Kurzvorstellung Sakai Takayuki Grand Chef Wa Petty 15cm

WISCHI

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Liebe Küchenmesser-Freunde,

ich war seit einiger Zeit auf der Suche nach einer etwas längeren Alternative zu meinem Herder Petty, Vorgaben meinerseits waren neben einer Klingenlänge von 15cm eine dünne Geometrie und ein (für mich) optisch ansprechendes Wa-Messer. Die üblichen Verdächtigen (Ashi, Konosuke) waren nicht lieferbar bzw. nicht in der von mir erwünschten Materialkombination, somit fiel meine Wahl auf ein

SAKAI TAKAYUKI GRAND CHEF WA PETTY 15cm.

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Spezifikationen:
Klingenlänge: 15cm
Gewicht: 54g
Stahl: AEB-L (60 HRC)
Beidseitiger Anschliff

Verarbeitung
Das F&F des Messers ist auf ansprechendem, wenngleich nicht perfektem Niveau.
Leider kann ich nur so gute Fotos liefern, wie sie meine Kamera mit Automatikmodus zulässt, ich hoffe, ein entsprechender Eindruck kann trotzdem entstehen. Der (etwas geschwungene) Klingenrücken ist gerundet, der Kehl leider nicht. Für Rechtshänder ist eine kleine Aussparung für den Zeigefinger angebracht, das hilft mir als Linkshänder wenig. Hier hätte man diese Einkerbung sicherlich beidseitig anbringen können, so muss ich mal mit der Feile ran, wird aber sicherlich schnell gemacht sein (ich hoffe, man kann das auf dem nachfolgenden Foto sehen).

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Die hell- bis dunkelbraune Hornzwinge zeichnet imho sehr schön, auch der Übergang zum Magnoliengriff ist ordentlich gemacht, die Klinge ist sauber in den Griff eingebracht und der Übergang versiegelt. Der sechseckige Griff (nicht ganz symmetrisch) ist unten gerundet, nennt man wohl Rokkaku-Hanmaru.

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Durchaus enttäuscht war ich von der Out of the Box-Schärfe, diese ließ zu wünschen übrig. Ich musste außerdem mit meinen Naniwa Professionals einen ordentlichen Winkel (habe 30° gewählt, hat sich bei mir bewährt) anbringen, der Winkel war im Auslieferungszustand leider viel zu groß (über 40° in jedem Fall). Wenn der Winkel passt, lässt sich eine durchaus bissige Schärfe anbringen, der Stahl ist ja im rostfreien Bereich on top, wie ich meine.
Positiv zu erwähnen ist der sehr filigrane „Klingenstempel“ (Kanji – was es bedeutet, weiß ich nicht), weniger passend finde ich den Schriftzug „Made in Japan“ in römischer Schrift direkt daneben.

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Ich kann zu Schneideerfahrungen (noch) wenig sagen, nur so viel: Ja, die Klinge ist dünn, aber ich würde das Messer nicht als Laser bezeichnen, mit meinem Ashi kommt es bei Äpfel und Karotten ebenso wenig mit, wie mit dem Herder Petty.

Kurzes Fazit bisher:
Das Sakai Takayuki Grand Chef Wa-Petty gefällt mir optisch sehr gut, besonders die Zwinge hat es mir angetan. Durchaus vorhandene Schwächen im Fit&Finish-Bereich habe ich wissentlich in Kauf genommen, dass es der Hersteller Aoki auch anders kann, beweißt er z.B. mit dem Suisin Inox Honyaki, das kostet aber auch locker das Doppelte. Für 130,-- bekommt man meiner Ansicht nach ein ordentliches Petty mit tollem Stahl, ein wenig Zeit muss man investieren, dann braucht man kaum noch einen Vergleich zu scheuen.

