Kochmesser und Spickmesser

Detlef Wirsing

Mitglied
Beiträge
30
Hallo zusammen.

Im Moment benutze ich ein 20-cm Kochmesser und ein 10-cm Spickmesser von Zwilling (http://shop-de.zwilling.com/default/messer-1/zwilling-j-a-henckels/a-a-a-a-a-five-star.html). Die Griffe gefallen mir recht gut, aber die Schärfe und Schnitthaltigkeit läßt für meine Begriffe zu wünschen übrig. In immer kürzeren Abständen schleife ich mit meinem japanischen Kombistein 1000/3000 nach. Mache ich was falsch, oder liegt es am Stahl?

Sollte es nicht an mir liegen (ich schleife mit ca. 15° freihändig, mittelmäßig geübt, und verwende einen Stoßriemen aus Leder zum Abziehen), stünde für mich die Neuanschaffung beider Messer an. Ich beantworte deshalb die folgenden Fragen, so gut es mir möglich ist.



Fragenkatalog zur Küchen-/Kochmesserberatung
Version 3 vom 21.02.2010


Erstanschaffung oder Erweiterung (d)eines Sortiments?
Ersatz

Für berufliche oder private Verwendung gedacht?
privat

Soll es eventuell ein Küchenmesser für Linkshänder werden?
nein

Liegen konkrete Vorstellungen vor?
Nein. Allenfalls kann ich sagen, daß ich die für Herder typische Grifform, also eher flach als rund, nicht mag.

- Falls nein, für welche Aufgaben soll das Küchenmesser eingesetzt werden (z.B. Brot schneiden, Gemüse putzen, Fische filetieren etc.)?
Fast ausschließlich zum Gemüse und Fleisch schneiden, das Spick-/Pettymesser auch zum parieren.

--------------------------------------------------------------------------------------------
- Falls ja, bitte diese hier angeben:


Küchenmesser-/set, welcher Stil?

[x] Europäische Messerform
[ ] Europäisches Messer im japanischen Design
[x] Japanisches Messer im traditionellen Stil (Wa-bocho)
[x] Japanisches Messer mit europäischer Griffform (Yo-bocho)
[ ] exotische/hochspezialisierte Messerform (z.B. chin. Nudelmesser)


- gewünschte Bauform und ca.Länge (z.B. Kochmesser ca. 20cm; Petty ca. 12cm)
Genau so. Kochmesser oder Santoku 20 cm und Spick- oder Pettymesser 10-12 cm. Mit japanischen Messern habe ich noch nicht gearbeitet, weiß also nicht, ob ich dabei etwas beachten muß. Einseitiger Schliff ist für mich ungewohnt und scheint mir für meinen Einsatzzweck nicht sinnvoll. Oder täusche ich mich?

- rostfreie / nicht rostfreie Klinge
Ist mir prinzipiell egal.


- gewünschte Stahlqualität (z.B. Monostahl, 3-Lagen, Damast, pulvermetallurgischer Stahl usw.)
Damast (keine "Tapete") würde mich sehr interessieren. Da gibt es wirklich wunderschöne Exemplare. Aber da das Geld bei mir nicht allzu locker sitzt, geht es mir mehr um Funktion und Haltbarkeit als um Aussehen. Ich suche ein Messer, das extrem scharf ist, aber nicht so spröde, daß mir beim Schneiden von Porree, der auch nach dem Waschen mal ein Sandkörnchen enthalten kann, gleich die Schneide ausbricht. Das Nachschärfen sollte mit meinem japanischen Kombistein problemlos möglich sein. Notfalls kann ich (außerhalb des bestimmt gleich auch abgefragten Budgets) noch einen 6000er oder 8000er Polierstein anschaffen.


- bevorzugtes Griffmaterial (z.B. Kunststoff, spezielles Holz, Hornzwinge usw.)
Holz, eher runde Grifform.


- Welches Budget steht zur Verfügung?
400 Euro für beide Messer.


- Kommt eine Bestellung außerhalb des deutschsprachigen Raumes in Frage?
Solang Qualität und Preis stimmen, ist es mir egal, wo die Messer herkommen.


