Kris mit Hirschkrone

Stefan Ko.

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Hallo Messerfreunde,

...ich hab' neulich geschummelt! Ich habe in der Galerie einen Flammendolch von Linder präsentiert, der zum Zeitpunkt des Fotos schon längst kaputt war. Jetzt ist es ja so, daß ich Grobmotoriker bin. Und da ist es mir unglücklich heruntergefallen und der Ebenholz-Griff ist entzwei gebrochen.

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Vielleicht kennt einer das Gefühl, wenn sich etwas unterhalb des Bauchnabels die dortigen Körperteile wie nach innen ziehen. Dieses Gefühl hatte ich, als ich den Schlamassel gesehen habe. Kleben wollte ich das nicht. Das wäre für mich nie wieder ein vollwertiges Messer gewesen. Nur um es in den Schrank zu legen habe ich kein Messer. Das muß auch schon "in echt" zu gebrauchen sein. Zumindest theoretisch.

Jetzt habe ich -was auf einem anderen Blatt steht und eigentlich nicht hierhin gehört- nochmal geschummelt: Ich habe hier die Griffschalen aus Ebenholz von meinem selbst zusammengeschusterten Laguiole als "alte Klaviertaste aus der Restekiste" verkauft. Mit dieser Lüge will ich ab jetzt nicht mehr weiterleben.

Aber nun wieder zum Flammendolch, auf dem "Kris" eingeätzt ist. Ich habe immer noch einiges Material von dem abgestoßenem Geweih des dreijährigen Bockes. Es war schon länger in der Planung, die Stange mit der Krone hierfür zu verwenden. Aber ich hatte Angst davor, das auch wieder zu versauen und habe das vor mich hergeschoben. Nachdem ich mich aber hier im Forum etwas eingelesen habe und auch zwei Bücher über Messerbauen gelesen habe (..eher angeschaut. Lesen ist nicht so mein Ding. Ich bin eher ein visueller Mensch), habe ich mich heute morgen entschlossen das Projekt in Angriff zu nehmen. Wenigstens anzufangen.

Kronenkris02.jpg


Das da oben sind die Teile, die ich verwendet habe. Einmal die Hirschstange, dann natürlich die Klinge mit der zum Glück ab Werk sehr festgedengelten Parierstange und die Zwinge aus Neusilber, die ich vom Kunstharz befreit habe, mit dem der ganze Mist vergossen war. Das war sehr bröckelig und hat mich gewundert, daß das überhaupt so lange gehalten hat. Erstmal habe ich den Spitzerl oder die Steckangel (oder wie das heißt) mit der Trennscheibe vom Dremel ein wenig eingekerbt, damit das Epoxid hinterher hält.

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Ich wollte eigentlich noch ein Loch 'reinbohren, um hinterher die Hirschrolle zusätzlich zum Verkleben wenigstens mit einer Messingniete festzunieten. Aber das ging nicht, weil meine Bohrer inzwischen alle stumpf sind. Ich habe dann die mittlererweile abgesägte Hornstange obenrum bearbeitet, damit die Zwinge bündig sitzt. Dann habe ich das Loch für die Steckangel mit dem Edding angezeichnet und auch den ungefähren Zielpunkt der Spitze des Erls (damit ich wußte, wie tief ich bohren muß).

Die Zwinge habe ich mit Flusen aus der Glasfasermatte vom A.T.U. Epoxid-Reparatursatz zur Reparatur von Schäden Motorradverkleidungen aufgefüllt, damit das nicht wieder so bröckelig wird, wie ab Werk. Dann habe ich den Griff mit Epoxy ausgegossen und von der Krone her mit dem Gummihammer auf den Erl geklopft. Die vorherige Anprobe ohne das Harz hat gezeigt, daß man eigentlich gar nicht hätte verkleben müssen. Der Erl saß auch so bombenfest. Damit war ich im Prinzip schon fertig. Das war sehr einfach!

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...liegt auch schön in der Hand.

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Hm, eigentlich wollte ich ja heute nur anfangen.
 
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...als ich mir das dann so betrachtet habe dachte ich, daß da noch etwas fehlt. Hinten auf die Krone gehört als Abschluß noch eine Platte drauf. Da fiel mir ein, daß ich noch für andere Zwecke einen alten 800er Silberlöffel in Benutzung habe (Ich gehe nicht in die Kirche, mag aber ab und zu den Geruch von Weihrauch. Der verbrennt auf dem Silberlöffel besonders gut).

