Servus,
ein feiner Thread, eigentlich ein ganz entscheidender Teilbereich meines Steckpferdes, der Schneidfähigkeit.
Die Geometrie ist weitgehend entscheidend für einen leichten Schnitt, wenn wir geometrische Kniffe wie Hohlkehlen, Fräsungen, Hook's, Abscherkanten und noch einiges anderes dazuzählen. Für die größte Leistung eines Messermachers halte ich die Fähigkeit, so dünn als möglich, aber so stabil wie nötig als Basis und den dazugehörigen Kniff, das ein Messer noch dazu butterweich gleitet, also so wenig wie irgend möglich am Schnittgut haftet. Ist das erreicht, dann sollte das Schnittgut auch noch so gut wie irgend möglich freigesetzt werden, dann ist das Ideal erreicht. Länge, Profil, Optik, Balance, Gewicht, Finish, Stahl usw. können dann individuell ausgewählt werden.
Hört man immer wieder: ballig auf Null geschliffen. Bitte schlagt mich nicht, aber auf Null geht aus physikalischen Gründen nicht. Daher ist die "Null" nur ein theoretischer Wert. Es gibt - zur Zeit - kein Material das auf Null geschliffen werden kann. (Schlaumeier aus).
Dann wählen wir die richtige Begrifflichkeit, also ballig bis zum Schneidenstumpf geschliffen. Roman Landes verwendet in seinem Buch den Begriff "Schneidenstumpf" weil er richtig ist. Heute wissen wir durch Elektronenmikroskope das selbst bei extremster Progression die Schneidenspitze ein Plateau unterschiedlichster Dicke und Form und Zerklüftung ist. Gemeint ist also die konvexe Kurve vom Rücken der Klinge bis an die jeweilige Plateauseite.
Super wenn man sich das vorstellen kann, falls man solche Bilder noch nicht gesehen hat.
So ist der Weg vom Rücken bis zum Schneidenstumpf gepflastert mit Irrtümern, Falschannahmen und daraus resultierend schlechten Schliffen. Eine perfekte Geometrie und Flankenbeschaffenheit für alle zu schneidenden Lebensmittel ist mir noch nicht untergekommen. Was bei einer Süsskartoffel wirkt, kann an einer Gurke nerven. Deshalb sind Berufsköche ja so schmerzbefreit, da sie wissen, ohne Kompromisse geht nix, oder ich wechsle häufig die Messer.
Freaks wie ich, fokussieren Schneidfähigkeit nur noch auf jene Lebensmittel, die ich regelmäßig verwende und die jeweilige Schnitttechnik die ich bevorzuge. Darauf abgestimmt, bringen mich manche Konzepte ins Nirwana und andere lassen mich kalt. Ich brauche also einen soliden Allrounder, einer Art Zehnkämpfer der in allen Disziplinen gut bis sehr gut ist, aber in keiner überragend. Dann brauche ich Messer die in bestimmten Bereichen extrem sind. Extrem Schneidfähig ( für mein Schnittgut wohlgemerkt ) extrem Foodrelease-Lastig, dann welche die beides perfekt fussionieren, dann extremem Taper als Schubschnittmacht usw.
Das Einzelmesser das alle Disziplinen überragend beherrscht ist mir noch nicht untergekommen.
Hier ein paar Bilder um das zu verdeutlichen, was Extreme sind:
Dünnschliff extrem:
Foodrelease extrem Flanken:
Geometrie/Schliff
Taper extrem:
Gruß, güNef