Kurzvorstellung: Goko Hamono 24 cm Xerxes Workhorse

Mathias.Müller

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Moin,

je länger ein Prozess dauert, umso eher muss man das Ergebnis auch vorstellen:D

Kurz zur Vorgeschichte:

hier habe ich Anfang Januar mein neues Goko Hamono vorgestellt und war von Anfang an nicht zufrieden mit der Performance, da ich anscheinend ein besonders robustes Exemplar erwischt hatte. Für ein Workhorse war die Geometrie insgesamt zu robust und die Klinge im Bereich der Spitze nicht dünn genug ausgeschliffen. Da mir das Messer an sich gut gefiel habe ich es nicht verkauft, sondern wollte es versuchen ausdünnen zu lassen, ohne die Schmiedehaut zu entfernen. Aufgrund mangelnder Erfahrung war ich zuerst von den Socken, wie kompliziert das gegenüber einem schanztypischen ballig-auf-null-Schliff werden kann, bei dem die Schmiedehaut überschliffen wird. Nachdem güNef und tomdoe2701 mir per Mail meine Möglichkeiten aufgezeigt haben (vielen Dank ein weiteres mal für eure Hilfe! :super:) habe ich mich mit Jannis in Verbindung gesetzt, der mich ausführlich beraten hat (und ein sehr sympathischer, freundlicher Typ Schmied ist. Meine absolute Empfehlung! :super::super:). Daraufhin habe ich mich nach längerer Bedenkzeit dazu entschieden die Klinge von Jannis nach gemeinsamer Absprache ausdünnen zu lassen. Er hat meine Wünsche dabei noch besser umgesetzt, als ich mir das vorgestellt habe:hehe: Das Messer habe ich seit wenigen Wochen und kam zeitbedingt nicht jeden Tag dazu es zu benutzen. Hier Ein paar Bilder und meine ersten Eindrücke:



Im Vergleich alt (unten) gegen neu (oben) sieht man sofort, dass aus dem insgesamt robusten Messer ein echtes Workhorse geworden ist. Da die Klinge nicht 100 % gerade war, musste er etwa 1 mm Klingenhöhe wegnehmen, um einen Overgrind zu vermeiden. Der Ansatz der Schmiedehaut wurde von der Spitze ein paar Zentimeter nach hinten gesetzt und und der Anschliff deutlich nach oben, wobei er sukzessive in Richtung Kehl flacher wird bis etwa die alte Anschliffhöhe erreicht ist. An der auf etwa 60 % der Klinge viel höher liegenden hazakai wird deutlich, wie stark Jannis hier ausgedünnt hat:teuflisch Auch das neue Finish, das bereits von den neueren Serienmessern bekannt ist, gefällt mir ausgenommen gut! Die Schneide ist sehr fein ausgeschliffen, wie bereits von den Serienmessern bekannt.



Beide Seiten sind nahezu gleich hoch angeschliffen worden, wobei mir die Seite ohne Kanji stellenweise ein klein wenig höher angeschliffen scheint, was auf den Bildern nicht wirklich gut zu sehen ist. Der ungleichmäßige Verlauf erklärt sich durch die nicht ganz gerade Klinge, wobei ich ihn mir sowieso genauso unregelmäßig gewünscht hätte. Das neue Finish ist sehr schön ausgeführt und überwiegend sehr gut bis perfekt.



Der Blick auf die neue Geometrie vom Kehl aus zeigt, dass der Anschliff etwas steiler und vorallem sauberer ausgeführt wurde (Mitte und rechts), als der Ursprüngliche (links). Auch direkt an der Wate steht weniger Stahl an, als vorher (leider habe ich keinen Messschieber parat. Werte von der alten Geometrie habe ich allerdings mal notiert, die neuen werden bei Bedarf im Vergleich mit den alten gerne nachgereicht). Jannis hat den Kehl auch abgerundet und poliert (Mitte) sowie den Klingenrücken geschliffen.



