Servus,
Der Shirogami lässt sich noch einen Hauch geiler schärfen Als der VG10 Goldstahl vom Ice Bear, mit den Standzeiten kann ich leben, allerdings fehlt mir hier auch noch ne Menge Erfahrung. Ich benutze ausschliesslich die 3000er Seite von einem No-name Kombistein, Küchentuch und Korken und bringe das Messer in wenigen Minuten zum Rasieren. Was mich am ende aber (denke ich zumindest) am meisten überzeigt ist die Geometrie. Der Hohe Klingenrücken und der robuste aufbau haben mir bereits beim ersten Anfassen gesagt: Chop mit mir! ...und so war es auch keine Umstellung auf Hackschnitt, sondern es war das Messer was mir die Schnittechnick quasi aufdiktiert hat.
deine Messwerte/punkte an der Schneide und der Kehlshot zeigen zumindest nach hinten raus eine robustere Geometrie, als sonst bei japanischen Messern dieser Machart üblich. Was nicht in's Bild passt ist die recht breite Schneidfase. Wenn deine Messerwerte stimmen, dann ist in der Mitte und im vorderen Drittel der Klinge ein zu spitzer Winkel angeschliffen, der die Schneidfase so breit werden lässt. Dieser spitze Winkel lässt die Schneide ausbrechen. Ich hab mir deine Bilder in's Bildbearbeitungsprogramm gezogen und die Schneide unter Vergrößerung angeschaut, sie ist vorne raus voller Ausbrüche.
Dein Schleifwinkel scheint zu flach, wenn du schleifst. Das eine zu spitz geschliffenen Schneide aus Shirogami beim Choppen zerbröselt sieht man an deinem Beispiel schön. Das dein Messer trotz einer schartigen Schneide rasiert, ist nicht ungewöhnlich, aber auf Dauer tust du dem Goko nichts gutes, mit einem instabilen Schliff.
So eine Schneide kann in aller Richtungen rasieren und Zigarettenpapier hängend kappen:
So schaut das dann mit 36° Schneidenwinkel aus:
Wenn die sauber geschliffene Schneide und die oben gezeigte Schneide mit den Ausbrüchen, so wie bei deiner Schneide im direkten Vergleich genutzt werden, so wird die technisch richtig geschliffene Schneide langsamer einer Regelabstumpfung folgen, wie die vermeintlich sauber geschliffenen Schneide ( die Ausbrüche sieht man erst unter Vergrößerung richtig gut ). Die bereits vorhandene Schartigkeit der Schneidenspitze, wird rasch Mikrochips generieren, es werden immer mehr feine "Sägezähne" aus der Schneide brechen, dass alles sieht man noch nicht mit freiem Auge. Erst wenn daraus, der erste "größere" Ausbruch resultiert, sagen wir 1-2/10 Millimeter, dann sieht man das und ein Reparaturschliff wird nötig, weil man ja weitere und vor allem größere Ausbrüche vermeiden will. Bei der geschlossenen Schneide, gibt es keine Sollbruchstellen, keine Scharten, keine Mikrosäge, hier geschieht das Abstumpfen durch eine mechanische Verformung von einer vormals Schneidenspitze zu eine Schneidenparabel ohne das die Schneide frühzeitig durch Fehl und Sollbruchstellen kollabiert. Die technisch "bessere" Schneide kollabiert natürlich auch, sonst wäre sie ja ewig scharf, aber zeitlich später und mit deutlich weniger plastischer Verformung, was einen geringeren Verschleiß zur Folge hat.
Das ist ein klarer und plausibler Ansatz, so zu schleifen. Man kann über Sinn und Unsinn des Aufwandes in Bezug zur Relation des Ergebnisses diskutieren und man kann über die Methodik, wie man zu so einer Schneide kommt diskutieren, auch der Schneidenwinkel oder die Schleifmittel sind nicht in Stein gemeisselt, aber egal wie, dass Ergebnis im Gebrauch ist mit einer präzise gesetzten Schneide immer ein längeres, ein materialschonenderes, ein technisch besseres.
Ich gebe dir das nur mit auf den Weg, weil diese Ausbrüche und auch die feinen Risse in deiner Schneide Sollbruchstellen sind, die ungünstig getroffen, heftige Ausbrüche bis in den Millimeterbereich zur Folge haben können. Dann muss die Schneide weit zurückgesetzt werden, was die Schneidfähigkeit stark reduziert, wenn nicht wieder ausgedünnt wird.
Japanische Messer sind eigentlich nicht für hohen Impact ausgelegt ( ausser Spezialmesser, wie ein Deba oder ein Komagiri ) wenn dir choppen am meisten Spaß macht, dann ist ein langer Flatspot zwar eine gute Voraussetzung, aber dazu braucht es auch einen passenden Stahl und den richtigen Schliff, damit die Schneide nicht so endet wie deine.
Technik, Unterlage und Schnittgut haben da auch noch ein gewichtiges Wörtchen mitzureden, aber das würde zu weit führen.
In deinem Fall, war das Messer ein Schnäppchen, da schaut man drüber weg, aber dein nächstes soll ja mehr kosten, deshalb würde ich traditionelle japanische Messer bei deiner Schnitttechnik nicht unbedingt favorisieren.
Gruß, güNef