Koks statt Kohle - Mehr Luft oder weniger ?

Dorfschmied

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Hallo alle,

falls nicht alle mein (erstes) Posting im TV-Thread gelesen haben möchte ich hiermit noch mal alle in diesem Forum recht herzlich grüßen.
Eine ausfühlichere Vorstellung von mir wird noch folgen (mit Bildern und so, hoffe ich)

Da ich bei längerem Mitlesen nun herausfinden durfte, dass hier doch sehr tolle "Kompetenzen" im Forum unterwegs sind, möchte ich mir erlauben selbst eine Frage loszuwerden.

Nun ist ja Koks deutlich rauchärmer als Schmiedekohle und somit auch nachbarschaftsfreundlicher.

Bei dem Gedanken von Schmiedekohle auf Koks umzustellen (Koks III kann man hier zu recht guten Preisen bekommen) stellt sich mir die Frage, wie ich das Gebläse der Esse umstellen müsste.

Braucht Koks mehr Luft als Kohle oder eher weniger ?

Dies wäre eigentlich schon meine Frage gewesen.

Wie sind Eure Erfahrungen ?

Ich würde mich über Eure Antworten freuen.

Viele Grüße

Der Dorfschmied.
 
Koks ist ein grauer, poröser, stark kohlenstoffhaltiger Brennstoff, der aus asche- und schwefelarmer Fettkohle durch trockene Destillation gewonnen wird. Er liegt meist in tischtennisball- bis faustgroßen Stücken vor.

Koks wird insbesondere als Brennstoff und als Reduktionsmittel bei der Eisen-Produktion in Hochöfen eingesetzt. Steinkohle selbst ist dazu nicht geeignet, da bei ihrer Verbrennung zu viel Schwefel, Ruß und Rauch frei wird. Dies verunreinigt einerseits das gewonnene Eisen, und führt außerdem zu einer relativ porösen Kohleschicht im Hochhofen, die unter der Last darüberliegender Schichten schnell bricht und daher zu ungünstigen Vermischungen führt.

Der Vorgang der so genannten Verkokung von Kohle zu Koks findet in speziellen Industrieanlagen statt, die als Kokerei bezeichnet werden. Dabei werden die flüchtigen Bestandteile der Kohle entfernt, indem sie in einem Ofen unter Luftausschluss bei mehr als 1000 °C erhitzt wird, so dass der feste Kohlenstoff und die verbleibende Asche verschmelzen. Die flüchtigen Bestandteile der Kohle hingegen werden vergast bzw. verdampft und gehen in das so genannte Kokereigas über. Aus dem rohen Kokereigas werden weitere wertvolle Stoffe gewonnen, vor allem Steinkohlenteer, Rohbenzol, Schwefelsäure und ein Brenngas (Kokerei-Reingas), das früher als Stadtgas verwendet wurde und heute in jedem Stahlwerk ein wertvoller Energieträger ist.

Die Verkokung wurde 1713 in England entwickelt, ab 1740 wurden hier die Hochöfen mit Koks beschickt. 1796 wurde zum ersten Mal in Deutschland, im oberschlesischen Gleiwitz, Koks zur Hochofenbefeuerung eingesetzt. Im Ruhrgebiet wurde der erste Kokshochofen 1849 angefahren, gleichwohl wurde hier (auf der Zeche Sälzer und Neuack) bereits ab 1816 Kohle zu Koks verarbeitet. Vorher war jeweils Holzkohle in den Hochöfen eingesetzt worden.

Je nach Anwendungsgebiet wird Koks in verschiedene Größen sortiert. Brech 3 entspricht einer Korngröße von 20-40 mm, Brech 2 ist 40-60 mm groß. Zur Feuerung im Haushalt ist Brech 2 oder Brech 3 üblich. Zu kleines Korn fällt durch den Rost, zu großes Korn kann das Nachrutschen behindern.

Koks hat einen Heizwert von 23-31 MJ/Kg.

Von "http://de.wikipedia.org/wiki/Koks_%28Chemie%29"

Hallo Dorfschmied
Da Koks ein reinerer Kohlenstoff ist, geht die Verbrennung deutlich einfacher und schneller vonstatten (nebenbei erwähnt auch sauberer). Daher ist für die gleiche Temperatur weniger Sauerstoff nötig als bei Kohle. Oder andersrum gesagt, bei gleicher Luftzufuhr erreicht Koks eine deutlich höhere Temperatur.
Gruß Friedl
 
Den ausführlichen Einlassungen von Friedl könnte man noch hinzufügen, dass der Koks, den man hier kaufen kann aus Kokereien stammt, die hier entwickelt, hier gebaut, hier in Betrieb genommen, hier stillgelegt und von hier aus nach China oder so verschickt wurden.

Der ganze Aufwand diente dazu, dass wir heute den Chinesen ihren Koks abkaufen dürfen.

Zum Thema: Ich benutze nur Koks, weil er im Vergleich zur Fettnuss nur einige Promille des Rauches abgibt, leichter zu beschaffen ist und vor allem keinen Schwefel enthält.

Der letzte Punkt ist mir dabei der wichtigste.

