Klingenstand bei Laguiole korrigieren?

Genever

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Frage ans Forum und gleich ein Sorry vorweg, falls ich die Suchfunktion des Forums nicht hinreichend genutzt haben sollte:
Kann ich mit "Hausmitteln" den Klingenstand eines Laguioles (bzw. jedes anderen Klappmessers mit vernieteter Klingenachse) verbessern?

Hintergrund: ich habe ein neues Messer erworben, das ich auf keinen Fall reklamieren oder tauschen möchte, das aber einen etwas, ich nenne es mal "außermittgen" Klingenstand aufweist. Das ist kein Beinbruch, aber wenn ich es mit den Mitteln meiner Werkstatt zentrieren könnte, würde ich mich sehr freuen.

Danke vorab.
 
Das ist von der Papierlage her schwierig zu beurteilen. Die Fehlstellung kann ja verschiedenen Ursachen haben - Achse, Lauffläche der Klinge nicht ordentlich plan geschliffen, leicht verzogene Klinge. ich habe das bei einem älteren Stück schon mal gemacht, Achse rausgetrieben, plan geschliffen und neu vernietet. Ein Laguiole ist ja kein technisches Wunderwerk :)

Gruß

Uli
 
Vielleicht reinigst Du das Messer zunächst gewissenhaft, oft gibt es noch störende Fertigungsreste.
Was das Zentrieren angeht-
Du kannst versuchen die aufgeklappte Klinge auf eine Tischkante zu legen. Auf den überstehenden Griff kannst Du versuchen im vorderen Drittel voooorsichtig händisch etwas Druck auszuüben. Man muss sich da
heran tasten. Das Messer immer wieder schließen und den Klingenstand kontrollieren.
Mir ist es damit gelungen einige schleifende Klingen besser zu zentrieren.

Gruß Excalibur
 
Ich hatte unlängst zu dem Thema ein Video gesehen (Mr. Laguiole? :unsure:), da wurden verschiedene franz. Laguiole-Schmieden dazu befragt. Das scheint "Standard" zu sein und durchaus ein "Qualitätsmerkmal" für echte Handarbeit zu sein. Das wurde auch mehrfach technisch erklärt, ich weiß aber leider nicht mehr, warum es so ist, wie es ist. Und das Video fand ich jetzt auf die schnelle auch nicht mehr.
Falls es für dich wichtig ist, einfach mal bei Mr. Laguiole nachfragen, dort.bekommst du fundierte Antwort.
 
Ich habe eine ganze Reihe französische Messer, Laguiole, französische Regionalmesser, alle aus derselben Qualitätsschmiede, und auch Großserienmesser von Opinel, Nontron, Tarrerias Bonjean, MC Cognet. Dass da irgendwelche Klingen 'standardmäßig' schräg sitzen, und dass das gar ein Qualitätsmerkmal sein soll, kann ich bisher nicht bestätigen. Ich bestelle in Frankreich und Italien direkt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Natürlich ist es technisch und für den Nutzwert eines Folders völlig irrelevant, ob die Klinge sauber in der Mitte steht, oder nicht. So lange sie kein Spiel hat. Die Ursachen sind ja auch nicht schwer zu verstehen.
Dennoch gibt es eben unter Messerliebhabern auch den Blick auf Fit und Finish.
Und wer hier patzt, wird nie höchstes Ansehen gewinnen. Zumindest auf dem deutschen Markt.
Die für den Hersteller kostengünstigste Vorgehensweise ist natürlich, die Messer marktspezifisch zu sortieren. So hat er in der Produktion keinen Mehraufwand und nur zufriedene Kunden.
Auf die Nase fällt dann aber der, der aus einem unsensiblen Markt nach Deutschland importiert.
Ein Qualitätsmerkmal ist eine schiefe Klinge nie. Wird höchstens von verschiedenen Kunden/Märkten mehr oder weniger toleriert.
 
Erst mal vielen Dank für die Beiträge. Gereinigt habe ich das Messer ohnehin, das mache ich bei fast allen neuen Messern.
Wie von @excalibur vorgeschlagen, habe ich versucht, ein bisschen zu biegen - und auch ein bisschen mehr. Leider ohne Erfolg. Zu mehr Gewalt fehlt mir der Mut. Am Ende habe ich eine lockere Klingenachse und Klingenspiel, das würde mich noch viel mehr ärgern.

Das verlinkte Video habe ich angeschaut. Interessant, aber was sollen die Hersteller auch anderes sagen? Natürlich ist die handwerkliche Arbeit ein Grund für Fertigungstoleranzen. Menschen sind keine Roboter. Aber die Manufaktur-Fertigung wäre halt auch die Lösung. Wenn eine Achse schief eingenietet wurde, merkt man das bei Handarbeit sofort. Bei konsequenter Qualitätssicherung dürfte das Messer dann nicht in den Verkauf und müsste neu zusammengebaut werden. Das erhöht den Preis oder mindert die Marge von Herstellern und Verkäufern. Oder, wie @ebenezer vorschlägt, müsste marktsensibel sortiert werden.

Ich habe an anderer Stelle schon mal geschrieben, dass ich nahezu alle meine Messer auch benutze. Ein Laguiole wird bei mir aber kein hardcore-User. Solch ein Messer kaufe ich wegen seiner Eleganz, Machart, Materialien, handwerklichen Kunst, etc. Und ab einer gewissen Preisklasse, erwarte ich neben der handwerklichen Kunst eben auch solides Handwerk - und damit auch einen mittigen Klingenstand. Beim konkreten Messer passt das wie es ist. Hätte ich es "begradigen" können, hätte ich mich gefreut. So habe ich jetzt einen "Rechtsträger".
 
Servus Genever,
was die Laguiole angeht, sprichst Du mir aus der Seele. Es ist ja in Frankreich durchaus nicht unüblich,
dass man beim schicken Abendessen, mit Freunden und Kollegen (jeweils auch -innen), sein eigenes Laguiole auspackt,
das sorgt auch beim noch so gestrengen 'Chef de Salle' (oder Chefin) im Restaurant nicht für hochgezogene Augenbarauen.
Madame hat natürlich ihr Eigenes. Auch sonst nehme ich die Laguiole's maximal zum 'casse-croûte', dem französischen
Pendant zur Brotzeit.
Unsere hochwertigen Franzosen sind von Fontenille Pataud.
Laguiole knives and French pocket knives handmade in France (https://www.fontenille-pataud.com/en/)
Rudi
 
Wenn es mal ein französischer 'Brecher' sein muss, nehme ich gerne ein ziviles C.A.C.
von Tarrerias Bonjean. Das ist das offizielle Dienstmesser der französischen Armee. Die
Dienstfarben gibt es nur dienstlich, meines ist in 'Coyote'. Das Messer steht auf der
offiziellen Versorgungsliste der Armée de Terre, Ersatzteile dürfte es jahrzehntelang geben.
Dass ein offizielles Dienstmesser einen Korkenzieher hat, sagt schon was. 😊
DSC00113.JPG


C.A.C. (https://tb-outdoor.com/fr-be/collections/c-a-c)
 
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