pebe
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König Strongbow und die Tafelrunde
Wer meine Berichte verfolgt weiss um die Tafelrunde, die am Ende aus dreizehn ausgesuchten Messern, den Rittern und ihrem König, bestehen soll.
Ich hatte hierzu an anderer Stelle von erlesener Auswahl geschrieben - ohne jedoch dieses Kriterium näher zu beschreiben.
Natürlich geht es hierbei überwiegend um Material- und Verarbeitungsqualitäten, um Design und Funktion - aber dann auch um einen Stammbaum.
Stammbaum steht hier für eine Geschichte, die aus einem möglichst eigenständigen oder prägnanten Ansatz entstanden ist. Im besten Fall hat sich dieser Ansatz als bedeutsam, vielleicht sogar vorbildlich herausgestellt und dauerhaft etabliert.
Wie kam‘s zu dieser Überlegung?
Meine Tafelrunde ist ja anzahlmäßig ziemlich überschaubar, daher gefiel mir die Idee neben den üblichen Kriterien auch ein kategorisches Moment unterzubringen - Rittereigenschaften, die sich eindeutig zuordnen lassen.
Das alles kann bei lediglich dreizehn Messern nur stark begrenzt funktionieren und unterliegt letztlich ausschließlich meiner persönlichen Entscheidung, wem ich aus welchen Gründen den Ritterschlag erteile und wem nicht - es bleibt eine individuelle Sammlung und ist keine wissenschaftliche Untersuchung.
Ich bitte um Nachsicht.
Auch möchte ich in diesem thread keine detaillierte Neuvorstellung der einzelnen Messer vornehmen, sondern eher einen zusammenfassenden Blick auf meine Überlegungen gewähren.
Here we go - treten wir an die Tafel heran, an der zur Stunde noch nicht jeder Platz besetzt ist.
Vermutlich wenig überraschend ist der Erste an der ritterlichen Tafel Chris Reeve mit seinen Sebenza.
Chris Reeve war mit diesem Serienmesser in vielerlei Hinsicht der Erste seiner Art.
Zunächst. Sebenza bedeutet Arbeit in der Sprache der Zulu - die regelmäßige Verwendung von Begriffen aus dieser Sprache für seine Messer ist Chris Reeve’s ursprünglicher Heimat in Südafrika geschuldet.
Das Sebenza ist dem Namen entsprechend ein Arbeitsmesser, dies wird nicht nur durch den schlichten Aufbau, sondern auch durch das Sebenza typische Finish der eher grob gestrahlten Titanium Scales dokumentiert. Insgesamt mehr praktisch als echter User ausgelegt als mit augenfälligen Zierrat versehen.
Zwei nackte Titanium Scales, eine Klinge und ein paar Schrauben. Das Ganze maximal präzise und mit einigem speziellen Knowhow gefertigt - so die Kurzbeschreibung.
Die offensichtlichen Eigenschaften sind zunächst der von ihm initiierte Integrallock statt dem bis dato üblichen Walker Linerlock - als einhändige Hardcore Option längst legendär und Standard in der Messerfertigung.
Das präzise Pivotbushing der 21er Serie und davor, sichert den berühmten seidenweichen Klingengang an jedem gefertigten Messer. Abweichungen hiervon waren und sind die absolute Ausnahme - unstrittig hat der hydraulische Klingengang nach wie vor Referenzcharakter für unzählige Klapperfreunde.
Auch gibt es wenig andere Hersteller, die die Kontaktflächen, wo der Stahl der Klingenwurzel auf den Titanlockbar treffen, derart zuverlässig hinbekommen, dass ein Stahlinsert überflüssig wird.
Die mechanische Anpassung der aufeinander treffenden Metalle, unterstützt durch ein karbidisertes Titanlockende funktionieren perfekt auch nach Jahren und belässt die Konstruktion maximal simpel und dennoch sehr zuverlässig. Chapeau.
Neben diesen hinreichend bekannten technischen Eigenschaften, will ich hier noch andere aus meiner Sicht besondere Merkmale hervorheben.
Da wäre die Klingenlänge des Large mit 9,1 bis 9,2cm statt der üblichen 8,9cm oder gut 9,5cm plus.
Damit wurde es in der bis heute gängigen 1/4 inch abgestuften Klingenwelt, je nach Sicht, zu einem der handlichsten Large oder größeren Noch-EveryDayCarry und definiert meiner persönliche Überzeugung nach die perfekte Maximallösung für ein robustes Taschenmesser im Wortsinne - wenngleich mit Micarta und gut 130g kein Leichtgewicht.
Die Klinge selbst ist mit einem schneidfreudigen Hohlschliff versehen, der jedoch mit einem balligen Abschluss an der Fase versehen ist. Dies bringt im Zweifel mehr Stabilität für die Schneidfase und ist durchaus ein Plus für ein robustes Arbeitsmesser, auch wenn es schon Heerscharen von Newbies beim ersten Nachschärfen aus Unkenntnis zur Verzweiflung gebracht hat.