Ein Blick auf den Klingenrücken zeigt, dass die Spitze viel dünner als vorher ist. Da der Shirogami 1 laut Jannis Gefühl überdurchschnittlich gehärtet wurde, hat er direkt an der Spitze ein paar 100tel mehr stehen gelassen, als üblich, um sie ein klein wenig bruchstabiler zu belassen. Leider fehlt hier ein Maßstab auf dem Bild. Es sind nur die vorderen Zentimeter abgebildet.



So sah die Schneidlage nach den ersten paar großen Zwiebeln aus. Die Reaktivität hält sich aber wie zu erwarten in Grenzen. Nur anfangs leichte Verfärbungen der Zwiebeln, kein unangenehmer Geruch oder Geschmack! Auch die Schneidlage hat sich farblich seitdem noch nicht großartig weiter verändert.

Performance:
Man liest ja bereits gut heraus, dass ich begeistert bin. So auch mit der Performance! Inwiefern sich die Geometrie wegen der stehen gelassenen Schmiedehaut von der Workhorse Geometrie der Serienmesser unterscheidet, kann ich nicht beurteilen. Dicke Möhren zerteilen sich quasi von allein auf den vorderen 50 % der Klinge:staun: Das Schneidgefühl ist auch anders, als bei meinem Asagao und noch schwer den Unterschied zu beschreiben. Bei größerem Schnittgut konnte ich zum ersten mal nachvollziehen, was güNef und Gabriel sowie andere User so sehr an einer Workhorse Geometrie schätzen:super: (die richtige Schneidtechnik vorausgesetzt).
Der Food Release ist okay. Da mangelt es sicher noch an der korrekten Ausführung der Schneidtechnik und meinem sehr vorsichtigen Umgang mit dem Messer, welcher der von Jannis angesprochenen hohen Härte geschuldet ist. Kartoffeln bleiben z.B. auf der Klinge, lassen sich aber leicht mit der Hand herunter schieben. Bisher gab es keine Ausbrüche, ich will es aber vorerst auch nicht darauf ankommen lassen, da mir bei der Beseitigung noch jegliche Erfahrung fehlt:lechz:

Fazit:
Die neue Optik und vorallem die Performance gefallen mir äußerst gut und ich bin wirklich sehr zufrieden, was Jannis aus dem groben Klotz gezaubert hat:super: Die Geometrie macht mir Spaß und ich freue mich drauf, meine Schneidtechnik zu verbessern und die Workhorse Geometrie bald voll ausnutzen zu können. Einen Vergleich mit Kato und Co. kann ich natürlich nicht anstellen. Ich würde vermuten, dass Messer ohne Schmiedehaut da im Vorteil sind, da sich aus der Klinge geometrisch noch mehr herauskitzeln lässt. Was Jannis hier geschafft hat, ist aber ganz großes Kino, das muss abschließend nochmal unbedingt gesagt werden!:hehe::D:super: Beim nächsten Mal werde ich aber definitiv direkt ein Messer bei Jannis ordern, da der 1.2442 persönlich von Jannis gehärtet wird und die Gesamtkosten auch nicht mehr deutlich über denen des Goko nach Ausdünnung liegen. Außerdem interessieren mich der Laser und das UF HK sehr :teuflisch

Ich werde beobachten, wie sich der Shirogami 1 schlägt und bei Interesse gerne hier berichten.

Grüße,
Mathias
 
Zuletzt bearbeitet:
Moin Mathias,

danke für deinen Bericht. sehr interessantes Projekt, was Jannis mal wieder super umgesetzt hat scheinbar :super:

Die Optik gefällt mir gut, viel besser als vorher um ehrlich zu sein. Und auch die Geometrie sieht vielversprechend aus. Auch wenn ich den Vergleich mit dem Workhorse Kato nicht unbedingt ziehen würde, da dies meiner Meinung nach hinten noch ein gute Stück "robuster" ist ;)

Sieht aber nach einer sehr guten schneidfähigen Allroundgeometrie aus.


