Klingenmaterial - Stahl von Sägeblättern aus Sägewerk?

baxter

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Hallo Schärf-gemeinde!

habe letzte wochen meine erstes handmade fertiggestellt, die klinge
hab ich aus einem alten stück metallsägeblatt einer elektrischen bügelsäge geschliffen, vermutlich HSS,
schneidhaltigkeit muss ich erst noch sehen.
aber dann hab ich was gefunden:
habe noch 2 riesige sägeblätter eines Sägewerks hier liegen,
sind 2,3mm dick und 1,5 m lang!

wer weiss etwas über die stahlsorte?
an der schleifscheibe ist das funkenbild ein bisschen kräftiger als bei
hss, auch heller.
eins der blätter ist glaub ich sogar an den flanken verchromt.

hat schon mal wer ein messer aus diesem material gemacht?

gruss ausm niederbayerischen!°
 
Hi baxter, willkommen im Forum!

Ich selbst hab (noch) keine Erfahrung mit Sägeblattstahl, aber benutz doch mal die Suchfunktion, da findest du mit Sicherheit was!
Besonders das mit den Kreissägeblättern wurde vor einiger Zeit noch besprochen.

Ciao, Basti
 
....habe noch 2 riesige Sägeblätter eines Sägewerks hier liegen, sind 2,3 mm dick und 1,5 m lang!

wer weiß etwas über die Stahlsorte? ....eins der Blätter ist, glaube ich, sogar an den Flanken verchromt....Hat schon mal wer ein Messer aus diesem Material gemacht?...
Das ist hervorragendes Material für Klingen (anders als HSS/SS). Wenn Du die Chromschicht abschleifst, kannst Du den Stahl als Damastwerkstoff verwenden.

Gruß

sanjuro
 
Tnx erst mal für die infos, aber ans damasten wage ich mich erst mal ned.
Wie kann man denn rauskriegen, welcher stahl sich da versteckt?
eingestempelt ist da nämlich gar nix.
gibts da tricks, wie z.b. ausglühen oder ähnliches um da was zu erfahren?
 
80CrV2? Ist das nicht ein wenig mutig, sich auf einen Stahl festzulegen?

Vorher sollte man zumindest klären, was für ein Sägewerk das ist. Die verwenden alle sehr unterschiedliche Stähle je nach geschnittenem Material (Hartholz, Weichholz, Marmor, Granit...), sagt meine Erfahrung.

Beispiel 1: http://messerforum.net/showthread.php?t=31118 - Dietmar hat da zwei unterschiedliche Sägeblätter-Stähle aus dem selben Sägeblatt zu einem Damast verschweißt. Selbst wenn einer davon 80CrV2 gewesen wäre (okay, beides besondere Legierungen, nix aussem Stahlschlüssel), kann es der andere unmöglich gewesen sein.

Beispiel 2: Mein geliebtes Bowie. Eigentlich sollte es meine Antwort auf Busses "Battle Mistress", vulgo "Battle Bitch" werden... aber seit ich den Stahl vor mir hatte, heißt das Ding nur noch "Schlampe". Funken rötlich, kaum C-Explosionen, erinnerte an HSS. Eine Stunde durchgeglüht, drei Stunden in Kohle abgekühlt... Feile packt nicht mehr. Das Zeug härtet bei der kurzen Bewegung aus der Esse in den Kohleneimer an der Luft schon durch. Aber selbst seitliches Schlagen auf den Amboss zerlegt die Klinge nicht, wir werden also noch Freunde...

Ein erster Versuch (am Bremecker Hammer... vor Fach-Publikum...) mit kürzerer Haltezeit war ebenso peinlich. Momentan benutze ich das Ding, um neue Schleifmittel zu testen.

Geschenkt habe ich das Stück übrigens von einem Freund gekriegt, der versucht hat, das Zeug in ein Damastpaket zu packen und nichts gebacken gekriegt hat - und der schweißt auch schon mal einen Schraubenschlüssel in seine Pakete, der kann also richtig was.

Baxters Beschreibung des Funkenfluges klingt nach einem Stahl wie aus meinem 2ten Beispiel. Das wird harte Arbeit, also: Probestück mitnehmen, rumflexxen und feilen, mal so durchkühlen lassen und die Härte testen, mal in Wasser abschrecken und Bruchkante angucken... und irgendwo ein Stück 2842 oder 2510 haben damit man an dem Tag auch noch ein Erfolgserlebnis hat. :)

MfG,
Tierlieb

P.S.: Das Bowie ist noch lange nicht fertig... am 8.10. habe ich das Monster und ein paar Reststücke aber wieder dabei.
 
