Grenzer
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Hi,
Wie in dem anderen Beitrag eben schon vermerkt, hatte ich im Rahmen der Knife_2023 ein Messer für den Knifeaward hergestellt. Hier möchte ich euch gerne einige Bilder zu dem Projekt zeigen und euch einen Einblick in den langen Herstellungsprozess geben. Vorab vermerkt, gewonnen habe ich damit leider nicht, aber es war cool mit dabei gewesen sein. Zum Schluss gibts noch ein Fazit zu dem Event selber .
Also zum ersten Bild... Es gab einige Vorgaben zu dem Knifeaward 2023; neben der Messergröße musst alles aus einer Hand hergestellt sein, also keine Kooperationen oder Zusammenarbeiten. Dazu musste das Messer einer Geschichte gewidmet sein, die Topic hies "Es ware einmal ein Messer", also das Messer musste mit einer Geschichte verknüpft werden. Da hatte ich ein kleines Problem, weil in meiner Geschichte nicht direkt ein Messer drin vorkam, wobei das Reglement etwas verwaschen definiert war und auch ausgeführt wurde. So, genug rausgeredet; mein Thema war die Geschichte von Noah und der Sintflut. Bezogen wurde das Messer auf das anschließende Opfer von Noah, sozusagen das "Opfermesser". Der Name des Messers ist "Zeitenwende".
Geschmiedet habe ich die Klinge aus 5 Damastblöcken, drei davon mit je ca. 550 Lagen wilder Damast, die verbliebenen zwei Lagen sind aus ca. 30 Lagen groben Torosionsdamastes. Tipp; wenn ihr das Bild GROSS darstellen möchtet, dann rechte Maustaste auf das Bild und "in neuem Tab öffnen" wählen.
In der Klinge habe ich ein Goldinlay aus 750er Gelbgold eingesetzt, welches eine Taube darstellt. Das war ziemlich schwierig, weil in der "Parierstange" eine komplexe Gravur ist, die in die Klinge überläuft. Das heißt, die Parierstange musste fertig sein, bevor die Klinge fertig wärmebehandelt war, weil der gehärtete Stahl nicht zu gravieren ist. Dann musste die Klinge auch fertig gehärtet, poliert und geätzt sein, bevor ich das Goldinaly setzen konnte, weil der Überstand des Goldes sonst beim polieren hinderte. Beim Setzen von Inlays enstehen wiederum Kräfte, die zu Kantenausbrüchen der Inlaytaschen führen können. außerdem durften beim Inlay setzen keine Bearbeitungsspuren auf der fertigen Klinge entstehen, was auch bis auf zwei winzige Pleiten unter dem Schwanz der Taube gut ging. Wie man so schön sagt, ich musste alles auf eine Karte setzen.
Die Gravur in der Parierstange ist an das Deckenfresko von Michelangelo in der Sixtinischen Kapelle angelehnt. Ich muss dazu sagen; es war eine Nummer zu unmöglich das 1 zu 1 zu übernehmen, wieder was gelernt. In Zahlen ausgedrückt, in dem ganzen Projekt wurden mehr als 150 VHM Rotorfräser verblasen. Davon nur einen einzigen im Goldinlay, was wirklich wie Urlaub war, zumindest einmal für meine Fingergelenke. Die Parierstange ist ebenfalls aus ca. 550 Lagen Damast und auf Klingenhärte.
Als nächstes im Griff kommt ein Stück versteinerter Meeresboden, auf dem Griffrücken sind noch Abdrücke der Muschelschalen belassen. Der Bogen zum nächsten Stahlelement ist im Stein noch mit einer Diamantscheibe geschliffen, alle anderen Bogenübergänge (im Stahl und Holz) musste ich dann von Hand einpassen. Zwischen Holz und Stahlbogen ist eine Lederlage als elastisches Kissen (absorbieren von Längenausdehnung), aber der Übergang ist perfekt Spaltlos gearbeitet. Das Stahlstück in der Griffmitte ist aus 1.2510, welches auch einer der Damaststähle ist, handgraviert und gehärtet. Die "Spiegel" in der Mitte sind handpoliert, wobei da 1.2510 nicht der richtige Stahl ist, aber ich bleibe lieber einheitlich vom Stahl im Messeraufbau. Trotzdem ist das nicht ganz korrekt.
Als nächstes kommt ein Stück Mooreiche, was der biblischen Historie nach zwar nicht in die Epoche passt, aber immerhin ist das Holz alt...
Die Endkappe bedarf wieder mehr Text. Das Material der Endkappe ist eine Kupferlegierung mit ca. 10% Silber und 5% Goldanteil, die ich dafür auch mixen musste, ja kleine Lunker sind mit drin... Die Griffmutter hält den Griffaufbau über ein M8 zusammen, das ist recht groß vom Gewinde her, aber größeres Gewinde = größere Gewindekräfte. So reicht es wenn die Mutter nur "handwarm" angezogen ist und so kein Werkzeug zur Demontage nötig ist . An sich ist alles an dem Messer rein mechanisch gefügt, künstliche Stoffe sind gar nicht eingesetzt. Nur das Gold und der Bernstein in der Griffmutter können nicht zerstörungsfrei demontiert werden.
