Rock'n'Roll
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„Heute ist es mir sehr wichtig, alle Schritte beim Fertigen eines Messers selbst durchführen zu können. Das Schmieden der Klingen und die richtige Wärmebehandlung, der Damast und Kohlenstoffstähle sind die wichtigsten Schritte auf dem Weg zu einer herausragenden Klinge.“
„Viel Augenmerk lege ich auf das harmonische Zusammenspiel von Klinge und Griffmaterial, so entstehen wunderbare Messer Unikate.“
Uli Hennicke
Boas,
nachdem wir anfangs Messer im wesentlichen nach Optik eingekauft haben, bekamen Schneideigenschaften und Klingenstahl zunehmend größere Bedeutung bei der Auswahl. Wir haben reichlich ausprobiert, viel gelesen, Erfahrungen gesammelt.
Während Gerd Haslauer uns mit einem Bündel grundsolider Hasenfuß-Folder versorgt hat - wir lieben sie - haben insbesondere Eckhard Schmoll und Jürgen Schanz die schlanken Eisen für uns aus dem Feuer geholt. Mit Klingen aus rostfähigem und rostträgem Damast von Balbach und Achim Wirtz. Und aus SB1. Bei den Fixed erfreuen wir uns an einer ansehnlichen Sammlung von kleinen und mittleren Messerchen - überwiegend rostfähig aus O1 oder A2. Ein besonders schönes Stück haben wir auch aus der Hand Painless Potters erhalten - mit einer balligen rostfähigen Damastklinge von Micha.
Schlanke Klingen aus niedrig legiertem Kaltarbeitsstahl - ballig ausgeschliffen Richtung Null - rückten in den Fokus. Für feines Schneiden!! Wir wollten zu diesem Zweck unbedingt ein Messer von Uli Hennicke. Und haben im Mai 2014 einen Auftrag erteilt. Früher, so lasen wir, konnte man von der Homepage weg zugreifen. Heute kann man froh sein, wenn man überhaupt ein Messer bekommt. Wir sind froh !!
Fragst Du in Südeuropa danach, wann ein Auftrag / eine Bestellung denn erledigt werden kann, dann erhälst Du in Spanien „Mañana“ und in Portugal „Amanhã“ zur Antwort, was soviel heißt wie „Morgen!“ Die Spannung steigt täglich, denn man vergaß, Dir mitzuteilen, welcher Morgen gemeint ist …
Uli Hennicke könnte Südeuropäer sein . Wir mußten ihn erst ein paarmal „erinnern“. Er hat nur noch sehr wenig Zeit für „Einzelschicksale“! Hält sich dann aber an seine Zusage. Lieferzeit am Ende 14 Monate. Es hätte schlimmer kommen können.
Uli Hennicke entdeckte 1996 sein Faible für Messer, machte sich nach einer Ausbildung selbständig, ist Mitglied der Deutschen Messermacher Gilde und betreibt heute eine Schmiede in Asendorf. In der Hohenmoorer Messermanufaktur entstehen in Handarbeit Koch- und Küchenmesser aus Monostahl, Dreilagenstahl und Volldamast. Sie erfreuen sich gerade zunehmender Beliebtheit in der Forenküche …
Unter dem Namen Messerunicum entstehen zudem Unikate verschiedenster Couleur aus hochwertigen Stählen und natürlichen Materialien. Auch Kooperationen mit anderen Künstlern und Messermachern. Gelegentlich findet Uli noch Zeit, um Portugal-Auswanderern eines seiner begehrten Taschen-Schneidwerkzeuge in Handarbeit anzufertigen …
Wir haben wohl so gut wie alles gesehen, was das Forum an Messern von Uli zu bieten hat. Meine Fresse!! Im thread “UPP Uli's Perfekte Paare” sind wir hängengeblieben. Hier fiel unsere Entscheidung. „Kleiner Klapp-Jäger Grenadill“ lautete der Arbeitstitel unseres Auftrags. Bei der Stahlwahl haben wir uns für 1.2519 entschieden. Ansonsten haben wir dem Meister freie Hand gelassen.
Wolframlegierter Kaltarbeitsstahl
1.2519 aka 110WCrV5: C: 1,1 Si: 0,15 Mn: 0,3 Cr: 1,2 V: 0,2 W: 1,3 %.