Die hochpräzise Volltitan Konstruktion ist simpel gehalten und lässt sich kundenseitig einfach und problemlos zerlegen und ebenso einfach präzise funktionierend wieder zusammenbauen. Und. Genau dieses ist von Chris Reeve Knives auch genau so vorgesehen und führt eben nicht wie bei anderen Herstellern zum Verlust der Garantieansprüche. Bravo.
Es gibt jedoch auch einen weniger schönen Punkt, den ich hier erwähnen möchte.
Neben dem schlichten Sebenza in grauen Arbeitshosen gibt es ebenso lange auch veredelte Varianten der Sebenzen, bei denen durch Edelholz, Elfenbein oder Carboneinlagen sowie Damastklingen und satinierten Titanium Scales die nobleren Gelüste bedient werden.
Einzig. Aus irgendeinem mir unerklärlichen Grund bleibt die Lockbar selbst bei satinierten Titanfinish stets gestrahlt, wodurch das Gesamtbild weder einheitlich noch sonderlich edel wirkt.
Hier ein anschauliches Beispiel von Stefan aka Obi Wan.
Für mich ein NoGo, sodaß ich heute nur noch durchgängig gestrahlte Varianten mit und ohne Inlays besitze. Schade.
Am Ende des Tages ist ein Sebenza jedoch der Titanklapper Klassiker schlechthin.
Ob es inzwischen objektiv vergleichbare Qualität günstiger oder gar für weniger Geld Besseres gibt, spielt für mich persönlich nach langer und durchaus kritischer Betrachtung keine Rolle mehr - am Ende und viele Messer später komme ich zum Schluss:
Entweder es ist ein Sebenza oder es ist eben keines.
Welche Klingenform dabei bevorzugt wird, ob Droppoint, Insingo oder Tanto spielt aus meiner Sicht keine Rolle, auch wenn ich persönlich Insingo bevorzuge. Anders die Achsverschraubung. Ab Sebenza 25 gibt‘s es kein Pivotbushing mehr, die Messer müssen deswegen nicht schlechter sein, für mich jedoch gehört es zu einem Sebenza dazu. Mit dem neuen 31er scheint dies aktuell wieder geändert zu sein.
Dennoch. Mein 21er Insingo Micarta wird nicht nur Ritter sondern auch zum Verbleib an der Tafel bis zum Fund des heiligen Grals verpflichtet.
Und wer sich bei den Bildern teils gewundert hat - meine Sebenzen werden ausnahmlos nachträglich feingestrahlt, sofern sie dauerhaft bei mir verbleiben.
Das war’s für heute aus der Ritterburg, mehr über die Tafelrunde im nächsten Bericht.
Euch allen ein schönes verlängertes Wochenende.
grüsse, pebe
Wer meine Berichte verfolgt weiss um die Tafelrunde, die am Ende aus dreizehn ausgesuchten Messern, den Rittern und ihrem König, bestehen soll.
Ich hatte hierzu an anderer Stelle von erlesener Auswahl geschrieben - ohne jedoch dieses Kriterium näher zu beschreiben.
Natürlich geht es hierbei überwiegend um Material- und Verarbeitungsqualitäten, um Design und Funktion - aber dann auch um einen Stammbaum.
Stammbaum steht hier für eine Geschichte, die aus einem möglichst eigenständigen oder prägnanten Ansatz entstanden ist. Im besten Fall hat sich dieser Ansatz als bedeutsam, vielleicht sogar vorbildlich herausgestellt und dauerhaft etabliert.
Wie kam‘s zu dieser Überlegung?
Meine Tafelrunde ist ja anzahlmäßig ziemlich überschaubar, daher gefiel mir die Idee neben den üblichen Kriterien auch ein kategorisches Moment unterzubringen - Rittereigenschaften, die sich eindeutig zuordnen lassen.
Das alles kann bei lediglich dreizehn Messern nur stark begrenzt funktionieren und unterliegt letztlich ausschließlich meiner persönlichen Entscheidung, wem ich aus welchen Gründen den Ritterschlag erteile und wem nicht - es bleibt eine individuelle Sammlung und ist keine wissenschaftliche Untersuchung.
Ich bitte um Nachsicht.
Auch möchte ich in diesem thread keine detaillierte Neuvorstellung der einzelnen Messer vornehmen, sondern eher einen zusammenfassenden Blick auf meine Überlegungen gewähren.
Here we go - treten wir an die Tafel heran, an der zur Stunde noch nicht jeder Platz besetzt ist.
Vermutlich wenig überraschend ist der Erste an der ritterlichen Tafel Chris Reeve mit seinen Sebenza.
Chris Reeve war mit diesem Serienmesser in vielerlei Hinsicht der Erste seiner Art.
Zunächst. Sebenza bedeutet Arbeit in der Sprache der Zulu - die regelmäßige Verwendung von Begriffen aus dieser Sprache für seine Messer ist Chris Reeve’s ursprünglicher Heimat in Südafrika geschuldet.
Das Sebenza ist dem Namen entsprechend ein Arbeitsmesser, dies wird nicht nur durch den schlichten Aufbau, sondern auch durch das Sebenza typische Finish der eher grob gestrahlten Titanium Scales dokumentiert. Insgesamt mehr praktisch als echter User ausgelegt als mit augenfälligen Zierrat versehen.