- Gibt es schon ein/mehrere Messer, die theoretisch in Frage kommen (bitte vollständige Bezeichnung(en) mit eventuellem link)
http://www.japan-messer-shop.de/Koc...tty-13-cm--handgeschmiedet-und--signiert.html

Die Grifform entspricht weitgehend der meiner Zwillingmesser. Ich weiß nicht, ob ich mit der japanischen Art gut zurechtkomme, bei der die Klinge wie ein Dorn aus dem Griff heraussteht. Ich halte das Kochmesser vorwiegend mit drei Fingern, davon Daumen und Zeigefinger auf der Klinge. Davon abgesehen finde ich die Messer im obigen Link sehr schön. Das Design spielt für mich bei allen Dingen, die ich täglich in der Hand habe, eine nicht unwesentliche Rolle. Man will schließlich mit Freude an die Arbeit gehen.

Für Tips wäre ich dankbar. Ich hatte mich hier vor einigen Jahren schon mal etwas eingelesen, aber das Thema Messer ist so komplex, daß ich mich überfordert fühle. Wie wohl die meisten, die vor allem kochen und nicht schneiden wollen, suche ich ein rattenscharfes Alltagsgerät, das mich bei täglicher Benutzung nicht im Stick läßt, aber auch nicht überfordert. Ich schneide übrigens ausschließlich auf Schneidebrettern aus Stirnholz, falls das eine Rolle spielen sollte.

Mit freundlichen Grüßen
Detlef Wirsing
 
Eine Frage vorweg: Kannst du schleifen?
Weil: Ich persönlich glaube, dass du für 400€ schon an Messern alles kriegst was du möchtest. Es gibt Messer bis zu 65 HRC, auch unter dem Budget von ca. 200 €. Von daher ist es wichtig zu wissen, ob du schleifen kannst oder nicht.
Wenn nicht, dann lohnt sich ein harter Stahl für dich kaum, außer du kennst jemand der dir die Messer sorgfältig schleift. Denn ein Messer mit so einem harten Stahl ist extrem schwer scharf zu kriegen! Da schaff dir lieber nicht ganz so teure an, z.B. Zakuri von tosa-hocho, mit denen kannst du dann "üben".
Lieben Gruß!
 
Eine Frage vorweg: Kannst du schleifen? ...

Das kann ich nicht wirklich beurteilen. Ich schleife meine eigenen Messer erst seit ca. 3 Jahren selbst, allerdings regelmäßig. Dabei achte ich sehr darauf, daß ich den einmal antrainierten Winkel von ca. 15° möglichst genau einhalte. Weder verkante ich, noch wackelt die Klinge beim Schleifen. Trotzdem möchte ich natürlich sichergehen, daß ich eine teure Neuanschaffung nicht verhunze. Wenn 3 Jahre Übung (ca. 100 - 150 Schleifvorgänge) nicht ausreichen, habe ich ein Problem. Denn das regelmäßige Nachschleifen durch einen Fachmann werde ich mir wahrscheinlich nicht leisten können. Und im Bekanntenkreis befaßt sich niemand mit dem Thema. Eher im Gegenteil: Da habe ich mir schon alle (meist billigen) Messer zusammengesucht, um das Schleifen zu üben. Solange die Klinge nicht schartig war, durchaus mit Erfolg, zumindest meiner Meinung nach und der meiner "Opfer".
 
Hallo Hermann.

Danke für den Tip! Ich war 2008 schon mal fast so weit, mußte die Sache dann aber leider zurückstellen. Den Link werde ich mir am Wochenende zu Gemüte führen.

MfG - Detlef Wirsing
 
Hi,

ich würde noch einen Schritt weiter gehen, ich denke für 400€ machen dir einige Messermacher aus dem Forum jene 2 Messer, die du suchst, würde im Forum stöbern und dann gezielt anschreiben, mit Damast wird es dann aber nichts mehr, vermute ich.
Jürgen Schanz macht prima Messer, hab selber 3 von ihm, der Griff ist aber bei allen flach und nicht rund.