Zum 1.2519 hat U. Gerfin folgendes ausgeführt:
„Durch den hohen Gehalt an Kohlenstoff und die Anteile an Chrom, Vanadium und Wolfram ist der Stahl übereutektoidisch, enthält also nach dem Härten neben dem Härtungsgefüge Martensit noch Karbide, vermutlich schon sehr harte Mischkarbide. Primärkarbide liegen aber noch nicht vor, sodaß durch eine richtige Wärmebehandlung der Stahl feinkörnig gehalten werden kann.
Das heißt: Er läßt sich auf eine hohe Schärfe bringen und ist schnitthaltig und verschleißfest. Wie bei j e d e m übereutektoidischen Stahl ist die Zähigkeit schon leicht abgesenkt. Er eignet sich also eher für Rasiermesser, als für Äxte.
Der übliche Verwendungszweck liegt deshalb bei feinschneidenden, auf Verschleiß beanspruchten Werkzeugen - Dicktenhobelmesser, Maschinenmesser für Leder und Gummi u.ä.
Wie j e d e r Stahl mit weniger als 12 % Chrom in der Grundmasse rostet er. Nicht mal die leichte Verbesserung der Korrosionsbeständigkeit ab 5 % Chrom ist hier gegeben.
Outdoor ? Für jemanden, der mit Messern umgehen kann und sowohl das große Potential des Stahles nutzen kann, wie auch ihm die erforderliche Pflege angedeihen lassen kann, eine vorzügliche Wahl.“
Bei den knifedogs fanden wir noch folgende Einschätzung:
„…if you do some exploring, you will find the composition is almost the same as Hitachi Aogami 1 or Aogami 2. It seems about as easy to find. I guess you could call it super O-1 or 52100 on steroids. Roman Landes has commented that this is one of the finest non-stainless steels available for knives, that the tungsten and vanadium additions allow you to grind a very thin, razor sharp edge with extremely good edge retention …”
Alles im Griff
Was das Griffmaterial angeht, hatten wir schon länger Grenadill ins Auge gefaßt, haben uns aber bisher nicht getraut, weil wir Sorge um eventuellen Verzug hatten. Insbesondere bei den Küchenmessern. Und hatten uns da für Micarta entschieden. Beim Anblick von „Ulis Perfekten Paaren“ konnten wir nicht mehr widerstehen. Es wird schon gut gehen.
Die Holzwurm-Page meint dazu:
„Grenadill ( Dalbergia melanoxylon ) wird vor allem aus Mosambik und Tansania importiert und ist auch als „Moçambique Ebenholz“ bekannt, obwohl es nicht zur Ebenholz -Familie gehört. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts wurde Grenadill von portugiesischen Händlern erstmals nach Europa gebracht. Grenadill Holz hat einen sehr hohen Ölanteil, ist dadurch wasserabweisend, schwimmt übrigens aufgrund seiner Dichte nicht und ist mit normalem Werkzeug fast nicht zu bearbeiten. Seine bekannteste Verwendung ist bei der Herstellung von Musikinstrumenten wie Klarinetten, Oboen, Dudelsäcken oder bei hochwertigen Messern als Griff.“
„Grenadill ist das schwerste, auch härteste und dichteste Holz, das der Holzblasinstrumentenbau kennt. Entsprechend schwierig gestaltet sich die Bearbeitung von Grenadill. Doch lohnt das Ergebnis die Mühe. Das Holz nimmt nach der Trocknung nur noch sehr träge Wasser auf und hält seine Form unter dem Feuchtewechsel zwischen Spiel und Ruhe.“
Uli unterstreicht beim schlicht schwarzen Klapp-Jäger den Charakter des grundsoliden Handwerkzeugs durch die Verwendung von einfachen Schlitzschrauben. Das erste Mal überhaupt, wie er mitteilt. Und es handelt sich - so, wie es nun vor uns liegt - um das Modell „Fruit of the Veldt 2.0“, den Nachfolger jener Version.
Was gut paßt, ist es doch von Monte Gordo bis in die südafrikanische Steppe nicht mehr allzu weit … Wir haben ihm auch aus diesem Grund den Namen „Black Rebel“ gegeben - und weil er in punkto Schlichtheit, Materialwahl und Ausführung erfreulich gegen den Mainstream steht.
