Hallo Jürgen,
auch wenn ich mit CFK-Schrauben aus der Produktion keine Erfahrungen hab bisher dachte ich muss ich mich als Ingenieur Fachbereich Faserverbundwerkstoffe zu Wort melden.
Also prinzipiell hat Driver recht. Die Schrauben werden so gepresst (kenne das Verfahren von ähnlichen Bauteilen aus der Luftfahrtindustrie die bei uns untersucht werden), dass die Fasern auch in den Gewindegängen liegen. Gepresst bedeutet gleichzeitig, dass die Schrauben eine thermoplastische Matrix (in dem Fall PEEK, ein in der Luftfahrt weit verbreitetes Thermoplast) besitzen (also von den mechanischen und thermischen Kennwerten nicht mit CFK mit Epoxidmatrix gleichzusetzen sind!). Was als Matrixmaterial genau verwendet wird variiert natürlich nach Einsatzgebiet. Man kann Verbindungsteile aus CFK keinesfalls von der Stabilität mit "Plastikschrauben" oder ähnlichem vergleichen aufgrund der doch recht effektiven Faserverstärkung. Gleichzeitig bringt die Fertigung aus CFK einige Probleme mit sich, die z.B. wären:
- durch den Pressvorgang "ondulieren" die Fasern (besonders im Kernbereich der Schrauben), werden also gewölbt, d.h. sie haben nicht mehr ansatzweise ihre maximale Zugfestigkeit
- durch die hochviskose Matrix kommt es sehr oft zu Poren und anderen Fehlstellen, die wenn es schlecht läuft als Sollbruchstelle fungieren
- wenn auch durch das Pressen eine Faserverstärkung in den Gewindegängen zu Stande kommt bleibt die direkte Oberfläche dennoch die der Kunststoffmatrix. Heißt also, dass solche Bauteile keinesfalls zur häufigen Montage/Demontage geeignet sind und man auch mit dementsprechender Vorsicht rangehen muss, da es sonst zur Abnutzung der Matrix und anschließend dann zu Faserausbrüchen kommen kann
- wird eine thermoplastische Matrix verwendet kann es zu Problemen kommen, sobald Hitzeeinwirkung etc. eine Rolle spielt
- je nach Matrixsystem kann es sein, dass die Schrauben empfindlich auf diverse Chemikalien (insbesondere Lösungmittel) reagieren
Also genaue Werte für die mechanischen Kennwerte solcher Schrauben zu geben ist recht schwierig (bis theoretisch eigentlich quasi unmöglich ohne aufwendigste Materialprüfverfahren, bei den Angaben werden entsprechend hohe Sicherheitsfaktoren wohl rein spielen). Sie werden natürlich recht leicht sein und auch einiges Abkönnen, jedoch liegt die Stärke solcher CFK-Verbindungsbauteile eigentlich grade bei der Ermüdungslebensdauer und anderen Faktoren, die sie zwar für Luft- und Raumfahrt sowie Anwendungen wie Fahrräder etc. sinnvoll machen, für Messer (wo hochdynamische oder auch besonders zyklische Belastungen wohl eher eine untergeordnete Rolle spielen) allerdings nicht wirklich Sinn machen technisch gesehen (meine bescheidene Meinung
).
Zumal da wohl insbesondere die Nachteile (s.o.) greifen werden...
Gruß, Gabriel