MfG
newtoolsmith
 
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hi,

meine erfahrung mit reinem koks ist, dass ich mehr luft zuführen muss um ihn am glühen zu halten.... ich muss aber dazusagen, dass ich nur eine kleine esse (feldesse) habe und eventuell der glutstock zu klein ist.

weiters behält der koks sehr lange seine form, soll heissen, wenn du die eben angesprochenen tischtennisball bis faustgroßen brocken in der esse hast, kann sich kein glutnest bilden und es wird recht schwierig punktuell zu wärmen... :( mag schon sein dass bei gleicher luftzufuhr mehr hitze erzeugt wird, aber in meinem fall wird die hitze durch die großen lücken zwischen den brocken einfach ausgeblasen. bei steinkohle etc. ist das anders, die beginnt nach einigen minuten zu zerfallen, wenn man leicht mit einer zange oder einem schürhacken auf die brocken klopft.
Dadurch bilden sich sehr kleine kohleklümpchen die dann extrem heiße nester bilden und mit relativ wenig luft auskommen.

sicherlich mag koks sauberer sein, aber wenn man die steinkohle am rand der esse platziert und dann immer wieder vorsichtig nachschiebt, beginnt sie zu auszudampfen (ich hab jetzt den fachausdruck nicht bei der hand...), d.h. ein großer teil des schwefels etc. entweicht und bis die steinkohle zerfällt ist sie sauber genug um damit schmieden zu können.

deshalb verwende ich eine mischung aus koks und steinkohle... die zerbröselte steinkohle schließt so die löcher und der koks sorgt als hitzespeicher...

probiers einfach mal aus... so ein 50kg sack kostet nicht die welt ca.
14 €...

eine weitere option wäre den koks einfach zu zerkleinern, aber wer macht sich die arbeit...?

was sonst die luftzufuhr angeht, so ist das eigentlich komplett egal, dass siehst du ohnehin beim arbeiten. Nur beim anzünden ist es etwas schwieriger, da koks meiner meinung nach sehr träge zu brennen beginnt. einfach ein oder zwei klumpen steinkohle dazu, dann gehts besser.

Ach und noch was... falls du mit reinem koks schmiedest und raucher bist und glaubst du müsstest eine rauchpause einlegen und inzwischen das gebläße abschalten, dann wirst du feststellen, dass diese kurze zeitspanne schon ausreichen kann, um ein neues feuer anzünden zu müssen :haemisch: ;) (ist mir so passiert). koks beginnt schwerer als steinkohle zu brennen (glühen) und geht auch dafür wieder schneller aus...

Gruß Daniel
 
Hallo,

vielen Dank für die Tipps.

Ich bin überwältigt ob der Informationsmenge und der Informationsqualität auf so eine kleine Frage. Klasse !!

Ich habe es ausprobiert. (war vorgestern sowieso in der Nähe des Kohlenhändlers.)

Es funktioniert ohne, dass ich die Esse umbauen muss.
Der Regelbereich des Lüfters ist verhältnismässig eng, reicht aber.

Koks braucht wirklich mehr Luft, das Glutnest (eigentlich die Glut) braucht länger bis sie richtig da ist und wird auch größer, aber nicht ganz so heiss im Kern.

Hat den Vorteil, dass längere Stücke auf ein größeres Stück erwärmt werden können, sodass man u.U. schneller fertig ist, weil man mehr in einem Durchgang schmieden kann. (Für Messerklingen wohl nicht sooo bedeutsam)

Ein wenig Zweifel habe ich allerdings, ob die Hitze zum Feuerschweissen reicht. (Habe es noch nicht ausprobiert).
Eine schön helle Gelbglut wird zwar erreicht, aber zum Verbrennen des Stahl reicht es gerade so eben nicht.

Nun ja, es ist allerdings nun auch der Vergleich von Koks 3 zu Fettnus 4.

Ich denke, für Feuerschweisstemperaturen werde ich versuchen, mit gestossenem Koks (sozusagen handgefertigtem Koks 4) eine größere Hitze im Glutkern zu bekommen, ansonsten lege ich halt zum Feuerschweissen eine "Handvoll" Fettnuss dazu.

Aber eines muss man wirklich sagen:
Das Schmieden mit Koks ist fast wie "Ökoschmieden"
Selbst der heimische Gartengrill mit Holzkohle macht mehr Rauch als der Koks. Sobald sich ein einigermassen ordentlicher Glutkern gebildet hat, ist er praktisch rauchlos. Ich freue mich schon auf den Winter, wenn ich die Absuagung nicht mehr auf volle Pulle laufen lassen muss, sondern nur noch so gemütlich vor sich hin fächeln. Dann zieht's nicht mehr so am Rücken. :)

Bin Gespannt, was die Nachbarn sagen werden. Wie lange wird es dauern, bis der erste fragt ob ich gar nicht mehr schmiede, weil es schon so lange nicht mehr gestunken hat. :) :)

Nach diesen ersten Eindrücken kann ich jedem, der nicht gerade in einem Industriegebiet ist oder über einen Rauchfilter verfügt, empfehlen, sich mit der Koksfeuerung zu befassen. Es ist eine sehr "saubere" Alternative. Auch wenn das Anfeuern länger braucht.

Für die "Kleinen Stückchen schnell mal zwischendurch" habe ich ja noch die kleine Gasesse.

So long und nochmals vielen Dank für die tollen Infos.

Der Dorfschmied.
 
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