Klinge seitlich verkratzt

serienchiller

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Hallo zusammen!

Ich habe bisher immer nur meine eigenen Messer geschärft und noch nie ein Messer wirklich restauriert (außer mal neue Griffschalen für ein Schweizer Taschenmesser gebastelt). Bei Freunden lag jetzt ein ziemlich übel zugerichtetes Kochmesser in der Schublade und ich habe gefragt, ob ich mich mal daran versuchen darf. Es ist ein billiges Messer, wurde immer in der Spülmaschine gereinigt, die Spitze war abgebrochen und das Schärfteil hatte richtige Zacken aus der Schneide gerissen. Eigentlich natürlich ein Fall für die Tonne, aber ich dachte mir das wäre ein gutes Übungsobjekt und ich bekomme es zumindest besser hin als vorher. Wenn es nicht klappt ist das nicht schlimm, dann habe ich einen guten Grund den beiden ein halbwegs brauchbares Kochmesser zu schenken.

Jetzt zu meiner ersten Baustelle, bei der ich nicht weiterkomme:

Die Klinge ist seitlich ziemlich verkratzt, wie man auf diesem Foto sieht (ist in echt nicht ganz so schlimm):

http://i.imgur.com/cUveISl.jpg

Ich habe hier einen Proxxon IBS/E Bohrschleifer mit Polieraufsätzen. Mit meiner feinen Polierpaste habe ich aber keine Chance, die Kratzer sind viel zu tief. Ich habe außerdem noch diese Abziehpaste:

http://www.shop-021.de/scherenkauf-p105h22s23-10ml-Polierpaste-plu.html

(SiC, Feinheitsgrad 8 laut Aufkleber auf der Spritze). Da habe ich aber Angst, dass die vielleicht zu grob ist und die Klinge noch mehr verkratzt.

Der Stahl scheint rostend zu sein, mehr weiß ich leider nicht dazu. Es ist auch kein Hersteller zu erkennen.

Womit bekomme ich die Kratzer am besten raus, sodass es wieder halbwegs ansehnlich aussieht? Ist feines Schleifpapier besser? Wäre wirklich dankbar für jeden Tipp!
 
Ich würde es zum Start mal mit 150er Sandpapier probieren und je nach
Wunsch immer feiner werden...

Lg Funky
 
Das Standardvorgehen ist eine Schleifpapierprogression von grob nach fein. Dabei muss mit dem grobem Schleifpapier erst ein einheitliches (uniformes und unidirektionales) Kratzmuster erzeugt werden, welches dann mit zunehmend feinerem Papier wieder wegpoliert wird. Gebräuchlich ist glaube ich eine Progression von ca. 200 bis ca. 2000 Korn. So eine billig Klinge war aber vermutlich deutlich weniger poliert im Auslieferungszustand, den dürftest du vermutlich locker mit 800er oder 1000er Körnung erreichen.
 
Der Stahl scheint rostend zu sein, mehr weiß ich leider nicht dazu. Es ist auch kein Hersteller zu erkennen.
Der Stahl ist bestimmt nicht rostend, sondern hat nur Flugrost durch die Spülmaschinen-Massakrierung. (Ja, auch rostfreier rostet irgendwann). Ein nicht-rostfreier würde schon nach einem Spülgang deutlich schlechter aussehen.

Die SiC-Paste ist nicht zu grob, sondern eher zu fein. kA was Feinheitsgrat 8 da heißt, vielleicht 8µm maximale Partikelgröße? Die geht eher Richtung sehr guter 4000er bis schlechter 8000er von der Feinheit.
 
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Vielen Dank für die Tipps, ich werde es mit Schleifpapier probieren.

Dabei muss mit dem grobem Schleifpapier erst ein einheitliches (uniformes und unidirektionales) Kratzmuster erzeugt werden, welches dann mit zunehmend feinerem Papier wieder wegpoliert wird.