Wenn es Fragen gibt, gerne, sorry noch einmal wegen der miesen Fotos, trotzdem der Versuch am Ende ein paar weitere Impressionen sprechen zu lassen (z.T. mit meinem Ashi Wa-Gyuto 24cm mit Ebenholz und cremefarbener Hornzwinge, ergänzen sich gut, die beiden, finde ich).

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Greez,
Wischi

p.s. Sorry für Off-Topic: Wenn mir jemand sagen kann, wie ich die Bilder direkt im Thread groß einbinde, wäre ich dankbar, ich habe es leider nicht geschafft.
 
Grüße euch!

Nach einigen Tagen kann ich nun vorsichtig Erfahrungswerte beisteuern bzw. einen ersten subjektiven Vergleich anstrengen.

Die Testkandidaten:

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von links: Ashi Hamono Gyuto 240mm 61HRC, Herder Lignum 3 rostfrei (bisschen ausgedünnte Flanken - musste die neuen Schleifsteine testen), Sakai Takayuki Grand Chef Wa Petty 150mm


Das Testobjekt:

P9250087.jpg
Ein Teller voller Karotten

Die Ausgangslage: Zu Beginn wurden die drei Testkandidaten geschärft, das Ashi und das Takayuki auf dem Naniwa Professional 5.000 (habe versucht, die maximale Schärfe raus zu kitzeln), das Herder habe ich mit dem Keramikstab auf eine bissige Schärfe gebracht, ein paar wenige Züge genügten hierfür.


Ergebnisse

Platz 3
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Sakai Takayuki Grand Chef Wa Petty: Es war zu erwarten: Die Geometrie ist nicht so dünn wie bei den Mitstreitern, was man bei Karotten natürlich am deutlichsten merkt. Im letzten Drittel ist ein leichtes Knackgeräusch zu hören, ist aber nicht dramatisch.

Platz 2
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Herder Lignum 3 rostfrei: Was soll ich sagen? Ich mag das Herder sehr. Es ist mit das beste Messer, das ich kenne und muss eigentlich kaum einen Vergleich scheuen. Mit seinem Solinger Dünnschliff und dem gerigen Gewicht sind Berge von Karotten kein Problem, im Gegenteil, das macht richtig Spaß. Wenn man bedenkt wie pflegeleicht und günstig das Messer ist (Klinge ist ja ident mit dem "normalen" Santoku, das knappe 50,-- kostet), müsste man zu dem Entschluss kommen, dass man kein anderes Messer braucht, aber wir sind ja alle verrückt, also verwerfen wir diesen Gedanken ganz schnell wieder.

Platz 1
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Ashi Hamono Gyuto: Ja, man merkt einen Unterschied zum Herder, das Ashi gleitet noch angenehmer durch die Karotten, man kann es nicht gut beschreiben, man muss es spüren: Das Ashi geht mit einem kaum wahrnehmbaren "Zischen" durch das Schnittgut, es ist die wahre Freude.

Fazit:

Das Takayuki Grand Chef Wa Petty fällt in diesem nicht ganz fairen Vergleich wie erwartet etwas ab, Grund ist, dass es einfach weniger dünn ausgeschliffen ist, seine Stärken hat es in anderen Bereichen. Grunsätzlich mag ich es, es hat Charakter, ist schön leicht (liegt mir) und lässt sich richtig scharf ausschleifen.
Das Ashi - ich habe das Glück, die wohl begehrteste Materialkombination zu besitzen, blondes Horn, dunkles Ebenholz und Härteupgrade - liegt unangefochten an der Spitze, das Herder mit seinem fabelhaften Solinger Dünnschliff kommt ihm aber wenigstens ein bisschen nahe.
Noch etwas ist mir aufgefallen: Food release ist für alle drei Vertreter ein Fremdwort, ein Suisin Inox Honyaki steht auf meiner Liste, das soll ja die eierlegende Wollmichsau sein, sprich Lasergeometre und akzeptabler food release - ich bin gespannt.