@tierlieb
nix für ungut, aber in dem von dir zitierten beitrag findet sich sogar eine analyse der stähle
Stahl 1:0,710 C - 0.247 Si - 0,426 Mn 0,418 Cr 0,818 Ni
Stahl 2:0,588 C - 0,366 Si - 0,427 Cr

der 80crv2 ist quasi standart. ich habe in meinen semesterferien mal ein paar tage im internet recherchiert und mehrere hersteller von holzgattersägeblättern haben auf 80crv2 verwiesen. dies hat auch das eine stahlwerk getan.

bei meinen sägeblättern -mit identischen abmaßen- habe ich einen härtetest gemacht und habe bei ~800° glashärte und feinstes gefüge bekommen...
 
Hallo Allerseits!

Narrisch viel infos kriegt ma hier :super:

wahrscheinlich werd ich mich mal mit diesem stahl näher beschäftigen.
aber was mich interessiert:
der härte- und anlassvorgang, was ist damit gemeint?
oder besser gesagt: sollte ich überhaupt den stahl wärmebehandeln?
wie stelle ich fest, ob er schon gehärtet oder ähnliches ist?
Gibts evtl einen thread hier im forum, der das abhandelt?

Und: kann man den stahl z.b. weichglühen um ihn besser bearbeiten zu
können und anschliessend wieder härten? oder ist besser einen bereits gehärteten rohling zu schleifen?
 
Such mal mit Stichworten wie "Wärmebehandlung", "Sägeblatt", "Anlassen" etc. Da findest Du einiges, und paar Grundlagen zum Verständnis (gerade zu Härten und Anlassen) musst Du Dir sicher anlesen.
Der 1.2235 ist ein gängiger Stahl für HOLZ-Gattersägen.
Sägeblatter werden oft federhart eingesetzt, so um die 50 Hrc. Auch damit könnte man schon ganz gut schneiden, aber für den Gebrauch als Messer würde man solch einen Stahl normalerweise härter verwenden, an die 60 Hrc (also nach dem Klingenschliff nochmal Härten und Anlassen).
Ob Du ihn so vernünftig bearbeiten kannst merkst Du ja selber schnell. Einem Bandschleifer ist das ziemlich wurscht, von Hand oder beim Bohren macht es schon weniger Spaß, da ist Weichglühen sicher eine sinnvolle Alternative.

Gruß Rainer
 
@tierlieb
nix für ungut, aber in dem von dir zitierten beitrag findet sich sogar eine analyse der stähle
Stahl 1:0,710 C - 0.247 Si - 0,426 Mn 0,418 Cr 0,818 Ni
Stahl 2:0,588 C - 0,366 Si - 0,427 Cr
Jupp, deswegen schrieb ich ja:
Selbst wenn einer davon 80CrV2 gewesen wäre (okay, beides besondere Legierungen, nix aussem Stahlschlüssel), kann es der andere unmöglich gewesen sein.
Wollte nur darauf hinweisen, daß die Auswahl wohl um einiges größer sein kann. Erka weißt ja auch darauf hin, was üblich ist.
Aaaaber:
Baxter schrieb:
an der schleifscheibe ist das funkenbild ein bisschen kräftiger als bei hss, auch heller.
Die Beschreibung von Baxter klingt imho nicht nach einem fast reinen Kohlenstoffstahl mit ganz wenig Chrom und noch weniger Vanadium. Sondern eben eher wie der Stahl aus meinem Beispiel 2, der auch aus dem Holzbereich stammt (hätte ich erwähnen sollen).

HSS macht ja ziemlich eindeutige Strahlen mit wenig Funken, da vertut sich auch ein Anfänger eher nicht, während 80CrV2 im Vergleich schon ordentlich sprühen müßte. Funkenprobe/Funkenbilder

Daß 80CrV2 häufig ist, möchte ich gar nicht bestreiten - denn soviel Stahl habe ich in meinem Leben noch nicht gesehen, als das ich mir da eine Aussage zutrauen würde.