„Black Rebel“
Am 28. Juli traf der Klapper in Monte Gordo ein. Die Spannung beim Auspacken war erheblich. Hatten wir doch immerhin 14 Monate auf das gute Stück gewartet und kurz vor Fertigstellung nur ein einziges schnelles Foto zu sehen bekommen.
Wir haben schon einige Messer mit sehr guter Handlage. „Black Rebel“ sticht sie alle aus. Bei unvergleichlicher Haptik durch das aufs Feinste polierte Grenadill. Das Messer strahlt in einer Art schlichten Eleganz, die eigentlich so gar nicht zu einem Kleinen Jäger paßt. Vermutlich hat Uli - als er unseren Auftrag in Angriff genommen hat - gedacht, wir könnten etwas Solidität im Portfolio gebrauchen …
Bei der Klinge hat er dafür die Wildsau rausgelassen. Ihr sozusagen - wie es sich bei einem Messerchen mit Klarinettenholz-Griff gehört - die Flötentöne beigebracht :emmersed:. Mit ihren 72 mm Länge (Klinge sowie auch scharfe Schneide) ist das 3,16 mm starke Stück Kaltarbeitsstahl nicht übertrieben lang. Aber es beißt erbarmungslos zu!! Von 27,5 mm Klingenhöhe am Klingenheber geht es leicht ballig down to zero. Eine kleine Fase von bis zu einem halben Millimeter verleiht der Schneide kernige Stabilität.
Nach ein paar üblichen Kurven durch Papier haben wir der Klinge je Seite vorsichtig vier leichte Züge über den Sinterrubin „zugefügt“. Sie reagiert sofort!! Das tut sie im übrigen auch, wenn man ein paarmal über Leder mit Diamantpaste streicht. Haare fliegen durch die Gegend. Die Schärfe-Annahme ist betörend. Was auch auf die Standzeit zutrifft. Fabelhaft - zügig äußerst scharf bei ausdauernder Beißfreude !
Drei Tage konsequente Holzarbeit waren das reine Vergnügen. Steiler Schneidenwinkel, krasse Schärfe und Stehvermögen haben uns bei Laune gehalten. Dabei die bereits angesprochene wunderbare Handlage. Keinerlei Ecken oder Kanten, die störend auf sich aufmerksam machen. Das Finish herausragend.
Die Länge der Klinge ist perfekt gewählt. Ein äußerst angenehmer Hebel beim Schnitzen, der längeren Klingen - was die Bequemlichkeit angeht - im Vergleich deutlich überlegen ist. Eine Verlängerung der Hand. Nicht umsonst lieben wir kleine Messer. Die in der vorliegenden Größe das meiste an Schneidaufgaben eh bewältigen können.
Der große Klingenheber sitzt genau an der richtigen Stelle. Weit genug weg von der Klingenwurzel, wodurch das Öffnen federleicht von statten geht. Unterstützt durch einen butterweichen Klingengang. Und einen exzellent abgestimmten Liner, dessen Federspannung im Zusammenspiel mit dem Detent von meisterlicher Hand „eingestellt“ worden ist. Zwei Bronzewasher sind verbaut. Der Klingengang läßt sich per nicht verklebten Achsschrauben feinjustieren. Und verstellt sich auch nach mehrtägiger anspruchsvoller Nutzung des Messers nicht.
Der Klingenrücken ist fein abgerundet, der Liner innen ausgefräst. Was zwar nicht direkt ins Auge fällt, da die Grenadill-Hölzer ihn verdecken, aber als Detail Erwähnung verdient. Die beiden Griffhälften ruhen auf vier „Säulen“ - der Klingenachse, dem Stoppin und zwei Spacern, in einem davon sitzen die hinteren beiden Schrauben, der andere ist etwas oberhalb im hinteren Drittel des Griffs positioniert.
Das fünf Millimeter breite Ricasso trägt zu unserer großen Freude als Schmiedemarke einen kleinen Elefanten. Der paßt wie die Faust aufs Auge zu dem stämmigen Messer und erinnert uns an das oben verlinkte Ursprungs-Modell „Fruit of the Veld“, dessen Griffschalen - bei einer wunderschönen Damastklinge - aus Elfenbein waren. Wir wollten ganz bewußt ein schlichtes Arbeitsgerät mit Holzgriffschalen und knackscharfer rostfähiger Monostahl-Klinge. Und das haben wir bekommen …
Den „gefährlichen“ Kontakt mit Fruchtsäuren haben wir bisher noch vermieden, das Messer nur schon mal auf einen Haufen Apfelsinen gelegt für ein Bild. Damit es einen Eindruck davon bekommt, was noch so ansteht. Zum Größenvergleich haben wir dann noch das Spyderco Slysz Bowie danebengelegt.
