Korrekte Wärmebehandlung von Damaststahl [St-52 + 1.2510]

wildatheart

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Hallo liebe Schmiede-Gemeinde

Kurz zu mir selbst: Ich bin diplomierter Polymechaniker, 29 Jahre alt und komme aus der Schweiz. Ich befasse mich seit etwa vier Jahren mit dem Schmieden und der Messerherstellung. Bis jetzt habe ich einige Outdoormesser aus Monostahl und zwei japanische Kochmesser aus Damast gemacht. Zum Damaszieren muss ich hinzufügen, dass ich ein viertägigen Kurs bei einem Messermacher besucht habe. Dort habe ich mir alle Arbeitsgänge notiert, nur leider habe ich ein wichtiges Blatt verlohren und zwar den Teil der Wärmebehandlung.

Zu meinen Fragen:

Die Ausgangslage


Packet mit St-52 und 1.2510 soll nach dem Damaszieren korrekt wärmebehandelt werden.

Der Hersteller gibt zum 1.2510 an:

Weichglühen:
710 – 750°C / langsame Ofenabkühlung
Härte nach dem Weichglühen: max. 230 HB
Spannungsarmglühen:
Ca. 650°C / langsame Ofenabkühlung
Härten:
780 – 820°C / Öl, Warmbad von 200 – 250°C
Einhärtetiefe max. 20 mm
Erzielbare Härte: 63 – 65 HRC

Die Schritte "Spannungsarmglühen" und "Härten" sind mir klar. Jedoch beim Weichglühen bin ich unsicher. Soweit ich mich erinnere stand in meiner Zusammenfassung, dass drei bis vier Mal auf 710 - 750C erwärmt wird und ca. 5 Minuten gehalten und jeweils langsam auf 600C abgekühlt wird. Zudem war die Reihenfolge umkehrt, dh. zu erst Spannungsarmglühen und dann Weichglühen. Macht das alles Sinn? Wie macht ihr das jeweils?
 
AW: Korrekte Wärmebehandlung von Damaststahl

Hallo ,,Wilder,,
zum weichglühen soviel:
- es dient zum globularen einformen
- im Idealfall alles kugelig (gkz glühen )
- soweit muss es bei uns nicht gehen , ist ne Zeitfrage
- Standardtechnologie , auf 700°C erhitzen, halten , bei unseren Messern ca 20 Min.
dann langsam im Ofen abkühlen lassen (abdecken mit Grus , Asche sand o. ä. )
- idelaerweise im Ofen !! Tür zu 8Std stehenlassen
- das genügt um gute Bearbeitbarkeit zu garantieren
- von diesem Gefüge kann gut gehärtet werden
Mit kurzen Zeiten wirst du nichts erreichen , das Gefüge braucht Zeit um sich
einzuformen!!
tschüss fritz
 
Wenn Du St-52 (St52-3 / S355J2G3) und 1.2510 zu gleichen Anteilen benutzt, dann hat Dein Damast einen C-Gehalt von maximal 0,6 %. Die WB vom 1.2510 ist damit für dieses Material nicht mehr zu gebrauchen. Und das alles auch nur unter der Voraussetzung, dass Du KEINEN Kohlenstoff beim Schmieden des Damastes verlierst, was große Sorgfalt erfordert. Rechne mal eher mit 0,5 % Gesamtgehalt.

Der ST-52-Anteil härtet sich dann also wie ein C50:

http://www.metallograf.de/start.htm?/werkstoffkartei/0570/0570.htm

Und der Anteil des ehemaligen 1.2510 wohl eher wie ein 1.2542 oder ein 1.2550.

Insgesamt würde ich es mal so mit etwa 870° C und Härten in einem schnellen Härteöl probieren. Klappt das nicht, härte in warmem Wasser.

Willst Du mehr Leistung und eine einfachere WB für den nächsten Damast, lass den Baustahl weg (der ist qualitativ sowieso eher fraglich) und nimm einen zweiten guten Werkzeugstahl dazu.
 
Danke Achim und Bummi für euere Antworten!

An Achim: ich hatte mich auch schon gefragt warum st-37. Der Stahl mag ja wohl gut sein für ein Gartentürchen aber nicht in einem Messer.
Desshalb habe ich mich entschieden, den st-37 mit einem C70 zu ersetzen. Nach dem Schmieden würde ich also den Damast mit 1.2510 und C70 in etwa so Wärmebehandeln:

1. Nach dem Schmieden Normalisieren: Zwei bis fünf Mal auf ca. 730C für eine Minute erwärmen und jeweils abkühlen bis die Klinge nicht mehr glüht.

2. Weichglühen: Bei ca. 710C etwa 5min zu halten und dann ganz langsam abkühlen im Ofen bis 600C und dann an Luft abkühlen.

3. Grob Schleifen

4. Spannungsarmglühen: bei 650 für ca. 1.5h (ganz langsam abkühlen bis 600C)

5. Härten bei 820C (Haltezeit ca. 5min) in Öl

6. Anlassen: zwei Mal bei 180C, beim ersten Mal abkühlen an Luft, das zweite Mal in Wasser

7. Fertig bearbeiten


Wie beurteilt ihr meine vorgeschlagene Wärmebehandlung?
 