Baxter schrieb:
Der härte- und anlassvorgang, was ist damit gemeint?
oder besser gesagt: sollte ich überhaupt den stahl wärmebehandeln?
wie stelle ich fest, ob er schon gehärtet oder ähnliches ist?
Gibts evtl einen thread hier im forum, der das abhandelt?
Ja, es gibt genügend Threads, die das erklären. Suchen mit "Härten" und "Anlassen" findet das einiges, obwohl ich auf Anhieb nicht wüßte, ob ein Grundlagenthema dabei ist.

Kurzum:
- Härten bedeutet, den Stahl auf Härte-Temperatur zu bringen (bei den hier beliebten niedrig legierten Stählen so um 780°C) und dann in einem anderen Medium (Öl klappt fast immer) abzuschrecken.
- Anlassen bedeutet, danach die Härte ein wenig zu senken und dafür eine Menge Flexibilität zu gewinnen, indem man mit geringeren Temperaturen (so um die 180°C für die üblichen Verdächtigen) dran herumfuhrwerkt.
- Weichglühen bedeutet, den Stahl hoch zu erhitzen und dann langsam abkühlen zu lassen, damit er zur Bearbeitung weich ist.

Was die einzelnen Werte sind, hängt vom Material ab (Beispiel waren wie gesagt für die niedrig legierten Dinger, 80CrV2 dürfte man damit recht gut treffen) - und wie genau Du sie triffst, von Deiner Erfahrung und vor allem Deiner Ausrüstung.

Ob Du das alles machst, hängt davon ab, ob Du es kannst. Wenn nur irgendwie möglich, dann mach es. Ansonsten verbrauchst Du Unmengen Schleifmittel beim in-Form-schleifen und hast nachher vielleicht einen durch stetiges Erhitzen beim Schleifen wenig harten oder durch häufges Abkühlen einen sehr verspannten Stahl.
Erka scheint einen Bandschleifer zu haben, der wenig Probleme mit gehärtetem Stahl hat, aber ich bin zu geizig, um gehärteten Stahl zu schleifen, wenn ich auch weichglühen kann. Das spart mir teure Bänder, kostet mich aber ein wenig mehr Gas oder Kohle.

MfG,
Tierlieb
 
Das ist - wenns der 80CrV2 ist - ein phantastischer Klingenstahl, aus dem man sehr viel herausholen kann. Es wäre jammerschade, dieses Potential zu verschenken, indem man möglichst flott nur einfach eine Klinge draus macht.
Man steckt doch soviel Arbeit rein, da sollte es auch möglichst gut sein.

Ich würde diesen Stahl immer richtig wärmebehandeln. Also weichglühen (am besten kontrolliert bei 680 bis 710°, die rausgetrennten Stücke, lassen sich auch prima im Grill in einem mit Lehm abgedichteten Wasserleitungsrohr machen). Dann korrekt härten (800 bis 830°, (Daten aus dem Stahlschlüssel), und auf jeden Fall sorgfältig anlassen, so 180 bis 200° sind da schon ok. Bei 200° sollte man ca. 60 HRC erwarten. Dauer des Anlassens: ich nehme immer 2h im Backofen, kannst auch eine Friteuse nehmen, sofern man bis ca. 200° gehen kann.
 
Hallo allerseits nochmals!


Ich habe inzwischen ein messer aus oben erwähntem 80crv2 praxiserprobt (am hasen und am fasan)
das ergebnis ist nicht gerade berauschend.
die schneide ist ratzfatz weg!
ich vermute mal wegen der fehlenden WB. :-(

allerdings kann ich die klinge mit einer feile bearbeiten, also
ist der stahl nicht wirklich hart.


gestern machte ich härt-versuche.

hab mit einer gasflamme ein stückchen stahl geglüht und abgeschreckt.
in der folge konnte ich den stahl tatsächlich nicht mehr mit einer feile
bearbeiten! :) am schleifbock merke ich allerdings keinen unterschied vom funkenbild des unbehandelten und gehärteten stahl, wohl aber wenn man mit einem kleinen schlosserhämmerchenauf das plättchen schlägt! 3 teile, also sehr spröde, hab allerdings auch nicht angelassen.

wie negativ wirkt sich denn eine zu hohe härt-temperatur aus?, was ist da tolerierbar?
 