Zwei nackte Titanium Scales, eine Klinge und ein paar Schrauben. Das Ganze maximal präzise und mit einigem speziellen Knowhow gefertigt - so die Kurzbeschreibung.
Die offensichtlichen Eigenschaften sind zunächst der von ihm initiierte Integrallock statt dem bis dato üblichen Walker Linerlock - als einhändige Hardcore Option längst legendär und Standard in der Messerfertigung.
Das präzise Pivotbushing der 21er Serie und davor, sichert den berühmten seidenweichen Klingengang an jedem gefertigten Messer. Abweichungen hiervon waren und sind die absolute Ausnahme - unstrittig hat der hydraulische Klingengang nach wie vor Referenzcharakter für unzählige Klapperfreunde.
Auch gibt es wenig andere Hersteller, die die Kontaktflächen, wo der Stahl der Klingenwurzel auf den Titanlockbar treffen, derart zuverlässig hinbekommen, dass ein Stahlinsert überflüssig wird.
Die mechanische Anpassung der aufeinander treffenden Metalle, unterstützt durch ein karbidisertes Titanlockende funktionieren perfekt auch nach Jahren und belässt die Konstruktion maximal simpel und dennoch sehr zuverlässig. Chapeau.
Neben diesen hinreichend bekannten technischen Eigenschaften, will ich hier noch andere aus meiner Sicht besondere Merkmale hervorheben.
Da wäre die Klingenlänge des Large mit 9,1 bis 9,2cm statt der üblichen 8,9cm oder gut 9,5cm plus.
Damit wurde es in der bis heute gängigen 1/4 inch abgestuften Klingenwelt, je nach Sicht, zu einem der handlichsten Large oder größeren Noch-EveryDayCarry und definiert meiner persönliche Überzeugung nach die perfekte Maximallösung für ein robustes Taschenmesser im Wortsinne - wenngleich mit Micarta und gut 130g kein Leichtgewicht.
Die Klinge selbst ist mit einem schneidfreudigen Hohlschliff versehen, der jedoch mit einem balligen Abschluss an der Fase versehen ist. Dies bringt im Zweifel mehr Stabilität für die Schneidfase und ist durchaus ein Plus für ein robustes Arbeitsmesser, auch wenn es schon Heerscharen von Newbies beim ersten Nachschärfen aus Unkenntnis zur Verzweiflung gebracht hat.
Die hochpräzise Volltitan Konstruktion ist simpel gehalten und lässt sich kundenseitig einfach und problemlos zerlegen und ebenso einfach präzise funktionierend wieder zusammenbauen. Und. Genau dieses ist von Chris Reeve Knives auch genau so vorgesehen und führt eben nicht wie bei anderen Herstellern zum Verlust der Garantieansprüche. Bravo.
Es gibt jedoch auch einen weniger schönen Punkt, den ich hier erwähnen möchte.
Neben dem schlichten Sebenza in grauen Arbeitshosen gibt es ebenso lange auch veredelte Varianten der Sebenzen, bei denen durch Edelholz, Elfenbein oder Carboneinlagen sowie Damastklingen und satinierten Titanium Scales die nobleren Gelüste bedient werden.
Einzig. Aus irgendeinem mir unerklärlichen Grund bleibt die Lockbar selbst bei satinierten Titanfinish stets gestrahlt, wodurch das Gesamtbild weder einheitlich noch sonderlich edel wirkt.
Hier ein anschauliches Beispiel von Stefan aka Obi Wan.
Für mich ein NoGo, sodaß ich heute nur noch durchgängig gestrahlte Varianten mit und ohne Inlays besitze. Schade.
Am Ende des Tages ist ein Sebenza jedoch der Titanklapper Klassiker schlechthin.
Ob es inzwischen objektiv vergleichbare Qualität günstiger oder gar für weniger Geld Besseres gibt, spielt für mich persönlich nach langer und durchaus kritischer Betrachtung keine Rolle mehr - am Ende und viele Messer später komme ich zum Schluss:
Entweder es ist ein Sebenza oder es ist eben keines.
Welche Klingenform dabei bevorzugt wird, ob Droppoint, Insingo oder Tanto spielt aus meiner Sicht keine Rolle, auch wenn ich persönlich Insingo bevorzuge. Anders die Achsverschraubung. Ab Sebenza 25 gibt‘s es kein Pivotbushing mehr, die Messer müssen deswegen nicht schlechter sein, für mich jedoch gehört es zu einem Sebenza dazu. Mit dem neuen 31er scheint dies aktuell wieder geändert zu sein.
Dennoch. Mein 21er Insingo Micarta wird nicht nur Ritter sondern auch zum Verbleib an der Tafel bis zum Fund des heiligen Grals verpflichtet.
Und wer sich bei den Bildern teils gewundert hat - meine Sebenzen werden ausnahmlos nachträglich feingestrahlt, sofern sie dauerhaft bei mir verbleiben.
Das war’s für heute aus der Ritterburg, mehr über die Tafelrunde im nächsten Bericht.
Euch allen ein schönes verlängertes Wochenende.
grüsse, pebe
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