Was noch zu sagen bleibt? Auf so gut wie allen Bildern - wie auch in der Hand - wirkt das Grenadill-Holz schwarz. Das aber täuscht. Und nur in der prallen Sonne in ganz bestimmtem Winkel offenbart es seine „inneren Werte“. Bilder 12 und 13 im direkten Sonnenlicht zeigen den dunklen Braunton.
Ein sehr schönes und „bequemes“ Messer, das herausragend funktioniert. Vielen Dank Uli, daß Du Dir die Zeit dafür genommen hast …
Kleiner Taschen-Klapp-Jäger „Black Rebel“ - Fruit of the Veldt 2.0 von Uli Hennicke
Länge geöffnet: 180 mm
Länge geschlossen: 108 mm
Klinge: 1.2519, gehärtet auf 60-61 HRC (Finish: leicht längssatiniert, poliert), Klingenheber V4A
Klingenlänge: 72 mm (ebenfalls 72 mm scharf - die Schneidfase entlang gemessen)
Klingenhöhe: 27,5 mm maximal am Ricasso, nach vorne auf Null zulaufend
Klingenstärke: 3,16 mm an der Wurzel, Klingenmitte 3 mm (langsam und stetig abnehmend auf Null)
Klingenschliff: leicht ballig, kleine Fase < 1 mm
2 Achs-Schlitz-Schrauben
2 hintere Schlitz-Griffschrauben
Schraubenmaterial: V4A
2 Stand-Offs (Abstandhalter)
Arretierung: Linerlock
Titan-Frame mit leicht gewölber, samtig polierter Grenadill-Auflage
Griffstärke: 16 mm max. in der Griffmitte über die gesamte Länge
Griffhöhe: 30,3 mm max. an der Achsschraube, abnehmend auf durchgehend 26 mm bis Griffende
Gewicht: 113 Gramm
Kein Lanyardhole
Kein Clip
Fotofinish
Die Jukebox mit dem Black Rebel Motorcycle Club - "Cold Wind"
Schneidfähig aus Monte Gordo
Johnny & Rock’n’Roll
„Viel Augenmerk lege ich auf das harmonische Zusammenspiel von Klinge und Griffmaterial, so entstehen wunderbare Messer Unikate.“
Uli Hennicke
Boas,
nachdem wir anfangs Messer im wesentlichen nach Optik eingekauft haben, bekamen Schneideigenschaften und Klingenstahl zunehmend größere Bedeutung bei der Auswahl. Wir haben reichlich ausprobiert, viel gelesen, Erfahrungen gesammelt.
Während Gerd Haslauer uns mit einem Bündel grundsolider Hasenfuß-Folder versorgt hat - wir lieben sie - haben insbesondere Eckhard Schmoll und Jürgen Schanz die schlanken Eisen für uns aus dem Feuer geholt. Mit Klingen aus rostfähigem und rostträgem Damast von Balbach und Achim Wirtz. Und aus SB1. Bei den Fixed erfreuen wir uns an einer ansehnlichen Sammlung von kleinen und mittleren Messerchen - überwiegend rostfähig aus O1 oder A2. Ein besonders schönes Stück haben wir auch aus der Hand Painless Potters erhalten - mit einer balligen rostfähigen Damastklinge von Micha.
Schlanke Klingen aus niedrig legiertem Kaltarbeitsstahl - ballig ausgeschliffen Richtung Null - rückten in den Fokus. Für feines Schneiden!! Wir wollten zu diesem Zweck unbedingt ein Messer von Uli Hennicke. Und haben im Mai 2014 einen Auftrag erteilt. Früher, so lasen wir, konnte man von der Homepage weg zugreifen. Heute kann man froh sein, wenn man überhaupt ein Messer bekommt. Wir sind froh !!
