Peter schrieb:
@HoB: jetzt frag ich mich, ob deine Anwort aus der eigenen Praxis kommt, oder ob sie angelesen ist.
Den "burr" siehst/fühlst du beim richtiggemachten Schärfen, denn das ist der Grat.
Und was macht dich da so mistrauisch? Ich habe zwei Abziehriemen. Der eine ist ein zweiseitiger H"angeriemen von Dovo, die Canvas Seite wird ausschliesslich mit einer Dovo Kreidepaste benutzt, die Lederseite nur mit Fett. Auf dem Riemen wird nur mein Rasiermesser abgezogen. Mein zweiter Riemen ist auf ein Holzpaddel geklebt, die eine Seite benutze ich natur die andere mit 0.5 micron CrO auch bekannt als "Veritas green".
Lange bevor ich genuegend Uebung mit meinen Wassersteinen hatte, konnte ich leicht eine muehelos rasierende Schneide produzieren indem ich nach dem polieren auf einem 6000 oder 10000 Wasserstein auf den Strop gewechselt habe. Inzwischen habe ich genuegend Uebung das ich die Scheide nicht mehr mit dem Riemen verbessern kann. Ich meine sogar das die Qualitaet der Scheide direkt vom Stein hoeher sein kann. Auf der anderen Seite ist es auch moeglich einen ziemlich grobe aber immer noch rasierende Schneide direkt vom 700# zu erzeugen und muehelos mit 700# und anschliessendem Abziehen. Der Trick in den letzteren beiden Faellen liegt darin den Grad sehr sorgfaeltig zu beseitigen. (Wenn du dir einen Spyderco-factory Schneide mal under dem Mikroskop anguckst, kannst du sehen dass die mit einem relativ groben ca 150# Schleifsatz erstellt ist und dann nur direct an der Schneide poliert worden ist)
Der Grund fuer beides ist haeufig diskutiert worden. Meiner Meinung nach deformiert sich selbst bei leichtem Druck der Lederiemen selbst wenn er von einem Holzpaddel gestuetzt wird. Dadurch legt er sich um die Scheide, erhoeht damit den Winkel und beseitigt den Grad. Diese Vermutung ist meiner Meinung nach auch von den SEM Bildern von Verhoefen bestaetigt worden. Cliff Stamp hat einige Versuche gemacht und ist zu der Meinung gekommen das um die maximale Schaerfe zu erreichen der Riemen so steif wie moeglich sein sollte. Das bestaetigt meine Erfahrung das du direkt auf einem sehr feinen Stein bessere Ergebnisse erreichen kannst als mit einem Riemen. Ich sehe den Riemen mehr als ein Stuetzrad. Ihn zu steif zu machen ist nicht sonderlich sinnvoll dann dann kann man ja gleich auf dem Stein bleiben. Ich sollte noch dazu sagen da"s ich auf den feinen Steinen eh immer einen "trailing stroke" benutze. Das heisst ich ziehe im Grunde auch auf dem Stein ab. Es gibt allerdings manche die komplett auf "Riemen" mit Abstufungen von Sandpapier oder Diamantpaste schaerfen. Da ist es natuerlich sinnvoll, nach Cliff's Experiementen den Riemen so steif wie moeglich zu machen. Fuer ein Rasiermesser gilt das aus verschiedenen Gruenden allerdings nicht.
Die Schleifsteinkombination die ich benutzte ist die folgende:
Ich benutze einen 220# Stein fuers Grobe (den Namen kann ich nicht lesen, der ist japanisch, aber ich kann die webpage angeben wenn daran interesse besteht. Yuzuha ist der Meinung das es ein SiC Stein ist, aber sie kann japanisch lesen und ich nicht). Gewoehnlich fange ich aber mit einem Bester 700#, auf dem ich noch hin- und herschrubbe. Dann folgt ein 2500# Non-Pareille Blue Stone auf dem ich nur noch abziehe und schliesslich ein 10000# Naniwa Ebi der jeden Pfennig den er gekostet hat wert war. Der relativ grosse Sprung zwischen 2500 und 10000 hat mich nie gestoert, aber der blauer Stein wird sehr fein (etwa so fein wie ein King 6000, den ich gar nicht mehr benutze) wenn ich denn Schlamm nicht abspuehle. Ausser dem poliere ich nur die ziemlich kleine Oberflaechen von Messern, und keine Hobel Klingen. Die meisten Schreiner ziehen fuer sowas Abstufungen von jeweils einem Doppel vor 1000, 2000, 4000, 8000 etc. Ich bin allerdings ein grosser Fan von sehr polierten Schneiden, um Tauwerk oder auch Tomaten zu schneiden, bist du mit 1000# vielleicht auch besser bedient. Cliff hat das mal verglichen. Fuer Tauwerk (hemp rope) nimmt die Schneideeffizienz bis zu einem gewissen Grad der Politur zu weil die Schneide einfach sch"arfer wird, auch wenn sie Aggressivitaet verliert aber bei ganz hohen Polituren faellt die Effizenz wieder weil der Schaerfegewinn klein ist, der Aggressionsverlust aber gross. Ich find den Vergleich nicht, aber er ist irgenwo auf seiner webpage zu finden:
http://www.physics.mun.ca:80/~sstamp/knives/reviews.html
Beim richtig gemachten schaerfen solltest du zwar in den Vorstufen einen Grad aufbauen, aber im Entstadium willst du keinen Grad mehr, der knickt naemlich sofort um oder reisst ab. Jeff Clark ist sogar der Meinung, das es unsinnig ist einen grossen Grad zu erstellen nur um dann hinterher damit zu kaempfen. Er ist der Meinung das der Grad immer so klein wie moeglich gehalten werden sollte. Ich bin der gleichen Meinung, wuerde aber dazusagen das besonders wenn die Scheide viel gestaelt wurde, man besser die gesammte alte Schneide abtraegt und die neue Schneide aufbaut um ermuehdetes Material zu entfernen.
Ich hoffe diese ueberausfuehrliche Antwort legt dein Mistrauen einwenig zur Ruhe?