Jetzt sind wir wieder mal am Rätselraten.
Nach den Vorstellungen der Ausgangsfrage kommen die Stähle SB 1 (1.4153) ein ähnlicher Stahl M 92, Böhler N 690 und schließlich N 680 in Betracht.
Vielleicht ist es aber auch ein ganz anderer Stahl.
Wie könnte man weiterkommen ?
1. Über die Herstellerfirma den Stahllieferanten herauskriegen und nach der exakten Legierung fragen. Möglicherweise stellen die sich kindisch und wollen ihr "Geheimnis" nicht verraten. Kindisch wäre dies deshalb, weil jeder Stahl sich problemlos analysieren lässt.
2. Kommt man mit 1. nicht weiter, so kann man eine Analyse machen lassen- ein Mitglied des Forums hat das mal angeboten. Wenn man wegen ein paar Stückchen Stahl die Mühe und die Kosten einer Anfrage oder Analyse scheut, hilft:
3. Spekulation.
Dabei kann man sich auf die Vermutung stützen, daß die Hersteller industriell eingesetzter Cuttermesser über ausreichende Kenntnisse und Erfahrungen verfügen, um für den gedachten Einsatz eine vernünftige Lösung zu bieten. Vernünftig heißt in diesem Zusammenhang immer eine sinnvolle Relation zwischen Kosten und Leistung herzustellen.
Cuttermesser brauchen nicht besonders scharf zu sein. Sie müssen einigermaßen verschleißfest, in erster Linie aber wegen der möglicherweise auftretenden Biegekräfte zäh und robust sein.
Die Firma Alpina trägt dem in ihrer Zusammenstellung Rechnung: der verschleißfesteste Stahl -1.4125- wird nur mit 55 HRC eingesetzt, obwohl er wesentlich härter eingestellt werden könnte. Auch der hier besonders geeignete Stahl 1.4034 wird zur Verbesserung der Zähigkeit mit nur 52 HRC eingesetzt.
N 680 ist auch korrosionsbeständig, enthält also mindestens 13 % Chrom und 0,55 % C.
Das wäre ein recht guter Kompromiss zwischen den Anforderungen an Härte, Schneidhaltigkeit und Zähigkeit.
Weshalb dieses "Legierungsfenster" für schneidende Werkzeuge besonders günstig ist, kann man bei Verhoeven nachlesen.
Also kann man mit gutem Grund spekulieren, die Klingen seien aus einem Material ähnlich 1.4034 oder N 680 gefertigt.
Die anderen angesprochenen Stähle wären für Cuttermesser eher überlegiert.
4. Schließlich kann man auch auf gut Glück so wärmebehandeln, wie es für rostträge Stähle üblich ist. Es gibt da schon Unterschiede- die höher legierten brauchen oder ertragen jedenfalls höhere Härtetemperaturen und Haltezeiten als die niederiger legierten.
Mit einer Härtung von 1020 Grad und 10 Min Haltezeit wird man einen höher legierten Stahl eher unterhärten. Man macht aber damit nichts kaputt und kann gegebenenfalls die Härtung mit höherer Temperatur und verlängerter Haltezeit wiederholen.
Zur Funkenprobe: Eisenbrenner hat schon richtig hervorgehoben, daß ein echter Vergleich nur bei gleicher Wärmebehandlung möglich ist.
Wegen der kräftigen Bindung des Kohlenstoffs in den Chromkarbiden funken die rostträgen Stähle mit viel weniger Sprühsternen als normale Werkzeugstähle. An einzelnen Bildchen kann man da kaum etwas sehen.
Freundliche Grüße
U. Gerfin