Hier noch ein paar Impressionen:

P9250098.jpg P9250099.jpg P9250101.jpg

Greez,
Wischi
 
Servus,

danke für deinen Bericht und die Ergänzung!

Das Takayuki Grand Chef Wa Petty fällt in diesem nicht ganz fairen Vergleich wie erwartet etwas ab, Grund ist, dass es einfach weniger dünn ausgeschliffen ist, seine Stärken hat es in anderen Bereichen.

welche Stärken meinst du da genau?

Food release ist für alle drei Vertreter ein Fremdwort, ein Suisin Inox Honyaki steht auf meiner Liste, das soll ja die eierlegende Wollmichsau sein, sprich Lasergeometre und akzeptabler food release - ich bin gespannt.

Bitte erwarte da nicht zu viel! Konzeptionell ist das SIH ein glatter Laser mit flachem Schliff, so wie das Grand Chef Wa-Petty und dein Ashi. Vielleicht sind die Flanken weniger glatt und deshalb empfindet Gabriel einen besseren FR, ich kann mich da nicht mehr genau erinnern!

Ich möchte dir das SIH nicht madig machen, ist ein exzellenter Laser, aber finanziell bist du da schon in greifbarer Nähe zu einem Xerxes-UF-HK-Gyuto und das hat tatsächlich FR als Eigenschaft! Wenn's wirklich um ernsthaften FR gehen soll!

Im Übrigen war ein Grand Chef Wa lange auf meiner Liste, nur alles was da so dazwischen gekommen ist, macht es heute obsolet! :hehe:

Gruß, güNef
 
Servus!

welche Stärken meinst du da genau?

Naja, Karottenschneiden ist die Paradedisziplin der Laser und hier traten 2 heftige Laser (Ashi und ausgedünntes Herder) gegen ein Petty mit merkbar robusterer Geometrie gegeneinander an. Stärken des Pettys sind andere, ähnlich eines Honesukis kann man es imho als Ausbeinmesser-Ersatz (nachdem ich keines besitze) verwenden, Schinken schneiden ging super, etc... Man darf halt auch nicht vergessen, dass es ein Petty und kein vollwertiges Küchenmesser ist, somit darf man auch nicht das erwarten, was man von einem Gyuto erwartet.
Andere Stärken werden sich hoffentlich im Laufe der Zeit heraus kristallisieren.

Bitte erwarte da nicht zu viel! Konzeptionell ist das SIH ein glatter Laser mit flachem Schliff, so wie das Grand Chef Wa-Petty und dein Ashi. Vielleicht sind die Flanken weniger glatt und deshalb empfindet Gabriel einen besseren FR, ich kann mich da nicht mehr genau erinnern!

Ich möchte dir das SIH nicht madig machen, ist ein exzellenter Laser, aber finanziell bist du da schon in greifbarer Nähe zu einem Xerxes-UF-HK-Gyuto und das hat tatsächlich FR als Eigenschaft! Wenn's wirklich um ernsthaften FR gehen soll!

Ernsthaft um FR soll es (noch) nicht gehen, ich bin noch nicht "Laser-satt", ich merke, dass FR die nächste Ausbau- bzw. Evolutionsstufe ist, soweit bin ich noch nicht. Ein Laser mit akzeptablem FR reizt mich und da denke ich, dass das Suisin die beste Wahl ist, zumal mich auch der Stahl reizt, FR ist also nicht der einzige Grund, warum mir das Suisin Inox Honyaki vorschwebt. Und ein Konosuke wird auch irgendwann folgen, danach schau ma mal weiter :)

Im Übrigen war ein Grand Chef Wa lange auf meiner Liste, nur alles was da so dazwischen gekommen ist, macht es heute obsolet! :hehe:

Ja, das glaub ich dir gerne, ich bin da noch eine oder zwei Ebenen darunter und hoffe inständig, dass ich dein Level niemals erreiche, ist ja existenzgefährdend :)

Greez,
Wischi
 
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