Fragst Du in Südeuropa danach, wann ein Auftrag / eine Bestellung denn erledigt werden kann, dann erhälst Du in Spanien „Mañana“ und in Portugal „Amanhã“ zur Antwort, was soviel heißt wie „Morgen!“ Die Spannung steigt täglich, denn man vergaß, Dir mitzuteilen, welcher Morgen gemeint ist …
Uli Hennicke könnte Südeuropäer sein . Wir mußten ihn erst ein paarmal „erinnern“. Er hat nur noch sehr wenig Zeit für „Einzelschicksale“! Hält sich dann aber an seine Zusage. Lieferzeit am Ende 14 Monate. Es hätte schlimmer kommen können.
Uli Hennicke entdeckte 1996 sein Faible für Messer, machte sich nach einer Ausbildung selbständig, ist Mitglied der Deutschen Messermacher Gilde und betreibt heute eine Schmiede in Asendorf. In der Hohenmoorer Messermanufaktur entstehen in Handarbeit Koch- und Küchenmesser aus Monostahl, Dreilagenstahl und Volldamast. Sie erfreuen sich gerade zunehmender Beliebtheit in der Forenküche …
Unter dem Namen Messerunicum entstehen zudem Unikate verschiedenster Couleur aus hochwertigen Stählen und natürlichen Materialien. Auch Kooperationen mit anderen Künstlern und Messermachern. Gelegentlich findet Uli noch Zeit, um Portugal-Auswanderern eines seiner begehrten Taschen-Schneidwerkzeuge in Handarbeit anzufertigen …
Wir haben wohl so gut wie alles gesehen, was das Forum an Messern von Uli zu bieten hat. Meine Fresse!! Im thread “UPP Uli's Perfekte Paare” sind wir hängengeblieben. Hier fiel unsere Entscheidung. „Kleiner Klapp-Jäger Grenadill“ lautete der Arbeitstitel unseres Auftrags. Bei der Stahlwahl haben wir uns für 1.2519 entschieden. Ansonsten haben wir dem Meister freie Hand gelassen.
Wolframlegierter Kaltarbeitsstahl
1.2519 aka 110WCrV5: C: 1,1 Si: 0,15 Mn: 0,3 Cr: 1,2 V: 0,2 W: 1,3 %.
Zum 1.2519 hat U. Gerfin folgendes ausgeführt:
„Durch den hohen Gehalt an Kohlenstoff und die Anteile an Chrom, Vanadium und Wolfram ist der Stahl übereutektoidisch, enthält also nach dem Härten neben dem Härtungsgefüge Martensit noch Karbide, vermutlich schon sehr harte Mischkarbide. Primärkarbide liegen aber noch nicht vor, sodaß durch eine richtige Wärmebehandlung der Stahl feinkörnig gehalten werden kann.
Das heißt: Er läßt sich auf eine hohe Schärfe bringen und ist schnitthaltig und verschleißfest. Wie bei j e d e m übereutektoidischen Stahl ist die Zähigkeit schon leicht abgesenkt. Er eignet sich also eher für Rasiermesser, als für Äxte.
Der übliche Verwendungszweck liegt deshalb bei feinschneidenden, auf Verschleiß beanspruchten Werkzeugen - Dicktenhobelmesser, Maschinenmesser für Leder und Gummi u.ä.
Wie j e d e r Stahl mit weniger als 12 % Chrom in der Grundmasse rostet er. Nicht mal die leichte Verbesserung der Korrosionsbeständigkeit ab 5 % Chrom ist hier gegeben.
Outdoor ? Für jemanden, der mit Messern umgehen kann und sowohl das große Potential des Stahles nutzen kann, wie auch ihm die erforderliche Pflege angedeihen lassen kann, eine vorzügliche Wahl.“
Bei den knifedogs fanden wir noch folgende Einschätzung:
„…if you do some exploring, you will find the composition is almost the same as Hitachi Aogami 1 or Aogami 2. It seems about as easy to find. I guess you could call it super O-1 or 52100 on steroids. Roman Landes has commented that this is one of the finest non-stainless steels available for knives, that the tungsten and vanadium additions allow you to grind a very thin, razor sharp edge with extremely good edge retention …”
Alles im Griff
Was das Griffmaterial angeht, hatten wir schon länger Grenadill ins Auge gefaßt, haben uns aber bisher nicht getraut, weil wir Sorge um eventuellen Verzug hatten. Insbesondere bei den Küchenmessern. Und hatten uns da für Micarta entschieden. Beim Anblick von „Ulis Perfekten Paaren“ konnten wir nicht mehr widerstehen. Es wird schon gut gehen.