Erst hatte ich ein schwarzes Katzenauge für die Griffmutter vorgesehen, das war aber überhaupt nicht mit dem Gesamtkonzept stimmig, dehalb kaufte ich den Bernstein noch nach. Diesen musste ich dann vom Außendurchmesser anpassen und natürlich wieder aufpolieren. In dem Bernstein ist eine winzige Spinne eingeschlossen, die Spinnenart ist ausgestorben, den Namen kann ich jetzt leider auch nicht aufführen, weil die gesammte Dokumantation noch im Klingenmuseum Solingen liegt.
Jetzt wie angekündigt noch ein Schlussfazit zum ganzen Thema Knifeaward. Ich persönlich hatte große Euphorie was mein Projekt betraf, was mich schlussendlich an die Grenzen meiner Fähigkeiten und darüber hinaus geführt hat. Ich weis nicht wer die Messe und den Knifeaward verfolgt hat, aber es waren absolute Meisterwerke dabei. Besonders beeindruckt hat mich das Themenmesser "Krabat" und ein sog. "Champagnermesser", beide waren meiner Meinung nach kaum zu toppen und genau das waren die Kandidaten mit denen ich mich auch messen wollte. Die Wahl des schlussendlichen Gewinners hat mich dann aber sehr überrascht. Sei der Award dem Gewinner von Herzen gegönnt aber die fachliche Beurteilung der Jury ist für mich persönlich nicht plausibel, hätte ich diese Umständ im Vorfeld gekannt, hätte ich definitiv nicht an dem Event teilgenommen. auch die Preisverleihung war für mich alleine vom Ablauf her eine Enttäuschung. Wenigstens hätte man ja die fachlichen Gründe und Themenbezüge die zur Entscheidungsfindung beigetragen haben aufführen können . Vielleicht kommt ja auch noch ein Feedback das ich mitnehmen kann. Hoffentlich wird der "Aftertalk" besser geführt, ausführliche Beiträge im Messermagazin erstellt usw...
Das Positive das ich der Sache für mich abgewinnen kann ist, das ich dieses Messer "Zeitenwende" hergestellt habe, wovon ich jetzt sage; nur wenige wie dieses werden aus meiner Hand folgen.
Danke fürs Lesen, eure konstruktive und kritische Meinung ist willkommen,
Gruß, Michael
- von Moderation gelöscht -
Wie in dem anderen Beitrag eben schon vermerkt, hatte ich im Rahmen der Knife_2023 ein Messer für den Knifeaward hergestellt. Hier möchte ich euch gerne einige Bilder zu dem Projekt zeigen und euch einen Einblick in den langen Herstellungsprozess geben. Vorab vermerkt, gewonnen habe ich damit leider nicht, aber es war cool mit dabei gewesen sein. Zum Schluss gibts noch ein Fazit zu dem Event selber .
Also zum ersten Bild... Es gab einige Vorgaben zu dem Knifeaward 2023; neben der Messergröße musst alles aus einer Hand hergestellt sein, also keine Kooperationen oder Zusammenarbeiten. Dazu musste das Messer einer Geschichte gewidmet sein, die Topic hies "Es ware einmal ein Messer", also das Messer musste mit einer Geschichte verknüpft werden. Da hatte ich ein kleines Problem, weil in meiner Geschichte nicht direkt ein Messer drin vorkam, wobei das Reglement etwas verwaschen definiert war und auch ausgeführt wurde. So, genug rausgeredet; mein Thema war die Geschichte von Noah und der Sintflut. Bezogen wurde das Messer auf das anschließende Opfer von Noah, sozusagen das "Opfermesser". Der Name des Messers ist "Zeitenwende".
Geschmiedet habe ich die Klinge aus 5 Damastblöcken, drei davon mit je ca. 550 Lagen wilder Damast, die verbliebenen zwei Lagen sind aus ca. 30 Lagen groben Torosionsdamastes. Tipp; wenn ihr das Bild GROSS darstellen möchtet, dann rechte Maustaste auf das Bild und "in neuem Tab öffnen" wählen.
In der Klinge habe ich ein Goldinlay aus 750er Gelbgold eingesetzt, welches eine Taube darstellt. Das war ziemlich schwierig, weil in der "Parierstange" eine komplexe Gravur ist, die in die Klinge überläuft. Das heißt, die Parierstange musste fertig sein, bevor die Klinge fertig wärmebehandelt war, weil der gehärtete Stahl nicht zu gravieren ist. Dann musste die Klinge auch fertig gehärtet, poliert und geätzt sein, bevor ich das Goldinaly setzen konnte, weil der Überstand des Goldes sonst beim polieren hinderte. Beim Setzen von Inlays enstehen wiederum Kräfte, die zu Kantenausbrüchen der Inlaytaschen führen können. außerdem durften beim Inlay setzen keine Bearbeitungsspuren auf der fertigen Klinge entstehen, was auch bis auf zwei winzige Pleiten unter dem Schwanz der Taube gut ging. Wie man so schön sagt, ich musste alles auf eine Karte setzen.