Zuletzt bearbeitet:
Also ich gehe mal davon aus dass mein Sägeblatt aus ähnlichem Material ist wie deines.
Ich härte es immer so:
Da ich jeden Tag andere Lichtverhältnisse habe nehme ich immer ein Stück was über war (Abfall) und erhitze es in der Esse bis der Magnet nicht mehr greift, bei meinem Licht dunkles Orange, dann geh ich etwas höher, helleres Orange, und härte in Öl!
Dann mach ich einen bruchtest und schau mir die Bruchfläche an, wenn sie schön samtig grau und fein ist dann war ich richtig, wenn sie sehr grobkörnig ist dann war ich zu hoch mit der Temperatur.
Danach geh ich ans Messerhärten, dass kommt dann noch dem Härten sofort in den vorgeheizten Backofen ich fang bei ca 150° an min. 1Std, meist 2-3, danach abschrecken und wieder rein je nachdem wie ich die Klinge will dann geh ich auch auf 180-200°.

Bei meinen Gebrauchsprügeln, wird nach dem Anlassen noch einmal der Rücken selektiv erhitzt, das mach ich dann so:
Ich schneide in einem Stück Holz eine Rinne so tief wie ich die Schneide hart lassen will, dann misch ich Maisgrieß mit Salz etwa 1:1 und mach mit Wasser einen Brei. Der Brei kommt in die Rinne, dann die Klinge dazu und den Rücken mir Brenner anlassen ich gehe immer über das Blau hinaus bis Grau um die Blausprödigkeit zu vermeiden.
So dann ist die Klinge vertich, nur noch den harten Maisteig abkratzen und weiter wie gehabt.
Viel Erfolg! Der stahl ist wirklich sehr gut und der aufwand lohnt sich.
 
ich nochmal :hmpf:

jetz is mir noch was eingefallen:
ist es möglich, z.b. nach weichglühen des 80crv2-stahles
mit z.b. relativ weichen, schwarz-weiss-tauglichen elektroden ein
parierstück aus edelstahl (oder wie das ding heiss, damit der zeigefinger heil bleibt) anzuschweissen und nachher wieder zu härten?
ich denke da so an inoxend-elektroden oder ähnliches

oder geht mir dann genau an der schweissstelle die klinge verloren?
 
also wenn du mich fragst, würde ich es lassen!

bei schweißen schmilzt du den stahl an => seigerungen, spannungen & co

löte lieber hinterher mit weichlot ein stück neusilber an...
 
ist es möglich, z.b. nach weichglühen des 80crv2-stahles
mit z.b. relativ weichen, schwarz-weiss-tauglichen elektroden ein
parierstück aus edelstahl anzuschweissen und nachher wieder zu härten?

Natürlich ist das möglich ;-))
Ob es auch sinnvoll ist weiss ich nicht. Auf jeden Fall würde ich (wenn überhaupt schweissen) NACH dem Schweissen die gesamte WB einschliesslich Weichglühen durchführen.

Aber was mich mehr interessiert: Was sind "schwarz-weiss-taugliche elektroden"?

Hans
 
Hallo Hobby

"Schwarz-weiß" heißt nix anderes, als zum Verbinden von (rostfreien)Hoch- und Unlegierten Stählen geeignet.

Ich würde das aber auch nicht machen, weil riskant und überflüssig.

Der 2235 ist wie gesagt so ziemlich der verbreitetste Werkstoff für Holzgattersägen und für Messer sehr gut geeignet. Aber nur, wenn die WB stimmt! Wie immer halt. Da die Sägeblätter ab Werk sehr sauber Wärmebehandelt sind, genügt es aber, wenn man nicht schmiedet, einfach nochmal zu härten, um hohe Härte und feines Korn zu erreichen. Kommt aber auch darauf an, wie sauber man zerspant, also ob man noch Spannungen einbaut...
 
Servus nochmal!

hab grad wieder mit dem stahl rumexperimentiert

ein paar erkenntnisse:

-härtetemperatur genau bestimmen - geht nicht :confused:
-Anlassen - funktioniert ganz gut!
von anfänglichem leichte hammerschlagzerbrechen bin ich bei meinem
probeflacheisen jetz schon aufs draufdreschenundherhalten gekommen :)

ausserdem konnte ich bisher mit einem körner eine delle in den stahl schlagen (körner wurde dabei allerdings auch stumpf)

beim 220 grad-angelassenen probestück bleibt der stahl jetz unversehrt,
körner ist vorne platt :hehe:

gibts irgendeine einfache werkstatt-methode um kurz die härte, bzw schlagzähigkeit festzustellen?

Gruss ausm Niederbayerischen!
 
Wenn es einfacher sein soll als du´s gemacht hast:
Woher kommen wohl die Kerben bei alten Ambossen in den Seitenflächen und im Fuß? :hehe:
 
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