Also mit dem groben Schleifpapier immer in die selbe Richtung und mit dem selben Druck. Verstehe ich das richtig?
 
Tag auch,

ich habe ein ähnliches "Projekt" gerade behandelt.
Nass/ Wsserschmiergel beginnent bei 240er, 400er, dann 600er.
Wichtig ist das du einen harten "Schleifblock" hast.
Immer eine Richtung, du könntest auch quer schleifen aber es geht ja um das Finish, nicht darum die Klinge auszudünnen. :hehe:

In jedem Fall wünsche ich dir viel Spaß. :irre:
 
Vielen Dank nochmal für die Hilfe bis jetzt.

Leider bin ich entweder zu blöd oder zu ungeschickt (oder beides?). So wie bei Xerxes bekomme ich das nicht hin, trotz 1000er Schleifpapier. Man sieht immer noch einzelne Kratzer (Foto) und das sieht echt blöd aus. Inzwischen habe ich so viel geschliffen dass ich Angst habe, dass von der Klinge irgendwann nichts mehr übrig ist (war ein billiges Messer mit dünner Klinge).

Eigentlich hatte ich wegen dem Griff größere Bedenken, aber das hat ganz gut geklappt. Jetzt verzweifle ich am Metall.

Benutzt habe ich erst 280er, dann 400er dann 1000er Nassschleifpapier vom Bauhaus. Aus irgendeinem Grund gab es nichts zwischen 400 und 1000. Ich habe nass geschliffen, als Schleifklotz ein Stück Eichenholz mit etwas Kreppband umwickelt damit es sich minimal anpasst (Foto). Erst dachte ich längs der Klinge wäre besser, aber das sah blöd aus. Dann habe ich mir mein WMF-Kochmesser angeschaut, das wohl Quer zur Schneide geschliffen ist und habe das nachgemacht. Sieht aber auch nicht besser aus. Ich versuche so gut wie möglich die Richtung beizubehalten, immer hin und her. Ist das vielleicht der Fehler, sollte ich immer nur in eine Richtung streichen (als hin und nicht zurück)? Aber dann komme ich ja noch weniger voran... :confused: Oder brauche ich einfach noch feineres Schleifpapier?

Ich bin mir sicher dass ich noch irgendeinen dummen Anfängerfehler mache. Das ist mein erstes Messer, hab mir ja schon extra ein billiges vorgenommen. Aber es wäre trotzdem schön, wenn am Ende was brauchbares rauskommt. Wird das noch was?
 
Hallo, also wenn ich mich nicht täusche ist das eine Damast Klinke. Stelle die in eine lange genug in eine Beize dann bekommst DU eine herrliche Zeichnung und die Kratzer sind weg.

Grüße

DHO
 
Das klingt vielversprechend. Ich dachte immer Damaszenerstahl wäre etwas besonders edles, das Messer macht auf mich als Laie jetzt erstmal einen eher billigen Eindruck. Ich dachte das Muster wäre vielleicht nur eingeäzt o.ä. Nicht dass ich mich hier doch an einem edlen Stück austobe...:eek:
 
Keine Sorge, bevor du ein Messer händisch mit Schleifpapier funktional ruinierst, hast du bereits entnervt aufgegeben.
Das vertikale Schliffbild von Messern aus der Fabrik kommt ja durch Bandschleifer zustande, das kriegt man als Otto- Normal- Verbraucher nicht hin.
Diese Bänder sind mehrere Meter lang um die Erhitzung des Stahls zu verhindern, wenn die Klinge glüht ist die Wärmebehandlung/ Härte futsch.