Beim Stahl würde ich hohe Härten in deinem Fall unbedingt vermeiden, sonst kanns passieren, dass die Klinge ausbricht, sobald du auf feine Sandkörnchen triffst.

Das was du bzgl. deiner Schleiferfahrung erzählst, hört sich gut an, ich würde mir da keine Gedanken machen, dass das zu Problemen bei deinen neuen Messern führen könnte.

Greez,
Wischi
 
Da bin ich nochmal.

Inzwischen habe ich mir die Seiten der verschiedenen Messermacher im Forum angeschaut. Die Messer von Jürgen Schanz gefallen mir gut, allerdings kann ich diese genieteten, flachen Griffschalen auf den Tod nicht ausstehen. Ich finde sie potthäßlich.

Vielleicht sollte ich die Sache anders aufziehen. Was ist über die beiden folgenden Messer zu sagen, von denen ich eines bereits verlinkt hatte:
http://www.japan-messer-shop.de/Koc...tty-13-cm--handgeschmiedet-und--signiert.html
http://www.japan-messer-shop.de/Tak...uto-21-cm--handgeschmiedet-und--signiert.html

Sie entsprechen ziemlich genau meiner Vorstellung und liegen in etwa noch im Budget. Was läßt sich über sie sagen? Welche Vor- und Nachteile seht ihr?

MfG - Detlef Wirsing
 
Hast Du mal überlegt, Dir Deine Messer nach Wunsch und Maß machen zu lassen?
Das müßte bei Deinem Budget gerade noch möglich sein.
Die Messermacher im Forum machen gerne auch Einzelstücke, vermute ich.

Ciao
Hermann
 
Hallo,
nimm die Messer und berichte... werden eh nicht Deine letzten sein.
Du sagst ja selbst, dass sie Deinen Wünschen sehr nahe kommen.
Schlecht werden die bestimmt nicht sein und sehen ja auch super aus.
Gruß
Shargal
 
Hast Du mal überlegt, Dir Deine Messer nach Wunsch und Maß machen zu lassen?
...

Ja, klar. Ich war mit Steffen Dammann schon fast einig. Leider gab es bei mir mal wieder einen finanziellen Rückschlag, und ich mußte die Sache vorerst aufgeben. Nun folgt der zweite Anlauf.

Die Messer anfertigen zu lassen hat nicht nur Vorteile. Erstens dürfte es vergleichsweise teurer werden, denn der Arbeitslohn schlägt bestimmt deutlicher zu Buche. Zweitens dauert es länger. Drittens habe ich das Risiko, daß ich eine eventuell zu leistende Anzahlung in den Sand setze, weil der Messermacher in der Zwischenzeit pleitegeht. Viertens scheinen Küchenmesser eher ein Stiefkind der Messermacher zu sein, zumindest der hier im Forum. Die Auswahl ist eher gering. Bei Schanz gefallen mir wie gesagt die Griffe nicht, Hennicke übersteigt bei weitem mein Budget.

MfG - Detlef Wirsing
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo,
nimm die Messer und berichte... werden eh nicht Deine letzten sein.
...

Doch, das werden ziemlich sicher meine letzten. Deshalb muß ich ja so gut überlegen, was ich kaufe. Eine Anschaffung für den Rest des Lebens, sozusagen. Ich bin kein Messersammler. Dafür fehlt mir das Geld. Ich koche nur gern und fast alles selbst. Dafür brauche ich, wie für meine anderen Hobbys, gutes Handwerkszeug, das mir auch noch gefallen soll.

MfG - Detlef Wirsing
 
Eben das meinte ich. Frag ihn doch mal, ob er Dir andere Griffe macht.

Ich habe unter seinen Messern nicht ein einziges gesehen, das die von mir gesuchte Grifform hat. Warum sollte ich jemanden beauftragen, mir Messer zu bauen, die voraussichtlich teurer werden, als die von mir genannten bzw. zum selben Preis nicht aus Damaststahl sind, noch dazu mit einem Griff, den er normalerweise nicht baut? Wo lägen meine Vorteile? Ist gegen die Firma im Link etwas einzuwenden? Hat jemand schlechte Erfahrungen damit gemacht? Die zwei Messer habe ich 2008 ausgesucht, und es gibt sie immer noch.