Die Gravur in der Parierstange ist an das Deckenfresko von Michelangelo in der Sixtinischen Kapelle angelehnt. Ich muss dazu sagen; es war eine Nummer zu unmöglich das 1 zu 1 zu übernehmen, wieder was gelernt. In Zahlen ausgedrückt, in dem ganzen Projekt wurden mehr als 150 VHM Rotorfräser verblasen. Davon nur einen einzigen im Goldinlay, was wirklich wie Urlaub war, zumindest einmal für meine Fingergelenke. Die Parierstange ist ebenfalls aus ca. 550 Lagen Damast und auf Klingenhärte.
Als nächstes im Griff kommt ein Stück versteinerter Meeresboden, auf dem Griffrücken sind noch Abdrücke der Muschelschalen belassen. Der Bogen zum nächsten Stahlelement ist im Stein noch mit einer Diamantscheibe geschliffen, alle anderen Bogenübergänge (im Stahl und Holz) musste ich dann von Hand einpassen. Zwischen Holz und Stahlbogen ist eine Lederlage als elastisches Kissen (absorbieren von Längenausdehnung), aber der Übergang ist perfekt Spaltlos gearbeitet. Das Stahlstück in der Griffmitte ist aus 1.2510, welches auch einer der Damaststähle ist, handgraviert und gehärtet. Die "Spiegel" in der Mitte sind handpoliert, wobei da 1.2510 nicht der richtige Stahl ist, aber ich bleibe lieber einheitlich vom Stahl im Messeraufbau. Trotzdem ist das nicht ganz korrekt.
Als nächstes kommt ein Stück Mooreiche, was der biblischen Historie nach zwar nicht in die Epoche passt, aber immerhin ist das Holz alt...
Die Endkappe bedarf wieder mehr Text. Das Material der Endkappe ist eine Kupferlegierung mit ca. 10% Silber und 5% Goldanteil, die ich dafür auch mixen musste, ja kleine Lunker sind mit drin... Die Griffmutter hält den Griffaufbau über ein M8 zusammen, das ist recht groß vom Gewinde her, aber größeres Gewinde = größere Gewindekräfte. So reicht es wenn die Mutter nur "handwarm" angezogen ist und so kein Werkzeug zur Demontage nötig ist . An sich ist alles an dem Messer rein mechanisch gefügt, künstliche Stoffe sind gar nicht eingesetzt. Nur das Gold und der Bernstein in der Griffmutter können nicht zerstörungsfrei demontiert werden.
Erst hatte ich ein schwarzes Katzenauge für die Griffmutter vorgesehen, das war aber überhaupt nicht mit dem Gesamtkonzept stimmig, dehalb kaufte ich den Bernstein noch nach. Diesen musste ich dann vom Außendurchmesser anpassen und natürlich wieder aufpolieren. In dem Bernstein ist eine winzige Spinne eingeschlossen, die Spinnenart ist ausgestorben, den Namen kann ich jetzt leider auch nicht aufführen, weil die gesammte Dokumantation noch im Klingenmuseum Solingen liegt.
Jetzt wie angekündigt noch ein Schlussfazit zum ganzen Thema Knifeaward. Ich persönlich hatte große Euphorie was mein Projekt betraf, was mich schlussendlich an die Grenzen meiner Fähigkeiten und darüber hinaus geführt hat. Ich weis nicht wer die Messe und den Knifeaward verfolgt hat, aber es waren absolute Meisterwerke dabei. Besonders beeindruckt hat mich das Themenmesser "Krabat" und ein sog. "Champagnermesser", beide waren meiner Meinung nach kaum zu toppen und genau das waren die Kandidaten mit denen ich mich auch messen wollte. Die Wahl des schlussendlichen Gewinners hat mich dann aber sehr überrascht. Sei der Award dem Gewinner von Herzen gegönnt aber die fachliche Beurteilung der Jury ist für mich persönlich nicht plausibel, hätte ich diese Umständ im Vorfeld gekannt, hätte ich definitiv nicht an dem Event teilgenommen. auch die Preisverleihung war für mich alleine vom Ablauf her eine Enttäuschung. Wenigstens hätte man ja die fachlichen Gründe und Themenbezüge die zur Entscheidungsfindung beigetragen haben aufführen können . Vielleicht kommt ja auch noch ein Feedback das ich mitnehmen kann. Hoffentlich wird der "Aftertalk" besser geführt, ausführliche Beiträge im Messermagazin erstellt usw...
Das Positive das ich der Sache für mich abgewinnen kann ist, das ich dieses Messer "Zeitenwende" hergestellt habe, wovon ich jetzt sage; nur wenige wie dieses werden aus meiner Hand folgen.
Danke fürs Lesen, eure konstruktive und kritische Meinung ist willkommen,
Gruß, Michael
- von Moderation gelöscht -
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