Dein "Fehler" ist aber typisch für Leute die nicht aus dem Metallhandwerk kommen, quasi also für jeden Anfänger.
Man beginnt mit einer zu feinen Körnung, weil man keine Vorstellung vom Schliffbild derselben hat.
Das machen Anfänger auch gerne beim schleifen/ schärfen. Man nimmt einen zu feinen Stein und investiert viel Zeit ohne zu Potte zu kommen.:staun:
Ein Klassiker. :hehe: (Ich weiß wo von ich schreibe)

Beginne noch mal von vorn, fange mit 150er/ 180er an. Danach 240er, 400er, 600er.
Du wirst dich dann wundern wie wenig Papier du wirklich brauchst. (Max 1 Bogen pro Sorte)

Du musst ja erstmal die vertikalen Kratzer wegschleifen um wieder ein "glatte" Oberfläche zu erzeugen.
Dein Messer ist eine sogenannte Damasttapete. D.h. zwischen zwei Damastwalzstählen liegt die Schneidschicht.
Das ist nicht das Dollste, aber auch nicht das schlechteste. Richtiger Damast ist anders.
Ob hier eine Patinierung hilft, kann ich nicht abschätzen, das die Tapete aus "rostfreiem" Stahl besteht.
Patinierung kenne ich hier aus dem Forum nur bei Carbonstählen.

Aber Versuch macht klug.

Grüße

P.S: immer nur eine Seite bearbeiten, dadurch hast du die Möglichkeit den Fortschritt zu kontrollieren (vorher/ nachher). Also pro Körnung, erst eine Seite fertig schleifen. Optisch kontrollieren und dann die andere Klingenseite mit der selben Körnung, wenn Vollzug, die nächste feinere Körnung.
 
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Noch eine Anmerkung zum Schleifklotz.
Ich benutze ein Stück Hartholz 2cm x 1cm x 14 cm.
Wenn ich einen Bogen Schleifpapier halbiere komme ich auf die 14 cm.
Zum schleifen falte ich den Bogen 1 1/4 mal herum, so das nur an einer Seite eine Überlappung entsteht.

Mein Gedanke ist der, dass die "Schleiffläche" klein ist und somit mehr Druck auf die Klinge gebracht wird.
Durch die 14 cm kann ich, wenn der eine Teil verbraucht ist, den Klotz einfach um 180° drehen.
Außerdem bleibe ich mit meinen Fingern schön weit von der Schneide weg. :p
 
Vielen Dank für die ausführliche Erklärung! Ja, ich bin völliger Anfänger und habe auch sonst mit Metallhandwerk nichts zu tun. Dann fange ich einfach nochmal an, hab mich erst nicht getraut mit 150er loszulegen.

Verstehe ich das richtig, dass ich lieber längs der Klinge statt quer schleifen sollte?
 
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Hallo serienchiller,

ja quer. Also von "Erl" zur Spitze und zurück. Dabei solltest du versuchen keine "Bögen" zu ziehen, was bei meinem Schleifholz etwas Konzentration erfordert, ist aber machbar.
So schäbbig wie diese Kratzer auch sind, im Regelfall dürften sie kaum tiefer als 0,1 mm sein. Eigentlich stechen sie eben nur dadurch so hervor weil sie vertikal sind, in Längsrichtung würde man diese vermutlich nicht weiter beachten. Jedenfalls muss du das Metall um die Kratzertäler abtragen um die Kratzer zu beseitigen.
Beginne mit der groben Körnung und wechsel erst auf die feinere wenn du die Kratzer nicht mehr siehst.
Vorher produzierst du nur "verschüttete Milch", das ist im Übrigen auch der Teil der am längsten braucht.
Ich habe ein ähnliches Messer an der Magnetleiste und habe gerade versucht dies mit Essigessenz zu patinieren, wie ich bereits vermutet habe passierte nichts.
Die Damasttapete muss geätzt werden, das greifen die bekannten Rezepte mit Instantkaffee und Zitronensaft nicht. Da muss man wirklich mit einer anorganischen Säure bei.
Ich habe davon zu wenig Ahnung um irgend etwas zu empfehlen, was ich jedoch weiß ist das Salzsäure ungeeignet ist. Ein echtes NO GO! Die HCL greift die Chromzuschläge des "Edelstahls" bevorzugt an.
Da hat man zum Schluss "Lochfrass" wie bei der Calgonwerbung.

