Klare Flächen und Kanten auf Klingen erzeugen

T

Tomcat

Gast
Hallo Forengemeinde,
unter der etwas klobigen Überschrift möchte ich ein Verfahren Vorstellen, das den Meisten wohl schon länger bekannt sein dürfte, für den einen oder anderen Anfänger (wie mich) aber durchaus interessant ist.

Folgendes Problem stellt sich bei vielen Eigenbauten und stark benutzten Messern ein:
Ursprünglich sauber ausgeführte Kanten und Übergänge auf Klingen verschwimmen, verrunden und verkratzen recht leicht.
Und Anfänger am Bandschleifer haben oft Mühe, überhaupt erst einen klaren Stoß zwischen einzelnen Flächen auf der Klinge zu erzeugen.

Nach dieser Fernsehdoku verwenden Japanische Schwertpolierer feinste Schleifsteine und Schablonen,
um etwa am Kissaki die einzelnen Facetten klar voneinander abzuheben.
Leider fehlt mir hierzu Können, Wissen und Geduld-
Dafür habe ich Diapaste, Tesafilm und einen Dremel mit Messingbürste :rolleyes:

Idealerweise sind Anschliff/Fehlschärfe und Klingenkörper in unterschiedlichen Richtungen geschliffen-
die Schleifrillen stehen also rechtwinklig zueinander.
Dadurch treten die Übergänge zwischen diesen Flächen sehr scharf hervor.

Um das zumindest optisch wieder herzustellen gehe ich so vor:

Mit Dremel, Messingbürste und Diapaste (etwa 5-10µ) Lege ich zunächst nur eine der Flächen wieder klar an.
Das Messingbürsten-Rädchen ergibt mit Diapaste sehr feine Schleifrillen. Um die typischen Zickzack-"Flexmuster" zu vermeiden muß man dabei aber in langen Bahnen in oder gegen die Rotationsrichtung arbeiten, also nicht hin- und herwischeln.

Auf diese Weise überarbeite ich zunächst nur eine der Flächen und gehe dabei leicht über die Kanten in die andere Fläche (Und verwische dadurch zunächst den Übergang noch mehr).
Jetzt klebe ich mit Tesa genau auf der gewünschten Kante die nun überschliffene Fläche ab.
Frei bleibt also nur die noch unbearbeitete Fläche und der unsaubere Teil des Überganges. Diese Fläche überschleife ich jetzt ebenfalls- wieder in langen Zügen, diesmal aber in anderer Schleifrichtung, am besten lotrecht zur andern.
Dabei muß der Anpressdruck an der Tesakante, also beim Übergang zwischen den Flächen, etwas stärker sein, und die Bürste vom Tesa weg rotieren- sonst fetzt der nämlich.

Wenn man dann den Tesa abzieht und die Schleifreste abwischt sollte eine klare "gebürstete" Kante erkennbar sein.
Auch Flachen Stahl kann man natürlich so mit Scheinkanten und netten Mustern versehen.

Handwerklich natürlich verwerflich, weil Effekthascherei-
Aber für weniger Geschickte ein schneller Weg zum scharfen Übergang.

Verzeiht die etwas mühsame Beschreibung-
Fotos , die viel schneller erklären könnten kann ich leider nicht liefern.

mfg
Tomcat
 
Zuletzt bearbeitet:
Prima Beschreibung :super:
ich hab mir zu diesem Thema auch schon Gedanken gemacht, blieb aber (wie meistens) an der Frage hängen : Wie machen das eigentlich die Profis, insbesondere das Satinieren (so nennt man das glaube ich, wenn auch nicht ganz korrekt) in Serienstückzahlen ? :confused:
 
Tomcat schrieb:
...Mit Dremel, Messingbürste und Diapaste (etwa 5-10µ) Lege ich zunächst nur eine der Flächen wieder klar an. ... Jetzt klebe ich mit Tesa genau auf der gewünschten Kante die nun überschliffene Fläche ab. ... Diese Fläche überschleife ich jetzt ebenfalls- wieder in langen Zügen, diesmal aber in anderer Schleifrichtung, am besten lotrecht zur andern...

Hallo Tomcat,

das ist ein sehr interessanter Tip!

Was mich aber wundert: Hält ein einfacher Tesafilm die Behandlung durch eine rotierende Messingbürste wirklich aus?
Könnte man (hat jemand das schon mal gemacht) das kleine Bürstchen bzw. den Dremel durch ein grösseres Werkzeug (Filzscheibe o. ä.) am Polierbock etc. ersetzen?
Würde das mit Diamantpaste klappen oder verschleudert (im wahren Wortsinn) man nur die teure Paste?
Einen Lieferanten der Diamantpaste werde ich schon noch herausbekommen.
 
Danke allerseits!

@ Hobby: Ich war auch sehr erstaunt, dass der Tesa recht gut durchhält, jedoch der Stahl gut angeschliffen wird.
Beim Abziehen habe ich keine Abnutzungen, Riefen oder Ähnliches gefunden- vielleicht überdauert er so gut, weil er so weich ist und damit keine Angriffsfläche bietet?
Mit größeren Geschützen kanns Probleme geben, da die Reibungswärme
ziemlich giftig auf den Tesa wirkt.

Wichtig bei der Polierpaste ist:
Minimalste Mengen nehmen und diese gut mit der Fingerkuppe verstreichen- dann schleudert nix.

mfg
Tct
 
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