Kurzvorstellung Oberland Arms Titan Sepp Ti

Bukowski

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Moin,

meinen ersten Blickkontakt mit dem Modell hatte ich vor ein paar Jahren – damals noch die alte Version des Oberland Arms Titan Sepp mit Daumenpin und AISI D2 Klingenstahl. Schon seinerzeit fand ich den schnörkellosen no-nonsens Werkzeugcharakter, den das Messer hat, ziemlich sexy und die Tatsache, dass es nicht mehr hergestellt wurde umso bedauerlicher.

Als Oberland Arms das Modell dann ohne Daumenpin und mit Böhler M390 Klingenstahl als Neuauflage angekündigt hat, war ich erst hoffnungsvoll und dann enttäuscht: keine Volltitan-Variante vom "Titan Sepp"!? Also weiter abwarten...

Vor Kurzem war es dann soweit, das Warten hatte sich gelohnt, Oberland Arms hat die Serie um ein Volltitan-Modell ergänzt. Endlich.
Die Erwartungen an das Messer waren dementsprechend hoch.

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Daten
Klingenlänge: 95 mm
Klingenhöhe: 30 mm
Klingenstärke: 3,5 mm
Grifflänge: 128 mm
Gewicht: 168 g
Klingenstahl: Böhler M390 auf 59-61 HRC gehärtet
Klingenschliff: Flachschliff
Finish: Darkwash auf Klinge und Titan-Frames
Verriegelung: Framelock mit Ausfräsung außen
Öffnungshilfe: einseitiger Nagelhau links
Klingenlagerung: Phosphor-Bronze-Geleitscheiben

Sonstiges:
  • Lockbar mit Stahleinlage am Anschlag und integriertem Überdehnschutz (Pluspunkt!)
  • Wire-Clip (Tip up links und rechts umsetzbar)
  • QR-Code zum BKA-Bescheid als PDF-Download auf der Lockbar
  • gefertigt von Viper Tecnocut in Maniago / Italien
  • inkl. Lasercut Messertasche von MD-Textil
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Unboxing
Der erste Eindruck nach dem Auspacken war dann – für mich – etwas enttäuschend. Die Klinge lief relativ schwergängig und kratzig, der Detent war ziemlich stark. Weit entfernt von der definierten Geschmeidigkeit, die ich an Framelocks mit schweren Klingen und Phosphor-Bronze-Geleitscheiben so mag. Außerdem hatte die Klinge leichtes seitliches Spiel. Hm..

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Erste Waschung
Also das Messer direkt komplett zerlegt, mit Aceton gereinigt (die Achse war tatsächlich mit Bearbeitungsrückständen verdreckt) und die Washer auf Microcloth poliert.
Das Klingenspiel war nach dem Zusammensetzen verschwunden und der Klingenlauf verbessert. Der Rest ist Einspielen, inzwischen läuft die Klinge okay – aber weit entfernt von ZT-0550-Niveau.

Beim Zerlegen ist mir negativ aufgefallen, dass die Achse keinen Verdrehschutz hat und zusätzlich mit Schraubensicherung zugeschmiert war – muss das sein?

Weil ich beim Zerlegen etwas angesäuert war, habe ich es leider versäumt, Fotos von der Aktion zu machen. Mea culpa!

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Clip
Ein Zweifel, den ich im Vorfeld hatte, konnte sich nach dem Auspacken allerdings zerstreuen: die Haltbarkeit des Draht-Clips.
Bis dato kannte ich nur die Draht-Clips von Spyderco und Giantmouse, die ich an den relativ leichten Modellen dieser Hersteller auch zu schätzen gelernt habe, mir an einem ausgewachsenen 168 g Volltitan Klopper aber irgendwie nicht vorstellen konnte.
Tatsächlich macht der Clip am Titan Sepp einen sehr stabilen Eindruck und passt für mich auch irgendwie zum schmucklosen Konzept des Messers.
Einen Nachteil hat der Clip allerdings: der Druckpunkt liegt innerhalb der Lockbar-Ausfräsung und reibt die Kante der Ausfräsung beim Herausziehen am Hosentaschensaum entlang. Die Hosenindustrie freut's.

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Klinge
Unterhalb der Swedge/Flat beginnt der Flachschliff der 3,5 mm starken Klinge und läuft auf 0,5 mm über der Fase aus. Die Fase selbst ist gleichmäßig sowie sauber gesetzt und hat einen Anschliffwinkel unterhalb der 40° (gesamt). Zudem verjüngt sich die Klinge gleichmäßig mit ihren 3,5 mm am Griff in Richtung Spitze auf 0,85 mm ("Taper"). Ein solider Allrounder aus meiner Sicht. Ich hätte deutlich mehr "Brechstange" erwartet und bin positiv überrascht. Ein toller Apfelslicer ist die Klinge mit diesen Werten aber trotzdem lange nicht.

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Ergonomie & Balance
Eindeutiger Pluspunkt. Ich hatte selten ein Klappmesser mit flachen Griffschalen in der Hand, das sich so sicher und gleichzeitig angenehm greifen ließ (9½er Hand). Hierzu trägt natürlich die vollständige Verrundung der innen- und außenliegenden Kanten des Titan-Frames sowie das gute Balancing des Messers bei. Das hätte ich rein von der optischen Einschätzung des Griffs im Vorfeld so nicht erwartet.

