Ich habe mal vor 2 oder 3 Jahren vorgeführt, wie man einen Korkenzieher für ein Taschenmesser schmiedet. Da waren auch Einige aus dem Forum anwesend. Sollte der Eine oder Andere davon noch Fotos haben, bitte hier einstellen. (Nein, ich schmiede und fotographiere nicht gleichzeitig, leider.

)
Grundsätzlich würde ich einen Stahl höherer Festigkeit nehmen. (Im Prinzip reicht irgendein 08/15 Federstahl, allerdings möchte ich niemand davon abhalten einen Korkenzieher aus Ultrafort oder ähnlichem zu schmieden. :teuflisch ) Nimmt man Baustahl und mach den Korkenzieherdraht zu dünn, kann es bei einem fest sitzenden Korken passieren, dass man den Korkenzieher einschraubt, kräftig zieht und danach wieder einen Draht am Stiel in der Hand hält. Macht man ihn zu dick, kann es sein, dass der Korken zerbröselt.
Zum Schmiedeablauf:
1. Material einseitig an der Amboßkante absetzen und zu einem Draht ausschmieden. Vorne ruhig schon spitz schmieden. Der Korkenzieher soll ja nachher auch eine Spitze haben. Den Draht ruhig etwas dicker lassen, da immer noch etwas vom Durchmesser durch Verzundern verloren geht. Mehr oder weniger, je nachdem wie viele wärmen man braucht.
2. Den Draht kurz hinter der Absetzung um 90° abwinkeln.
3. Das Werkstück so auf den Amboß legen, dass der Draht nach rechts oder links zeigt. Hier entscheidet sich ob man einen Korkenzieher für Rechts- oder Linkshänder schmiedet. Ja, man kann tatsächlich links drehende Korkenzieher machen. Ist besonders spaßig, wenn den jemand benutzt, der einen 'Normalen' erwartet. Das Werkstück jetzt einfach so drehen, dass sich der Draht zur Spirale aufwickelt. Es ist hier weder wichtig, dass die Steigung überall gleich ist, noch der Durchmesser.
4. Den Korkenzieher gleichmäßig warm machen und unter Drehen mit ganz
leichten Hammerschlägen auf einen einheitlichen Durchmesser bringen. Wieder warm machen und mit einem Schraubenzieher unter Drehen die Steigung der Spirale überall gleich machen.
5. Jetzt noch eine dem Material angemessene WB und fertig ist der Korkenzieher. Ganz ohne Dorn, sondern frei Hand.
Der Vorteil dieser Korkenzieher, im Gegensatz zu den im Gesenk geschmiedeten, ist, dass sie innen hohl sind und damit den Korken nicht so leicht zerreißen.
Das Vorurteil, ein guter Korkenzieher müsse eine Seele haben, ist weit verbreitet, ich habe in der Funktion aber bisher keine Unterschiede gefunden.
Bin leider kein Weinkenner und beziehe meine Infos nur aus zweiter Hand von eben Solchen. Der Ehrlichkeit halber muß ich gestehen, dass mein Schwiegervater schon manchen Korken (wenn auch sehr alten) mit einem Korkenzieher mit Seele zerbrochen hat. Trotzdem wäre ich für eine groß angelegte Versuchsreihe.
Wahrscheinlich liegt dieses Vorurteil auch nur daran (Ulrichs Punkt 1 aufgreifend), dass Korkenzieher mit Seele anspruchsvoller herzustellen sind. Also verbreiten die die's können diese Meinung.
Viel Spaß beim Nachschmieden,
Martin