kleiner Messervergleich, FLUMEN und VENATO von Keppeler. Markus

jensh

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Eine kleiner Messervergleich, FLUMEN und VENATO von Keppeler. Markus

Völlig unverhofft bin ich zu einem VENATO von Markus Keppeler gekommen. Messer und Scheide haben von Anfang an einen sehr stimmigen Eindruck gemacht, ein sehr sauberer und unaufgeregter Entwurf, sorgfältig und mit besten Materialien umgesetzt. An den folgenden Tagen hatte ich das VENATO immer bei mir, Handhabung und Erscheinung waren prima, immerhin so gut, dass ich Markus gleich noch um ein FLUMEN bat, Monostahl mit Hamon, Elchknochen mit geköpfelten Silberpins. So hab ich jetzt zwei Keppeler-Messer. Ich denke das spricht für sich. Im Folgenden möchte ich von meinen Erfahrungen mit den Messern berichten.

Die Bilder und Daten zu den beiden Messern findet Ihr hier, Themen aus der Galerie:

http://www.messerforum.net/showthread.php?t=49280&highlight=flumen
das Messer aus Beitrag #28

und

http://www.messerforum.net/showthread.php?t=49218&highlight=venato
das Messer aus Beitrag #22

DIE KONTUR UND DER GRIFF

Bei beiden Messern handelt es sich um Flacherl-Konstruktionen. Die Schalen wurden verklebt und gestiftet, mit jeweils drei Stiften. Neben den unterschiedlichen Materialien unterscheiden sich die Messer in der Kontur, oder Linienführung voneinander. Beim FLUMEN sind die Klinge und der Knauf mächtiger als beim VENATO. Die Kontur der Unterseite des Griffs wird beim FLUMEN aus drei Radien gebildet, um genügend Platz für die Finger zu schaffen, das VENATO besitzt eine Mulde für den Zeigefinger. Trotz annähernd gleicher Griffgröße müssen beim FLUMEN die Finger ein wenig zusammenrücken, während beim VENATO die Hand eher gestreckt wird. Beide Messer besitzen eine Taillierung für Ring- und Kleinen Finger. Dadurch liegen sie sicher in der Hand, auch wenn man zum sortieren des Schnittgutes Zeigefinger und Daumen vom Griff löst. Das sehr elegante Griffende folgt der Linie der Handkante. Die Griffschalen beim FLUMEN weisen eine sehr schöne Struktur auf, flächig verteilte, weis und gelb Töne, mit feinen dunklen Haarrissen. Die Silberpins sind sauber geköpfelt und poliert und bilden einen schönen Akzent auf den matten Griffschalen. Die hellen Edelstahlpins beim VENATO sind perfekt flächig überschliffen und sitzen sauber in der dunklen Fläche der Ebenholz Griffschalen.

DIE KONTUR UND DIE KLINGE

Die Klinge beim FLUMEN besitzt ein leichtes Recurve, besteht aus 1.1545 und zeichnet einen sehr deutlichen Hamon, der sauber um die Spitze geführt wurde. Sie ist am Klingenrücken 2,8 mm stark, flach-, zur Schneide hin leicht ballig-, auf null ausgeschliffen. Klingengeometrie und Winkel zwischen Klinge und Griff machen das Messer besonders geeignet für einen ziehenden Schnitt. Wobei das mächtige vordere Drittel der Klinge nicht wahnsinnig gut geeignet ist um ins Schnittgut einzustechen. Die Klingenflanken sind matt satiniert und fühlen sich ein wenig stumpf an.
Die Klinge beim VENATO hat eine sehr klassische Droppointform. Sie besteht aus 320 Lagen Damast aus 1.1545 und 1.2796 und ist am Klingenrücken 3,6 mm stark. Sie ist auch flach-, und zur Schneide hin leicht ballig- auf null ausgeschliffen. Die Klingenspitze ist sehr spitz geschliffen, entsprechend leicht lässt sich das Messer in Schnittgut einstechen.
Der Klingenrücken ist bei beiden Messern angenehm abgerundet. Die Klingen verfärben sich ganz, ganz wenig beim Kontakt mit Fruchtsäure oder Essig.
Zum Vergleich habe ich die Kontur der beiden Messer übereinander gelegt. Zu sehen hier im Anhang.

SCHNEIDEIGENSCHAFTEN

Beide Messer sind sehr scharf abgezogen. Das Schneiden ist eine Wonne. Ich habe beim Schneiden das Gefühl, dass die Messer durchs Schnittgut gesaugt werden. Wegen der recht großen Klingenhöhe sind die Messer nicht sehr wendig. Lacis hat das auch beschrieben.
Beide Messer erzeugen sehr glatte Schnittflächen, sind ordentlich Schnitthaltig und leicht nachschärfbar. Passt!

PENIBEL BETRACHTET

Was jetzt kommt empfinde ich selbst als penibel. Aber ich denke, man sollte die Messer von Markus mit den Messern der ganz großen Kollegen vergleichen. Ich denke er hat es verdient, und ich denke seine Messer halten den Vergleich aus. Also:
Beim FLUMEN: Die Klinge weist einen minimalen Verzug oder asymmetrischen Schliff auf. Die Profilierung der Griffschalen ist minimal ungleich.
Beim VENATO: Der Damast hat eine Lagendopplung oder einen kleinen Schweisfehler, 5 mm oberhalb der Scheide. Es gibt eine blasser geätzte Stelle am Ricasso. Auf der rechten Klingenseite, direkt an der Schmiedemarke ist der Klingenschliff nicht ganz bis zum Rücken hochgezogen.

Die genannten Punkte sind wirklich minimal und schmälern in keinster weise den außerordentlich guten Gesamteindruck der Messer!

SCHEIDE

Die Lederscheide ist bei beiden Messern baugleich und wurde von lacis einleuchtend beschrieben http://www.messerforum.net/showthread.php?t=60989&highlight=FLUMEN .
Jede Scheide wird aus EINEM Stück Leder gebaut, inklusive Gürtelriemen. Eine wirklich elegante Konstruktion. Das Messer sitzt etwas tiefer als bei der klassischen Bollscheide und weniger press nah am Körper. Das ist für mich angenehm, weil ich beim einstecken des Messers in die Scheide weniger Angst davor habe mir in den Bauch zu stechen.
Bei beiden Scheiden ist die Naht heller abgesetzt und gleichmäßig geführt.
Am Anfang hat mir die Lederqualität nicht gefallen – es hingen immer wieder Lederfussel an der Klinge. Inzwischen hat sich das erledigt. Auch nicht besonders gut finde ich dass die Lederkanten zwar sauber geschliffen aber nicht poliert waren. Beim FLUMEN hab ich Markus gebeten den Gürtelriemen schmaler zu schneiden, jetzt hat er 2,5 cm. Dass sieht schöner aus, weil man weniger von der Fleischseite sieht und ist völlig ausreichend.
Ich bin mit der Handhabung und der Konstruktion der Scheiden sehr zufrieden. Bei der Verarbeitungsqualität habe ich den Eindruck, dass den Messern mehr Sorgfalt gewidmet wurde als den Scheiden. Da geht noch was.

FAZIT

Tolle Messer und ich glaube von Markus wird es noch mehr, noch tollere Messer zu sehen geben.
 

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