Die Holzwurm-Page meint dazu:
„Grenadill ( Dalbergia melanoxylon ) wird vor allem aus Mosambik und Tansania importiert und ist auch als „Moçambique Ebenholz“ bekannt, obwohl es nicht zur Ebenholz -Familie gehört. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts wurde Grenadill von portugiesischen Händlern erstmals nach Europa gebracht. Grenadill Holz hat einen sehr hohen Ölanteil, ist dadurch wasserabweisend, schwimmt übrigens aufgrund seiner Dichte nicht und ist mit normalem Werkzeug fast nicht zu bearbeiten. Seine bekannteste Verwendung ist bei der Herstellung von Musikinstrumenten wie Klarinetten, Oboen, Dudelsäcken oder bei hochwertigen Messern als Griff.“
„Grenadill ist das schwerste, auch härteste und dichteste Holz, das der Holzblasinstrumentenbau kennt. Entsprechend schwierig gestaltet sich die Bearbeitung von Grenadill. Doch lohnt das Ergebnis die Mühe. Das Holz nimmt nach der Trocknung nur noch sehr träge Wasser auf und hält seine Form unter dem Feuchtewechsel zwischen Spiel und Ruhe.“
Uli unterstreicht beim schlicht schwarzen Klapp-Jäger den Charakter des grundsoliden Handwerkzeugs durch die Verwendung von einfachen Schlitzschrauben. Das erste Mal überhaupt, wie er mitteilt. Und es handelt sich - so, wie es nun vor uns liegt - um das Modell „Fruit of the Veldt 2.0“, den Nachfolger jener Version.
Was gut paßt, ist es doch von Monte Gordo bis in die südafrikanische Steppe nicht mehr allzu weit … Wir haben ihm auch aus diesem Grund den Namen „Black Rebel“ gegeben - und weil er in punkto Schlichtheit, Materialwahl und Ausführung erfreulich gegen den Mainstream steht.
„Black Rebel“
Am 28. Juli traf der Klapper in Monte Gordo ein. Die Spannung beim Auspacken war erheblich. Hatten wir doch immerhin 14 Monate auf das gute Stück gewartet und kurz vor Fertigstellung nur ein einziges schnelles Foto zu sehen bekommen.
Wir haben schon einige Messer mit sehr guter Handlage. „Black Rebel“ sticht sie alle aus. Bei unvergleichlicher Haptik durch das aufs Feinste polierte Grenadill. Das Messer strahlt in einer Art schlichten Eleganz, die eigentlich so gar nicht zu einem Kleinen Jäger paßt. Vermutlich hat Uli - als er unseren Auftrag in Angriff genommen hat - gedacht, wir könnten etwas Solidität im Portfolio gebrauchen …
Bei der Klinge hat er dafür die Wildsau rausgelassen. Ihr sozusagen - wie es sich bei einem Messerchen mit Klarinettenholz-Griff gehört - die Flötentöne beigebracht :emmersed:. Mit ihren 72 mm Länge (Klinge sowie auch scharfe Schneide) ist das 3,16 mm starke Stück Kaltarbeitsstahl nicht übertrieben lang. Aber es beißt erbarmungslos zu!! Von 27,5 mm Klingenhöhe am Klingenheber geht es leicht ballig down to zero. Eine kleine Fase von bis zu einem halben Millimeter verleiht der Schneide kernige Stabilität.
Nach ein paar üblichen Kurven durch Papier haben wir der Klinge je Seite vorsichtig vier leichte Züge über den Sinterrubin „zugefügt“. Sie reagiert sofort!! Das tut sie im übrigen auch, wenn man ein paarmal über Leder mit Diamantpaste streicht. Haare fliegen durch die Gegend. Die Schärfe-Annahme ist betörend. Was auch auf die Standzeit zutrifft. Fabelhaft - zügig äußerst scharf bei ausdauernder Beißfreude !
Drei Tage konsequente Holzarbeit waren das reine Vergnügen. Steiler Schneidenwinkel, krasse Schärfe und Stehvermögen haben uns bei Laune gehalten. Dabei die bereits angesprochene wunderbare Handlage. Keinerlei Ecken oder Kanten, die störend auf sich aufmerksam machen. Das Finish herausragend.
