Kurzvorstellung Nesmuk Diamor

K.keller

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Hi zusammen,
durch den Spontankauf eines guten Freundes habe ich die Möglichkeit bekommen dieses Nesmuk Diamor zu testen.
Früher hatte ich ein Nesmuk auch mal auf meine Liste, bin dann aber nach einem Review von Gabriel komplett davon abgekommen.
http://www.messerforum.net/showthre...-Kochmesser-180-mm-Mooreiche&highlight=nesmuk
Ich will auch gar nicht groß in Details gehen, hierzu verweise ich auf Gabriels Review.

Zur Optik,
Das Nesmuk ist sehr gut Verarbeitet und macht einen hochwertigen Eindruck.
Das Design gefällt einem oder eben nicht, ich persönlich finde es sehr schön, bin mir aber sicher das es Polarisiert.

Die Beschichtung,
ich zitiere mal:
Das Nesmuk Diamor ist eine Revolution, die Können, Erfahrung und fortschrittlichste Materialien auf einzigartige Weise verbindet. In Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer-Institut für Werkstoff- und Strahltechnik in Dresden wird der doppelseitige Hohlschliff einseitig mit einem diamantartigen Kohlenstoff (DIAMOR[SUP]®[/SUP]) beschichtet, der die Schneidfähigkeit der Klinge extrem verlängert. Die Stärke der Beschichtung beträgt nur 1,5 μ. Ihre außerordentliche Härte ist 8 x höher als die Härte des rostbeständigen Niobstahls.

Die Beschichtung ist nur auf der linken Seite, auf der rechten Seite ist ein einseitiger Anschliff von ca.1mm (auf einem Bild gut zu sehen)

Die Schneidfähigkeit,
hierbei sei noch erwähnt, das Messer war nagelneu und noch nicht benutzt als ich es bekommen habe.
Nun kommen wir zu Problem, das Diamor hat die Schneidfähigkeit einer Spaltaxt, ich hätte es nicht für möglich gehalten das ein Messer in dieser Preislage und so schlecht schneidet. Zugschnitt bei Karotten geht überhaupt nicht, das Messer dringt nicht ein sondern rutscht nur über das Schnitgut. Durch eine gewisse Schartigkeit schneidet es gut in Tomaten oder Paprika ein, aber selbst bei festen Tomaten macht sich die schlechte Geometrie dann wieder bemerkbar.
Nach der einseitigen Fase liegen zwischen 0,5-0,7mm an der Wate an.!!
Ein weiterer Nachteil der einseitigen Fase zeigt sich durch einen nach innen ziehenden Schnitt, vergleichbar, jedoch abgemildert , einem Usuba.
Warum man dem Nesmuk mit dieser Geometrie jegliche Chance auf eine Vernünftige Scheidfähigkeit genommen hat ist mir ein Rätsel.
Möglicherweise ist es auch nur ein Montagsmesser und vom Hersteller gar nicht so gewollt.

Fazit:
Optisch und Technologisch hat das Nesmuk seinen Reiz, in dem Zustand meines Testmessers würde ich jedoch sagen Thema verfehlt 6.

Gruß Klaus
 

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Moin Klaus,

danke für die Vorstellung! Sehr interessant wenn auch mit erwartungsgemäßem Ausgang. Über Sinn und Unsinn solcher Messer haben wir ja schon genug diskutiert. Das Problem zeigt sich genau an diesem Messer.

Ich vermute nicht, dass der dicke Anschliff zufällig oder ein Fehler ist. Eine solche Beschichtung ist extrem spröde und ist nicht in der Lage Scher- oder Biegekräfte aufzunehmen. Meine Firma hat mal (auch in Zusammenarbeit mit entsprechenden Instituten) versucht eine hochfeste Kunststoffvariante mit einer solchen Beschichtung ähnlicher Härte zu versehen um Kratzfestigkeitseigenschaften zu generieren. Das Ergebnis war, dass selbst die geringe Elastizität des Substrats (obwohl ein hochfester Kunststoff gewählt wurde Emodul ca. 15 GPa... natürlich aber kein Vergleich zu gehärtetem Stahl...) zu viel für die Beschichtung war. Sie ist bei Druckbelastung abgebröselt.

Ein nagelgängiger Anschliff setzt immer eine gewisse Elastizität des Materials voraus. Würde man das DIAMOR also nagelgängig ausdünnen, würde einem eventuell die Beschichtung wegbröseln irgendwann....

Noch mehr als vielleicht so auch schon...

Aber vielen Dank Klaus, jetzt sind wir hier wieder eine Messererfahrung reicher :super:


Gruß, Gabriel
 
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Servus,

herzlichen Dank auch von mir für diese "Warnung" und auch an Gabriel, für die gleich mitgelieferte Werkstoffkunde! :super:

Der Anschliff entbehrt jeder funktionellen Logik! :confused:

Einfach ver-rückt ein solches Messer für die Küche zu konstruieren!

Ich geh wieder grillen! :steirer:

Gruß, güNef
 
Danke an Klaus für den aufschlussreichen bzw. abschreckenden Bericht und auch Danke an Gabriel für die sehr wahrscheinliche, zumindest mir äußerst logisch erscheinende Erklärung.

Ich hätte nicht gedacht, dass man sich in dieser Preisklasse tatsächlich auch echten (funktionalen) Mist kaufen kann.

Viele Grüße,
Christian
 
Naja, mit dem funktionalen Mist kann Mann so oder so sehen.

Wenn ich so an die Rundstäbe aus meinem Bekannten- und Verwandtenkreis denke, die vielleicht irgendwann mal Messer waren, dann ist das Nesmuk für diese Klientel der Nichtschäfer gar nicht schlecht.

Macht zwar eigentlich keinen Sinn Messer zu besitzen und diese niemals zu schärfen, gefühlt ist das allerdings bei der Mehrheit in Deutschland der Fall.


VG

Maxxd
 
Der Hersteller hat ja damit geworben, dass das Messer hart ist. Es ist einfach verdammt hart, damit zu schneiden.:steirer:

Im Ernst: Ich finde es ja lobenswert von Nesmuck, mit solchen Materialkombinationen zu experimentieren. Aber wenn die Testphase ergibt, dass die Materialeigenschaften, in diesem Fall die Härte der Kunsttoffbeschichtung, Geometriewerte notwendig machen, die der Schneidfähigkeit deutlich abträglich sind, sollte man so ein Messer nicht auf den Markt bringen. Vor allem nicht, wenn man des Schneiddefizit auch nachträglich nicht beheben kann, wie Gabriel erkärt hat.

Zieht man dann noch die Preispolitik von Nesmuck in Betracht, wird es vollständig unerfreulich.
 
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