Küchenmesser mit Kropf schärfen (oder: was habe ich falsch gemacht...)

JoergD

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Hallo zusammen,

da man bekanntlich aus Fehlern lernen kann, möchte ich dem geneigten Leser die Gelegenheit geben, von meinem Missgeschick zu profitieren und es besser zu machen. :)

Was ist passiert?

Das Messer, das bei mir zu Hause als Übungsobjekt für meine Schleifversuche herhalten muss, ist ein Wüsthof Classic Kochmesser mit 20 cm Klinge und Kropf. Bei einem meiner Versuche, dem Messer mittels Naniwa Chosera 1000 und Naniva Professional einen neuen Grundschliff zu verpassen - das Messer hatte das zwar noch nicht nötig, aber ich wollte üben - hatte ich Probleme, die letzten ~2 cm vor dem Kropf zu schärfen. Irgendwie bin ich häufig mit dem Kropf gegen den Schleifstein "gerempelt" und das Schleifergebnis war nicht zufriedenstellend.

Und hier ein Tipp an alle "Neuen": Geduld bewahren! In Ruhe schärfen und den Stein seine Arbeit machen lassen. Irgenwann passt es dann.

Habe ich mich natürlich nicht dran gehalten... Ich war nach einer Weile genervt, weil das Messer nicht so wollte wie ich, und ich habe den Fehler gemacht, den Druck (und den Abtrag) zu erhöhen und nur die Stelle der Schneide kurz vor dem Kropf zu bearbeiten. Dumm gelaufen! Das Messer war - für meine Verhältnisse - zwar sauscharf, aber ich hatte in dem kleinen Bereich vor dem Kropf so viel von der Schneide abgetragen, dass ~2 cm beim Schneiden nicht mehr das Brett berührt haben. Gegen das Licht konnte man in dem Bereich einen zwar winzigen, aber dennoch vorhandenen Lichtspalt zwischen Brett und Schneide sehen, der vorher definitiv nicht da war. Ich konnte das auch beim Schneiden spüren, das Messer lief im Wiegeschnitt einfach nicht richtig bzw. "fühlte sich falsch an".

Zur Verdeutlichung hier ein Bild, in dem ich den angesprochenen Bereich markiert habe. Bei dem Bild handelt es sich nicht um ein Foto meines eigenen Messers.



Fazit: Messer schön scharf, aber trotzdem "versaut". :)

Was tun? Den (dicken) Kropf selber zurückzuschleifen oder -feilen und danach die Schneide selber wieder in Form zu bringen, habe ich mir (noch) nicht zugetraut. Ich bin mir sicher, dass die Erfahrenen unter euch das locker hinbekommen, vielleicht schaffe ich das selber in Zukunft auch, aber für dieses Mal hat es mir gereicht.

Die Lösung: Ich habe eine Mail an Jürgen Schanz geschrieben, das Problem kurz beschrieben und wie immer sehr schnell eine Antwort (sinngemäß: "kein Problem") erhalten. Das Kochmesser kam in die Post und war ein paar Tage später schon wieder zurück. Der Kropf wurde von hinten diagonal zu ca. einem Drittel weggeschliffen, die Schneide wurde wieder in Form gebracht und die Kratzer auf dem Klingenspiegel von meinen ersten Versuchen wurden wegpoliert.

Hier die "Nachher-Bilder" von meinem Messer:





An dieser Stelle: Danke Jürgen! :super:

Für mich und meine nächsten "Schärfübungen" ist das Ergebnis ideal - der Kropf steht nicht mehr im Weg und alles "passt" wieder.

Langer Beitrag, kurzer Sinn: Als Schärf-Neuling sollte man ruhig den Mut haben, Dinge auszuprobieren. In einem anderen Thread wurde angesprochen, dass jemand befürchtet, sich sein Messer durch Fehler beim Schärfen irreparabel zu zerstören. Das halte ich für sehr unwahrscheinlich. Selbst wenn etwas schiefgeht, gibt es zur Not immer jemanden, der "kleinere Unfälle" wieder reparieren kann. Im Zweifelsfall: Üben hilft. Viel üben hilft viel. :)

Viele Grüße
Jörg
 
Servus,

hehe, genau das ist der meist genannte Grund gegen ein Messer mit Kropf, weil er erstens beim Schärfen/Schleifen stört und man immer gegen den Stein schrammt und zweitens, weil nach mehrmaligem Schärfen/Schleifen die Schneide immer mehr zurückgenommen wird, der Kropf aber unbeirrt an seine Stelle bleibt und die Flucht zwischen Kropfunterkante und Schneidenspitze nicht mehr stimmt und die Schneide wie ein deinem Fall im hinteren Schneidendrittel dann keinen Brettkontakt mehr bekommt.