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Fazit
Wer auf ausgewachsene Klappmesser steht und das üppige Gewicht von 168 g nicht scheut, bekommt mit dem Oberland Arms Titan Sepp Ti maniago-typisch saubere Verarbeitung mit Verbesserungspotential bei der Einstellung sowie der Clip-Positionierung, eine nutzbare Allround-Klinge und eine durchdachte Ergonomie.

Ich würde es wieder tun.
 
Zuletzt bearbeitet:
Moin, moin,
Danke für Deinen umfassenden, sehr interessanten Bericht! Obwohl das Messer von den Dimensionen und der taktischen Optik nicht in meinem Beuteschema liegt.
Was ich bemerkenswert und löblich finde, ist das gelungene Bestreben des Herstellers, alle Eigenschaften eines „modernen“ Messers in Konformität mit unserem restriktiven WaffG zu bringen, dieses sich per Bescheid bestätigen zu lassen und gleich per QR-Code auf dem Messer zur Verfügung zu stellen. Um absehbare Konflikte im Fall von Kontrollen gleich zu minimieren. So eine Kundenorientierung sieht man selten! Grund genug, dass ich mir den schweren Klapper nochmals in Ruhe anschaue.
Dass die Klinge kein Leichtläufer ist, ist halt der Preis für ein sorgenfreies Führen.

Gruß
Abu
 
Servus,

seit langem wieder mal ein Messer das auf mich wirkt. :D Die Oberflächen finde ich klasse und auch die Gesamterscheinung. Das Logo ist ohnehin eine Klasse für sich. 💀

Danke für's vorstellen und da ich Zugang zu einem industriellen Ultraschall habe, müsste ich das Teil nicht mal zerlegen. wenn's grausig läuft. :hehe:

Gruß, güNef
 
Ich habe schon die beiden früheren Versionen (großer und kleiner Sepp) und bin von dieser Überarbeitung auch sehr angetan. Danke für das Review. Allerdings - für die Art, wie der Clip da so blöd über der Ausfräsung sitzt, gibt's echt keinen Designpreis. Na ja, ich würde ihn mir sowieso auf links setzen, dann wär das Problem kein solchiges mehr ;)
 
Klasse review und toll bebildert.

Ich hab‘ seit dem Erscheinen mit dem Sepp geliebäugelt - bei einem legalen full size ti mit robusten tactical Qualitäten zu einem vernünftigen Preis, kommt man eigentlich an dem Titan Sepp fast nicht vorbei.

Der Sepp steht jetzt erstmal bei mir auf der Liste. Einzig, das darkstonewash ist zwar sehr praktisch, weil recht unempfindlich, ist aber nicht ganz meine persönliche Vorliebe.

Vielen Dank für die schöne Vorstellung.

grüsse, pebe
 
Danke euch!

@Abu danke, dass du nochmal ausführlicher auf die Themen BKA-Bescheid und WaffG eingegangen bist, das kam bei mir etwas kurz.

@güNef das nächste Mal lasse ich das Messer zum Boxenstopp im Ultraschall erstmal zu dir schicken ;)
Wobei ich die meisten neuen Messer eh früher oder später zerlege, um die Präzision der Passungen usw. beurteilen zu können.

Ich bin aufjedenfall gespannt ob das Modell bei dir demnächst auch aufschlägt :D

@porcupine ich habe mich auch gefragt, was das mit der Clip-Positionierung soll. Leider scheint es auch keine Alternativen im Aftermarket zu geben. Umsetzen wäre für mich jetzt nicht so wirklich sinnvoll 🤔😅

@pebe mir ging's mit dem Darkwash zunächst genauso, aber man gewöhnt sich schnell daran ;) Washing und Oberflächenstruktur sind auch wirklich gut gemacht. Sieht sehr lebendig aus und fasst sich geschmeidig an.
 
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Reaktionen: Abu
Danke für Deinen ausführlichen und lesenswerten Bericht! (y)
Ich hab die G10 Variante in grün und kann das Gesagte nur bestätigen.
Tolles Messer, musste meins aber auch erst einmal zerlegen und reinigen.
 
Vielen Dank für die interessante Vorstellung und für die schönen Bilder! Ich liebäugle schon lange mit den feststehenden Messern von OA, also mit dem neuen Imwoid und dem Jagar.
 
@porcupine ich habe mich auch gefragt, was das mit der Clip-Positionierung soll. Leider scheint es auch keine Alternativen im Aftermarket zu geben. Umsetzen wäre für mich jetzt nicht so wirklich sinnvoll 🤔😅
Ich hab ihn bei meinem ersten Ti-Sepp ja umgesetzt und stellte dann aber fest, dass das auch einen Nachteil hat: Der Drahtclip auf dem glatten Titan schont zwar die Hosentasche, erhöht aber auch die Verlustgefahr z.B. beim Hinsetzen oder Einsteigen ins Auto. Die von OA gewählte Variante gewährt dafür ein weitestgehend verlustfreies Tragen.
Die Diskussion gab es schon mal im Zusammenhang mit dem Strider AR, das auch extrem textilfeindlich war. Mick Strider argumentierte: Die Träger - insbesondere auch Soldaten im Einsatz - sollen das Messer auf keinen Fall verlieren, die Klamotten sind dabei nachrangig.
 
Die Träger - insbesondere auch Soldaten im Einsatz - sollen das Messer auf keinen Fall verlieren, die Klamotten sind dabei nachrangig.
Wobei mir persönlich bei der Argumentation – um den Bogen zum Titan Sepp Ti zu schlagen – bei einem Messer für Einsatzkräfte die Einhandöffnung fehlen würde 😋

Aber du hast schon Recht, insgesamt lässt sich die Sichtweise auch vertreten.
 
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