Klinge aus Drahtseildamast

Claymore

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hier mal einige Bilder einer Klinge geschmiedet aus einem Stück Drahtseil, die ich heute fertiggestellt habe.

Die Klinge wurde in der Gasesse feuerverschweißt und geschmiedet aus einem Stück Drahtseil.
Da das verschweißte Seil bei der Funkenprobe einen eher niedrigen Kohlenstoffgehalt vermuten ließ, um eine homogene Schneide zu haben und einfach aus Prinzip ;) habe ich eine Schneidleiste aus einem C105 aufgesohlt.

Nach dem Härten und Ätzen zeigt die Schneide, ohne daß Sie im Lehmmantel gehärtet wurde eine sehr dyamische Härteline.
Der C105 ist in dieser Hinsicht ein fantastischer Stahl.

Aber auch der Kontrast zwischen den einzelnen Drähten ist nicht zu verachten. Von Silbrig über Grau bis Schwarz sind mehrere Farbabstufungen zu erkennen.
Das ganze aus "einem" Stück Seil.

Es gibt noch eine zweite Klinge, die ich aber noch nicht gänzlich fertiggeätzt habe. Diese hat mehr eine Tantoform mit etwas runderer Spitze und einem breiten Erl.

Die Maße:


Klingenlänge: 19,5 cm
Klingenhöhe: 3,4 cm
Dicke ca. : 4,5 mm




und hier die Bilder


gruß

Peter
 

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Das ist echt ein Traum von Klinge :super:

Peter, was für ein Stahlseil hast du da verwendet? War es verzinkt und wenn ja wie hast du das olle Zeugs wegbekommen?

Ich will auch schon seit langem Stahlseildamast machen. Das Seil das bei mir rumliegt ist aber verzinkt und da ich keine Vergiftung möchte hab ich bis jetzt die Finger davon gelassen :(

Gruß

Simon
 
Hallo Peter,

war das das Stück Drahtseil ohne Plastik-Seele? Und wenn ja, hast du die anderen Stücke auch schon probiert?

Das Ergebnis ist ja auf jeden Falls Spitze geworden.

Gruß

Uli
 
Freut mich das es euch gefällt.

Das Stück lag schon eine ganze Weile in der Werkstatt rum bis ich mich dann seiner erbarmt habe :steirer:

Da steckt mehr Zeit drin als in einem mehrfach so großen Damatpaket !!
Es ist nicht mal die Schwierigkeit es zu verschweißen, aber das ganze Drumherum was elendig aufhält.

@ Simon:
Ich nehme an, es war verzinkt und noch eingeölt und mit einer Seele aus Hanf so wie es sich herausgestellt hat. Obwohl es zu Anfang nach Kunststoff aussah. Das Stück muss wohl zu Ansichtszwecken präpariert worden sein.


@ Uli:
nein, das dickere Stück mit der 'Plastik-Seele' wars.


Vorgehensweise beim Verschweißen:


Das Drahtseil in die Gasesse und erst mal richtig ausbrennen.
Dabei alle Türen und die Ventilation an und aus dem Dunstkreis raus.
Nachdem es ausgebrannt war, fiel es auseinander.

Die Teileseile miteinander verdrillt so gut es ging und die Enden verschweißt.
Auf Temperatur gebracht ( rotglut ) und die erste Schippe Borax drauf.
Aufgrund der großen Oberfläche zieht das Borax komplett ein.
Nicht sparsam sein mit dem Borax und solange nachlegen, bis die Oberfläche sichtbar bedeckt ist.
Dann auf Schweißtemperatur bringen aus dem Feuer holen und verschweißen.
Vorgehensweise dabei:
Den kleinsten Hammer nehmen den man zum Schmieden nimmt ( bei mir 1 KG)
Mit leichtesten Schlägen das Seil langsam verdichten und die Hohlräume austreiben. Dabei spritzt das Borax raus und nimme Schlacke und sonstiges mit. Beim verdichten das Seil so drehen, das durch das Hämmern das Seil weiter zusammengedreht wird.
NICHT flachschmieden !!!! und NICHT aufdrehen, denn das gibt Schrott.