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Jetzt sieht der Flammendolch so aus, als hätte gemand einen alten Silberlöffel hintendrangekloppt :steirer:

Kronenkris07.jpg


@Sanjuro:
Ich nehme es gern auf mich, der Erbsenzählerei geziehen zu werden. Es ist ein sog. Flammendolch. Zu einem Kris gehört für mich (neben einer Klinge aus Meteoreisen-Damast) ein passender Griff und eine entsprechende Scheide, damit ein ethnologischer Zusammenhang hergestellt wird.

Das ist keine Abwertung für das fast schon historische Linder-Gerät!

Du und Ace hattet übrigens Recht. Auf der Website von Linder gibt es noch diese Form. Sie bieten es als "Flammendolch" an und eben nicht als Kris. Nicht, daß ich es nicht geglaubt hätte. Aber es steht eben "Kris" drauf. Ist wahrscheinlich eben doch der Vorname des Schmiedes (oder seiner Freundin).

Stefan

*Nachtrag: hinten noch etwas geschmirgelt und die Ränder mit Bienenwachs versiegelt, damit keine Feuchtigkeit unter die Platte dringt.

Kronenkris08.jpg
 
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Hallo erstmal,nach lesen deines Textes stellt sich mir die Frage für was Du dieses messerähnliche Teil (auch wenn es eine Klinge in schlangenlinien hatt, ist es noch lange kein Keris ) in echt gebrauchen willst (ausser jemanden erdolchen ),und warum hast Du den Earl so mit dem Dremel vergewaltigt ? Leicht anrauen, mit Acethon säubern und ordentlich mit Epoxy einkleben hätte völlig gereicht .Nach meinen Erfahrungen ist die einzigste Möglichkeit einen ORDENTLICH geklebten Griff wieder abzubekommen ihn mit sehr hohen Temperaturen zu quählen . Gruss Rolf ( Knivesmith )
 
Hallo Rolf,

danke für die Tips beim Verkleben des Erls von dem Kris. Hättest Du das mal vorher gesagt! Ich habe das zum ersten Mal gemacht.

Hallo erstmal,nach lesen deines Textes stellt sich mir die Frage für was Du dieses messerähnliche Teil (auch wenn es eine Klinge in schlangenlinien hatt, ist es noch lange kein Keris ) in echt gebrauchen willst (ausser jemanden erdolchen ),

Die von Dir genannte Nutzungsmöglichkeit des Messers steht für mich ganz hintan. Ich bin anerkannter Kriegsdienstverweigerer. Das Abnicken von Wild ist ja seit der Erfindung des mehrschüssigen Hinterladers als Kurzwaffe auch völlig aus der Mode gekommen. Man könnte dieses Messer in echt beispielsweise sehr gut in der Küche zum Gemüseschälen- und putzen verwenden. Durch seinen Schliff passt es sich der Knollenform von Kartoffeln oder Rüben hervorragend an. Auch Möhrenputzen geht damit ausgezeichnet. Ausstechen der Augen (von Kartoffeln): kein Problem! Einen Apfel kann man wegen der guten Schärfe und der idealen Form in einem Zug dünn schälen.

Kronenkris09.jpg


Allerdings zeigt es seine Schwäche als Hackmesser. Zum einen, weil die Schneide nicht ausreichend Auflagefläche zum Brett bekommt, andererseits weil man beim Hacken ja üblicherweise mit der linken Hand am Ort gegenhält und bei dem Messer die Gefahr bestünde, daß man sich dabei verletzt.

Aber in erster Linie zeigt es seine Qualität in den Bereichen, in den andere Leute eine Briefmarkensammlung oder ein rasantes Auto benutzen. Die Angehörigen des anderen Geschlechts sehen so etwas gerne. Und wer so ein Messer hat und es auch noch sinnvoll benutzen kann, kann auch mit anderen Werkzeugen umgehen und hat schonmal gute Chancen auf einen netten gemeinsamen Fernsehabend. Machen wir uns doch nichts vor.

und warum hast Du den Earl so mit dem Dremel vergewaltigt ?

ich verspreche, das nächste Mal sanfter sanfter mit dem Erl umzugehen. Aber der wird halten.

Stefan
 
Mir gefällts. Und hättest nicht erwähnt das es ein Kaffelöffel ist wäre es keinem aufgefallen. Mit der Info brauchts eine Zeit das als Zirrplate und nicht als Kaffeelöffel zu sehen :D

Wird die Scheide auch noch überarbeitet?
 
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