Modell aus meiner eigenen Suche) zusammenfassen, falls die Angaben (Klingenlänge, Stahl, Gewicht) nicht stimmen sollten dürft Ihr mir jederzeit gerne einen Hinweis zukommen lassen, ich korrigiere das dann dementsprechend. Meine derzeitigen Favoriten habe ich mal fett hervorgehoben:

Atelier Perceval:
- le francais, 9,0cm, 19C27, 65g (auf meiner Küchenwaage ohne Lederscheide)
- L-08, 9,5cm, 19C27, ??g
- le grand, 11,6cm, 19C27, ??g
Laguiole:
- ich nehme mal meines als Vergleich, 9,0cm, ??, 86g
Al Mar:
- Eagel Classic, 9,5cm, AUS-8, 124g
Maserin:
- Gourmet Bosso, 9,7cm, AUS-8, 88g
EKA:
- Masur, 8,0cm, 12C27, 55g
- Swede 8(lite), 7,5cm, 12C27, 100g
- Swede 10, 9,0cm, 12C27, 124g
Moki:
- Blakiston's Fishowl, 7,5cm, AUS-8, 45g
Böker:
- Exskelibur 1 ebony, 8,9cm, 440C, 79g
- Exskelimoor, 8,9cm, 440C, 79g
- Lockback Bubinga, 9,2cm, 440C, 119g
Spyderco:
- Paramilitary 2, 7,8cm, S30V, 111g
Leatherman:
- Charge XTi, 7,4cm, ??, 235g
CRKT:
- Tribute, 7,9cm, 7Cr17MoV, 43g
Chambriard Thiers:
- Compagnon, 9,5cm, 13C26, 90g
Claude Dozorme:
- Pilgermesser Capucin Compostelle, 12cm, X50CrMoV15, ??g
Victorinox:
- Forester, ca. 8cm, ??, 130g
- Nomad, ca. 8cm, ??, 95g

Bei den Victorinox-Modellen ist das so eine Sache, die gefallen mir schon gut, ist aber auch für meinen Papa eher etwas alltägliches. Die Atelier Perceval gefallen mir ebenfalls sehr gut (das le francais habe ich selber fast immer dabei), das L-08 ist aber nicht das was ich suche, das le grand ist mir zu teuer und bei dem le francais bin ich mir nicht sicher wie es sich auf einer solchen Tour schlagen würde. Bei den Laguiole vertrete ich die gleiche Ansicht wie El Dirko, das würde schon ziemlich gut passen.
Definitiv habe ich für mich die Entscheidung gefällt, dass das Messer nicht über 90g wiegen soll, das werde ich auch im Startbeitrag ergänzen.

Das Moki werde ich auf alle Fälle anschaffen, zumindest mal für mich ;)
Ansonsten bin ich gespannt was noch kommt! Bis hierhin schon einmal vielen Dank an alle!

Liebe Grüße,
woka
 
Hallo Rock'n'Roll,

das Carl Schlieper Auge gefällt mir auch, fällt aber aufgrund des rostenden Stahls und des Gewichts aus dem Beuteschema heraus.

Danke und liebe Grüße,
woka
 
Ich muss sagen, wenn ich so eine Wanderung unternehmen würde, wäre wahrscheinlich ein ganz normales Victorinox Spartan dabei, das ich mit Minischraubendreher und Plus-Schalen (Pinzette, Zahnstocher, Kugelschreiber und Nadel) austatte. Schön klein, leicht und sehr multifunktioniell einsetzbar.

Da du schon geschrieben hast, dass Victorinox nicht ins Beuteschema passt, würde ich an deiner Stelle noch eine Swisscard oder evtl. auch ein Victorinox Manager zu dem endgültigen Messer dazupacken. Gerade Pinzette, kleine Schere und Kugelschreiber können doch manchmal sehr hilfreich sein. Und für die grundlegende Nagelpflege wäre damit auch gesorgt.
 
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