Kurzvorstellung Kevin Wilkins Snack Hunter

Bukowski

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Moin!

Vor etwa einem Monat entdeckte ich im Sekundärmarkt ein mir bis dato unbekanntes Modell vom texanischen, in Berlin lebenden Messermacher Kevin Wilkins. Das "Snack Hunter".

Da ich mich selbst auch als Snack Hunter bezeichnen würde und mich das Wilkins-typische schnörkellos-minimalistische Design auf Anhieb ansprach, wurde aus dieser Entdeckung kurzerhand ein Spontankauf (sowas passiert mir sonst nie! 🤣)

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Hier nun möchte ich euch meinen Eindruck in knappen Worten schildern.

Hinweis: Bevor Begehrlichkeiten geweckt werden, das Messer ist aktuell leider nicht mehr verfügbar. Hierzu schreibt Wilkins: "Only 3 knives total produced! I had hoped to do a short production run of these but the cost has made me put that plan on indefinite hold."

Daten
Gesamtlänge: 190 mm
Klingenlänge: 80 mm
Klingenhöhe: 20 mm
Klingenstärke: 3,6 mm
Griffstärke: 10,5 mm
Gewicht (ohne Kydex): 90 g
Klingenstahl: Becut (58-59 HRC)
Griffmaterial: G10

Klinge
Zunächst zum Wichtigsten. Schneidfreudig ist die Klingengeometrie des Snack Hunter definitiv nicht. Ich hab's noch nicht ausgemessen, aber es hat ordentlich Material über der Fase, der Flachschliff geht nicht bis zum Rücken, die Klinge ist mit max. 20 mm zudem nicht besonders hoch und mit 3,6 mm Materialstärke am Rücken ziemlich "kräftig".

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Beste Voraussetzungen für einen kleinen Apfelspalter :D
Dementsprechend ist das Messer als Allrounder, wenn Food zu den Aufgaben gehört, keine vorbehaltslose Empfehlung für Anspruchsvolle.

Wilkins hat im Bereich vor dem Ricasso einen Recurve eingeschliffen. Dieses "Feature" hätte er sich aus meiner Sicht gern sparen können. Denn es macht das schnelle Abziehen der Klinge auf Banksteinen zur Unmöglichkeit. Und breiteres Schnittgut lässt sich auf einer ebenen Schneidfläche im Druckschnitt nicht sauber durchtrennen (Ziehharmonika-Effekt).

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Ansonsten ist ihm das Klingenfinish ansprechend gelungen. Der Kontrast vom Querfinish des Anschliffs und Längsfinish auf den Flats gefällt mir ausgesprochen gut. Dazu die schmale Swedge, klasse.

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Griff
Der Griff ist sauber gebaut und das strukturierte G10 fasst sich "grippy" und haptisch angenehm an. Dazu tragen auch die flach versenkten Schraubenköpfe bei. Ergonomisch darf man vom Griffdesign natürlich keine Wunder erwarten. Das ist der schlichten Formsprache geschuldet. Die großzügig gerrundeten Kanten sind ergonomisch aufjedenfall ein Pluspunkt.

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Optisch besonders gelungen finde ich das weit in die Griffschalen überlaufende, grobstrukturierte Jimping auf dem Erl.

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Zur Bauweise ergänzt Wilkins selbst: "The knife is (almost) full tang construction with a lanyard hole."

Kydex
Bei der Kydex gibt's nichts zu meckern. Sauber gemacht, Klinge sitzt spielfrei, Ziehwiderstand ist unauffällig und es lässt sich genauso unauffällig versorgen.

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Tragekomfort
Der Wilkins Snack Hunter trägt sich für ein Fixed dieser Größe in der Hosentasche relativ angenehm: leicht, schlank, schmal.
Einzig das "Klinge-Griff-Verhältnis" wirkt aufgrund der zierlich anmutenden Klinge aus meiner Sicht etwas unausgewogen.
Demgegenüber würde ich allerdings positiv hervorheben, dass ein gutes Stück vom Griff in der Kydex verschwindet. Denn wenn ich das Messer etwa mit einem UltiClip am Hosentaschensaum befestige, stört das Gewicht des überstehenden Griffstücks nicht so sehr die Balance dieser Befestigungskonstruktion.

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Fazit
Am Ende bleibt eine Frage im Raum stehen: Wie passt die Modellbezeichnung "Snack Hunter" zu dieser Klinge? Stabil, wenig schneidfreudig und mit Recurve – So will bei der Zubereitung von Snacks nicht wirklich (Schneid-)Spaß aufkommen. Oder geht es hier wirklich nur um das Aufschneiden von Chipstüten?

Dennoch. Trotz einiger Kritikpunkte greife ich in letzter Zeit oft und gern zum Snack Hunter, wenn ich Lust auf ein Hosentaschen-Fixed habe. Einfach weil es cool ist und sich angenehm trägt. Manchmal reicht das :)
 
Zuletzt bearbeitet:
Servus,

danke für die Vorstellung, dass Teil kannte ich bis dato nicht. Oftmals ist die Funktion nicht der Antrieb ein Messer zu kaufen, so wie hier reicht es, dass es so geradlinig wie cool gefertigt ist. Um einen Recurve mache ich immer einen großen Bogen und meist um halb angeschliffene Flacheisen generell. ;)

Nutella lässt sich damit gut schmieren, dass schaffen viele andere coole Messerchen oft nicht, somit alles vernünftig gerechtfertigt. :D

Viel Spaß damit.