Das heißt dann den Kropf auch etwas zurücknehmen. Entweder vorsichtig mit einem Bandschleifer oder ab zu Jürgen! :D

Ich habe alle meine Messer mit Kropf die ich hatte (ausser dem Herder 1922 ) zu Jürgen zum Überarbeiten geschickt. Zuerst ausdünnen und dann den Kropf gleich vorsorglich etwas zurücksetzten lassen, damit ich noch ein paar Jahre problemlos nachschärfen konnte.

So radikal abgeschrägt wie bei deinem Messer habe ich es allerdings nicht machen lassen! :hehe:

Gruß, güNef
 
Hallo

Ich bin mir ziemlich sicher ,dass viele ein "Deja Vu " haben ,wenn sie deinen Bericht lesen.

Und der " Eigenversuch " ,um den Kropf umzuarbeiten...kann auch schnell in die Hose gehen.
Ich hab's mit einem Wüsthof " Classic" passabel hinbekommen...aber auch nur weil wir Schleifmaschinen mit Kühlung in der Firma haben.
Heute würde ich auch jedem raten einen Profi wie Jürgen ranzulassen.

Freut mich das Du deine Messer jetzt selber "scharf " bekommst.....üben lohnt sich

gruss knifeaddict
 
@güNef: Ich finde, das Abgeschrägte hat was. Auf den Ausruck "radikal" wäre ich selber aber nicht gekommen. :D

Das besagte Messer war früher auch schon ein paar Male bei Jürgen, um es schärfen zu lassen - lange, bevor ich wusste, dass es Schleifsteine für zu Hause gibt und dass das Selberschärfen Spaß macht. Was auch immer im Laufe der Zeit in Stutensee mit dem Messer passiert ist - das Teil kann was. Wer "Solinger Standardmesser" sonst nur müde belächelt, sollte mein Messer einmal ausprobieren... ;-)

@knifeaddict: Es ist schön zu lesen, dass auch andere die gleichen Erfahrungen machen mussten. :)

Was meine bescheidenen Schleifkünste betrifft, sollte ich vielleicht auch erwähnen, dass das 240er Tanaka Gyuto (ohne Kropf *g*) nach dem Chosera 1000 und dem BBB keine Macken hat und scharf ist (es war auch vorher in Ordnung, aber jetzt ist es noch besser). Das Tadafusa Santoku habe ich mit ein paar Touchups auf dem BBB wieder zu seiner vollen Leistung überreden können. -> Inzwischen ist es die Regel, dass meine Messer nach dem Schleifen schärfer sind als vorher. :) "Unfälle" passieren, sind aber nicht (mehr) an der Tagesordnung, und an diesem einen wollte ich euch gerne teilhaben lassen.

Das Wüsthof hat vorerst als Trainingsgerät ausgedient - ich werde mir demnächst ein neues oder gebrauchtes, nicht rostfreies "Opfer" zum Üben zulegen... sozusagen als Vorbereitung auf die Messer, die da noch kommen werden und bei denen ich dann nur ungern etwas falsch machen würde.
 
Hey Jörg,

danke für deine Erfahrungen.

Sehr informativ, da ich bald auch zum üben Messer heranziehen werde welche einen Kropf haben. Bin gespannt wie das wird.

Hier habe ich noch ein paar kleine Infos über das Schleifen von Messern mit Kropf gefunden

Info

In einem anderen Thread wurde angesprochen, dass jemand befürchtet, sich sein Messer durch Fehler beim Schärfen irreparabel zu zerstören. Das halte ich für sehr unwahrscheinlich. Selbst wenn etwas schiefgeht, gibt es zur Not immer jemanden, der "kleinere Unfälle" wieder reparieren kann. Im Zweifelsfall: Üben hilft. Viel üben hilft viel. :)
... ich wars :D

Viele Grüße
 
Hallo Ihr Lieben!

Kleiner Tip von mir zu kropfigen Messern und deren Schärfung:

Ich trage mit einer Feile oder einem groben Schleifstein den Kropf soweit in der Höhe ab, dass er danach etwa einen halben Millimeter höher liegt als die Schneide direkt dahinter. Dann hat man wieder Platz für die nächsten Schärfdurchgänge. Die groben Kratzer am Kropf glätte ich dann mit Schleifleinen bis zur 300er Körnung hoch.

Viele Grüße
Mico
 
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