MfG - Detlef Wirsing
 
Also das Schanz-Lucidus ( Santoku) liegt wirklich sehr angenehm
in der Hand, oder magst Du da einfach die Optik nicht ?

Vom Griffgefühl her eines meiner besten Messer ....

Lg Funky
 
Hallo Detlef Wirsing,
bei den hier diskutierten Schmuckstücken hätte ich fast Angst sie jeden Tag für alles mögliche zu benutzen.( leicht überzogen ausgedrückt)
Ich würde mir gute aber preiswerte Arbeitsmesser anschaffen z.B. von Tadafusa oder Tosa Hocho, da reicht auch schon die normale Ausführung. Dazu noch 1-2 Herder in Carbon (weil dünner..für hartes Gemüse, Petty und/oder Santoku)
Du willst die Messer ja regelmäßig benutzen ( bist kein Sammler, sagst Du....warte mal ab...) und nicht damit angeben.
Dann ist auch noch Geld für Schleifsteine, Leder und Keramikstab über.
Und wenns mal nen Ausbruch der Schneidlage bei zu hartem Einsatz gibt, geht nicht gleich die Welt unter. Und schön finde ich die genannten Messer auch, mir gefällt die teilweise robuste Optik ( Schmiedehaut, Patina). Es sind ja vernünftige Werkzeuge, die Du suchst und keine Sammlerstücke.
Gruß
Shargal

P.S. Sehe gerade, Schleifstein und Leder haste ja schon...wieder was gespart, vielleicht noch nen 6000er oder 8000er. Gegenüber Deinen bisherigen Zwilling Messern machst Du mit den o.g. Messern eh einen Quantensprung.
 
Zuletzt bearbeitet:
Also das Schanz-Lucidus ( Santoku) liegt wirklich sehr angenehm
in der Hand, oder magst Du da einfach die Optik nicht ?
...

Ich mag die Optik nicht. Ob er mir ein Gyuto oder ein Santoku baut, wäre ihm vermutlich egal. Da ich mit dem Messer gelegentlich auch Kohlköpfe durchschneiden möchte, wenn möglich, ziehe ich ein Gyuto vor, weil ich notfalls damit in den Kopf stechen kann. Aber mir will nicht einleuchten, daß ich mit einer Maßanfertigung wesentlich besser fahre, als mit einem Messer "von der Stange". Eher erwarte ich Nachteile, vor allem, was den Preis betrifft.

MfG - Detlef Wirsing
 
Ich habe noch eine Frage, die mit der geplanten Neuanschaffung zusammenhängt. Mein Spickmesser von Zwilling (siehe oben) wird nicht mehr so scharf wie früher und ist auch nicht mehr so schnitthaltig. Das bringt mich zu einer Frage, deren Antwort mich schon lang interessiert und auch beim Neukauf eine Rolle spielt.

Wird bei Küchenmessern eigentlich immer die komplette Klinge gehärtet? Mein Zwilling macht im Moment auf mich den Eindruck, daß das Metall nach diversen Schleifvorgängen nicht mehr so widerstandsfähig wie anfangs ist. Und ja: ich habe naßgeschliffen und nicht die Klinge zum glühen gebracht. ;-)

MfG - Detlef Wirsing
 
Partielle WB (Honyaki) gibt es bestimmt, aber sicher nicht von Zwilling...
Es kann viele Ursachen geben. Wurde der Grat richtig entfernt? Ich würde mit diesen weichen Stählen keinen feineren Stein als J1000 benützen.
Und mit dem Edding-trick bist Du sicher, daß Du die Wate erreichst.
Grüße aus Holland.
 
Zuletzt bearbeitet:
Den Grat entferne ich nach dem Schleifen immer, indem ich die Schneide leicht durch meinen Stoßriemen (also das Holz, das das Leder trägt) ziehe. Danach ziehe ich die Klinge über das Leder.

Wie geht der Edding-Trick?

MfG - Detlef Wirsing
 
Fragen zum Schärfen: Unterforum Wartung und Pflege: Suchfunktion hilft. ;)
Gruß
giovanni
 
Zurück