Gruß, güNef
 
Vielen Dank für den sehr guten, ehrlichen und klaren Bericht, mit dem man etwas anfangen kann! Ein Schneidteufel ist das sicher nicht, aber mir gefallen die sauberen Linien, die ordentliche Verarbeitung und der Stahl ist auch nicht schlecht. Auch mit dieser Klingengeometrie, kann man dem Messer eine gute Schärfe verpassen. Mich stört auch der leichte Recurve überhaupt nicht, man muss das Messer ja nicht unbedingt als Küchenmesser einsetzen. :)

Gruß
Matthias
 
Servus,

wie schleift/schärft ihr eigentlich einen Recurve? Einer (Innen) Kurve begegne ich mit einer Kurve, also Schleifstab/Wetzstahl/auf Kartonrolle geklebtes Schleifflies/Sandpapier oder über die Tischkante gebogenes Mousepad mit Schleifmedium, ist aber alles nur "ungefähr"

Gibts jemanden der präzise und exakt einen Recuve reproduzieren kann? Fasenbreite und Ausgangsschneidenwinkel exakt einhaltend, wenn ja, wie macht ihr das?

Gruß, güNef
 
Danke euch. Wegen solcher Reaktion macht es mir Spaß hier Vorstellungen zu schreiben.

Die Zeiten, in denen ich ein EDC-Messer überwiegend oder ausschließlich nach der Klingengeometrie auswähle, sind offensichtlich vorbei. Wenn es mich nicht irgendwie packt, stecke ich es nicht gern ein. Und zur Not lege ich beim Schliff selbst etwas Hand an :D

Auch mit dieser Klingengeometrie, kann man dem Messer eine gute Schärfe verpassen.
Der Werksschliff war auch ordentlich ausgeführt. Gleichmäßig, nicht zu stumpfwinkelig und die Schneidkante ausreichend geschlossen.

Mich stört auch der leichte Recurve überhaupt nicht, man muss das Messer ja nicht unbedingt als Küchenmesser einsetzen. :)
Als Küchenmesser eingesetzt hat es auch nicht wirklich einen Reiz. Ziehende Schnitte gehen ja auch so und der Recurve verleiht der Klinge zumindest optisch einen markanten Auftritt. Dennoch werde ich in diesem Messerleben kein Recurve-Fan mehr ;)

Zum aufschneiden von Snack-Tüten tuagt doch der Recurve gut.
Recht hast du, der Schliff beißt in die Chipstüte wie ein Scandi ins Holz 😆
 
Recurve geht mit den extra schmalen EP Steinen oder gar runden Feilen für den EP, die ich auf fb gesehen habe.

Schicke Sache, besonders die Jimping Anordung und der Schliff gefallen mir an dem schön schlanken und cleanen Messer. Ein dickes W hätte mir als Klingentext genügt, aber ein bissl was ist ja immer.

Guter Fang.

grüsse, pebe
 
Z wischen durch Juchtenriemen und v.a. Kanten an den Sharpmakerstäben. Besonders bei Teilwellen im Recurvebereich, die ich bei vielen EDCs sehr mag.
 
Cooles Messer. Wenn du es nicht 3min nach dem es online war gekauft hättest, hätte ich es wahrscheinlich auch gekauft.

Dann wäre uns aber diese tolle Kurzvorstellung entgangen.

Schön die relevanten Beobachtungen zusammengefasst und sehr ansprechend mit Bildern untermalt.

Dass die Klinge so wenig schneidfreudig ist, kann und will ich nicht so recht verstehen. Zum Chipstüten öffnen tut's ja wohl auch ein Sebenza, oder so. :D
 
Recurve schleifen... (alles schon gemacht)
a. wegschleifen, bis die Schneide gerade ist. Wenn die Klinge es insgesamt erlaubt.
b. festen Plastikschlauch mit Schleifpapier umwickeln und vom Rücken zur Schneide hin schärfen.
c. Klinge außen an langsam rotierende Gummi-Schleifscheibe mit Schleifpapier halten (die man eigentlich für Lackarbeiten am Auto nimmt). Das Gummi samt Schleifpapier schmiegt sich in den Recurve.
 
Wenn du es nicht 3min nach dem es online war gekauft hättest, hätte ich es wahrscheinlich auch gekauft.
Wie, so langsam war ich?

Dass die Klinge so wenig schneidfreudig ist, kann und will ich nicht so recht verstehen.
Ich reiche die Daten zur Materialstärke über der Fase und zum Keilwinkel des Klingenschliffs nach, wenn ich Zeit habe. Ein Sebenza schneidet aufjedenfall besser.
 
@Bukowski schönes Messer, toller Bericht. Vielen Dank dafür. Auch wenn du dieses Messer nicht unbedingt als EDC benutzen willst, hast du immerhin ein besonderes Messer. Eines von nur drei Stück, das ist doch toll.
Gruss
Ulli
 
Tolle Vorstellung, danke dafür.
@güNef: Den Sharpmaker hab ich nur aus einem Grund noch nicht verkauft: Recurve-Klingen.
Wenngleich ich auch noch nie ein großer Fan war und sich mir die Funktion einer Recurve-Klinge etwas entzieht.

Greez,
Wischi
 
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