Dünn ausgeschmiedete Stücke Kugellagerstahl werden an Luft mit Sicherheit schon recht hart, insbesondere, wenn sie auf (zu) hohe Temperaturen gebracht worden sind. Am Funken solltest Du die Kategorie des Stahls erkennen können. Helle Funken mit vielen Sprühsternchen zeigen einen der 4 klassischen Wälzlagerstähle von 1.35o1 bis 1.3505 an, die sich durch steigenden Chromgehalt unterscheiden. Von diesen hat der 1.3505 den höchsten Chromanteil- ca 1,5 %- da er auch in größeren Abmessungen durchhärten soll. Die korrosionsbeständigen Wälzlagerstähle haben ebenfalls einen hellen Funken, wegen des hohen Chromanteils aber mit wesentlich weniger Sternchen. Es gibt auch Schnellarbeitsstähle als Wälzlager, die am dunkelroten Wolframfunken zu erkennen sind. Die beiden letzten Kategorien sind eindeutig lufthärtend. Ich gehe hier mal vom Regelfall der Verwendung der Stähle 1.3501- 1.3505 aus.
Beim Weichglühen gilt die Regel, viel hilft viel, nicht.
Entscheidend ist vielmehr, daß man entweder ganz unter Ac 1 bleibt- dann kann mangels Umwandlung nichts hart werden- oder man durchschreitet den Bereich zwischen Ac 1 und der Perlitnase ganz langsam. Zu Deutsch: Im Ofen auf 700 Grad erwärmen und mit dem Ofen langsam kalt werden lassen- wenn man dann noch für einen Schutz gegen das Entkohlen sorgt, kann nichts passieren. Alternativ kann man die weichzuglühenden Gegenstände in ein Rohr mit Holzkohlengrus und -staub, Papierschnipsel, Holzwolle o.ä. packen und in ein Feuer legen, das nicht zu heiß wird. Im Grill vor sich hin glimmende Kohle hat in etwa die richtige Temperatur. Rohr und Feuer läßt man gemeinsam erkalten und hat ein gutes Weichglühgefüge.
Mit der Acetylenflamme wird man dagegen wenig ausrichten. Geht man über Ac 1- hier etwa 720 Grad- und läßt schnell abkühlen, hat man eine Lufthärtung vorgenommen und kein Weichglühen. Was man machen kann , wenn es schnell gehen soll und man kein anderes Mittel hat als den Gasbrenner, wäre folgendes: Mit der Gasflamme wird ein passendes Stück Eisen auf hellrot erhitzt- Es sollte mindestens die vierfache Mase der Klinge haben. Darauf legt man den zu erweichenden Gegenstand, bestreicht ihn leicht mit der Flamme bis zum Venenblutrot- an dieser Stelle ist es unerläßlich, sich durch das Öffnen je einer kleinen Arterie und Vene von dem genauen Farbton ein Bild zu machen- bedeckt das Ganze mit Asche und läßt es unter der Asche kalt werden. Auch das geht, die beiden zuerst genannten Methoden sind aber besser und sicherer. Entscheidend für den Erfolg des Weichglühens ist weniger die Temperatur, als die Zeit. Das liegt daran, daß der Weichglühvorgang in einem Befreien des Kohlenstoffs aus dem Härtungsgefüge und einem Ausscheiden als Karbid besteht.
MfG U. Gerfin