Die Länge der Klinge ist perfekt gewählt. Ein äußerst angenehmer Hebel beim Schnitzen, der längeren Klingen - was die Bequemlichkeit angeht - im Vergleich deutlich überlegen ist. Eine Verlängerung der Hand. Nicht umsonst lieben wir kleine Messer. Die in der vorliegenden Größe das meiste an Schneidaufgaben eh bewältigen können.
Der große Klingenheber sitzt genau an der richtigen Stelle. Weit genug weg von der Klingenwurzel, wodurch das Öffnen federleicht von statten geht. Unterstützt durch einen butterweichen Klingengang. Und einen exzellent abgestimmten Liner, dessen Federspannung im Zusammenspiel mit dem Detent von meisterlicher Hand „eingestellt“ worden ist. Zwei Bronzewasher sind verbaut. Der Klingengang läßt sich per nicht verklebten Achsschrauben feinjustieren. Und verstellt sich auch nach mehrtägiger anspruchsvoller Nutzung des Messers nicht.
Der Klingenrücken ist fein abgerundet, der Liner innen ausgefräst. Was zwar nicht direkt ins Auge fällt, da die Grenadill-Hölzer ihn verdecken, aber als Detail Erwähnung verdient. Die beiden Griffhälften ruhen auf vier „Säulen“ - der Klingenachse, dem Stoppin und zwei Spacern, in einem davon sitzen die hinteren beiden Schrauben, der andere ist etwas oberhalb im hinteren Drittel des Griffs positioniert.
Das fünf Millimeter breite Ricasso trägt zu unserer großen Freude als Schmiedemarke einen kleinen Elefanten. Der paßt wie die Faust aufs Auge zu dem stämmigen Messer und erinnert uns an das oben verlinkte Ursprungs-Modell „Fruit of the Veld“, dessen Griffschalen - bei einer wunderschönen Damastklinge - aus Elfenbein waren. Wir wollten ganz bewußt ein schlichtes Arbeitsgerät mit Holzgriffschalen und knackscharfer rostfähiger Monostahl-Klinge. Und das haben wir bekommen …
Den „gefährlichen“ Kontakt mit Fruchtsäuren haben wir bisher noch vermieden, das Messer nur schon mal auf einen Haufen Apfelsinen gelegt für ein Bild. Damit es einen Eindruck davon bekommt, was noch so ansteht. Zum Größenvergleich haben wir dann noch das Spyderco Slysz Bowie danebengelegt.
Was noch zu sagen bleibt? Auf so gut wie allen Bildern - wie auch in der Hand - wirkt das Grenadill-Holz schwarz. Das aber täuscht. Und nur in der prallen Sonne in ganz bestimmtem Winkel offenbart es seine „inneren Werte“. Bilder 12 und 13 im direkten Sonnenlicht zeigen den dunklen Braunton.
Ein sehr schönes und „bequemes“ Messer, das herausragend funktioniert. Vielen Dank Uli, daß Du Dir die Zeit dafür genommen hast …
Kleiner Taschen-Klapp-Jäger „Black Rebel“ - Fruit of the Veldt 2.0 von Uli Hennicke
Länge geöffnet: 180 mm
Länge geschlossen: 108 mm
Klinge: 1.2519, gehärtet auf 60-61 HRC (Finish: leicht längssatiniert, poliert), Klingenheber V4A
Klingenlänge: 72 mm (ebenfalls 72 mm scharf - die Schneidfase entlang gemessen)
Klingenhöhe: 27,5 mm maximal am Ricasso, nach vorne auf Null zulaufend
Klingenstärke: 3,16 mm an der Wurzel, Klingenmitte 3 mm (langsam und stetig abnehmend auf Null)
Klingenschliff: leicht ballig, kleine Fase < 1 mm
2 Achs-Schlitz-Schrauben
2 hintere Schlitz-Griffschrauben
Schraubenmaterial: V4A
2 Stand-Offs (Abstandhalter)
Arretierung: Linerlock
Titan-Frame mit leicht gewölber, samtig polierter Grenadill-Auflage
Griffstärke: 16 mm max. in der Griffmitte über die gesamte Länge
Griffhöhe: 30,3 mm max. an der Achsschraube, abnehmend auf durchgehend 26 mm bis Griffende
Gewicht: 113 Gramm
Kein Lanyardhole
Kein Clip
Fotofinish
Die Jukebox mit dem Black Rebel Motorcycle Club - "Cold Wind"
Schneidfähig aus Monte Gordo
Johnny & Rock’n’Roll
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