Dein Normalisieren passt noch nicht ... 730°C ist 120°C zu wenig.
Faustregel: Normalisieren = kurz 20°C über HT, an Luft abkühlen bis 700°C und wieder hoch ...
das Ganze 3 -4 mal. Ziel: das Kornwachstum jedes mal anzukitzeln. Dann wird es bei jedem Durchgang feiner.
Herzliche Grüße aus Stuttgart,
Jost
 
ergibt es mit c70 und 1.2510 einen guten Kontrast?
Sie liegen doch recht nah anneinader.
Besser wären vielleicht 1.2842 oder 75ni8 dazwischen oder statt dem c70.
 
Kurz zu mir selbst: Ich bin diplomierter Polymechaniker, 29 Jahre alt und komme aus der Schweiz. Ich befasse mich seit etwa vier Jahren mit dem Schmieden und der Messerherstellung. Bis jetzt habe ich einige Outdoormesser aus Monostahl und zwei japanische Kochmesser aus Damast gemacht. Zum Damaszieren muss ich hinzufügen, dass ich ein viertägigen Kurs bei einem Messermacher besucht habe. Dort habe ich mir alle Arbeitsgänge notiert, nur leider habe ich ein wichtiges Blatt verlohren und zwar den Teil der Wärmebehandlung.

Und wenn du den Schmied nochmal fragst.
Wenn du 4 Tage Kurs gebucht hattest sollte die "Nachsorge" per Telefon doch kein Problem sein. ?



Die Ausgangslage

Packet mit St-52 und 1.2510 soll nach dem Damaszieren korrekt wärmebehandelt werden.


Da gebe ich Achim völlig recht, der St52 hat meiner Meinung nach in einem (qualitativ) guten Damast nicht so viel zu suchen.

Wenn ein einfacher Stahl gefragt ist, greif ich mindestens auf den Ck45 zurück.
In Kombi mit dem 1.2520 gibt es dann ca. 0,7% C.
Wenn man das Mengenverhältnis auf 2:1 setzt sind es schon um die 0,8%

Mit dem C70 kommst du da auch hin.


Beim Normalisieren must du etwas höher gehen, wurde schon geschrieben. (Hast du die kleine Ausgabe des Stahlschlüssels, da stehen die wichtigsten Daten für die WB drin. )
2-5 mal ist eine große Spannbreite, wenn du danach ohnehin weichglühst reichen 2 oder 3 mal aus.


Weichglühen bim 2510 um die 740°C bis 770°C wobei da geringe Abweichungen nicht so tragisch sind.
Aber nicht nur 5 min glühen, sondern nach Erwärmung im Ofen abkühlen lassen über mehrere Stunden (über Nacht).


Spannungsarmglühen nach dem Schleifen , kannst du machen. Ich normalisiere vor dem Härten nochmal.


Härten und Anlassen ist ok, wobei sich die Anlasstemperatur nach dem Einsatzzweck richten sollte.
Starke Beanspruchung, höhere Temperatur.



Die Kombi 1.2510 / C70 wird eher dezent zeichnen.
Der 75Ni8 wäre da eine gute Alternative.
Der 1.2842 ist dem 1.2510 sehtr ähnlich, der Kontrast ist eher mäßig.

Peter
 
Liebe Schmiedegemeinde,

ich melde mich zurück und zwar aus dem Anlass, dass ich demnächst endlich wieder damaszieren werde. Nun bin ich in einem Punkt der Wärmebehandlung mit euch noch nicht einig. Die einen von euch sagen normalisieren bei 730C und die anderen bei 850C. Was stimmt jetzt?
Ich danke euch für euere Partizipation!
Laurin
 
Lesen!
AchimW, Claymore, und JostS schreiben, dass du mit 730° nicht auskommst, sondern ca. 120° mehr brauchst (JostS), bzw. 870° AchimW, und die Grundregel ca. 20° über HT steht da auch.

Grüße Willy
 
Ich bin leider immer noch unsicher betreffend dem Normalisieren. Roman Landes schreibt in seinem Buch "Messerklingen und Stahl" das die Temperatur fürs Normalglühen zwischen 700 und 750C liegen sollte. Was sagt ihr dazu?
 
... ich denke, Du verwechselst Normalisieren mit Spannungsarm glühen. Beim Normalisieren korrigierst Du "Schmiedefehler" = grobes Korn.
Mist - Romans Buch liegt im Büro und ich hab jetzt 3 Wochen Urlaub ...
Durch mehrmaliges Erhitzen auf knapp über HT und Abkühlen (= aus dem austenitischen Gefüge) auf ca. 700°C wird das Kornwachstum angeregt
und jedes mal feiner ...
sagte ich ja bereits.
Zur HT hat Achim ja bereits gute Tipps gegeben.
Beim Spannungsarmglühen machst Du genau, was das Wort sagt.
Also bei 750°C +/- in den Ofen, Klappe zu, am nächsten Morgen nachsehen = spannungsarm und weich.
Probierst halt mal aus!
Herzliche Grüße,
Jost
 
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