Man merkt schön, wie der Durchmesser immer kleiner wird. Ab einem bestimmten Zeitpunkt findet der Hammer mehr Widerstand. Nun beginnt das Seil zu verschweißen.
Die ganze Prozedur solange fortführen bis eine geschlossene Stahlstange entstanden ist, in die kein Borax mehr einsickert. An der Oberfläche sind die einzelnen Drähte reliefartig zu erkennen, aber keine tiefen Spalten mehr sichtbar.
Nun das runde Stahlstück vorsichtig auf Vierkant schmieden. die vorbereitete Schneidleiste ansetzen und verschweißen.

Ausschmieden, mehrfach normalisieren und glühen etc......
Dann Schleifen, härten und anlassen.


Wenn man sich Zeit lässt geht es ganz einfach.
Schnell mal verschmieden geht ohnehin nicht, da man Anfangs mit einer Intensität schmiedet als wolle man eine Nähnadel ausschmieden. :D

Ich denke das hilft denen die es auch mal testen wollen etwas weiter.

gruß


Peter
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Peter,

sieht auf jeden fall super geil aus!!!! :super: :steirer:

Auf meiner Liste für die nächsten Anschaffungen steht sowieso schon seit längerem: -gutes Drahtseil, für die ersten Versuche mit diesem Material
-20mm Rundmaterial C105, danach sehne ich mich schon länger, will aber erstmal meinen Vorrat an C60 aufbrauchen.

Viele Grüße

Mirco
 
Zuletzt bearbeitet:
hallo peter,

deine drahtseilklinge ist ein traum!
wie gibt`s denn das: so eine interessante linie ohne mantel???
wenn du `nur` differentiell gehärtet, also teilweise eingetaucht hast,
wird die linie doch mehr gerade und verschwommener?
wie erklärst du dir ( und uns :hmpf: :) ) das denn???

bringst du das teil mit zur messerbörse?- würd` mich echt interessieren...

mfg

gerhard

www.wieland-der-schmied.de
 
Hallo Gerhard,

die beiden Klingen wurden in der Tat ohne Ummantelung gehärtet.
(die zweite habe ich heute nochmals gehärtet, da mir die Härtelinie nicht gefallen hat.)
Getaucht habe ich beide allerdings komplett, mit einem kleinen Zeitverzug zum Rücken hin.
Der C105 ist ein Schalenhärter, der wenn die Masse des Härtegutes zu groß ist nur in der Randschicht härtet. Bei Messerklingen ist das an der Schneide allerdings eher nebensächlich.
Nicht jedoch, wenn die Rückwärme aus dem Klingenkörper dazu genutzt wird, den Martensitbereich auf die Schneide zu begrenzen.
Dabei wird die Umwandlung zum Martensit durch die aus der Klinge 'abstrahlende' Rückwärme auf den Schneidenbereich begrenzt, in Abhängigkeit von Eintauchgeschwindigkeit und Abschreckwirkung des Härtebades.
Die Welligkeit der Härtelinie rührt unter Umständen von geringfügigen Temperaturunterschieden ( bedingt evtl. durch die 'händische' Führung durchs Feuer) im Klingenkörper her. Hier kühlt der Stahl partiell eben einen Tick schneller ab.
Dem ganzen kommen die o.g. Eigenschaften des C105 zugute und münden in einer sehr akzentuierten Martensitbildung.
Beim 1.2842 oder 1.2510 hingegen, hätte man hier eine sehr diffuse Übergangszone.

Beim Härten im Mantel kann man beim C105 zusätzlich noch sehr ausgeprägte Zwischenstufengefügebereiche (was für ein Wort :lach: ) erzeugen.

Da habe ich eine andere Klinge die ich wenn's klappt später am Tage noch poste.




gruß
Peter
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Peter,

nachdem ich Deine Drahtseilklinge gesehen habe, habe ich es auch endlich geschafft mich hier anzumelden :))

Ist das aus einem der 3 Stücke entstanden, die bei Dir in der Werkstatt lagen? Wenn es davon enes ist, dann war das ein Stück Anschauungsmaterial, so ne Art Verkaufspräsentations-Stück.

Echt Super geworden !!! Aber eben sehr Zeitaufwendig. Hat sich aber gelohnt!!