Gruß, Gabriel
 
Moin Mathias,
schön, daß es doch noch geklappt hat das Goko nach Deinen Wünschen zu optimieren. Neue Optik und Geometrie sehen ja super aus. Viel Spaß damit!:super:

Gruß
Thomas
 
Servus,

das du jetzt eine deutlich gesteigerte Freude an der Performanz von deinem Goko hast, sieht man dem Messer sowohl von der Geometrie der Kehlbilder, wie auch nach der optischen Beschaffenheit des Primärschliffes an. Jannis hat das funktionell perfekt umgesetzt ohne den ursprünglichen Charakter zu sehr "wegzuschleifen", echt klasse gemacht! :super:

Ein paar echte Schleifmeister wie Kamo oder TonTenKan setzen an den Premiumklassen ihrer Messer die Schulter/Shinogi-Linie in gut 1/3 der Klingenhöhe absolut parallel zur Schneide, auch im ersten Klingendrittel, weil deren Messer im Vergleich zum Goko dünner ausgeschmiedet sind. Um die gleiche Schneidfähigkeit in diesem Klingenbereich zu erreichen musste Jannis den Primärschliff deutlich in die Zunderschicht anheben und diese teilweise abtragen.

Ein sehr schönes Beispiel, an dem man sehen kann, was passieren muss, wenn eine Klinge "zu robust" geschmiedet wurde und man der Schneidfähigkeit nachträglich auf die Sprünge helfen muss!

So wie das aussieht, kann man Jannis mit solch heiklen Aufgaben betreuen, ein Messer mit Kurouchi-Finish auszudünnen ohne das man auf den ersten Blick sieht, das daran etwas nachträglich gemacht wurde. Hätten wir durch deine Vorher-Nachher-Bilder keinen Vergleich, dann wären wir wahrscheinlich nur über den hoch angesetzten Primärschliff positiv überrascht! ;)

Ich würde nach deinen Kehlbildern auch eher ein WH-Light Feeling vermuten, da ein Kato und auch ein Itinomonn im hinteren Klingendrittel noch mehr an Materialstärke mitbringt!

Mit diesen Erfahrungswerten um den Aufwand und die entstandenen Gesamtkosten wundert es mich nicht, gleich Nägel mit Köpfen zu machen und bei Jannis eines seiner Baukastenmodelle zu ordern! Da weiß man was man bekommt und das ein nachbessern nicht nötig sein wird!

Aus diesem Blickwinkel betrachtet, ist deine Kurzvorstellung nicht hoch genug zu werten, also vielen Dank für diese aufschlussreiche Gegenüberstellung und viele Feuden beim Schneiden damit! :super:

Gruß, güNef
 
Moin,

Danke euch:super: Schön, dass nicht nur mir das Ergebnis so gut gefällt:steirer:

@Gabriel:

Mir auch. Aus einem Aschenputtel ist ein in meinen Augen ästhetisches Messer geworden, das seinen etwas rustikalen Charakter aber nicht verloren hat. Ich bin sehr zufrieden:D

Okay du hast recht. Nachdem ich mir nochmal angeschaut habe, wie Kato und Itinomonn am Kehl aussehen, komme ich zum gleichen Schluss. Vergiss also, dass ich das jemals geschrieben habe :D Jannis und ich haben in unserer Kommunikation nur immer von einer Kato-mäßigen Workhorse Geometrie gesprochen. Ich denke wie güNef schon sagt, es ist insgesamt eher ein allroundtaugliches light Workhorse rausgekommen, da das Messer im Ausgangszustand zwar dick, aber nicht so dick am Klingenrücken war. Worum ich nicht im geringsten traurig bin :) Ein Kato oder anderes Workhorse mit Leib und Seele werde ich im Laufe der Zeit bestimmt mal irgendwann irgendwo ausprobieren können :)