Aber zum ätzen wird die SuFu bestimmt etwas ausspucken, sofern du dir die Mühe machen willst.

Nebenbei, ein Messer ist ein Werkzeug. Mit kleinen "Kratzern" sollte man leben lernen.

@ krassi,

die Idee ist nicht schlecht.
Aber die Schleifblöcke sind eigentlich immer für Lackarbeiten/ Flächen gedacht. Durch ihre Größe verhindern sie das punktuell zu viel Druck auf eine klein Fläche ausgeübt wird.
Das erscheint mir für ein Klingenfinish nicht der geeignete Ansatz.
Die Schleifer an den Bändern benutzen ja "Schleif- hölzer/ halter" um die Klingen mit dem nötigen Druck gegen das Schleifmittel zu drücken. (Sind das eigentlich Reider?)

Ich habe versucht ein Messer mit Banksteinen zum Spiegel zu polieren. Das war mehr als verschüttete Milch, in der Fläche zu wenig Druck und zu wenig Abtrag, kein einheitliches Schliffbild (bei mir).
Dein bevorzugtes Messer- Herkunftsland (Japan) ist meines Wissens nach die einzige Nation, in der noch der Beruf des Schwertfegers ausgebildet wird. Und über diese habe ich mal eine Doku gesehen, die sollen zum Teil kleinste Steinstücke (50 Cent) nutzen um das Klingenfinish herzustellen.

Wenn man denn eine Halterung bauen wollte, dann nur mit kleinerer Schleiffläche. Dann ergibt deine Idee wieder Sinn.
Aber das bleibt dann die Frage zwischen Einsatz und Nutzen.
Mit der Zeit lernt man ja auch bei freihändigem schleifen Kratzer zu vermeiden. :hehe:

Grüße
 
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Hallo krassi,

bei einem Carbonstahl sieht die Welt wohl auch noch etwas anders aus.
Erstmal dürfte so ein "Solinger" von 1910 kaum härter als 58° Rockwell sein, andererseits unterdrückt die Patina ja viel.
Mit welcher Körnung hast du die Klinge geschliffen?
Auch wenn Photos immer lügen, bist du meiner Einschätzung bei dieser Klinge nicht feiner als 400er gegangen.
Aber du hast Recht, es sind Werkzeuge. :teuflisch
Die Frage ist eben immer die nach dem Einsatz. Wenn ich pro Körnung ca. 10 Minuten für jede Seite rechne, komme ich auf knapp 80 Minuten. Für mich ist das OK. :eek:
Ich "schrubbel" jetzt seit einem Jahr, mit mehr oder weniger großem Vergnügen, an der Kreuzblume herum.
Ich glaube der Thread hieß " Billig Lasern" oder so.
Jedenfalls habe ich eine echte Lernkurve erfahren.

Ich denke das wird auch mein erster bebilderte Beitrag, mal sehen.

Grüße
 
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Moin Ihr Schmirgel- und Politurspezialisten,

Ich denke das passt hier ganz gut rein: wie bekommt man denn bitteschön ein solch wunderbares (wenn auch leider nicht sonderlich beständiges) "Hairline-Finish" / Längsmattierung hin?

Und allgemein gefragt: inwiefern ist der Erfolg bzw. die Geschwindigkeit einer Politur vom Stahl abhängig (Legierung, Härte)?

Vielen Dank!
Philipp
 
Hinsichtlich des Erfolges bzw.. Geschwinbdigkeit ist nicht nur die Härte eines Stahls entscheidend.Wichtig ist auch die Handfertigkeit und Übung des Polierers.Auch das Schleif- (Polier-) Mittel ist ausschlaggebend.
Diamantpaste ist z.B. die Härte des Stahls relativ egal...
Noch eine Rolle spielt das Medium auf das die Poliermittel aufgetragen werden.
 
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