Viele Grüße
Jörg
 
hallo peter,

vielen dank für deine ausführliche und profunde erklärung!
jetzt leuchtet mir die sache ein.

das bedeutet dann auch, daß man- bei gleichem vorgang und gleichen parametern- bei unterschiedlich dicken klingen härtelinien in unterschiedlichen höhen erreicht:
je dünner die klinge, desto höher die linie, bis hin zu gar keiner bei klingen mit sehr wenig volumen da kein wärmesrückstau.

das ganze macht auch klar, warum bei eingemantelten klingen die linie nicht oder nur selten mit der grenze des lehmmantels identisch ist...

wieder was gelernt, wovon ich vorher nicht mal wußte, daß ich`s nicht weiß! :D

schönen sonntag

gerhard

www.wieland-der-schmied.de
 
Genau so ist es Gerhard.

Freut mich wenn ich helfen konnte.


Hier die Bilder der zweiten Klinge, die schon vergeben ist. Diese mit einem Goldton durch einen Anlassvorgang nach dem Ätzen.




gruß
Peter
 

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Uiiii sieht das gei.... aus !!!! :super:

bleibt das goldfarbene erhalten oder nutzt sich das durch Reibung auf Dauer ab?

Jedenfalls scheint es so, dass Du im Moment wieder eine seeeehr kreative Phase hast und das freut wohl nicht nur mich :)), wie man hier sieht. Hast wohl Nachholbedarf, nachdem Du beim Schmiedetreffen nicht selbst am Amboss aktiv warst/sein konntest?!?!

Tolles Stück, extreme Superklasse, würde ich sagen.

Gib doch mal, wenn Du wllst die Maße durch, hätte vielleicht eine passende ca. 200 Jahre alte Tsuba für das Stück :lach:

Viele Grüße
Jörg
 
Hallo Jörg,


bleibt das goldfarbene erhalten oder nutzt sich das durch Reibung auf Dauer ab?

Die 'goldene Anlassfärbung' nutzt sich durch Reibung wie alle Oberflächenbeschichtungen durch Reibung schon ab.
Und eine Oberflächenbeschichtung im weitesten Sinne ist es ja schon.

Jedenfalls scheint es so, dass Du im Moment wieder eine seeeehr kreative Phase hast und das freut wohl nicht nur mich :)), wie man hier sieht. Hast wohl Nachholbedarf, nachdem Du beim Schmiedetreffen nicht selbst am Amboss aktiv warst/sein konntest?!?!

Ja das Schmieden kommt in letzter Zeit manchmal zu kurz !


Gib doch mal, wenn Du wllst die Maße durch, hätte vielleicht eine passende ca. 200 Jahre alte Tsuba für das Stück

Maße für die Klinge:

Länge Klinge: 21 cm
Höhe Klinge: 3,4 cm
Höhe am Ricasso: 3 cm
Dicke Klinge: ca. 5,4mm


Die Klinge wird heute verpackt und verschickt.
Sie hat schon ein neues Zuhause gefunden.


Gruß

Peter
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Jörg,

freut mich, das Du es geschafft hast, Dich anzumelden. :super:
Was macht das Küchenmesser, das Du beim Treffen angefangen hast?

Klär mich mal auf, was ist eine Tsuba?
 
Hallo Günther,

gut nach Hause gekommen?

Die Tsuba ist das Stichblatt (Man könnte auch Parierelement sagen) das bei japanischen Schwertern oder auch einem Tanto die Klinge quasi von dem Griff trennt. Tsubas sind im übrigen ein eigenes Sammelgebiet; da gibt es Teile u.a. auch mit Papieren von der NBTHK die Kosten ein kleines Vermögen. wenn Du willst schau mal z.B. unter www.juwelier-strebel.de , da gibt es tolle historische Stücke.

Mein Küchenmesser sieht noch genauso aus wie ich es vom Schmiedetreffen mitgenommen habe. Komme leider hier zu Hause im Moment nicht wirklich dazu etwas zu schaffen. Muss die Klinge inkl. Griff noch etwas in die Länge hauen, damit es passt. Sie ist auch noch ein wenig dick.
Aber: kommt Zeit kommt Rat, kommt Attentat.
Könnte mal so ein Jahr eine Auszeit gebrauchen um einen Teil meiner Ideen umzusetzen :))

Viele Grüße nach Österreich, (habts Ihr no en Schnee?)
Jörg
 
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