@güNef:

Da gebe ich dir recht, bis das ganze ins Rollen gekommen ist, empfand ich das Projekt als heikel. Aber das Ergebnis macht das wieder wett. Sollte ich nochmal ein Messer erwischen, dass ggf. etwas zu robust geraten ist und an dem mir das Finish wichtig ist (ich denke da z.B. früher oder später an ein Kurosaki AS, da kitzelt es mich schon länger), werde ich damit leben oder es wieder abgeben. An dem Beispiel sieht man, dass die Baukasten-Serienmesser trotz des in den Augen vieler Hobbyköche sicher auf den ersten Blick stolzen Preises wirklich sehr viel Messer fürs Geld bieten.

Sollte aber jemand in eine ähnliche Situation kommen und auch bereit sein, den deutlich höheren Aufwand bezahlen zu wollen, empfehle ich wiedermal Jannis. Die ganze Kommunikation war von Anfang an offen, entspannt und unkompliziert. Als wir uns geeinigt hatten, war das Messer bereits am nächsten Mittag (!!!) fertig, da er es direkt im ersten Leerlauf geschliffen und gefinisht hat. Mein Dank geht abschließend (weil oben nicht deutlich genug gesagt!) nochmal an Jannis für das tolle Gesamtpaket:super::super:

Grüße,
Mathias
 
Hallo,

das sieht aber sauber aus nach dem Umschliff, Kompliment an den Macher und Glückwunsch dem Besitzer :super:

Bei meinem Goko mit 21 cm Länge bin ich auch am Überlegen, die Primärfase etwas nachzuziehen.
Mit Banksteinen wird das allerdings schwierig werden, zudem möchte ich die Asymmetrie beibehalten - die Schnittgutseite ist eher flach gezogen, die abgewandte Seite ballig.

Wenn ich die Kehlbilder richtig interpretiere, sind bei Deinem Messer beide Seiten nahezu gleich geschliffen?

Gruß
Mr.T
 
Moin moin,

ja, das war ein interessantes Projekt. Ich denke, die Schwierigkeiten bei so einem Schliff sind eindeutig. Je balliger ich den Anschliff der Primärfase ausführe, um so flacher wird der Anschliff zum Rücken hin und um so mehr Schmiedehaut geht verloren. Und die Schmiedehaut sollte ja so weit wie möglich erhalten bleiben. Um trotzdem ein Maximum an Schneidfähigkeit und "Workhorseeigenschaften" herauszuholen, habe ich die Balligkeit der Primärfase zum Kehl hin kontinuierlich erhöht. Kurz hinter der Spitze ist der Anschliff fast flach und wird zum Kehl hin immer balliger.

Ein weiteres Problem war, dass der Rohling nicht wirklich gerade geschmiedet und der original Anschliff nicht symmetisch ausgeführt war. Mir kam es so vor, als ob der Macher an mehreren Stellen den Winkel der Primärfase nach Bedarf verändert hat, um einen relativ geraden Anschliffgrat zu erzeugen. Beim Ansetzen einer symmetrischen Primärfase ergibt sich so zwangsläufig ein schiefer bzw. stark welliger Anschliffgrat.

Und ja, die Härte. Ich habe die Härte der Schneide nicht getestet aber aus dem Bauch würde ich sagen, dass die Härte jenseits der 63hrc liegt. Das finde ich für einen reinen C-Stahl übertrieben, da es auf eine sehr niedrige Anlasstemperatur hindeutet und somit auch eine geringe Zähigkeit und geringe Schneidkantenstabilität zu erwarten ist. Aber es ist natürlich wie immer, bei umsichtigen Umgang sollte es keine Probleme geben.

So, dann wünsch ich weiterhin viel Freude mit dem Messer.

Gruß Jannis
 
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